Wissenschaftler wollen Wollmammuts aus Mammut-DNA und mit Hilfe von asiatischen Elefanten nachzüchten

josef

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#1
Mammutprojekt Wiederauferstehung
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Vor Tausenden Jahren sind sie ausgestorben, doch nun wollen Wissenschaftler sie wieder in der arktischen Tundra ansiedeln: Schon seit Jahren gibt es das Projekt, Wollmammuts aus Mammut-DNA und mit Hilfe von asiatischen Elefanten quasi neu zu züchten. Dank einer großen Finanzspritze soll das Projekt jetzt tatsächlich umgesetzt werden. Die Idee: Mammuts könnten zum Klimaschutz beitragen.
Online seit gestern, 23.05 Uhr
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Mastermind ist George Church, Professor für Genetik an der Harvard Medical School, der Pionierarbeit auf dem Gebiet der Genbearbeitung geleistet hat. Schon seit mehreren Jahren sorgt er mit dem Mammutplan für Schlagzeilen. Doch bisher fehlten ihm die Geldgeber für die Umsetzung. 2019 fand er mit Ben Lamm einen Unterstützer. Lamm ist Gründer von Hypergiant, einem Unternehmen, das sich auf künstliche Intelligenz spezialisiert hat.

Gemeinsam gründeten die beiden Colossal – und gaben am Montag bekannt, dass sie 15 Millionen Dollar an Investorengeldern damit eigesammelt haben. Mit an Bord sind zahlreiche namhafte Investmentfirmen wie Breyer Capital, aber auch Einzelpersonen wie Thomas Tull, Ex-Chef der Filmproduktionsgesellschaft Legendary Entertainment. Auch die Winklevoss-Brüder, bekannt für ihren Rechtsstreit mit Facebook-Chef Mark Zuckerberg haben, investiert, berichtet Techcrunch.

Gegen Abtauen des Permafrostbodens?
Auch einige auf Klimaschutzprojekte spezialisierte Investoren sind mit von der Partie, denn laut Church könnten Wollmammuts der Umwelt und dem Klima helfen. Heute erwärmt sich die großteils von Moos bewachsene Tundra Sibiriens und Nordamerikas, wo die Tiere einst weideten, rapide und setzt Kohlendioxid frei.
Als es noch Wollmammuts gab, bestand die Tundra größtenteils aus Grasland. Einige Forscher sind der Meinung, dass Wollhaarmammuts dafür verantwortlich waren, indem sie Moos zerkleinerten, Bäume fällten und mit ihrem Kot Dünger lieferten.

Russische Ökologen haben Bisons und andere lebende Arten in einem Naturschutzgebiet in Sibirien angesiedelt – in der Hoffnung, die Tundra wieder in Grasland umzuwandeln. Church argumentiert, dass Wollmammuts das effizienter bewerkstelligen könnten. Das wiederhergestellte Grasland würde den Permafrostboden vor dem Auftauen und der Erosion bewahren und könnte sogar mehr Kohlendioxid binden.

Keine gute Idee?
Dem widersprechen andere Expertinnen und Experten aber vehement: In den bewaldeten Regionen der Arktis seien Bäume und Moos für den Schutz des Permafrosts „von entscheidender Bedeutung“, so Gareth Phoenix, Professor an der Universität von Sheffield, gegenüber dem „Guardian“. Das Entfernen der Bäume und das Zertrampeln des Mooses wäre „das Letzte, was man tun sollte“.

Victoria Herridge, Evolutionsbiologin am Natural History Museum in London, stellt auch die Praktikabilität in Zweifel: Für dieses Experiment brauche man „Hunderttausende von Mammuts“. Die Mammutkühe wären 22 Monate trächtig, und die Tiere brauchten 30 Jahre, um ausgewachsen zu sein.
Auch Beth Shapiro, Paläontologin an der University of California in Santa Cruz, meldete in der „New York Times“ ihre Zweifel an: Vor allem gehe der Klimawandel viel zu schnell vor sich; sie befürchtet, dass die Evolution für viele Arten zu langsam vonstattengehe, um sie noch zu retten.

Kälteresistente Elefanten
Doch zunächst muss Church es schaffen, tatsächlich die Tiere wiederauferstehen zu lassen – auch kein ganz einfaches Unterfangen. Dass es ausgerechnet Mammuts sind, ist leicht erklärt: Von dieser Spezies gibt es genug einigermaßen gut erhaltene DNA, weil Tiere im Permafrostboden konserviert wurden. Auch ein japanisches Forscherteam arbeitete an einem ähnlichen Projekt.

picturedesk.com/Tass/Nevar Vitaly
Das mumifizierte, etwa einen Monat alte Wollmammutkalb Ljuba wurde 2007 auf der russischen Jamal-Halbinsel gefunden

Doch genau genommen will Church eine völlig neue Gattung schaffen. Denn genug Mammut-DNA gibt es nicht. Mit Hilfe der Genschere CRISPR-Cas9 will er das Erbmaterial der Mammuts mit jenem des asiatischen Elefanten kombinieren. Dieses sei aufgrund eines gemeinsamen Vorfahren recht kompatibel. Die Gene, die für die Behaarung des Mammuts, die isolierenden Fettschichten und andere Anpassungen an das kalte Klima verantwortlich sind, sollen vom Mammut stammen, andere vom Elefanten. „Unser Ziel ist es, einen kälteresistenten Elefanten zu züchten, der aber wie ein Mammut aussehen und sich auch so verhalten wird“, sagte Church dem „Guardian“.

Ein Mammutprojekt
Ursprünglich wollte Church die geschaffenen Embryonen in Leihmuttertiere von Elefanten einpflanzen. Doch laut „New York Times“ verwarf er diese Idee. Selbst wenn es ihm gelänge, eine In-vitro-Fertilisation für Elefanten durchzuführen – was bisher noch niemand getan hat –, wäre der Aufbau einer Herde praktisch unmöglich, da er so viele Leihmuttertiere benötigen würde. Jetzt will Church eine künstliche Mammutgebärmutter aus Stammzellen herstellen. „Ich wage nicht zu behaupten, dass dies einfach sein wird“, sagte Church.

Drastische Folgen?
Doch abgesehen von der Durchführbarkeit wirft das Projekt auch ethische Fragen auf – und zwar nicht nur solche, die an die Filmreihe „Jurassic Park“ erinnern. So zitiert die „New York Times“ eine Expertin, die darauf verweist, dass Elefanten – und wohl auch Mammuts – soziale Wesen sind, bei denen gerade Jungtiere eine starke Verbindung zu den Muttertieren haben. Niemand könne wissen, wie die Jungtiere alleine zurechtkommen.

Noch viel mehr Relevanz habe allerdings die Frage, auf welchen Gebieten die Technologie zur Anwendung kommen könnte, wenn sie erst einmal erfolgreich eingesetzt wurde. Gerade wenn private Investoren an Bord sind, sei das kein ungefährliches Unterfangen: Denn mit wiederauferstandenen Mammuts alleine könne man wohl kein Geld verdienen.
15.09.2021, red, ORF.at

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#2
NACHGEZÜCHTETE RIESEN
Genetik-Start-up will die Rückkehr der Mammuts finanzieren
Der Harvard-Genetiker George Church arbeitet daran, die ausgestorbenen Eiszeitgiganten zurückzuholen. Nun gibt es Startkapital dafür, doch Experten melden Zweifel an

Die letzten Wollhaarmammuts starben vor rund 4000 Jahren aus. Ihre genetischen Hinterlassenschaften nähren die Idee, sie wieder zurückzuholen.
Foto: Giant Screen Films / Kevin Jiang


Ben Lamm (links) und George Church wollen noch in diesem Jahrzehnt ein erstes "Mammufanten"-Kalb erzeugen.
Foto: Colossal

Die Geschichte klingt nach Hollywood: Ein für seine unkonventionellen Ideen berüchtigter Genetik-Pionier mit Rauschebart und ein junger, finanzkräftiger Entrepreneur gründen ein Start-up, um das vor Jahrtausenden ausgestorbene Wollhaarmammut von den Toten zurückzuholen. Ihr Ziel: Mithilfe uralter Mammut-DNA, heute lebender Elefanten und genetischer Werkzeuge sollen die eiszeitlichen Riesen im Labor neu gezüchtet und in der Arktis ausgewildert werden. Die Mammutherden des 21. Jahrhunderts sollen nicht nur die Biodiversität erhöhen und das arktische Ökosystem retten, sondern auch einen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten.

Ob sich schon jemand die Filmrechte für diese gewagte Idee gesichert hat, ist unklar. Fest steht, dass es sich dabei nicht um reine Fiktion handelt: Vor wenigen Wochen präsentierten der Harvard-Genetiker George Church und der Unternehmer Ben Lamm die Pläne für ihr buchstäbliches Mammutprojekt der Öffentlichkeit. Etliche Investoren sind eingestiegen, die eigens gegründete Firma Colossal hat umgerechnet 13 Millionen Euro eingesammelt. "Wir hoffen, dass das erste Kalb in vier bis sechs Jahren zur Welt kommen wird", sagt Lamm zum STANDARD. Das sei ambitioniert, liege aber im Bereich des Möglichen.

Neu ist die Idee, ausgestorbene Arten wie das Mammut wiederzubeleben, nicht. Revolutionäre Fortschritte in der Genetik ermöglichten es in den vergangenen Jahrzehnten, das Erbgut von immer mehr Lebewesen zu entschlüsseln. Schnell dehnte sich das molekularbiologische Interesse auch auf alte DNA aus. Dank häufiger Funde gut konservierter Mammutkadaver im arktischen Permafrost entpuppten sich die eiszeitlichen Dickhäuter als interessante Studienobjekte.

Hybrider Mammufant
Aus DNA-Fragmenten hatten Forscher im Jahr 2008 bereits 70 Prozent der Erbinformationen des Wollhaarmammuts rekonstruiert, dessen letzte Vertreter vor rund 4000 Jahren verschwanden. Seither wurde das Genom immer weiter vervollständigt. Dadurch konnte gezeigt werden, dass der Asiatische Elefant der nächste lebende Verwandte des Wollhaarmammuts ist: Seine DNA stimmt zu 99,6 Prozent mit der des Mammuts überein.
Durch den Erbgutvergleich lassen sich auch Gene identifizieren, die das Wollhaarmammut vom heutigen Elefanten unterscheiden. "Unser vorrangiges Ziel ist es, diese Mammutgene zurückzubringen", sagt Church. "Teilweise ist uns das bereits gelungen." Der Molekularbiologe, der eine Doppelprofessur an der Harvard University und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) innehat, war einst Mitinitiator des Human Genome Project, das zum Ziel hatte, das menschliche Erbgut zu entschlüsseln. Das ist längst erreicht, auch Churchs eigenes Genom wurde vollständig entziffert.

Mit seinem Team erforscht er nun schon seit Jahren die genetischen Besonderheiten der Mammuts. Rund 60 Gene sollen mit wichtigen äußeren Merkmalen und der Kälteanpassung der ausgestorbenen Tiere in Zusammenhang stehen. Sie dürften für die Behaarung, eine dicke Fettschicht und vergleichsweise kleine Ohren gesorgt haben.

Für ein geklontes Mammut reicht das fragmentierte arktische Genmaterial bisher allerdings nicht aus. 2015 ventilierte Church die Idee, spezifische Mammutgene mithilfe neuer molekularbiologischer Werkzeuge wie der Gen-Schere CRISPR/Cas9 in Elefanten einzuschleusen und so hybride "Mammufanten" zu erschaffen, die in Aussehen und Eigenschaften nahe an ihren ausgestorbenen Vorfahren dran wären.

Ökologischer Impakt?
Bislang war das allerdings ein Nebenprojekt des umtriebigen Wissenschafters, das zwar für Schlagzeilen sorgte, aber nur über bescheidene finanzielle Mittel verfügte. Das hat sich nun geändert: Ben Lamm, der zuvor eine auf künstliche Intelligenz spezialisierte Firma gegründet hatte, schlug Church eine Zusammenarbeit vor. Ein gemeinsames Unternehmen soll die Umsetzung von Churchs Plänen beschleunigen und neue Technologien hervorbringen, die auch in anderen Bereichen zum Einsatz kommen könnten.

Church und Lamm behaupten, dass ihr Projekt großes Potenzial für den Arten- und Klimaschutz habe. Die Methoden zur Erschaffung von Mammufanten ließen sich adaptieren und könnten helfen, akut vom Aussterben bedrohte Spezies zu retten. Zudem könnte die Auswilderung von kälteresistenten Dickhäutern in einer fast unbewohnten Region bedrohten Elefanten eine alternative Zukunft bieten.

Vor allem aber, argumentiert Church, könnten umherstreifende Herden das rapide Auftauen des Permafrosts in der Arktis verlangsamen, das zu einer Freisetzung klimaschädlicher Treibhausgase aus dem Boden führt. Tatsächlich hat sich die Landschaft der arktischen Tundra seit dem Verschwinden der Mammuts und anderer Großsäugetiere enorm verändert: Wo einst ausgedehntes Grasland dominierte, ist heute vor allem Moos zu finden.

Ethische Bedenken
Manche Biologen nehmen an, dass sich die eiszeitliche Grassteppe durch die Anwesenheit großer Pflanzenfresser teilweise wiederherstellen ließe und Erosion und Auftauen der Böden verlangsamt werden könnten. Unumstritten ist das nicht – und die Ansage, Mammutelefantenherden auszuwildern, schon gar nicht. Die Paläogenetikerin Beth Shapiro von der University of California Santa Cruz ortet große ethische und wissenschaftliche Probleme. Sollen wir eine Spezies zurückholen, über die wir so wenig wissen? Wer entscheidet, wo und wie sie lebt? Und wie genau geht die künstliche Aufzucht dieser vermutlich hochsozialen Tiere vonstatten? Sie verfolge Churchs Pläne interessiert, sei aber skeptisch, ob sie sich umsetzen ließen, sagte Shapiro zur New York Times.

Kritiker sehen auch ein potenzielles Problem in der privaten Finanzierung der Unternehmung. Die Investoren wollen schließlich Geld verdienen – ob mit den Tieren selbst oder mit der Technologie, die ihre Zucht ermöglicht. Wer stellt sicher, was damit geschieht? "Jede Technologie kann für etwas Schlechtes verwendet werden", antwortet Church auf diese Frage. "In diesem Fall halte ich das für unwahrscheinlich, wir sind aber offen für Kritik."

Künstliche Gebärmutter
Der Genetiker betont, eng mit Bioethikern und Naturschutzbiologen zusammenzuarbeiten und das Tierwohl genau im Blick zu haben. Ursprünglich wollte er im Labor erzeugte Hybridembryonen in weibliche Elefanten einpflanzen, die sie als Leihmuttertiere austragen sollten. Diese Idee wurde wieder verworfen – auch aufgrund möglicher Risiken für die Elefanten. Stattdessen wird nun an einer künstlichen Gebärmutter aus Stammzellen gearbeitet, in der die Tiere heranwachsen sollen.

Versuche an Mäusen und Lämmern haben in der Vergangenheit gezeigt, dass das prinzipiell denkbar ist. Das Mammut-Projekt hat aber auch in dieser Hinsicht eine andere Dimension: Eine künstliche Gebärmutter müsste einen auf bis zu 100 Kilogramm heranwachsenden Fötus fast zwei Jahre lang beherbergen. "Ich behaupte nicht, dass das einfach ist", sagt Church. "Aber unsere Fortschritte sind groß."
(David Rennert, 13.10.2021)
Genetik-Start-up will die Rückkehr der Mammuts finanzieren
 

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#3
HAARIGE WIEDERAUFERSTEHUNG
Wichtige erste Hürde bei Wiedergeburt des Mammuts genommen
Forschenden um Genetikpionier George Church gelang es erstmals, umprogrammierte pluripotente Stammzellen von Elefanten zu erzeugen. Fachleute bleiben aber skeptisch

Bis vor rund 4.000 Jahren waren die befellten Dickhäuter jenseits des Polarkreises anzutreffen. In wenigen Jahren soll das Wollhaarmammut in Gestalt eines "Mammufanten" wiedererstehen.
Colossal Biosciences

Die letzten ihrer Art starben vor etwa 4.000 Jahren aus – also etwa zu der Zeit, als die Minoer auf Kreta ihre Palastbauten errichteten. Da diese Wollhaarmammuts sehr weit im Norden lebten, hat sich ihre Erbsubstanz in diversen Überresten gut konserviert. Und so ließ sich bereits 2008 rund 70 Prozent der Erbinformation der behaarten Riesen rekonstruieren. Mittlerweile ist das Mammutgenom vervollständigt. Dabei zeigte sich unter anderem, dass der Asiatische Elefant der nächste lebende Verwandte des Wollhaarmammuts ist, bei rund 99,6-prozentiger Übereinstimmung.

20 Jahre nach den ersten Genomanalysen – also 2028 – soll das Wollhaarmammut (oder eher eine Hybrid aus Elefant und Mammut, also ein "Mammufant") wiedergeboren werden, wenn es nach den optimistischen Plänen des Harvard-Genetikpioniers George Church geht, der zu diesem Zweck im Herbst 2021 eine Firma mit passendem Namen gegründet hat: Colossal Biosciences. Seit zweieinhalb Jahren und mit gut 13 Millionen US-Dollar Startkapitel arbeitet ein Team dieser Firma in Dallas im US-Bundesstaat Texas daran, die komplexe genetische Herausforderung zu meistern, die sich nach und nach als noch komplizierter herausstellt als zunächst gedacht.


George Church (rechts) und Ben Lamm wollen mit ihrer Firma noch in diesem Jahrzehnt einen Mammufanten erzeugen. Das könnte knapp werden.
Colossal Biosciences

Erster wichtiger Meilenstein
Doch nun wurde ein erster Meilenstein verkündet, der auf den ersten Blick nicht besonders spektakulär aussieht: Forschenden von Colossal Biosciences ist es gelungen, Zellen der Haut eines Asiatischen Elefanten in einen embryonalen Zustand zu versetzen. Diese sogenannten induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS), die sich in alle Zelltypen eines Tieres differenzieren können, sind laut den Plänen der Firma der erste Schritt zum Vorhaben, später einmal ganze Herden asiatischer Elefanten zu züchten, die genetisch so verändert wurden, dass sie zotteliges Haar, zusätzliches Fett und andere Mammutmerkmale haben.

Dass diese Errungenschaft als großer Durchbruch verkündet wird, mag Interessierte überraschen. Denn bereits vor 18 Jahren war es dem japanischen Stammzellforscher Shin'ya Yamanaka gelungen, solche iPS aus Hautzellen von Mäusen zu züchten, wofür er 2012 den Medizin-Nobelpreis gewann. Solche iPS-Zellen wurden in den vergangenen Jahren auch für den Menschen und für eine ganze Reihe von gefährdeten Tierarten wie dem Nördlichen Breitmaulnashorn oder dem Schneeleoparden hergestellt. Doch bei Elefanten bissen sich die Fachleute viele Jahre lang die Zähne aus, ehe Churchs Team nun endlich erfolgreich war.


Die ersten iPS-Zellen von Elefanten.
Colossal Biosciences

Der Trick war, neben der Zugabe der vier sogenannten Yamanaka-Faktoren, die bei Mäusen und Menschen zu iPS führen, auch noch die Expression des Anti-Krebs-Gens TP53 zu drosseln, wie das Team um Church und Eriona Hysolli in einem noch nicht fachbegutachteten Preprint auf der Plattform Biorxiv berichtet, der am Donnerstag hochgeladen wurde.

Die nächsten gentechnischen Schritte
Laut Church werden die neuen Zelllinien jedoch dabei helfen, die genetischen Veränderungen zu identifizieren und zu untersuchen, die erforderlich sind, um den Asiatischen Elefanten die Eigenschaften eines Mammuts zu verleihen. "Wir würden sie gerne vorab testen, bevor wir sie in Elefantenbabys einsetzen", sagte Church auf Nachfrage von "Nature News". Mit seinem Team erforscht er bereits seit Jahren die genetischen Besonderheiten der Mammuts und hat rund 60 Gene entdeckt, die mit wichtigen äußeren Merkmalen und der Kälteanpassung der ausgestorbenen Tiere in Zusammenhang stehen.

Die iPS-Zellen der Elefanten könnten mittels der Gen-Schere Crispr/Cas9 entsprechend bearbeitet und dann in entsprechendes Gewebe wie Haare oder Blut umgewandelt werden. Der nächste Schritt würde dann darin bestehen, Gen-editierte iPS-Zellen in Spermien und Eizellen umzuwandeln, um Embryonen zu erzeugen, was bei Mäusen bereits gelungen ist. Es könnte auch möglich sein, iPS-Zellen direkt in lebensfähige synthetische Mammufanten-Embryonen zu verwandeln.

Forscher, die nicht an den Arbeiten beteiligt waren, sind allerdings auch hinsichtlich des ersten Meilensteins noch zurückhaltend: Sebastian Diecke etwa, Stammzellbiologe am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft in Berlin, würde laut "Nature News" gerne mehr Beweise dafür sehen, dass iPS-Zelllinien stabil wachsen und in verschiedene Arten von Geweben umgewandelt werden können, zum Beispiel durch die Herstellung von Gehirnorganoiden. "Es gibt noch einige Schritte, bevor wir sie als richtige iPS-Zellen bezeichnen können", sagt Diecke.

Künstliche Elefantengebärmutter
So richtig kompliziert wird es aber erst dann, wenn Church und sein Team tatsächlich darauf verzichten wollen, Asiatische Elefantenkühe als Leihmütter zu verwenden, um die Gen-editierten Embryonen auszutragen. Sein visionärer Plan sieht vielmehr vor, dafür künstliche Gebärmütter einzusetzen, die zum Teil ebenfalls aus iPS-Zellen gewonnen werden. "Wir wollen nicht in die natürliche Fortpflanzung gefährdeter Arten eingreifen", sagt Church, "also versuchen wir, die Möglichkeiten der In-vitro-Trächtigkeit zu erweitern."

Wenn auch die erste Hürde genommen sein mag: Die zahlreichen nächsten Schritte, die noch erforderlich sind, um aus einer iPS-Zelle einen mammutähnlichen Elefanten zu züchten, scheinen technologisch mindestens so herausfordernd zu sein wie dieser erste. Vermutlich werden wir uns also doch ein paar Jahre länger als bis 2028 gedulden müssen, ehe es zur haarigen Wiederauferstehung des Wollhaarmammuts kommen wird. (Klaus Taschwer, 8.3.2024)
Wichtige erste Hürde bei Wiedergeburt des Mammuts genommen
 
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