"Wien-Museum" am Karlsplatz wegen Um- und Ausbau geschlossen - Neueröffnung am 06.12.2023

josef

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#1
Wien Museum schließt für Umbau
Das Wien Museum hat am Sonntag zum letzten Mal vor dem Umbau seine Pforten geöffnet. Am Montag beginnen die ersten Arbeiten. In den vergangenen zwei Wochen gab es noch etwa 20.000 Besucherinnen und Besucher.
Sie genossen mit drei Ausstellungen und zahlreichen Sonderveranstaltungen zum letzten Mal das Museum in seiner jetzigen Form. 60 Jahre nach seiner Eröffnung beginnen jetzt der Um- und Ausbau. Am letzten Tag begrüßten der Direktor und seine Finanzchefin persönlich die Gäste. Oliver Baier führte gemeinsam mit einem Kurator durch die Republik-Ausstellung.








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Wohnungen als Herausforderung
Ab Montag wird abgebaut und verpackt. Gelagert werden die Exponate im Depot in Himberg. Besonders heikel ist der Abbau der kleinen Museen im Museum, der Wohnungen von Adolf Loos und von Franz Grillparzer, erklärt Direktor Matti Bunzl: „Da muss jeder Teil einzeln ausgebaut und eingepackt werden, verstaut werden. Es muss alles genau dokumentiert und fotografiert werden, damit es später wieder eingebaut werden kann.“

Das Modell für den Umbau steht bereits fest, noch offen ist, wer die Bauarbeiten durchführen wird. Finanzdirektorin Christina Schwarz schilderte den weiteren Plan: „Es muss jetzt ausgeschrieben werden. Es ist eine EU-weite Ausschreibung, weil wir dem Bundesvergabegesetz unterliegen. Jetzt braucht es nur mehr die Firma oder Firmen, die den Bau bewerkstelligen.“


APA/CWR ARCHITEKTEN
Das umgebaute Museum soll 2024 eröffnen

Mini-Wien wird restauriert
Im Frühjahr gestaltet das Wien Museum eine große Ausstellung in Japan, wo viele Ikonen der Sammlung von den Schiele-Bilder bis zu Gustav Klimts „Emilie Flöge“ gezeigt werden. Nicht nach Japan reisen kann das filigrane Stadtmodell, das 1898 angefertigt worden ist, zum 50-jährigen Thronjubiläum Kaiser Franz Josephs. „Das ist aus Papier und mit Wasserfarben bemalt. Das muss jetzt vorsichtig abgebaut werden und ganz wichtig - es wird restauriert“, so Bunzl - mehr dazu in Modellpflege: Mini-Wien wird restauriert.

Sonderausstellungen des Wien Museums werden in den kommenden Jahren im MUSA gleich neben dem Rathaus gezeigt. Am Karlsplatz muss die Neugestaltung auch noch baulich vorbereitet werden, so Schwarz: „Das ganze ist ein Pfahlbau, der muss verstärkt werden. Und es wird der bestehende Härtel-Bau, der denkmalgeschützt ist, saniert und es kommen zwei zusätzliche Stockwerke als unabhängige Baukörper dazu.“ Wann genau mit den Bauarbeiten begonnen wird, steht noch nicht fest, spätestens in fünf Jahren soll das Wien Museum wieder eröffnet werden.

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Publiziert am 03.02.2019
Wien Museum schließt für Umbau
 
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#2


Wien Museum wird ein Jahr ausgeräumt
Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Aufstockung des Wien Museums. Allein das Ausräumen wird ein Jahr dauern. Das Haus wird wohl 2023 wiedereröffnet. Fix ist, dass sich die Dauerausstellung chronologisch über mehrere Etagen erstrecken wird.
Direktor Matti Bunzl hat im Gespräch mit der APA erstmals verraten, was die Besucher künftig erwartet. Die Dauerausstellung soll spektakulärer werden: Die permanente Ausstellung wird sich im gesamten historischen Bau von Oswald Haerdtl ausbreiten. Auch das große Atrium wird durch neu eingezogene Geschoße unterteilt und einbezogen. Schon die Eingangssituation zeigt sich dann verändert. Das Haus wird künftig über einen Pavillon betreten - der ebenfalls bespielt werden kann.

Von Römern bis Waldheim
Vom anschließenden Foyer führt der Weg direkt zur ersten Station. Diese ist dort untergebracht, wo bisher die meisten Sonderausstellungen gastierten. Der Auftakt des Rundgangs wird sich mit der geografischen bzw. topografischen Situation der Hauptstadt auseinandersetzen. Auch den ersten Siedlern sowie den Römern wird man dort begegnen. Dann wird man im Kreis über mehrere Stockwerke sowie historische Abschnitte nach oben geführt, wobei zu diesem Zweck auch eine neue Treppe installiert wird.

Im heutigen Atrium werden bedeutende Objekte wie ein Modell des Stephansdoms, das Waldheim-Holzpferd oder der eiserne Walfisch aus dem verschwundenen ehemaligen Praterlokal postiert. Die einzelnen Epochen werden jeweils eine völlig eigene gestalterische Sprache sprechen, wie Bunzl ankündigte. So wird etwa den großen Kunstwerken der Wiener Moderne die Armut oder der Antisemitismus jener Zeit flankierend gegenübergestellt.

NS-Zeit anhand von Tatorten
Ähnliches plant der Direktor auch in jenem Abschnitt, der sich dem Nationalsozialismus widmen wird - der bisher in der Dauerausstellung kein Thema war. Anti-jüdische Plakate könnten dort etwa gemeinsam mit heutigen Anti-Islam-Postern gezeigt werden. Die Darstellung der NS-Zeit soll sich vor allem spezifischen Wiener Aspekten widmen, also etwa Tatorten wie dem Spiegelgrund oder dem Hotel Metropole, das von den Nazis zur Gestapo-Leitstelle umfunktioniert wurde.

Enden wird die Dauerausstellung im Nachkriegswien. Insgesamt wird sich die Schau über mehr als 3.100 Quadratmeter erstrecken. Das sind deutlich mehr als die zuletzt zur Verfügung stehenden rund 2.000 Quadratmeter. Vertraute Objekte wie das Grillparzerzimmer oder das berühmte Stadtmodell werden dort, so wird beteuert, ebenfalls wieder zu finden sein - mehr dazu in Miniatur-Wien wird für Museumsumbau zerlegt.


APA/ Gerald Mackinger
Das Stadtmodell ist vor allem aus Karton und Papier gefertigt

Schanigarten auf dem Karlsplatz
Im ersten der neuen Stockwerke, im sogenannten Fugengeschoß, werden unter anderem Veranstaltungsräume und Ateliers untergebracht. Auch ein kleines, frei zugängliches Cafe wird dort Gäste erwarten - wobei auf der Balustrade auch Sitzplätze im Freien geplant sind. Apropos Gastronomie: Ein größeres - ebenfalls ohne Ticket nutzbares - Lokal wird es im Erdgeschoß geben, inklusive Schanigarten am Karlsplatz. Der gesamte oberste Bereich des Stadtmuseums wird für die Sonderausstellungen reserviert. Rund 1.200 Quadratmeter können dort flexibel genutzt werden.

Derzeit wird das Wien Museum ausgeräumt. Die Exponate sowie die umfangreiche Grafik- und Fotosammlung werden ins Depot nach Himberg verfrachtet. Das Personal zieht bald ins Übergangsquartier nach Meidling. Im Sommer wird das leere Gebäude dann ungewöhnlich genutzt: Im Rahmen des Projekts „Takeover“ gastiert Street-Art und die Skater-Community. Auch das Popfest wird den Komplex als Aufführungsort nutzen. Nach dem Humanities-Festival Ende des Sommers ist dann endgültig Schluss.

Erste Baumaßnahmen im Oktober
Ab Oktober werden laut Matti Bunzl dann erste Baumaßnahmen sowie vertiefte Bauuntersuchungen stattfinden. Auch die Stadtarchäologie wird bei den Aufgrabungen im Umfeld mit dabei sein. Gleichzeitig wird die Ausschreibung für einen Generalunternehmer vorbereitet - der Mitte 2020 tätig werden soll. Auf einen genauen Termin für die Wiedereröffnung legt man sich nicht fest. Anvisiert wird jedenfalls das Jahr 2023.

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Publiziert am 05.06.2019
Wien Museum wird ein Jahr ausgeräumt
 

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#3
Frühjahrsputz für „Mini-Wien“
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Ein Modell des Wien-Museums zeigt die Stadt aus dem Jahr 1898 innerhalb der Ringstraße im Maßstab 1:450. Der 123 Jahre alte Wien-Nachbau wird jetzt aufwendig restauriert und gereinigt. Finaziert wird das Projekt des Wien-Museums über Crowdfunding.
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Millimeter für Millimeter reinigt Papierrestauratorin Johanna Volke die Dächer des geschichtsträchtigen Stadtmodells. Genauigkeit und Geduld sind dabei entscheidend. „Viele Teile sind sehr spröde und springen bei ruckartigen Bewegungen leicht ab. Man muss schon eine gewisse Ruhe an den Tag legen“, sagt Volke. Es ist die erste große Restaurierung seit Jahrzehnten.

Zum 50. Thronjubiläum
Das Modell hat zwei Weltkriege und mehrere Übersiedlungen hinter sich. 60 Jahre lang ist es ohne Glasschutz ausgestellt worden. Das hat Spuren hinterlassen. Seit Maler Erwin Pendl das kleine Wien im Jahr 1898 zum 50. Thronjubiläum von Kaiser Franz Josef gebaut hat, ist es immer wieder oberflächlich geputzt und erneuert worden.

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Nicht immer zum Vorteil der nachgebauten Stadt, weshalb manche der durchgeführten Erneuerungen rückgängig gemacht werden müssen. „Schlecht ergänzte Dächer müssen durch Neue ersetzt werden. Sehr viele Bäume werden auch ergänzt von uns, denn in den letzten Jahrzehnten wurde immer das als Baumersatz verwendet, was im Modellbau für Eisenbahnen auf dem Markt war. Wir versuchen das jetzt wieder mit Naturschwämmen und echten Ästen nachzubauen“, schildert Projektleiter Andreas Gruber.

Historische Details in der Stadt versteckt
Zu sehen sind auch Häuser, die es heute nicht mehr gibt. Zum Beispiel das Sühnhaus am Schottenring. Das Gebäude mit der Adresse Schottenring 7 hat ja auch in Realität eine bewegte Geschichte: Zunächst stand dort etwa das Ringtheater, das 1881 abbrannte. Anschließend wurde auf Auftrag des Kaisers das Sühnhaus errichtet. Aktuell befindet sich an der Stelle die Landespolizeidirektion Wien.

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Das Sühnhaus am Schottenring

Finanzierung über Spenden
Das Team entdeckt bei der Arbeit aber auch immer wieder neue historische Details wie etwa Verewigungen ehemaliger Restauratoren und Künstler. Die Restaurierung findet im Institut für Papierrestaurierung bei Schloss Schönbrunn statt. Finanziert wird das Projekt des Wien-Museums über eine Crowdfunding-Aktion. Spenderinnen und Spender können dabei eine Adresse oder ein Haus auf dem Plan kaufen. Der Name der spendenden Person wird dann in der digitalen Online-Version des Plans angezeigt.

Bis das physische Modell ins Museum zurückkehrt, müssen sich die Besucherinnen und Besucher noch gedulden. Die kleine Stadt wird erst im Herbst 2023 wieder in alter Frische im Wien-Museum zu sehen sein.
01.05.2021, Paul Maier, wien.ORF.at

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#6
Wien Museum als „frei zugängliches Wohnzimmer“
Der Plan eines „frei zugänglichen Wohnzimmers“ ist am Dienstag für das Wien Museum präsentiert worden. Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf den Zeitplan des Umbaus sind noch offen.
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Das neue „Fugengeschoß“ zwischen dem alten Haerdtl-Bau und dem aufgesetzten „Schwebegeschoß“ für Sonderausstellungen wird eine der Attraktionen des Wien Museum neu. Doch nicht nur die Aussichtsterrasse wird frei zugänglich. „Das ganze Haus ist frei“, sagte Museumschef Matti Bunzl am Dienstag bei einem Baustellen-Rundgang. „Die Sonderausstellungen ganz oben sind der einzige Bereich, für den man ein Ticket brauchen wird.“

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Plaza vor allem „zum Verweilen“
„Wir wollen wirklich ein frei zugängliches Wohnzimmer für alle werden“, schilderte Bunzl die mit der Stadt Wien akkordierte Übernahme des „britischen Modells“ des Museumszugangs. Mit dem vor den alten Haupteingang gesetzten, zehn Meter hohen Eingangspavillon mit 215 Quadratmeter Fläche und dem Restaurant, das von 8.00 Uhr bis Mitternacht offen sein werde und jeweils 70 Plätze in Innen- und Außenraum anbieten könne, werde man „wirklich mitten im Park“ sein, schwärmte Bunzl. Ein großer Teil der Plaza „wird nur zum Verweilen da sein. Wir arbeiten gerade am Möblierungskonzept.“

Aber auch die chronologisch über drei Etagen von der tiefsten Geschichte „ein bisschen wie im Guggenheim-Museum“ hinauf Richtung Gegenwart führende Dauerausstellung soll ohne Ticket zu besichtigen sein. Als erstes Objekt dieser Dauerpräsentation, mit der am 6. Dezember 2023 das neue Wien Museum eröffnet werden soll, wird bereits Mitte Juli der alte Prater-Wal eingebracht. Anders sei die Einbringung des zehn Meter langen Objekts, das künftig von der Decke hängen soll, nicht zu bewerkstelligen, schilderte Projektleiter Heribert Fruhauf.
Erst danach werde ein Zwischengeschoß im imposanten hohen Atrium eingezogen, in dem in lichter Höhe eine in den Luftraum ragende inverse Betontreppe an Piranesi oder MC.Escher erinnert.

Erste Sonderaustellung 2024
An das Konzept der Hamburger Elbphilharmonie erinnert dagegen das Fugengeschoß, in dem noch die Glaswände fehlen, die den Innenraum von der Terrasse trennen, auf der es auch Tische zur Konsumation von Snacks und Getränken geben soll. In Hamburg wurde die allgemein zugängliche Plaza des spektakulären, auf einen alten Speicher aufgesetzten Baus vom Publikum gestürmt.

Im Wiener „Fugengeschoß“ sind auch die Ateliers der Museumspädagogik und Veranstaltungsräume vorgesehen. Das aufgesetzte „Schwebegeschoß“, dessen Betonwände durch von der Schalung verursachte dreieckige Rillen mit einem reizvollen Spiel der Schatten versehen werden soll, funktioniert dagegen als White Cube ohne natürliches Licht und wird 1.200 Quadratmeter Ausstellungsfläche bieten, die in bis zu fünf Teilflächen unterteilt werden kann.

Die erste Sonderausstellung wird erst 2024 eröffnet. Beinahe verriet Bunzl heute das Thema, entschied sich aber doch dagegen: „Was es wird, sage ich noch nicht. Aber es wird toll!“

Verbindung zu Versicherungsgebäude gekappt
Nicht mit Bestimmtheit sagen lässt sich dagegen, welche Auswirkungen der Ukraine-Krieg und die derzeitige Knappheit am Baustoff-Sektor auf Kosten- und Zeitplan haben wird. Dass alle Stahlträger bereits vor Februar eingebaut gewesen seien, sei ein Riesenglück für das Projekt gewesen, schilderte Fruhauf und lobte wie Bunzl den Generalunternehmer (Porr AG), der alle Anstrengungen unternehme, den Bau wie vorgesehen fertigzustellen.

Seit wenigen Wochen steht das Gebäude auch wieder als Solitär: Die Verbindungsbrücken zum Gebäude der Zuricher Versicherung, in dem früher auch Büros des Museums untergebracht waren, sind alle gekappt, die Sicht vom Karlsplatz zur französischen Botschaft ist frei. Bei dem nach den Plänen des Architektenteams Winkler + Ruck (Klagenfurt) und Ferdinand Certov (Graz) umgesetzten Umbau, der dem Museum eine Verdoppelung der Nettonutzfläche (12.000 Quadratmeter statt bisher 6.900) bringen wird, wurden unter dem Vorplatz nicht nur neue unterirdische Depots errichtet, sondern auch 30 Sonden jeweils 150 Meter in die Tiefe getrieben.

Angesichts der unsicheren weiteren Entwicklungen seien exakte Prognosen jedoch „unseriös“, betonten beide. Vorgesehen sei weiterhin, dass das Gebäude im März 2023 vom Generalunternehmer übernommen werde. Noch uneingerichtet möchte Bunzl das Wien Museum neu in einem Tag der offenen Tür erstmals dem Publikum präsentieren. „Ob das klappt, wissen wir noch nicht“, sagte er. Das Datum einer anderen Etappe ist dagegen bereits fixiert: Die Gleichenfeier ist für 21. Juni geplant.
31.05.2022, red, wien.ORF.at/Agenturen

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#7
Praterwal wird ins Wien Museum gehoben
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Das Wien Museum bekommt heute als erstes Ausstellungsstück einen rund zehn Meter langen Walfisch geliefert. Die Skulptur war mehr als sechzig Jahre lang das Maskottchen des Gasthauses „Zum Walfisch“ im Prater.
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Aufgrund der Größe des Objektes wird der Walfisch schon jetzt während der Bauarbeiten ins Wien Museum gebracht. Der Wal ist beinahe zehn Meter lang und hat ein Gewicht von 1.700 Kilogramm. Der in Transportfolie eingepackte Wal wird durch einen Kran am Gebäude vorbei vor den späteren Eingang gehoben. Anschließend erfolgt die Einbringung der Skulptur. Der Wal bekommt eine neue Verpackung und wird mittels Seilwinde unter die Hallendecke gehängt.

Der Walfisch war das Maskottchen des Gasthauses „Zum Walfisch“ im Wiener Prater. Die Skulptur wird nach dem Umbau des Wien Museums als eines der Großobjekte in der neuen Halle zu sehen sein. Die weiteren 2.000 Objekte werden im Sommer 2023 nach Aufbau der Innenarchitektur eingebracht. Teil der Dauerausstellung sind auch die Originalfiguren des Donnerbrunnens, die Galakutsche des Bürgermeisters, das Modell St. Stephan, das Waldheim-Pferd und die Südbahnhof-Schrift.

Gasthaus in den 50ern wieder aufgebaut
Auf einem Plan des Praters von 1782 findet man bereits ein Gasthaus „Zum Walfisch“. Es wurde unter verschiedenen Besitzerinnen und Besitzern immer wieder umgebaut und erweitert. Nach dem großen Praterbrand im Frühling 1945 wurde das Gasthaus in den 50er Jahren wieder aufgebaut. Die Architektin und damals junge Absolventin der Akademie für Angewandte Kunst, Maria Benke, entwarf die Walskulptur im Rahmen der Gesamtgestaltung des Lokals. Der Wal war dann mehr als 60 Jahre lang über dem Eingang des Gasthauses angebracht.
Birgit und Peter Kainz, Wien MuseumIm
Jahr 2016 wurde der Praterwal als Schenkung dem Wien Museum übergeben

Der Transport des Objektes über die Ringstraße und an der Karlskirche vorbei in den Prater wurde damals in einem Werbefilm der Gösser-Brauerei festgehalten. Die Brauerei war nämlich der Bierlieferant des Gasthauses. Der aus Holz und Kupferblech gefertigte Wal hatte auch einige technischen Finessen. In der Dunkelheit leuchteten die Augen der Skulptur, und hin und wieder blies er eine Wasserfontäne in die Luft.

2016 Übergabe an Wien Museum
Im Jahr 2013 wurde das Gasthaus „Zum Walfisch“ abgerissen. Der Besitzer der Bau- und Abbruchfirma lagerte den Wal anschließend auf dem firmeneigenen Gelände. Nachdem Praterunternehmerinnen und -unternehmer die Skulptur dort 2016 entdeckt hatten, wurde sie nach kurzen Verhandlungen durch die Aktion „Rettet den Walfisch!“ dem Wien Museum als Schenkung übergeben. Im Museumsdepot in Himberg wurde der Wal in den letzten Jahren restauriert.
19.07.2022, red, wien.ORF.at

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Praterwal wird ins Wien Museum gehoben
 

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#8
Finale für Umbau des Wien Museums
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Die Bauarbeiten für das neue Wien Museum gehen ins Finale. Der für März 2023 geplante Übergabetermin scheint zu halten. Gekühlt und geheizt wird das Museum dann komplett mittels Geothermie.
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„Wir sind in den finalen Atemzügen“, meint Projektleiter Heribert Fruhauf. Diese respiratorische Aussage bezieht sich allerdings nicht darauf, dass den Verantwortlichen für den Umbau des Wien Museums langsam die Luft ausginge. Im Gegenteil. Die Baustelle liegt im Zeitplan. Entsprechend wohlgemut zeigte man sich bei einem Medientermin am Donnerstag.

Betreiber für Restaurant gesucht
In jedem Falle lässt sich schon mehr als nur erahnen, wie sich das neue Wien Museum künftig präsentieren wird. Der vor den alten Haupteingang gesetzte, zehn Meter hohe Eingangspavillon mit 215 Quadratmeter Grundfläche ist als Raum bereits wahrnehmbar. Nach einem Betreiber für das nebenliegende Restaurant sucht man derzeit noch, wobei die insgesamt 140 Plätze bietende Gastronomie vom Museum unabhängige Öffnungszeiten haben wird.

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Lukullisches wird es dann auch im Fugengeschoß zwischen dem alten Haerdtl-Bau aus 1959 und dem aufgesetzten „Schwebegeschoß“ für Sonderausstellungen geben. Schließlich soll die dortige Aussichtsterrasse Schaulustige locken, was Fruhauf pragmatisch sieht: „Es wird auch Leute geben, die nur auf einen Kaffee vorbeikommen. Wir haben schließlich die spektakulärste Terrasse Wiens.“ Hauptsache, im Haus brummt’s.

Ikea-Rundgang als Inspiration
Abseits der eindrucksvollen Aussicht auf den Karlsplatz mit Karlskirche, Künstlerhaus und Musikverein soll es aber auch im Inneren Betrachtenswertes geben, wobei man sich gleichsam am Guggenheim orientiere, oder – so manchem Museumsbesucher vielleicht eher vertraut – am Ikea-Rundgang, wie Kommunikationschef Florian Pollack das Konzept für die neue Dauerausstellung umriss.

Chronologisch über drei Etagen spaziert man dann über expressionistische Betontreppen gratis durch 5.000 Jahre Wiener Geschichte hinauf in Richtung Schwebegeschoß. Dieser White Cube ohne Naturlicht bietet 1.200 Quadratmeter Sonderausstellungsfläche, wobei Alt- und Neubaubereich statisch getrennt sind.

30 Sonden sorgen für Kühlung und Heizung
Das Energiesparen wird dabei groß geschrieben. „Wir sind ein relativ grünes Museum“, betonte Pollack. So wurden 30 Sonden jeweils 150 Meter in die Tiefe getrieben, damit man die Kühlung und Heizung des Hauses komplett mittels Geothermie bewerkstelligen kann. Auf den Schutz besonders wertvoller Exponate gibt man dabei selbstredend acht. So wird die Wasserkühlung in der Decke nur in 75 Prozent der Paneele eingebaut. Unter den verbleibenden auch im Falle eines Lecks trockenen 25 Prozent finden sich dann besonders wertvolle Schaustücke.
11.11.2022, red, wien.ORF.at/Agenturen

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#9
Wien-Museum-Umbau fertig: Einblick in spektakuläre Altbausanierung
Das historische Wien-Museum am Karlsplatz ist nach zweieinhalb Jahren Umbauphase architektonisch fertiggestellt. Eröffnet wird der spektakuläre Bau Ende des Jahres

Der Altbau von Oswald Haerdtl aus den 1950er-Jahren wurde saniert und ausgebaut: Die Nutzfläche hat sich auf 12.000 Quadratmeter verdoppelt, als soziale Treffpunkte wurden großflächige Terrassen, hohe und helle Räume, ein Vorplatz sowie Cafés eingerichtet.
Foto: Wien Museum/Fischka

Fast zehn Jahre nach Beschlussfassung des Um- und Ausbaus ist es nun wieder bezugsfertig, das historische Museum der Stadt Wien am Karlsplatz. In den 1950er-Jahren als einer der ersten Nachkriegsmuseumsbauten nach Plänen von Oswald Haerdtl eher zweckdienlich denn ästhetisch ansprechend realisiert, wurde es bald baufällig und war zuletzt in einem Zustand, der im wahrsten Sinne nicht mehr tragbar war.

Aufgrund der architekturgeschichtlichen Bedeutung war das Haus neben der Karlskirche dennoch denkmalgeschützt. Ein Abriss kam nie infrage, ein Neubau an einem anderen Standort wurde diskutiert und verworfen, 2013 fiel dann der Beschluss für eine Erweiterung des bestehenden Baus.


Rückansicht des neuen Wien-Museums.
Foto: Wien Museum/Kramar

Am Architekturwettbewerb nahmen 274 Büros aus 26 Ländern teil, den Zuschlag erhielten die heimischen Architekten Certov, Winkler + Ruck. Dahinter stehen die beiden Klagenfurter Ferdinand Certov und Roland Winkler und Klaudia Ruck aus Weiz, die an der TU Graz studierten und mit dem Wien-Museum ihr bisher größtes Projekt stemmen. 108 Millionen Euro budgetierte die Stadt dafür. Das könne man voraussichtlich einhalten, heißt es. Zweifel sind allerdings angebracht, denn eine Endabrechnung steht noch aus.


Ein Rendering des Entwurfs der Architekten Certov, Winkler + Ruck.
Foto: Wien Museum/ Certov Winkler + Ruck

Fassade rekonstruiert
Spatenstich war im Sommer 2020, wenngleich zuerst einmal die Vorschlaghämmer ihr Werk taten: Der Haerdtl-Bau wurde komplett entkernt, bis nur noch ein Stahlskelett sichtbar war, nach und nach wurden sanierte Elemente des Altbestands mit dem Neubau zusammengeführt – nicht zusammengefügt wohlgemerkt, denn bautechnisch blieben zwischen Alt und Neu aus Gründen des Denkmalschutzes und der Erdbebenvorsorge stets zehn Zentimeter Abstand. Was der Laie nicht sieht. Was man von außen sehr wohl sehe, sei eine Fassade, die der ursprünglichen von Haerdtl gestalteten wieder sehr nahe komme, sagen die Architekten bei einer Führung.


In den Stiegenaufgängen fügen sich Alt und Neu harmonisch zusammen.
Foto: Wien Museum/Kramar

Bevor die Ursprungsfassade eher schlecht als recht mehrfach saniert wurde, sei sie so hell gewesen wie jetzt. Zum Einsatz kommen ein Dolit-Kalkstein aus Kroatien sowie ein dunklerer Wachauer Marmor. Der dem Museum aufgesetzte Kubus aus Sichtbeton, in dem 1200 Quadratmeter Platz für Sonderausstellungen geschaffen wurden, ist per Hand mit vertikalen Rillen versehen worden, um Licht- und Schatteneffekte zu erzeugen. Dem Bau vorgelagert wurden ein offener, heller Platz mit Blick auf den Resselpark sowie ein Glaspavillon für den Eingangsbereich.


Ein Glaspavillon für den Eingangsbereich wurde dem Museum vorgelagert.
Foto: APA

Das Glas kann je nach Sonneneinstrahlung gedimmt werden, selbstredend ist nun auch alles energieeffizient gedämmt, Solaranlagen und Tiefenwärme sollen annähernde Autarkie sicherstellen. Den aufgesetzten Kubus nennt man Schwebegeschoß, weil er sich statisch spektakulär durch eine Konstruktion im Zentrum selbst trägt und rundherum ohne Stützen auskommt. Das erlaubt ein Terrassengeschoß zwischen Altbestand und Neubau, das ein Panorama über den gesamten Platz hin zur vielleicht schönsten Kirche Wiens bietet.


Von der Terrasse hat man einen schönen Panoramablick über den Karlsplatz.
Foto: Wien Museum/Kramar

Das Terrassengeschoß wird für die Öffentlichkeit kostenlos zugänglich sein, ein Café, Vermittlung und Veranstaltungen sollen dort Platz finden. Neben den 1.200 Quadratmetern Sonderausstellungsfläche im Schwebegeschoß wurden auch die 3.000 Quadratmeter für eine neu gestaltete Dauerausstellung zur Geschichte Wiens erweitert. Sie soll sich vom Erdgeschoß bis in den zweiten Stock ziehen – und, geht es nach dem Willen von Direktor Matti Bunzl, nach angelsächsischem Museumsvorbild gratis zugänglich werden. Ob sich das finanzieren lässt, ist noch fraglich.


Ein Querschnitt des nun 25 Meter hohen Gebäudes.
Foto: Wien Museum/ Certov Winkler + Ruck

Halb Neu-, halb Altbau
Insgesamt hat sich die Nutzfläche von 6.900 Quadratmetern auf 12.000 fast verdoppelt, der Mix aus Alt und Neu ist etwa 50:50. Der frühere Innenhof ist nun zu einer hohen Halle mit der besinnlichen Anmutung eines Kirchenschiffs geworden, bereits jetzt baumelt dort als Neuzugang jener Wal, der das Aushängeschild des legendären Pratergasthauses Zum Walfisch war. Eine prunkvolle Bürgermeisterkutsche aus dem 19. Jahrhundert und die Originalskulpturen des Donnerbrunnens werden ihm bald folgen.


Einblick in den früheren Innenhof, der nun einem Kirchenschiff ähnelt.
Foto: Wien Museum/Kramar

Dass das Museum nun auch physisch vom sogenannten Winterthur-Gebäude, einer zwischen Karlskirche und Wien-Museum hineingezwängten Bausünde, räumlich getrennt werden konnte, ist eine optische Wohltat. Insgesamt wirkt der Umbau durch sein Spiel mit Licht und Schatten, die hellen Materialfarben, die detailverliebte Rücksichtnahme auf den Altbestand und den Fokus auf viel Raum zum sozialen Austausch enorm besucherfreundlich. Schon jetzt lässt sich sagen: Es wird ohne Zweifel der spektakulärste, alle Stückln spielende Museumsneubau Wiens sein.


Einzelne Wände der neuen Dauerausstellung sind bereits sichtbar, der Inhalt kommt noch.
Foto: Wien Museum/Kramar

Bis die Öffentlichkeit den frischen Kulturtempel auch besichtigen kann, wird es allerdings noch dauern. Der Innenausbau startet ab sofort, erste Stellwände und Ausstellungsschilder sind bereits sichtbar. Die Eröffnung bringt dann der Heilige Nikolaus – der 6. Dezember dieses Jahres ist dafür reserviert.
(Stefan Weiss, 30.3.2023)

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Wien-Museum-neu

Wien-Museum-Umbau fertig: Einblick in spektakuläre Altbausanierung
 
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#10
„WALFISCH“ UND CO.
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Vorgeschmack auf neues Wien Museum
Nach drei Jahren Umbau wird das Wien Museum Anfang Dezember wieder öffnen – mit doppelter Nutzfläche, einer neuen Dauerausstellung und neuen Objekten, die von der Geschichte Wiens erzählen. Einen ersten Vorgeschmack auf diese Objekte liefert diese Woche „Ö1 Betrifft: Geschichte“ – allem voran mit dem legendären „Walfisch“.
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Im Wiener Wurstelprater ist alles anderes. Da wird ein Wal zum Fisch, obwohl er bekanntlich ein Säugetier ist. Ob das an den vielen Krügerln liegt, die in den Gastgärten gestemmt werden und dabei den Blick verwässern, wer weiß? Bis vor zehn Jahren stand hier jedenfalls das Gasthaus „Zum Walfisch“ – darauf eine Skulptur, ein Wal, ein riesiges Ding, wahrlich ein Wahrzeichen des Praters.

Diese Wirtshausinstitution wurde bereits im 18. Jahrhundert gegründet und wie damals üblich, um Publikum anzulocken, war sie mit einem Ringelspiel verbunden, später mit einem Panorama, ab 1898 befand sich hier auch die Walfisch-Grottenbahn, die erste elektrisch betriebene Grottenbahn Europas. Auf Aufnahmen um 1900 ist zu sehen, dass das Gasthaus über einen imposanten Torbogen verfügte, dessen Gerüst aus einer Walrippe und dem Kieferknochen dieser imposanten Meeressäuger gebildet wurde.

Die Glanzzeit des „Walfisches“ waren die 1920er- bis 1930er Jahre, 2.000 Personen konnten zu den Öffnungszeiten verköstigt werden. 1945, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde das Gasthaus zerstört, doch der beliebte Betrieb feierte ein Comeback: Die Wienerin, der Wiener und das Wirtshaus, das ist eine nicht endende Geschichte. Die Gaststätte wurde wieder belebt, eine Absolventin der Akademie für Angewandte Kunst, Maria Benke, entwarf eine Walskulptur. Zwei Restauratoren gestalteten aus Holz und Eisen das Skelett des Wals, das sie mit patinierten Kupferblechplatten überzogen.
Wien Museum
Der „Walfisch“

Beinahe zehn Meter groß war der eindrucksvolle Prater-Wal, ein Bartenwal, um genau zu sein. Diese Größten der Großen besitzen keine Zähe, sondern Hornplatten im Oberkiefer, um Krill und andere Kleinstlebewesen aus dem Wasser zu filtern. Im April 1951 wurde das Gasthaus mit dem Wal auf dem Dach wiedereröffnet, nach dem Schweizerhaus, das zweitgrößte des Wiener Praters. Die Augen der Skulptur leuchteten in der Nacht, und wie ein echter Meeressäuger stieß er in regelmäßigen Intervallen Wasserfontänen in den Himmel au


Mitunter sterben auch Gasthäuser, sogar im Prater. So war es auch beim „Walfisch“, 2013 erfolgte der Abriss. Die mit der Abtragung beauftragte Firma erkannte jedoch den symbolischen Wert der Skulptur, die für die Lokalgeschichte der Stadt große Bedeutung hat, er wurde auf das Firmengelände südlich von Wien gebracht, das ist dem beherzten Bauunternehmer Güner Ayaz zu verdanken. Der Wal strandete auf der Wiese. Schließlich wurde er dem Wien Museum angeboten, dessen Vizedirektorin, Ursula Storch, eine – um nicht zu sagen – die Prater-Kennerin ist, sich begeistert über die Rettung der eindrucksvollen Figur zeigte.

Im Depot des Wien-Museums in Himberg wurde der Wal restauriert, das betraf vor allem die Holzteile des Skeletts, und bald wird „Poldi“, diesen Namen erhielt die wehrlose Skulptur, in luftiger Höhe im neueröffneten und vergrößerten Haus ab Dezember 2023 schweben: Von den Krügerln und Stelzen in der Leopoldstadt in die unmittelbare Nähe des Barockjuwels Karlskirche. Wale kommen weit herum.

Spülküche aus Beton
Eine Antwort auf die Nahrungs- und Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg war die Siedlerbewegung. Angetrieben von der sich zunehmend verschlechternden Nahrungsmittelversorgung und der prekären Wohnungslage in Wien begannen Bewohner und Bewohnerinnen gegen Ende des Ersten Weltkrieges in den Außengebieten Grundflächen zu besetzen, zu roden, mit Hütten zu bebauen und mit Obst- und Gemüseanbau zu bewirtschaften. Aus diesen wilden Landbesetzungen in Form von „Bretteldörfern“ entstand Anfang der 1920er Jahre eine genossenschaftlich organisierte Siedlerbewegung mit zahlreichen Verbänden der unterschiedlichsten sozialen und ideologischen Gruppen. Die damalige Wohnbaubewegung „von unten“ hat bis heute unübersehbare Spuren im Wiener Stadtgebiet hinterlassen, etwa 50 Siedlungsanlagen mit 15.000 Wohneinheiten – meist in Reihenhausarchitektur – sind dabei entstanden.
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Die Spülküche aus Beton von Schütte-Lihotzky

Die fortschrittlichsten Architekten dieser Zeit, Adolf Loos, Josef Frank und Margarete Schütte-Lihotzky unterstützen diese Bewegung, ein wichtiger Akteur war auch der Nationalökonom Otto Neurath. Schütte-Lihotzky entwarf für die Siedlerbewegung den Prototyp einer kleinen Betonküche für alle Nass-Funktionen im Haushalt, mit Waschbecken, Badewanne und Kochkessel. Der ungewöhnliche Werkstoff, Beton, sollte Modernität signalisieren. Schütte-Lihotzky ging stets von praktischen und zweckmäßigen Überlegungen aus. Ihre Spülküche blieb Utopie, ein Prototyp dieser Betonküche ist jedoch im Wien Museum zu sehen.

Als 1923 die Wohnbausteuer eingeführt wurde und der Übergang zum öffentlichen Wohnbau einsetzte, der die auch heute noch bewundernswerten Gemeindebau-Burgen hervorbrachte, ebbte die Siedlerbewegung und ihre Unterstützung durch die Gemeinde ab. Schütte-Lihotzky ging 1926 nach Frankfurt/Main. Dort entwarf sie die erste Einbauküche der Welt, die berühmt gewordene „Frankfurter Küche“. Das Konzept dafür hatte sie jedoch schon mit der im Prototyp steckengebliebenen Spülküche entworfen: kostengünstig, weil in Serienproduktion; bei geringen Bewegungsabläufen, ein Maximum an Komfort.

Zum Schmeckenden Wurm
Bis ins späte 18. Jahrhundert boten Hausnamen eine Orientierungshilfe in der Residenzstadt Wien. Erst 1770 wurde die Konskription nach preußischem Vorbild eingeführt, bis dahin gab es keine Hausnummern. Im renovierten und vergrößerten Wien Museum wird auch ein legendärer Wurm zu sehen sein. Er war einst Namensgeber und optischer Anziehungspunkt einer Material- und Spezereienhandlung im ersten Wiener Gemeindebezirk.

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Wien Museum / Peter Kainz
Geschäftsschild der Material – und Spezereihandlung „Zum schmeckenden Wurm“ (Haus Hof Nr. 722, heute 1., Wollzeile 5/Lugeck 5)

Wien Museum / Peter Kainz
Hauszeichen „Zum schmeckenden Wurm“

Wien Museum
Hauszeichen „Zum schmeckenden Wurm“

Der Sage nach soll dort im Keller ein stinkender Lindwurm gehaust haben. Das Geschäft warb mit einem etwa zweieinhalb Meter langen krokodilähnlichen Fabelwesen mit geöffnetem Maul aus Eisenblech. Die Material- und Spezereienhandlung hieß „Zum schmeckenden Wurm“. Das Geschäft selbst erinnerte an eine Apotheke, bot Kräuter, Gewürze, Öle und Fette, aber auch Zucker, Kaffee, Reis, Mandeln und Zitronen an. Inserate des Geschäftseigentümers in der Wiener Zeitung warben mit wohlfeilem türkischem Kaffee. Angesprochen wurde eine adlige und bürgerliche Konsumentenschicht, die sich Produkte aus Übersee leisten konnte.

Vindobona und das Stadtrecht
Auf noch ein weiteres Objekt mit Wiener Lokalkolorit soll ab Dezember 2023 im wiedereröffneten Wien Museum das Augenmerk gelenkt werden: Es handelt sich um den Rest eines Bronzetäfelchens aus römischer Zeit. Lange Zeit wurde in der Altertumsforschung gerätselt, ob Vindobona, wie das Legionslager zur Römerzeit hieß, überhaupt ein Stadtrecht besaß. Immerhin lebten hier – rechnet man auch die zivilen Einrichtungen hinzu – gut 30.000 Menschen. Das Stadtrecht wurde von Rom aus vergeben, es regelte alle Bereiche des Zusammenlebens und war auf Bronzetafeln verfasst. Das waren zehn Tafeln mit einem hohen Metallwert. So ein Stadtrecht musste sich eine Gemeinde erst einmal leisten können.


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Die römische Stadttafel

Wie stand es nun um Vindobona? 1913 wurde bei Abrissarbeiten der päpstlichen Nuntiatur Am Hof im ersten Wiener Gemeindebezirk ein Bronzefragment entdeckt, das von der Forschung als Rest eines Gesetzestextes eingestuft wurde, doch wegen der geringen Größe, 13,2 mal 5,5 Zentimeter, schlummerte es seit 1913 in wechselnden Depots des Wien Museums dahin. 2020 nahm sich der Doktorand, Niklas Rafetseder, ein Althistoriker, des Täfelchens an. Er erweckte es aus seinem Dornröschenschlaf, weil er darin den lang gesuchten Beweis für die Gewährung des Stadtrechts erkannte.

Auf das Recht, wie jede Jus-Studentin und jeder Jus-Student weiß, verstanden sich die Römer besonders gut, Gesetzestexte blieben lange Zeit hindurch fast unverändert. Mit Hilfe eines Fundes im andalusischen Irni nahe Sevilla ließen sich die fehlenden Buchstaben und Zeilen im Wiener Bronzetäfelchen einigermaßen vervollständigen. Die Entzifferung von Epigraphen lässt einen schnell ans Ende seines Lateins kommen. Rafetseder schaffte es.

Ende des 3. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung kam diese Praxis der römischen Gesetzestafeln, die das Stadtrecht gewähren und an einer zentralen Stelle der Gemeinde ausgestellt wurden, nicht mehr zur Anwendung. Was ist mit ihnen geschehen? Man vermutet, dass sie wegen des hohen Metallwerts eingeschmolzen wurden, doch immerhin, was Wien betrifft, ein kleines Restl davon hat „überlebt“ und wird im Wien Museum ausgestellt. Da lohnt es sich doch, wieder einmal den alten Stowasser hervorzuholen und nachzuschlagen, was municipia, edicta etc. heißen. Das Wien Museum wird ab der Neueröffnung auch das Bronzetäfelchen mit dem ältesten Stadtgesetz Wiens ausstellen.
07.08.2023, Robert Weichinger, Ö1-Wissenschaft
Vorgeschmack auf neues Wien Museum
 

josef

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#11
Wien Museum wird eingerichtet
In vier Monaten wird das neugestaltete und aufgestockte Wien Museum auf dem Karlsplatz eröffnet. Die Umbauarbeiten sind bereits abgeschlossen, aktuell werden die Museumsexponate an ihre Plätze gebracht. Der Praterwal Poldi hängt unter anderem schon.
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Am 6. Dezember wird das neugestaltete Wien Museum eröffnet. Derzeit läuft die Wiederbefüllung mit Exponaten. Die Gemälde der Dauerausstellung werden davor noch restauratorisch begutachtet, erklärte Elke Doppler, die Kuratorin des Wien Museums. „Wenn die Begutachtung fertig ist, können wir sie in die Dauerausstellungsräumlichkeiten bringen und aufhängen.“

Neuer Platz für 1.700 Exponate
Das Wien Museum erlebt derzeit „ein sehr spannendes Stadium“, sagte der Direktor des Museums, Matti Bunzl. „Wir sind mitten im Aufbau der neuen Dauerausstellung. Im Herz, in der großen Halle, hängt unser Walfisch, der Praterwalfisch Poldi, schon.“ Ein anderes Glanzstück ist die Providentia, die zentrale Statue des Donnerbrunnens im Original. Auf dem Neuen Markt steht witterungsbedingt eine Kopie.

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Auch im Biedermeierbereich der Dauerausstellung wird gearbeitet. Das Biedermeier ist ein Kernstück der Sammlung. „Das Besondere an der Biedermeiermalerei war, dass die Künstler erstmals auch arme Menschen und den Alltag der Bevölkerung dargestellt haben und auch diese Armut zum Thema gemacht haben“, so Doppler. Porzellanfiguren glänzen schon in der Vitrine. Bis Dezember werden 1.700 Exponate die Räume füllen.

Erste Ausstellung zu Fischer von Erlach
Ab dann sind auch ein Restaurant und ein Cafe mit beeindruckendem Ausblick auf Karlsplatz und Karlskirche in Betrieb. Dem Erbauer der imposanten Barockkirche, Bernhard Fischer von Erlach, ist die erste Sonderausstellung des neuen Wien Museums gewidmet.
11.08.2023, red, wien.ORF.at
Wien Museum wird eingerichtet
 

josef

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#12
Stephansdom-Modell im neuen Wien Museum
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Im neuen Wien Museum sind die Aufbauarbeiten für das fünfeinhalb Meter hohe Modell des Stephansdoms abgeschlossen worden. Das Modell kehrt nach Jahrzehnten ins Wien Museum zurück.
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Das fünfeinhalb Meter hohe Modell von St. Stephan von Karl Schropp entstand zwischen 1860 und 1869. 1904 fand es seinen Weg in die städtischen Sammlungen und war im Rathaus, dem einstigen Standort des Museums, zu sehen.

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Mit der Übersiedlung der Ausstellungsräumlichkeiten in den Oswald-Haerdtl-Bau am Karlsplatz Ende der 50er-Jahre musste die riesige Nachbildung ins Depot bzw. fand mehrere Jahrzehnte lang Platz im Dachgeschoß des Doms selbst. Ab der Eröffnung des erweiterten Wien Museums am 6. Dezember kann es nach zweijähriger Restaurierungsarbeit wieder besichtigt werden.

Neue Dauerausstellung „Wien. Meine Geschichte“
Vor dem Aufbau im Wien Museum ist das Modell in 70 Teile zerlegt worden. Im neuen Wien Museum wird es neben anderen Großobjekten wie dem Praterwal oder der Galakutsche des Bürgermeisters als Teil der künftigen Dauerausstellung in der zentralen Halle zu sehen sein.

Die neue Dauerausstellung mit dem Titel „Wien. Meine Geschichte“ wird künftig über drei Etagen auf 3.300 Quadratmetern rund 5.000 Jahre Stadtgeschichte präsentieren. Der Eintritt für diese permanente Schau wird gratis sein, wie die Stadt kürzlich mitgeteilt hat.

Ein Museumsticket braucht man also nur noch für die Sonderausstellungen, die im dem Haerdtl-Bau aufgesetzten neuen Schwebegeschoß untergebracht sein werden. Zum Neustart hat sich das Wien Museum auch ein neues, vertikales Logo verpasst, wurde am Montag mitgeteilt. Zudem soll eine neue Werbekampagne unter dem Claim „Meine Geschichte“ mit zehn unterschiedlichen Sujets ab sofort Lust auf einen Besuch des Haupthauses machen.
07.11.2023, red, wien.ORF.at
Stephansdom-Modell im neuen Wien Museum
 

josef

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#14
Wien Museum öffnet nach Umbau

Das Wien Museum eröffnet heute nach vier Jahren Umbau wieder seine Türen. Auf 3.300 Quadratmetern wird nun die Stadtgeschichte anhand von 1.700 Objekten erzählt. Im Fokus steht der Mensch im Spannungsfeld von Politik und sozialen Strukturen.
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Die neue Dauerausstellung „Wien. Meine Geschichte“ erzählt über drei Etagen hinweg die Geschichte der Stadt in einer chronologischen Abfolge. Beginnend bei der ersten Besiedelung zeigt die Ausstellung Wien bis zur Gegenwart.

Wal-Skulptur und 1.700 Kilo schweres Prunkstück
Dabei werden Themen wie Arbeit, Wohnen, Verkehr, Zuwanderung und Ökologie beleuchtet. Außerdem sind auch skurrile Objekte, wie etwa ein Prunkstück, das mit seinen 1.700 Kilogramm als schwergewichtigstes Objekt zählt, zu sehen.

Besucherinnen und Besucher können außerdem eine Wal-Skulptur, die mehr als 60 Jahre lang das Maskottchen des ehemaligen Gasthauses „Zum Walfisch“ im Wiener Prater war, begutachten. Als dieses 2013 abgerissen wurde, rettete der Besitzer der Bau- und Abbruchfirma die Skulptur. Drei Jahre später wurde Poldi, wie der Wal von den Wienerinnen und Wiener getauft wurde, schließlich dem Wien Museum als Schenkung übergeben.

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In der neuen Dauerausstellung gibt es eine Wal-Skulptur zu sehen, die 60 Jahre lang in einem Lokal im Prater hing
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Die Ausstellung führt über drei Etagen durch die Stadtengeschichte von Wien

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Auf 3.300 Quadratmetern sind 1.700 Objekte ausgestellt

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Gemälde, wie etwa von Gustav Klimt sind ebenfalls im Wien Museum zu sehen

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Im Fokus steht der Mensch im Spannungsfeld von Politik und sozialen Strukturen

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Themen wie Arbeit, Wohnen, Verkehr, Zuwanderung und Ökologie werden dargestellt

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Darüber hinaus sind die Originalfiguren des Donnerbrunnens sowie ein fünfeinhalb Meter hohes Stephansdom-Modell vorzufinden. Außerdem gibt es auch zahlreiche Öl-Gemälde wie etwa „Das Wunderteam“, das Paul Meissner im Auftrag des Wiener Kulturstadtrates Viktor Matejka 1948 malte.

Kostenloser Eintritt
Neben der Modernisierung des Gebäudes sowie der Erweiterung um ein schwebend wirkendes Obergeschoss durch das österreichische Architektenteam Certov, Winkler + Ruck, wurde das Museum um eine Terrasse mit Weitblick, ein Veranstaltungszentrum, ein Vermittlungsatelier sowie ein Glaspavillon im Eingangsbereich ergänzt.


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Neues Monument für die Stadt


Das neue Museum kann am Eröffnungstag von 20.00 bis 24.00 Uhr bei kostenlosem Eintritt besucht werden. Ab dem 7. Dezember gelten die regulären Öffnungszeiten. Die Ausstellung ist gemäß dem englischen Museumsmodell für alle Besucherinnen und Besucher kostenlos zugänglich.
Im aufgesetzten Obergeschoss werden zukünftig Sonderausstellungen stattfinden. Ab Februar soll „Fischer von Erlach. Entwurf einer historischen Architektur“ den Barock-Baumeister im zeitgenössischen Kontext zeigen. Für die Sonderausstellungen müssen sich Besucherinnen und Besucher jedoch ein Ticket kaufen.

Ausstellungshinweis
Wien Museum, Karlsplatz 8, Eröffnung 6. Dezember, ab. 7. Dezember: Dienstag bis Freitag 9.00 bis 18.00 Uhr, Samstag und Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr, gratis
06.12.2023, red, wien.ORF.at

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