"Warenautomatenbetreiber"

josef

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#1


„Ablaufdatum“ für Automaten

Es gibt sie noch - die Kultautomaten, aus denen man für ein bis zwei Euro Kondome oder Kaugummis bekommt. Das Geschäft wird schwieriger, weil die Ware mittlerweile auch mit Mindesthaltbarkeitsdatum verzeichnet sein muss.
„Ich mache das als Hobby, davon leben kann ich heutzutage nicht mehr “, erklärt Warenautomaten-Betreiber Franz Wunsch gegenüber wien.ORF.at. Bei einem damaligen Umsatz von 1.000 Schilling (rund 73 Euro), springen heuer vergleichsweise nur noch um die 30 Euro heraus. Begonnen hat alles mit dem „Automatenpionieren“ Ferry Ebert. Damals hat er über 12.000 Automaten in ganz Österreich betrieben. Um die 70 Stück seiner Kultobjekte zählt er heute noch in Wien.


Sarah Steiner/ORF
Als 24-Stunden-Verkäufer finden die Automaten noch einige Fans in Wien

Durch die Digitalisierung und die elektronischen Snackautomaten in den U-Bahn-Stationen mit über 60 Artikeln zur Auswahl, sind klassische Kaugummi- und Kondomautomaten in den Hintergrund gerückt. Aber die Automaten mögen, laut Ebert, wohl schon Kultstatus bei jenen erreicht haben, die im 20. Jahrhundert aufgewachsen sind. Trotz des Rückgangs werden die Automaten noch genutzt. Sobald der Drogeriemarkt abends zusperrt, kommen sie wieder ins Spiel.

„Aber der Vandalismus ist ein sehr großes Problem“, findet Ebert. „Wir haben entlang des Donaukanals, in der Nähe vom Schwedenplatz, dreimal neue Automaten aufgehängt, weil immer wieder ganze Geräte gestohlen worden sind. Da ist das Geld weg und die Ware weg und das rentiert sich nicht“ erklärt Wunsch weiter.


Sarah Steiner/ORF
Die Automaten sind nicht für jeden Gastronomiebetrieb passend

Jeden Monat wird nachgefüllt und geputzt
Auch mit Falschgeld, Beschmierungen und Beschädigungen hat der Wiener Betreiber zu kämpfen. Besonders schlimm sei der Vandalismus in Bahnhöfen und auf öffentlichen Toiletten. „Die Vorderwände unserer Automaten tauschen wir in der Regel jedes halbe Jahr aus“, so Wunsch.

Der Erhalt der Automaten sei außerdem durch das Lebensmittelsicherheitsgesetz aufwändiger geworden. „Jedes Kondom und jeder Kaugummi hat heutzutage plötzlich ein Ablaufdatum“, sagt Wunsch. Seit zwölf Jahren, nämlich seit der Kundmachung des Lebensmittelsicherheitsgesetzes, wird die Ware jeden Monat von den Betreibern kontrolliert und ausgetauscht.

Die Umstellung vom Schilling auf den Euro war, laut Wunsch, ein „riesen Arbeitsaufwand“. Damals hat man für ein Kondom gesamt 20 Schilling eingeworfen, heute kostet es zwei Euro.


Sarah Steiner/ORF
Zweimal zehn Schilling für „hygienische Gummiwaren“

„Nicht vom Aussterben bedroht“
Auf Online-Marktplätzen können die Kultautomaten gebraucht für über 500 Euro erstanden werden. Dass diese einmal von Wiens Straßen völlig verschwinden werden, glauben Ebert und Wunsch nicht. „Wir müssen schauen, ob uns die Lokale Eintritt erlauben. Ich denke, dass der Bestand in Zukunft aber ziemlich gering ausfallen wird“, so Wunsch.

Konflikte gibt es auch mit der Kirche, erzählt Ferry Ebert , und in noblen Restaurants oder Hotels seien Toilettenautomaten eher nicht erwünscht. Kondome auf der Herrentoilette, oder Binden auf der Damentoilette kaufen zu können, sei auch heute noch ein Konfliktthema. „Das scheitert auch an dem neuen Design von Restaurants oder Hotels. Heutzutage besteht vieles aus Glas, da könnten wir unsere Automaten nicht mal montieren“, erklärt Wunsch.

Sarah Steiner, wien.ORF.at

Links:
Publiziert am 04.02.2018
http://wien.orf.at/news/stories/2892358/
 

dermike

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#2
An diese Art von Automaten kann ich mich noch gut erinnern. Also die, mit Kondomen, gibt's noch immer in Kneipen.
Aber die andern mit Kaugummi u.s.w. gibt es eigentlich nicht mehr.
Die Zeiten sind einfach vorbei, leider, oder vielleicht doch Gott sei dank ?
Die Zeiten ändern sich halt. so ist das eben.


dermike
 

josef

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#4
In Österreich gibt es auf jedem aktiven Bahnhof einen neuartigen Automaten.
Wenn man dann noch die Kaffee-Schoko und andere Getränkeautomaten nimmt, kann man eigentlich von einem weniger an Automaten nicht sprechen...
Stimmt schon Struwwi, aber da geht es um die Automaten aus der "Vorzeit" mit Kultstatus wie "Pez", Kaugummi-Kugerl mit "Schmuckbeigaben" für kleine Mädchen :)und die alten mit Bildchen beklebten "Blechkisten" in den Ecken der Herrentoiletten...:p
 

josef

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#5
Ebert sucht Nachfolger für Automatenmuseum
Ferry Ebert, Kondompionier, Automatenkaiser und Märchendichter, sucht einen Nachfolger für sein Lebenswerk: das Automatenmuseum. Mehrere Krankheiten und zuletzt ein Sturz würden ihn zu diesem Schritt zwingen.

„Es hätte schlimmer kommen können“, sagte der bald 84-jährige Wiener im Gespräch mit der APA. Das kleine Museum, das an Eberts Schaffen erinnert und in seinem ehemaligen Privatbüro in der Beckmanngasse in Wien-Penzing untergebracht ist, hat „den Beginn des Automatenzeitalters nach dem Zweiten Weltkrieg zum Inhalt“, wie der ehemalige Geschäftsmann berichtete.


APA/HERBERT NEUBAUER

Dazu gehören die legendären Blausiegel-Automaten ebenso wie Pez-, Kölnisch Wasser- und Kaugummi-Automaten. „Und Manner, Brieflose, Haribo und viele mehr, ungefähr 100 Stück“, ergänzte Ebert am Telefon.

„Kann Automaten nicht mehr heben“
„Anscheinend habe ich mein abwechslungsreiches Leben zu sehr auf die Probe gestellt, so dass es mir nun im Alter die Rechnung stellt“, schrieb Ebert. Fügte aber in seinem Mail hinzu: „Bin nicht verzweifelt, sondern dem Leben gegenüber dankbar, dass es so war wie es war und nun so ist wie es ist!“ Das unterstrich er: „Ich hab noch einiges vor, aber ich kann einen Automaten nicht einmal mehr heben.“

Innerhalb von eineinhalb Jahren erlitt Ebert als Folge einer Lebensmittelvergiftung eine Gallenkolik und eine Bauchspeicheldrüsenentzündung. Eine Spitalsinfektion nach der Implantierung eines künstlichen Knies habe einen Schlaganfall zur Folge gehabt, schrieb er. Nach dem offenen Bruch beider Unterarme müsse er sich noch vor Weihnachten einer weiteren Operation unterziehen. Seine „einstige Beweglichkeit“ sei „auf Dauer behindert“.


APA/HERBERT NEUBAUER

Eberts Sammlung ist so etwas wie ein „Schaubild der Welt der Nachkriegsgenerationen“ anhand von Automaten. Der umtriebige Wiener wünscht sich, dass seine Sammlung zusammen und zugänglich bleibt. „Am liebsten wäre es mir ja, wenn sie ein Museum übernehmen würde.“ Für die Zeit nach seiner neuerlichen Operation hat sich der gelernte Glasbläser, der 1956 die ersten Kondomautomaten aufstellte, bereits ein Ziel gesetzt: „Ich will eine Autobiografie schreiben, ein Buch über das Leben im positiven Sinn.“
Publiziert am 26.11.2018
Ebert sucht Nachfolger für Automatenmuseum
 
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