WW2 Industriegebäude gesucht

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Fabrikant

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#1
Hallo Forum.
Meine schon länger dauernde Suche nach einem bestimmten Typ an Industriegebäuden hat mich hier her geführt.
Meine Intention ist möglichst viel Information über diese Gebäude und deren Geschichte zu erlangen. Der Grund dafür ist einfach, ich habe eines davon erworben und restauriere es nun langsam. Je mehr Hinweise auf weitere Exemplare ich in den originalen Schriftstücken darüber fand desto mehr stieg mein Interesse sie zu finden.

Von diesen Gebäuden wurden laut mir vorliegenden Informationen 39 Stück geplant und eine unbekannte Anzahl mehr oder weniger kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges erbaut. 1943 und später.
Im ehemaligen Reichsgau Niederdonau sind mir 6 Standorte in etwa bekannt. Neben meinem Gebäude konnte ich durch tagelange Suche in Satellitenbildern 3 dieser Fabriken finden und mit den Besitzern in Kontakt treten. Die Gebäude werden mehr oder weniger genützt weshalb ich die exakten Standorte nicht veröffentlichen möchte.
Die weiteren Gebäude müssen sich, wenn überhaupt errichtet, ausserhalb des RG ND befinden. Leider habe ich dazu nichteinmal grobe Informationen zum Standort. Eventuell befinden sich diese auch zum Teil in Deutschland.

Deshalb möchte ich erfragen ob jemand eventuell ein Gebäude kennt welches der folgenden Beschreibung entsprechen könnte.
-)Erbaut 1942-1945 als Tierkörperverwertung
-)Alle Stufen der Fertigstellung möglich, vom rohen Gebäude bis zum fertigen Betrieb
-)Gebäude sind T-förmig, eventuell auch asymmetrische + möglich.
-)Langer Teil des T ca. 30m, kurzer ~20-25. Breite immer ~10m.
-)Eine kleine Verladerampe, (meist) am langen Teil.
-)Höhe der Teile leicht Unterschiedlich, in etwa um 15-18m.
-)Krüppelwalmdach mit Gauben, 45-48° Neigung und Bieberschwanz Doppeldeckung
-) Schornstein ~20-25m hoch, Ziegelmauerwerk, viereckig, an drei Seiten nach oben hin leicht verjüngt. Betonring als Deckel.
-) Meist in der Nähe von Gewässern gelegen und etwas abseits von Siedlungen
-) Weitere Details oder Bilder, wenn gewünscht, gerne.


Ich bin für jeden kleinen Hinweis äusserst dankbar. Wenn es aufgrund Nutzungs/Eigentumsverhältnisse nicht möglich ist den genauen Standort zu nennen dann bitte dennoch ohne Standortangabe einfach nur Bescheid geben dass so ein Gebäude noch existiert.

Doch ein langer Post geworden.
Schonmal ein Danke im Voraus für alle Antworten. Und fürs Lesen :)
 
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Geist

Worte im Dunkel
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#2
Hallo Clemens, danke für den Beitrag. Es handelt sich also ausschließlich um Tierkörperverwertungen? Oder konntest du noch mehr herausfinden?

Bilder helfen erfahrungsgemäß immer, die Vorstellungskraft zu aktivieren.
 

josef

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#3
Hallo Clemens,
besorge dir das Buch von

Maria Theresia Litschauer;
„Architekturen des Nationalsozialismus – Erhaltene bzw. geplante/entfernte Bauten der Region Waldviertel / NÖ.;
Böhlau-Verlag Wien-Köln-Weimar; Wien 2012


da sind die Objekte der damals gebauten Tierkörperverwertung Heidenreichstein im Waldviertel beschrieben bzw. mit einigen bemaßten Ansichts-(Plan-)Skizzen dokumentiert!

Siehe auch hier einen Bericht im Forum mit einer kurzen Rezension zum Buch...


Zitat Fabrikant
-) Weitere Details oder Bilder, wenn gewünscht, gerne.
Wenn Fotos möglich, wären wir hier sicher interessiert :)

Jedenfalls ist ein Standort einer solchen Tierkörperverwertung schon vor einigen Jahren einer Flurbereinigung (Kommassierung) zum Opfer gefallen:
Dieses, mir selbst noch aus den 1960iger Jahren des vorigen Jahrhunderts bekannte Ruinenobjekt, befand sich zwischen St.Georgen im Steinfeld und Wilhelmsburg, südlich von St.Pölten...

lg
josef
 
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Fabrikant

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#4
Hallo Clemens,
besorge dir das Buch von

Maria Theresia Litschauer;
„Architekturen des Nationalsozialismus – Erhaltene bzw. geplante/entfernte Bauten der Region Waldviertel / NÖ.;
Böhlau-Verlag Wien-Köln-Weimar; Wien 2012


da sind die Objekte der damals gebauten Tierkörperverwaltung Heidenreichstein im Waldviertel beschrieben bzw. mit einigen bemaßten Ansichts-(Plan-)Skizzen dokumentiert!
Das buch habe ich. Diese TKV darin auch, das ist meine ;).

Jedenfalls ist ein Standort einer solchen Tierkörperverwertung schon seit einigen Jahren einer Flurbereinigung (Kommassierung) zum Opfer gefallen:
Dieses, mir selbst noch aus den 1960iger Jahren des vorigen Jahrhunderts bekannte Ruinenobjekt, befand sich zwischen St.Georgen im Steinfeld und Wilhelmsburg, südlich von St.Pölten...
Grossen Dank für die Auskunft!
Ja Wilhelmsburg ist ein potenzieller Standort. Habe dort sogar einen ganzen Tag vor Ort danach gesucht. Aber das erklärt weshalb ich leider nichts finden konnte. Schade darum.
Weisst du eventuell noch wo genau sie stand?

Es handelt sich also ausschließlich um Tierkörperverwertungen? Oder konntest du noch mehr herausfinden?
Ja es waren immer TKV nach dem selben Schema. Das waren "kriegswichtige Bauten" und wurden zumindest hier von der SS betrieben. Der Zweck war vermutlich die Gewinnung von Glycerin um in weiterer Folge Sprengstoff daraus herzustellen. Das ist allerdings nicht restlos gesichert.
Das Projekt hiess TKV "JS1500" soweit ich mich erinnere, sehe aber nochmal genau nach.

Als Nebenbauten sind vorhanden:
-) Eine Dunglege, kleiner rechteckiger Anbau mit ca. 3x5m.
-) 6-Kammer Kläranlage mit deutlich >100m³ Inhalt.

Als potenzielle Nebengebäude können existieren:
-)Pumpenhaus, je nachdem von wo das Prozesswasser bezogen wurde.
-)Haus für den Betriebsführer
-)Haus für dessen Haustiere(!).
-)Kleines Wohnhaus für die Arbeiterschaft mit Gärten.


Zu den Bildern, mal ein paar Ansichten von aussen im Anhang.
Soweit ich bereits feststellen konnte variiert die Gaubenform. Manche haben Fledermausgauben wie diese, manch andere sehr viel kleinere, eckige Gauben.
Der Eingangsbereich mit den Stufen kann auch geringfügig abweichen.
 

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josef

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#5
...Ja Wilhelmsburg ist ein potenzieller Standort. Habe dort sogar einen ganzen Tag vor Ort danach gesucht. Aber das erklärt weshalb ich leider nichts finden konnte. Schade darum.
Weisst du eventuell noch wo genau sie stand?
Soweit ich mich erinnere, ist ja ca. 45 - 50 Jahre her :) und ich war damals noch teilweise mit den Eltern unterwegs, von St.Georgen Richtung Wilhelmsburg links von der B20 in den Feldern. Siehe GE-Bild gelber Kreis, könnte eventuell auch im Bereich mit dem ? gewesen sein...

Es war eine Ruine, entweder nicht fertiggebaut oder im Krieg zerstört. Rohziegelbau ohne Dach, Stockwerke fehlten, jedoch war der eckige Ziegelschornstein markant!

Hatte schon einmal ca. 2002-03 eine Frage zum Bauwerk ins Forum gestellt, mit kleiner Skizze aus dem Gedächtnis. Ist seinerzeit bei einem Forums-Crash des Österreich Teiles verlorengegangen...und die Skizze finde ich auch nicht im digitalen Archiv (nicht abgespeichert ?). Muss mal nachsehen, ob ich vielleicht noch etwas in den Ordnern abgelegt habe...
 

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josef

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#6
TKV Wilhelmsburg

Die gute alte Form der Archivierung durch Ablage der auf Papier ausgedruckten Unterlagen in Ordnern bewährt sich noch immer :lol1:

Habe dazu ausgedruckte Seiten eines alten Threads aus 2002 gefunden und gescannt:
 

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Fabrikant

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#7
Die gute alte Form der Archivierung durch Ablage der auf Papier ausgedruckten Unterlagen in Ordnern bewährt sich noch immer :lol1:

Habe dazu ausgedruckte Seiten eines alten Threads aus 2002 gefunden und gescannt
:bravo::bravo::danke
Spitze, Danke.


Die gleichen Geschichten über ein KZ und Verseifung halten sich bis heute auch über mein Gebäude. Dabei wäre es alleine konstruktiv komplett ungeeignet dafür gewesen.

Die Bogenfenster sind sehr interessant, alle mir bekannten haben rechteckige.
Auch Eingangs/Tor-Bögen wie auf der unteren Skizze wären extrem aussergewöhnlich, es müssen die Fensterbögen des Untergeschosses gewesen sein. Sieht schnell so aus als wären sie Eingangsböden da diese Fenster nur wenige cm über dem Boden liegen und rasch von der Natur so zugewachsen werden dass sie auf Bodenniveau zu sein scheinen. War auch teils bei meiner schon der Fall.

Sehr schade dass sie nicht mehr steht, sieht nach einer anderen Anordnung der einzelnen Funktionsblöcke der Fabrik aus. Faszinierend.
Hoffendlich tauchen noch weitere Exemplare auf.

Wenn mehr Bilder u.A. auch von innen gewünscht sind sagt bitte Bescheid.
 

josef

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#8
Die gleichen Geschichten über ein KZ und Verseifung halten sich bis heute auch über mein Gebäude. Dabei wäre es alleine konstruktiv komplett ungeeignet dafür gewesen...
Durch die Bevölkerung werden bei fehlender Information und nur ansatzweisen Gerüchten die absurdesten Geschichten erzählt bzw. verbreitet...:D
Die Bogenfenster sind sehr interessant, alle mir bekannten haben rechteckige. Auch Eingangs/Tor-Bögen wie auf der unteren Skizze wären extrem aussergewöhnlich, es müssen die Fensterbögen des Untergeschosses gewesen sein...
Waren eindeutig Rundbögen, nur kann ich mich wirklich nicht mehr erinnern, ob Fensterbögen, Torbögen oder eventuell auch Arkaden...
Wenn mehr Bilder u.A. auch von innen gewünscht sind sagt bitte Bescheid...
Soweit sie nicht zu tief in die Privatsphäre eindringen, sind im Forum Bilder immer erwünscht :D



Zwar ein wenig OT, da nicht zu der TKV passend - alter Beitrag aus 2002 von @Johann H.B.:

Die "Eisenwerke Schmid & Söhne" in Wilhelmsburg produzierten keine "Ketten für Steyr-LKW", sondern Gleisketten für den "Raupenschlepper Ost" und sonstige Panzerfahrzeuge. Die Firma wird als Mitgliedsbetrieb des Sonderausschusses "Gleisketten" genannt.

lg
josef
 
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Fabrikant

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#9
Soweit sie nicht zu tief in die Privatsphäre eindringen, sind im Forum Bilder immer erwünscht
Kein Problem deswegen, diese und ähnliche Gebäude sind auch ein (sehr kleines) Stück Geschichte. Ich meine dass deren Besitzer sie nicht nur möglichst original erhalten, sondern auch bei Interesse daran Information dazu bereitstellen sollen.

Mehr Sorgen machen mir Plünderer und Vandalen sowie Veranstalter illegaler Rave-Parties die hier in der Gegend ab und an mal laufen. Die lesen in solchen Foren garantiert mit.
Zumindest kann ich bei Tag und Nacht jeden kleinsten Winkel des Gebäudes mit Überwachungskameras sehen und werde bei Bewegung automatisch benachrichtigt.


Am ersten Bild sieht man die grossen runden Einfahrtstore zum Schlachtraum. Stammt noch vor dem Kauf, inzwischen ist da auch schon mehr aufgeräumt. In dem Raum ist ein Deckenkran vorhanden von dem ich erst noch brauchbare Bilder machen muss.

Das letzte Bild zeig die drei Einfahrtstore zur Garage und eine kleine Verladerampe. Der Vorbau mit Türe im Dach hat noch Reste eines Lasthakens an dem man Säcke herunterlassen konnte. Das Dach war in dem Bereich als Tiermehllager gedacht.
 

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josef

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#11
Ergänzung zu den Beiträgen über die Ruine der "TKV Wilhelmsburg" (-> kriegswichtiger Bau...)

In der "Topothek Wilhelmsburg" fand ich ein Foto der "Rohbauruine". Leider wurde das Bild nicht von der B20 aus aufgenommen und man kann daher die "Rundbögen" (...aus der persönlichen Erinnerung und auch Bestätigung durch Beitrag aus 2002) nicht erkennen...

© Topothek Wilhelmsburg: Unsere Geschichte, unser Online-Archiv
 

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