Zonengrenze zur Sovjet-Zone in der Besatzungszeit?

#1
Gab es in der Besatzungszeit in Österreich irgendwelche Zäune quer durch die Landschaft entlang der Zonengrenze zur Sovjet-Zone?

Bei der innerdeutschen Grenze war dies ja schon in den späten 40er Jahren bzw. 1950 bereits der Fall.
 

josef

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#2
Gab es in der Besatzungszeit in Österreich irgendwelche Zäune quer durch die Landschaft entlang der Zonengrenze zur Sovjet-Zone?
Soweit mir bekannt, gab es an den innerösterreichischen Zonengrenzen keine "Grenzsicherungsanlagen" in Form von Zäunen. Die sowjetische Zonengrenze durfte aber nur an bestimmten Übergängen (Straße, Bahn...) überschritten werden.

Um die Demarkationslinien zwischen den Besatzungszonen passieren zu können, benötigte man einen von den Alliierten ausgestellten Identitätsausweis, der in vier Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch) ausgefertigt war und Bestätigungsvermerke jeder der vier Besatzungsmächte trug (insgesamt elf Stempel). Zwischen den Zonen der westlichen Mächte kam es bald zu Reiseerleichterungen; das Überschreiten der Demarkationslinie zur sowjetischen Zone oder aus dieser gestaltete sich hingegen wie eine Auslandsreise. Die sowjetischen Grenzkontrollen wurden erst im Juni 1954 beendet
Quelle: Besetztes Nachkriegsösterreich – Wikipedia

Wobei lt. Überlieferung von den Russen besonders die Anzahl der Stempel im Ausweis genau kontrolliert wurde :)!

Die Überwachung der Grenze erfolgte durch Patrouillen und wer beim illegalen Grenzübertritt gefasst wurde, hatte mit schweren Strafen zu rechnen, die nicht selten mit einer "Reise nach Sibirien" endeten...
 
#3
Also in Deutschland hatte man bereits 1948 herum einen Zaun, der leicht überwindbar war, der aber nicht viel anders war, als bei einer Weide mit Tieren. Zumindest auf der Westseite waren Schilder die auf die Zonengrenze hingewiesen haben. Bereits 1952 begann man den Streifen hinter dem Zaun zu ackern um Spuren leichter zu erkennen, und man begann vermehrt Grenzpolizei einzusetzen. Warum hatte man dies nie in Österreich gemacht?
 
#4
Man konnte aber ab 1945 auch nur mit Genehmigung z. B. aus der amerikanischen in die englische oder französische Besatzungszone wechseln. Wenn es da auch keine "feste" Grenzsicherung gab, es wurde kontrolliert.
Wie lange das aber so streng gehandhabt wurde kann ich nicht sagen.
 
#7
Interessant ist, dass diese Reiseerlaubnis 1946 ausgestellt wurde, und zwar "auf Dauer". Hinweis wie lange diese "Dauer" sein sollte wird nicht genannt.

In Deutschland kenne ich da nichts vergleichbares aus dieser Zeit.

Interessant zu dem Thema ist folgendes Youtube Video:


1950 wird bei der innerdeutschen Grenze von einem "Weidezaun" gesprochen, - der sicher schon einige Jahre zuvor aufgestellt wurde.

1952 begann man einen Streifen hinter diesem Weidezaun zu ackern.

Jegliche bisherige Recherche ergab dass in Österreich dies nie gemacht wurde und auch nicht geplant wurde.

Abegesehen von Hinweisschildern zur Zonengrenze und Ausweiskontrollen an Strassen oder im Eisenbahnverkehr gibt es in Österreich nicht einmal Hinweise auf Hinweisschilder in der freien Landschaft und auch keinen "Weidezaun". - abgesehen von Sibirien-Androhungen dort beim Illegalen Betreten der anderen Zone aufgegriffen zu werden. Und Sibirien-Androhungen wird es Seitens der Russen noch bei vielen andren Dingen gegeben haben.
 
#9
Danke für den Hinweis. Solche Dinge hat es immer wieder gegeben. Joachim Gaucks Vater ( ehemaliger Bundespräsident ) hatte auch so ein Schicksal. Vorwurf von Spionage führten zu 5 Jahre im Gulag in Russland. Alleine der Besitz einer nautischen Fachzeitung aus dem Westen brachte ihm "antisowjetische Hetzerei" ein.

Nur eigentliches Interesse von mir in diesem Thread sind bauliche Themen ( Zaun, Sperrungen, quer durch die Landschaft und dgl. ) an der Zonengrenze in Österreich besonders zu der Sowjet-Zone.
 

josef

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#10
...abgesehen von Sibirien-Androhungen
Es blieb nicht bei Androhungen (siehe Beitrag von @Stoffi), da wurden Personen aus Autos und Zügen geholt und hauptsächlich
über Baden bei Wien (Hauptquartier der Russen) in Sammeltransporten per Bahn nach Sibirien gebracht...
Siehe hier: Gefangenentransportwagen der sowjetischen Besatzungsmacht
Nur eigentliches Interesse von mir in diesem Thread sind bauliche Themen ( Zaun, Sperrungen, quer durch die Landschaft und dgl. ) an der Zonengrenze in Österreich besonders zu der Sowjet-Zone.
Wie schon geschrieben, gab es an der Zonengrenze nur fixe Kontrollposten an den Übergängen. Die Streifen entlang der Zonengrenze operierten von Lagern und Kasernen aus. Innerhalb der Zone gab es sehr wohl temporäre Kontrollen des Fahrzeugverkehrs bzw. in Zügen durch motorisierte Streifen.

"Echte" Baulichkeiten in Form von Zäunen und Sperren wurden erst nach der kommunistischen Machtübernahme in den Nachbarstaaten Tschechoslowakei und Ungarn entlang der österreichischen Staatsgrenze in Fortsetzung der innerdeutschen Anlagen errichtet.
 
#11
Die Streifen entlang der Zonengrenze innerhalb von Österreich werden wohl eher Sowjets gewesen sein und keine Österreicher?

Wahrscheinlich liegt es genau daran, dass Österreich als 2. Republik bereits 1945 als ein Staat gegründet wurde, und die Bundesrepublik Deutschland erst 1948 bzw. die DDR 1949. Da nun zwei Deutschlands existierten und die Regierung der DDR aus Kommunisten bestand, konnte diese Regierung auch über Zäune und andere Baulichkeiten an deren Grenze selbst entscheiden.
 

josef

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#12
Die Streifen entlang der Zonengrenze innerhalb von Österreich werden wohl eher Sowjets gewesen sein und keine Österreicher?
ja natürlich - es waren russische Streifen und Posten! Möchte noch anmerken, bei uns wird umgangssprachlich hauptsächlich von den "Russen" und nicht von den "Sowjets" gesprochen!
Wahrscheinlich liegt es genau daran, dass Österreich als 2. Republik bereits 1945 als ein Staat gegründet wurde, und die Bundesrepublik Deutschland erst 1948 bzw. die DDR 1949.
Die Wiedererrichtung des österreichischen Staates wurde bereits bei der Moskauer Konferenz vom 19. Oktober bis 1. November 1943 von den Außenministern der drei führenden alliierten Mächte USA, Großbritannien und UdSSR beschlossen:
In der Moskauer Deklaration erklärten die Außenminister der alliierten Staaten Großbritannien, USA und Sowjetunion den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 für ungültig und erklärten, nach Kriegsende den Staat Österreich wiederherstellen zu wollen.
Die in der Deklaration festgehaltene Formulierung war:
„Die Regierungen des Vereinigten Königreiches, der Sowjetunion und der Vereinigten Staaten von Amerika sind darin einer Meinung, dass Österreich, das erste freie Land, das der typischen Angriffspolitik Hitlers zum Opfer fallen sollte, von deutscher Herrschaft befreit werden soll.“
In Österreich bildete sich mit Kriegsende sehr rasch der gesellschaftliche Konsens heraus, dass tatsächlich „Österreich das erste Opfer“ der nationalsozialistischen Aggression gewesen sei. Diesen „Opfermythos“ suchte die offizielle Politik unter Hinweis auf den Deklarationstext zu stützen, obwohl hier außerdem formuliert worden war:

„Österreich wird aber auch daran erinnert, dass es für die Teilnahme am Kriege an der Seite Hitler-Deutschlands eine Verantwortung trägt, der es nicht entrinnen kann, und dass anlässlich der endgültigen Abrechnung Bedachtnahme darauf, wieviel es selbst zu seiner Befreiung beigetragen haben wird, unvermeidlich sein wird.“
Dadurch bot die Deklaration aus alliierter Sicht zwei Perspektiven. Einerseits wurde dem regimetreuen und dem eher passiven Teil der österreichischen Bevölkerung ein Angebot gemacht: Erneute staatliche Souveränität stand in Aussicht, eine kollektive Mitbestrafung für die Verstrickungen in die NS-Kriegsverbrechen würde ausbleiben. Ein Durchhalten bis zum Äußersten, das die NS-Propaganda zu erzeugen suchte, wäre unnötig. Andererseits sind potentielle Funktionsträger aufgerufen, nach dem Vorbild Italiens unter Badoglio die Seiten zu wechseln und durch einen Umsturz die deutsche Niederlage zu beschleunigen.

Dabei waren die Alliierten in Bezug auf die Behandlung Österreichs nach der Kapitulation uneins. Die Westmächte, besonders die britische Regierung, forderten, die Bevölkerung insgesamt zur Verantwortung zu ziehen und eine Reeducation zu betreiben. Im Unterschied dazu war die Sowjetunion vorrangig an wirtschaftlichen Reparationen interessiert und sah daher den Staat Österreich in der Pflicht.

Mit der in Aussicht gestellten Wiederherstellung Österreichs war die Vorstellung einer Befreiung verbunden, während Deutschland zur bedingungslosen Kapitulation gezwungen werden sollte.

1945 wurde Österreich tatsächlich in den Grenzen von 1924–38 wiederhergestellt. Wie Deutschland wurde Österreich in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Die Moskauer Deklaration wurde eine der Grundlagen in den Verhandlungen zum Abzug der Besatzungstruppen, die am 15. April 1955 zum Moskauer Memorandum führten, auf dem wiederum der Österreichische Staatsvertrag vom 15. Mai 1955 beruht. Durch den Staatsvertrag erhielt das Land nach sieben Jahren „Anschluss“ (Österreich in der Zeit des Nationalsozialismus) und zehn Jahren Besatzung seine volle Souveränität zurück.
Textauszug aus Moskauer Deklaration – Wikipedia
 

josef

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#13
Der guten Ordnung halber möchte ich noch die auf die Moskauer Außenministerkonferenz vom 19.10.-1.11.1943 folgende Zusammenkunft der Staatschefs vom 28. November bis 1. Dezember 1943 in Teheran erwähnen:
Zur dabei grundsätzlich festgelegten Teilung Deutschlands gab es unterschiedliche Auffassungen zwischen Churchill und Roosevelt, wobei jedenfalls Österreich lt. dem "Roosevelt-Plan" die bereits vorher in Moskau festgelegte Eigenständigkeit behielt.

1630079662293.png 1630079751646.png
Links: Churchill-Plan Rechts: Roosevelt-Plan

Teheran-Konferenz – Wikipedia
 
#14
Die Streifen entlang der Zonengrenze innerhalb von Österreich werden wohl eher Sowjets gewesen sein und keine Österreicher?

Wahrscheinlich liegt es genau daran, dass Österreich als 2. Republik bereits 1945 als ein Staat gegründet wurde, und die Bundesrepublik Deutschland erst 1948 bzw. die DDR 1949. Da nun zwei Deutschlands existierten und die Regierung der DDR aus Kommunisten bestand, konnte diese Regierung auch über Zäune und andere Baulichkeiten an deren Grenze selbst entscheiden.
Die Bundesrepublik wurde am 23.05.1949 gegründet.
Und die DDR konnte nie in solchen Dingen nie frei entscheiden, es musste immer erst von Moskau abgesegnet werden. Selbst die Grenzöffnung 1989.

Was den Beitritt von Österreich betrifft wurde das nie als freiwilliger Beitritt anerkannt, von daher lief die Besatzungszeit etwas "milder" ab.
Mittlerweile ist ja auch bewiesen das die Ergebnisse der Abstimmung zum Anschluß gefälscht wurden.
 
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