Norwegen: Sondler fand 1.500 Jahre alte Schmuckstücke aus der Völkerwanderungszeit

josef

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GLÜCKSMOMENT
Norweger fand "Jahrhundert-Goldschatz", weil ihm Bewegung verordnet wurde
Der 51-Jährige legte sich heuer erstmals einen Metalldetektor zu – und prompt fand er 1.500 Jahre alte Schmuckstücke aus der Völkerwanderungszeit

Erlend Bore freut sich: Er hat den Rat seines Arztes beherzigt und wurde dafür reich belohnt.
Foto: AP/Anniken Celine Berger

Im ersten Moment dachte er, sein Metalldetektor habe auf alte Schokomünzen in Alufolie reagiert, als das Gerät bei einem Sondengang auf dem Anwesen eines Landwirts vor einigen Wochen plötzlich anschlug. Doch was der Norweger Erlend Bore auf der südlichen Insel Rennesøy nahe der Stadt Stavanger dann aus der Erde grub, entpuppte sich schließlich als deutlich kostbarer: Der 51-Jährige holte insgesamt neun goldene Anhänger, drei Goldringe und zehn Goldperlen ans Licht. Fachleute, die sich die Entdeckung später näher ansahen, sprachen vom Goldfund des Jahrhunderts in Norwegen.

Bore hatte sich Anfang des Jahres seinen ersten Metalldetektor zugelegt, weil ihm sein Hausarzt und sein Physiotherapeut körperliche Ertüchtigung nahegelegt hatten. Er sollte weniger auf der Couch sitzen und sich stattdessen ein Hobby zulegen, das ihm mehr Bewegung an der frischen Luft verschafft. Ein nicht nur in gesundheitlicher Hinsicht hervorragender Rat, wie sich später herausstellte.


Anfangs hielt Erlend Bore seinen Fund für Schokomünzen. Zu seinem Glück (und dem der Archäologen) war es dann doch etwas viel Kostbareres.
Foto: AFP/NTB/Arkeologisk museum, UiS/

So viel Gold ist ungewöhnlich
Der nun präsentierte Schatz bringt mehr als 100 Gramm auf die Waage und soll für norwegische Verhältnisse eine große Rarität sein. "Es ist äußerst ungewöhnlich, so viel Gold auf einmal zu finden", erklärte Ole Madsen, Direktor des Archäologischen Museums der Universität Stavanger, der sich über den Zuwachs in der musealen Sammlung besonders freute. Nach norwegischem Recht gelten Gegenstände aus der Zeit vor 1537 und Münzen, die älter als 1650 sind, als Staatseigentum und müssen abgegeben werden.

Auch aus historischer Sicht erwies sich der Hort als Besonderheit: Wie Håkon Reiersen, ebenfalls vom Museum der Universität Stavanger, erklärte, verrieten die Goldanhänger, aus welcher Zeit der Fund stammt. Die flachen, dünnen, einseitig geprägten Goldmedaillen – sogenannte Brakteaten – wurden um das Jahr 500 hergestellt. Damit gehören sie in die letzten Ausläufer der Völkerwanderungszeit Norwegens, die sich etwa zwischen 400 und 550 erstreckte.


Der Großteil der Funde gehörte einst zu einer kostbaren Goldkette. Hier im Bild eine der zehn Goldperlen.
Foto: EPA/ARCHAEOLOGICAL MUSEUM UIS /

Kette für einen elitären Hals
Die Anhänger und Goldperlen waren offenbar einst Teil einer auffälligen Halskette, eine hervorragende Goldschmiedearbeit, die wahrscheinlich den Hals einer hochgestellten, vermögenden Persönlichkeit geschmückt hatte, sagt Reiersen. Laut dem Archäologen wurde in Norwegen seit dem 19. Jahrhundert kein ähnlicher Fund mehr gemacht. "Auch im skandinavischen Kontext handelt es sich um eine sehr ungewöhnliche Entdeckung", so der Wissenschafter.


Auch Goldringe waren Teil des Fundes.
Foto: EPA/ARCHAEOLOGICAL MUSEUM UIS /

Bisher sind nur etwa 1.000 vergleichbare goldene Brakteaten in Norwegen, Schweden und Dänemark gefunden worden seien, sagt Sigmund Oehrl vom gleichen Museum, ein ausgewiesener Experte für solche Schmuckstücke. Die Anhänger zeigen den nordischen Gott Odin, der das kranke Pferd seines Sohnes heilt.

Krankes Pferd und belohnter Finder
Das Pferd streckt die Zunge heraus, das und "die zusammengesackte Haltung und die verdrehten Beine zeigen, dass es verletzt ist", meint Oehrl. "Das Symbol des Pferdes steht für Krankheit und Not, aber auch für die Hoffnung auf Heilung und neues Leben", ergänzt er.


Dass hier ein krankes Pferd seine Zunge herausstreckt, ist nur mit viel Fantasie zu erkennen. Sein Auge ist rechts zu erkennen, sein Maul öffnet sich nach unten.
Foto: AFP/NTB/Arkeologisk museum, UiS/

Nicht nur das Archäologische Museum der Uni Stavanger wurde um einige kostbare Ausstellungsstücke reicher – der Fund soll dort bald der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden –, auch der Finder Bore darf sich über mehr als nur die Erfahrung, einen Jahrhundertfund gemacht zu haben, freuen: Wie es das Gesetz in Norwegen vorsieht, sollen er und der Besitzer des Fund-Grundstücks eine Belohnung erhalten. Deren Höhe muss allerdings noch festgelegt werden. (Thomas Bergmayr, 8.9.2023)

Video
Norwegen: Hobbyarchäologe findet Goldschatz


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Arkeologisk museum, University of Stavanger

Norweger fand "Jahrhundert-Goldschatz", weil ihm Bewegung verordnet wurde
 
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