Baustoffe durch Recycling von Beton, Bodenaushub usw. einsparen

josef

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#1
Betonrecycling - Abbruchhäuser als Rohstoffquelle
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Im städtischen Bereich werden immer öfter alte Gebäude abgerissen, um größeren Wohnbauten Platz zu machen. Prominentes Beispiel in Graz ist etwa die Reininghaus-Brauerei – wo dank vorausschauender Planung das Abbruchmaterial als Rohstoff genutzt wird.
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Gerade beim Abriss der Reininghaus-Brauereigebäude fielen zigtausende Tonnen Ziegel an – die wurden recycelt und beim Bau der neuen Gebäude wieder verwendet. Der Fachbegriff dafür lautet „Urban Mining“: „Insgesamt konnten wir 50.000 Tonnen Material hier auf der Baustelle als Baustoff generieren, der möglicherweise ansonsten ohne unsere Urban Mining-Konzepte zu Abfall geworden wäre“, so der Architekt Thomas Romm – er ist Gründer des Netzwerks Baukarussell, das sich dem Urban Mining widmet.

Der Aushub als Rohstoff
Dabei ist es sogar möglich, den Aushub bei einem Neubau gleich als Rohstoff an der Baustelle zu verwenden: „Das geht vom fruchtbaren Oberboden bis zu den unteren sandigen, kiesigen Böden, die in die Bauführung als Rohstoffe miteinzuplanen. Es ist unglaublich, wie viel da wirklich möglich ist – wir lernen immer wieder von Projekt zu Projekt dazu“, so Romm.

Beinahe alles lässt ich wiederverwenden…
Aber auch Bauteile von Abrissgebäuden werden einer Wiederverwendung zuführt – der Fachbegriff hierfür ist Re_use: von der Türklinke, dem Holzträger, Betonziegeln oder Lichtschaltern bis hin etwa zu Stahlträgern aus Abrissgebäuden. – solche zuletzt etwa als Ausstellungsdisplay bei der Steiermark-Schau im Grazer Kunsthaus.

… sogar ganze Gebäude
Idealerweise wird gleich eine ganzes Gebäude wiederverwendet – wie etwa schon zum zweiten Mal das IMAX-Kino in Hartberg: Das Stahlgebäude stand früher in Wien und soll jetzt umgebaut werden, „wo man sich jetzt eine neue Verwendung für dieses dritte Leben des Gebäudes überlegt, und da sind sehr viele Möglichkeiten gegeben, weil das Gebäude so eine hohe Flexibilität hat“ so der Architekt. Angedacht ist ein Start-up-Zentrum.
28.11.2021, red, steiermark.ORF.at

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Abbruchhäuser als Rohstoffquelle
 

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#2
Bodenaushub künftig Wertstoff statt Abfall
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Etwa 60 Prozent des österreichischen Abfalls wird durch Bodenaushub verursacht, etwa beim Straßen- oder Wohnbau. Dieser gilt derzeit als Abfall. Eine neue Verordnung könnte das ändern und Bodenaushub als recycelbaren Wertstoff einstufen – das würde Rohstoffe sparen.
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40 Millionen Tonnen Bodenaushub fallen jährlich in Österreich an – etwa, wenn Tunnel, Hochhäuser oder Bürogebäude gebaut werden, aber auch bei der Errichtung von Netzwerken, wie der Wasserversorgung oder sonstigen Infrastrukturprojekten. Laut der geltenden Gesetzgebung ist dieser Bodenaushub Abfall. Derzeit werden rund 27 Millionen Tonnen Aushub jährlich deponiert.

Wiederverwertet werden derzeit nur 7,6 Millionen Tonnen des Bodenaushubs, obwohl das Material eine wertvolle Ressource sein kann, erklärt Alois Fürnkranz, Experte für Baurecycling beim Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB): „90 Prozent des klassischen Bodenaushubs eignen sich problemlos für den Einsatz bei Erdbauarbeiten sowie zur Herstellung von Recycling-Baustoffen, Beton oder Asphalt."

Baustoffe durch Recycling von Bodenaushub einsparen
„Im Sinne der Kreislaufwirtschaft sollten diese Möglichkeiten in vollem Umfang genutzt werden", so Fürnkranz. „Experten und Expertinnen gehen davon aus,

Wird der Bodenaushub direkt vor Ort recycelt und wieder verwendet, würden zudem die Transporte zur Deponie wegfallen, was wiederum den CO2-Ausstoß reduzieren würde. Eine Berechnung des VOEB ergibt, dass bei 27 Millionen Tonnen Bodenaushub, der rund 30 Kilometer bis zur nächsten Deponie transportiert werden muss, jährlich zwischen 30.000 und 50.000 Tonnen CO2-Äquivalente als Emissionen anfallen.

Im Klimaschutzministerium wird derzeit an einer Verordnung gearbeitet, den Aushub nicht mehr als Abfall zu werten. Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe begrüßt diese Änderung, in Deutschland sei das schon seit Jahren Usus.
23.10.2023, red, noe.ORF.at

Bodenaushub künftig Wertstoff statt Abfall
 

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#3
Mächtige Ressource
Betonrecycling soll Sandmisere lösen
Sand ist nach Wasser die zweithäufigste ausgebeutete Ressource der Welt.

Vor allem zum Bauen wird der Rohstoff eingesetzt. Aufgrund des hohen Verbrauchs und der mancherorts verheerenden Folgen des Abbaus warnt die UNO vor einer globalen Sandkrise und fordert Lösungen. Dabei könnten recycelte Bau- und Abbruchabfälle eine Rolle spielen. Statt neuen Sandes wird vorhandener Beton aufbereitet und wiederverwendet.

Beim Wort Sand denken wohl viele an weit entfernte weiße Urlaubsstrände und weniger an graue Hochhäuser und Straßenschluchten. Sand umgibt uns im Grunde ständig, etwa in Form von Beton in Gebäuden, Asphalt auf den Straßen, in Glas und in Kosmetikartikels. Der Hunger nach der Ressource Sand ist enorm, vor allem in der Bauindustrie kommt er zum Einsatz. Laut dem Bericht „Sand und Nachhaltigkeit“ des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) aus dem Jahr 2022 werden um die 50 Milliarden Tonnen Sand und Kies jährlich verbraucht.


Sand ist in unserem Alltag allgegenwärtig. Für ein Einfamilienhaus werden durchschnittlich 200 Tonnen Sand benötigt. Für einen Kilometer Autobahn rechnet man mit 30.000 Tonnen Sand.

Suche nach Alternativen
„Es kann so nicht weitergehen. Ich glaube, es ist allen in der Branche klar, dass der enorme Sandverbrauch ein Problem ist“, erzählt die Materialforscherin Agathe Robisson. Sie leitet den Forschungsbereich Baustoffe und Materialtechnologie an der Technischen Universität Wien. Die Suche nach Alternativen zu neuem Sand sei ein großes Thema für Baustoff- und Konstruktionsfirmen. Sowohl Firmen als auch die Forschung arbeiten an neuen Möglichkeiten, so Robisson.

Neben der Anerkennung von Sand als strategischer Ressource fordert das UNO-Umweltprogramm rechtliche Rahmenbedingung beim Abbau und der Verwaltung von Sandressourcen. Denn in vielen Regionen fehlt es an rechtlichen Regulierungen, zum Teil werden der Abbau und der Handel mit Sand illegal betrieben.

Auch im UNO-Sandbericht werden neue Methoden, die Sand ersetzen können, als Lösungsvorschlag angeführt. Zudem sei ein verantwortungsvoller Umgang mit der Ressource entscheidend, da Sand schneller verbraucht wird, als er auf natürliche Weise entsteht.

Aus Alt wird Neu
Dabei könne Recycling ein zentraler Lösungsansatz sein, befindet Robisson. Für die Materialforscherin stellen Baubestände eine relevante Bezugsquelle dar: „Wir haben ein Problem mit Bau- und Abbruchabfällen, und wir haben ein Problem mit Sand.“ Mit ihrem Team forscht sie zu rezyklierten Beton. Dabei geht es vereinfacht gesagt darum, dass alter Beton zerkleinert wird. Aus dem daraus entstehenden Pulver wird neuer Beton gewonnen.
Effiziente Trennverfahren, bei denen etwa Gipse, Beton und Metalle separiert werden, seien dabei entscheidend. Auf die Frage, ob ein Umstieg auf Recycling-Methoden wirklich eine Chance darstellt, erwidert die Forscherin: „Ich glaube, es gibt keine andere Lösung.“ Sie sehe keinen anderen natürlichen Werkstoff, der statt Sand genutzt werden kann. (Bergbauexperte Christian Heiss)
Umdenken notwendig
Urban Mining – also die Aufbereitung und Wiederverwertung von Material aus Bauwerken und Straßen – ist in der Baubranche ein großes Thema, meint auch Christian Heiss vom Lehrstuhl Bergbaukunde, Bergtechnik und Bergwirtschaft an der Montanuniversität Leoben. Man habe zwar nach dem Recycling-Verfahren nicht mehr die ursprüngliche Qualität, doch das sei auch nicht überall notwendig, etwa beim Straßen- und Wegebau.
Das Recycling von Baurohstoffen bzw. von mineralischen Rohstoffen generell wird zukünftig auch in Österreich an Bedeutung gewinnen, muss aber als interdisziplinäre Herausforderung an die Gesellschaft angesehen werden, da damit nicht nur Probleme gelöst, sondern womöglich auch neue geschaffen werden. (Bergbauexperte Christian Heiss)
„Der Mensch muss umdenken,“ so Heiss im Hinblick auf die Suche nach nachhaltigen Lösungen. Früher wurden nur zehn Rohstoffe beim Bau eines Hauses verarbeitet. Heute habe man bereits in einem Fenster mehr verarbeitete Rohstoffe als vor hundert Jahren in einem ganzen Haus. „Je mehr Rohstoffe eingebaut werden, desto schwieriger ist das Recycling.“ Die Rohstoffe müssten so gut es geht naturbelassen verwendet werden, damit sie später wieder dem Kreislauf des Recyclings hinzugefügt werden können. Daher sei Recycling momentan sehr aufwendig und weniger lukrativ.

Recycling als vager Begriff
In Österreich sei die Recycling-Quote bereits sehr hoch, so der Fachverband der Stein- und keramischen Industrie der Wirtschafskammer Österreich. Im Jahr 2021 wurden von 4.190.000 Tonnen Betonabbruch 13.000 Tonnen deponiert und der Rest wiederverwendet. Mit der Menge an rezykliertem Material könne jedoch der Bedarf der Bevölkerung nicht annähernd gedeckt werden, heißt es in der Stellungnahme. Der Ersatz von Primärrohstoffen durch Sekundärstoffen liege aufgrund der Langlebigkeit der Produkte derzeit bei rund zehn Prozent in Relation zum Gesamtbedarf.

Recycling sei ein vager Begriff, betont Robisson und merkt an, dass Recycling-Beton in Österreich vor allem für den Straßenunterbau verwendet wird. Dabei könnten ihrer Ansicht nach das Material durch entsprechende Wiederaufbereitung effizienter eingesetzt und mehr Rohstoffe eingespart werden. Das Potenzial von Recycling-Beton sei nicht voll ausgeschöpft. „Der Lebenszyklus des Betons ist nur unzureichend optimiert“, so die Forscherin, das müsse sich ändern.

Im Vergleich zu den meisten anderen Materialien weist Beton einen sehr geringen Energie- und Kohlenstofffußabdruck auf. Doch aufgrund der enormen Mengen ist Beton für etwa sieben Prozent der weltweiten CO2-Emissonen verantwortlich. Großes Potenzial wird der Carbonatisierung zugesprochen. Dabei handelt es sich um eine natürliche chemische Reaktion von Beton mit CO2 aus der Luft, wobei das Gas teilweise aufgenommen und eingelagert wird. Durch Recycling kann dieser Prozess verstärkt werden, da neue Oberflächen entstehen, die weiter carbonatisieren können.

Abbau mit Folgen
Je nachdem, wo Sand abgebaut wird, kann das drastische Auswirkungen haben. Wird Sand etwa an der Küste abgegraben, kann das zu Erosionen und einer Versalzung des Grundwassers und somit zu einer Bedrohung der Wasserversorgung führen. Zudem wird der natürliche Schutz vor Sturmfluten beeinträchtigt, was angesichts des steigenden Meeresspiegels durch die Erderwärmung nicht unbedeutsamer wird. Die Artenvielfalt wird gefährdet, Menschen an Ort und Stelle haben mit negativen Auswirkungen auf ihre Lebensmittelproduktion und die Fischerei zu kämpfen. Zudem wird der Sand mit schweren Geräten abtransportiert, was das umliegende Gebiet beeinflusst.
Sandabbau im Küstengebiet kann zu enormen negativen Folgen führen, etwa zu Erosionen und zur Versalzung des rundwassers
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Durch das Absaugen von Sand aus dem Meer werden Ökosysteme geschädigt und umliegende Sandmassen ins Rutschen gebracht. Die UNO-Plattform Global Marine Sand Watch setzt sich für eine Überwachung der Sandgewinnung aus Meeren ein.
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Da Wüstensand zum Bauen ungeeignet ist, lässt Dubai Sand aus Australien importieren
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Rund 50 Milliarden Tonnen Sand und Kies werden laut UNO-Umweltprogramm jährlich verbraucht
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In vielen Regionen fehlt es an rechtlichen Vorgaben für den Abbau der Ressource Sand
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Enorme Folgen hat auch das Absaugen von Sand aus dem Meer, da Ökosysteme teilweise oder ganz zerstört werden. Zudem werden Sandmassen ins Rutschen gebracht, was im äußersten Fall dazu führen kann, dass ganze Inseln – wie etwa in Indonesien – verschwinden. Im Vergleich dazu wirkt es fast absurd, dass Sand nicht nur für die Industrie verwendet wird, sondern mancherorts auch zur Landgewinnung, etwa indem Strände mit neuem Sand aufgeschüttet werden. Um die Sandgewinnung in Meeren zu überwachen, gründeten die Vereinten Nationen im März 2023 die Plattform Global Marine Sand Watch.

Eine Frage des Zugangs
Neben den negativen Auswirkungen des Abbaus spielt auch der enorme Flächenverbrauch bei der Sandgewinnung eine entscheidende Rolle. Auch in Österreich ist das ein Thema. Laut dem Fachverband der Wirtschafskammer Österreich gebe es hierzulande an sich keine Sandknappheit. Jedoch sei der Zugang zu den Lagerstätten von entsprechenden Genehmigungen abhängig, die aufgrund von Nutzungskonflikten oft schwer zu bekommen seien. Dabei geht es etwa um Interessen aus der Land- und Forstwirtschaft, um Bauland und um Naturschutz. Erschwerend kommt hinzu, dass Sand und Kies im Tagebau gewonnen wird, da es sich um ein Lockersediment handelt.

30,8 Millionen Tonnen Sand und Kies wurden im Jahr 2022 in Österreich gewonnen. Insgesamt gibt es ca. 950 Sand- und Kiesgruben sowie 350 Steinbrüche, die über ganz Österreich verteilt sind. Die Nachfrage nach Sand-Kies und Natursteinen könne zu 100 Prozent aus heimischen Quellen gedeckt werden. Aufgrund der regionalen Verteilung wird das Material durchschnittlich nicht weiter als 25 Kilometer transportiert, heißt es aus dem Fachverband der Stein- und keramischen Industrie der Wirtschafskammer Österreich. Grundsätzlich können Sand und Kies sehr sauber und nachhaltig abgebaut werden, erklärt Christian Heiss von der Montanuniversität Leoben und verweist auf die in Österreich geltenden Umwelt-, Wasserschutz und Forstgesetze.

Dass es in Österreich bei der Ressource Sand eine Frage des Zugangs ist, darauf verweist auch der Bericht „Ressourcennutzung in Österreich 2020“, der gemeinsam vom Umwelt- und Landwirtschaftsministerium herausgegeben wurde. Darin heißt es, dass „Sand, Kies, Steine zwar bisher im Übermaß vorhanden waren, aber durch die große Nachfrage, die zunehmend knappen Flächen ebenso wie die Qualität der Kornstruktur zu einem knappen Gut werden.“
04.02.2024, Lena Hager (Text und Podshort), ORF Topos, Gabriel Danis für ORF Topos
ORF Topos
 

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#4
RECYCLING
Ungenutzte Schätze aus der Baugrube
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Aushubmaterialien und Abfälle aus der Bauwirtschaft machen einen Großteil des Abfallaufkommens in Österreich aus. Das Recycling von Baustoffen funktioniere in einigen Bereichen sehr gut, betont der Österreichische Baustoff-Recycling Verband (BRV) anlässlich des Weltrecyclingtages am Montag. Potenzial gebe es bei der Wiederverwertung von Bodenaushub. Fachleute plädieren indes für ein Umdenken bei der Planung von Gebäuden.
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100 Millionen Tonnen mineralische Rohstoffe werden hierzulande jährlich im Hoch- und Tiefbau benötigt. In diese Kategorie fallen etwa Beton, Zement, Asphalt, Sand, Gips und Ziegel. Demgegenüber stehen ca. zehn Mio. Tonnen, die sich aus dem „Abbruch und Aufbruch“ von Baustellen gewinnen ließen, sagt Martin Car, Geschäftsführer des BRV, gegenüber ORF.at.

Heruntergebrochen auf einzelne Rohstoffe und Materialverbindungen zeigt sich ein anderes Bild. Bei Beton und Asphalt beträgt die Recyclingquote 95 Prozent, bei Mauerwerk sind es laut Car 68 bis 70 Prozent. Aus Beton lässt sich beispielsweise Betongranulat herstellen, das beim Straßenbau als Tragschichtmaterial Einsatz findet.

Deponieverbot für Asphalt und Beton
Seit 1. Jänner gilt in Österreich ein Deponieverbot für Beton, Asphalt, Straßenaufbruch und Gleisschotter. Ausnahmen gibt es keine, was für Bauverantwortliche – von Gemeinden über Bauunternehmen bis hin zu Häuslbauerinnen und Häuslbauern – durchaus eine Herausforderung darstellt, wie Car einräumt. Ab 2026 müssen dann auch Gipsplatten wiederverwertet werden.

Wichtig ist die mit Jahresbeginn in Kraft getretene Verordnung laut Car vor allem für die Bewusstseinsbildung: „Dass Beton, Asphalt, Straßenaufbruch und Gleisschotter immer in die Verwertung gehören und nie auf die Deponie.“ Und sei das Bewusstsein erst einmal vorhanden, „überlegt man sich auch, ob man Dinge wie Mauerwerk oder Bodenaushub, die nicht in der Verordnung stehen, lieber wiederverwertet“, so Car.

Schlummerndes Potenzial im Boden
Starker Aufholbedarf besteht beim Bodenaushub. Von den über 77 Mio. Tonnen Abfall, die 2021 landesweit anfielen, waren mehr als 46 Mio. Tonnen „Aushubmaterialien“, zeigen Zahlen des Umweltbundesamtes. Nur ein Bruchteil davon wird recycelt, 80 Prozent der Gesamtmenge werden deponiert. In 932 der 1.111 österreichischen Deponien wird laut Bundes-Abfallwirtschaftsplan Bodenaushub gelagert.

ORF.at/Günther Rosenberger
Beim Recycling aus Bodenaushub gibt es noch Potenzial

Das Potenzial ist groß. „90 Prozent des klassischen Bodenaushubs eignen sich problemlos für den Einsatz bei Erdbauarbeiten sowie zur Herstellung von Recyclingbaustoffen, Beton oder Asphalt“, so Alois Fürnkranz vom Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) im Vorjahr in einer Aussendung.

Bodenaushub fällt beim Bau von Gebäuden und Straßen an und kann nicht nur Erde, sondern auch Sand, Schotter, Lehm und Ton enthalten – Materialien, die in der Bauindustrie dringend gebraucht werden. Ein Problem sei, dass die Deponierung von Bodenaushub sei derzeit wesentlich billiger als die Wiederverwertung sei, sagt Car.

Ministerium: Neue Verordnung auf dem Weg
Hinzu kommt: Gesetzlich wird Bodenaushub größtenteils als Abfall behandelt. Ausnahmen gibt es für offensichtlich nicht verunreinigten, natürlich gewachsenen Boden, der unter bestimmten Kriterien schon jetzt nicht als Abfall qualifiziert werden muss.

Car spricht sich für eine Vereinfachung der Rechtslage aus: „Wenn der Boden analysiert ist und sämtlichen Anforderungen und Grenzwerten entspricht, sollte er als Wertstoff angesehen werden. Dann hätte man auch einen Markt für diesen Baustoff.“ Bei Beton und Asphalt sei das bereits der Fall.

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Das Klimaministerium arbeitet dazu aktuell an einer entsprechenden „Abfallende-Verordnung“. Diese soll „noch im laufenden Jahr einer Begutachtung zugeführt werden“, betont man im Ministerium gegenüber ORF.at. Unter Abfallende versteht man, vereinfacht gesagt, wann bestimmte Abfälle nach gewissen Kriterien nicht mehr als Abfälle eingestuft werden.

Wesentlich bei der in Arbeit befindlichen Verordnung sei die „Verknüpfung mit der bereits bestehenden Recycling-Baustoff-Verordnung, in der für Recyclingbaustoffe entsprechender Qualität bereits ein Abfallende vorgegeben wird“, heißt es aus dem Klimaministerium.

„Mit Recycling allein ist es nicht getan“
Gemäß der EU-Abfallrahmenrichtlinie sollte Abfall im Optimalfall stets verwertet werden. Österreich hat sich mit der Kreislaufwirtschaftsstrategie das Ziel gesetzt, den Verbrauch von Primärrohstoffen bis 2030 um ein Viertel zu senken. Für die Bauwirtschaft bedeutet das Einsparungen von 25 Mio. Tonnen an mineralischen Rohstoffen.

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Angesichts der ambitionierten Vorgaben fordern Fachleute ein Umdenken bereits bei der Planung von Gebäuden. „Baustoffrecycling ist wichtig, aber allein ist es damit nicht getan“, sagt Peter Maydl von der Kammer der Ziviltechnikerinnen und Ziviltechniker (zt) im Gespräch mit ORF.at.
Ansatzpunkt sei „die maximale Nutzung des Gebäudebestandes“, so der ehemalige Vorstand des Instituts für Materialprüfung und Baustofftechnologie der TU Graz. Dazu bedürfe es „verbindlicher Entscheidungskriterien zur Prüfung, ob eine Bauaufgabe nicht auch durch Bestandssanierung anstelle eines Abbruchs oder eines Neubaus erfüllt werden kann“, heißt es in einem Positionspapier der Interessenvertretung.

Emissionsbilanz als Steuerungsmechanismus
Als möglichen Steuerungsmechanismus sieht Maydl den Emissionsausstoß. Er schlägt vor, die Treibhausgasbilanz eines Gebäudes über dessen Lebenszyklus als Grundlage für die Baubewilligung zu nehmen. Ein weiterer Hebel sei eine höhere CO2-Bepreisung: „Man könnte alles mit rein ‚kapitalistischen‘ Methoden regeln, wenn die Preise die ökologische Wahrheit abbilden würden“, sagt er.

Zt-Kammerpräsident Daniel Fügenschuh plädiert ebenfalls für „Kostenwahrheit“: „Wenn man bereits beim Einkauf von Material berücksichtigt, was die Entsorgung kostet, wäre ein großer Schritt getan.“

In der Praxis ließe sich das über das „Building Information Modeling“ („BIM“) bewerkstelligen. Mit Hilfe von Software werden Daten eines Bauwerks digital modelliert. Die Anwendung kommt bei der Planung von Gebäuden zum Einsatz und „enthält bereits Informationen zu den Bauteilen“, sagt Fügenschuh. Zudem entwickelten sich auch die Energieausweise – sie geben an, wie energieeffizient ein Bauwerk ist – in diese Richtung, so der Architekt.
17.03.2024, Philip Pfleger, ORF.at

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Recycling: Ungenutzte Schätze aus der Baugrube
 
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