In diesem Beitrag geht es nicht um die deutsche, sondern um die US-Bumse.
Nachdem ich zumindest eine Dämlichkeit in einem offiziellen deutschen Bericht las und auf einen andere aufmerksam wurde [Da hätte ich gern das Primärdokument], muß ich auch mal den GOUDSMIT in Schutz nehmen. Da muß man sich ja nicht wundern, daß er zu solchen Einschätzungen kommt. Diese Sache ist davon auch tangiert, allerdings weniger ...
Die Meldung, die zu diesem Zeitpunkt eigentlich nie hätte erscheinen dürfen
In "Physikalische Blätter", Augustheft 1944 erschien folgende Notiz, die erst knapp 20 Jahre später US-Historikern des Manhattan-Projektes aufgefallen war.
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Noch eine Utopie
Transozean-Innendienst* verbreitet eine Nachricht, die sich "Stockholms Tidningen" aus London melden läßt: "In den Vereinigten Staaten werden wissenschaftliche Versuche mit einer neuen Bombe ausgeführt. Als Material dient Uran, und wenn die gebundenen Kräfte in diesem Element frei würden, dann könnten Sprengwirkungen von bisher ungeahnter Kraft erzeugt werden. Eine 5 kg-Bombe könnte dann ein Loch von 1 km Tiefe und 40 km Radius hervorbringen. In einem Umkreis von 150 km würden alle festen Gebäude in Trümmer gehen."
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*Korrekt: Transocean - Europapress / Informationsdienst
Die Historiker waren natürlich erstaunt, daß die Meldung in "Stockholms Tidningen" der Gegenspionage entgangen war. Auch General Groves kannte die Meldung nicht. Otto HAHN, Werner HEISENBERG und Siegfried FLÜGGE äußerten sich 1963 schriftlich zu dieser Meldung. Keiner konnte sich mehr daran erinnern, sie gelesen zu haben.
Die Redaktion von "STockholms Tidningen" wurde durch die US-Historiker befragt, wie sie an die Meldung gekommen war, konnte aber keine Auskunft mehr geben.
Der ehemalige Chefredakteur von Transocean - Europapress machte im November 1963 folgende Angaben:
Die Agentur stand nicht direkt unter einer Zensur, hielt sich aber an die kriegsbedingten und politisch vorgegebenen Grenzen. Aus diesem Grunde berichteten sie auch nicht zu Fragen der Atombombenentwicklung auf beiden Seiten. Auf seinen vielfachen Auslandsreisen bis Kriegsende, aber auch von den in Deutschland verbliebenen neutralen Diplomaten wurde er immer wieder intensiv nach der Atombombe gefragt.
Der Informationsdienst war ein Spezialdienst der Agentur, der einem begrenzten Personenkreis mit einer Auflage von 500 Exemplaren zuging, streng vertraulich und nicht zum Abdruck bestimmt war. [Kopfzeile ab Mitte 1943: Streng vertraulicher Informationsdienst! Nicht zur Veröffentlichung! Nur zur persönlichen Unterrichtung des Empfängers!]
Aufgrund sehr genauer Kenntnisse der damaligen Verhältnisse bringt er seine Verwunderung zum Ausdruck, "wie diese Meldung, deren Publizierung in Deutschland bestimmt höchst unerwünscht war, ohne turbulente Schwierigkeiten veröffentlicht werden konnte."
Der damalige Herausgeber der Physikalischen Blätter erinnert sich nicht mehr, wie er an die Meldung gekommen ist, fand sie aber so aufregend, daß er sie trotz Bedenken abdruckte. Er glaubt sich zu erinnern, daß er sich nicht schlüssig war, ob er nicht besser ein Fragezeichen hinter das Wort "Utopie" setzen sollte.
Die Physikalischen Blätter wurden von einer Stelle des Propagandaministeriums heftweise zensiert, der Leserkreis war streng begrenzt und jeder Leser mußte dem Propagandaministerium bekannt gegegeben werden. Da der Schärfe der Zensur gelegentlich ganze Hefte zum Opfer fielen, ist er sich nicht sicher, ob diese Meldung, die am Ende ein es Aufsatzes steht [Lückenfüller] erst beim Druck, unter Ausschaltung der Zensur, zugefügt wurde.
Prof. RAMSAUER, der damalige Vorsitzende der DPG erhielt vertrauliche Nachrichten und könnte die Quelle der Information sein.
Quelle: Physikalische Blätter/AIP/Goudsmit papers (u.a. S III/B 18/F 182]
[Da klemmt natürlich noch eine Menge mehr "Stuff" dran. Mal schauen... Der Anfang einer Zeitleiste aus der Sicht der Deutschen wäre schon hilfreich. [An jeden Mist kann ich mich halt auch nicht mehr erinnern.]
Gruß
Dieter