Ägypten: Neuer Fund liefert nun einen wichtigen Hinweis im Rätsel um den Bau der Pyramiden

josef

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Forscher lösen Rätsel um Bauweise
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Im Schnitt 2,5 Tonnen wiegt ein Steinblock, der für den Bau von Pyramiden im alten Ägypten verwendet wurde. Bis heute ist nicht vollständig geklärt, wie diese Blöcke transportiert und aufgeschichtet werden konnten. Zahlreiche Theorien dazu wurden bereits widerlegt. Ein neuer archäologischer Fund liefert nun einen wichtigen Hinweis im Rätsel um die Pyramiden.
Dass beim Bau der Pyramiden Rampen zum Einsatz gekommen sein könnten, ist eine weit verbreitete Theorie. Einem Forscherteam der University of Liverpool und des Institut Francais d’Archeologie Orientale (IFAO) ist in einem antiken Alabastersteinbruch in Hatnub in der Nähe der ägyptischen Stadt al-Minja nun ein Zufallsfund gelungen. In Hatnub wird schon seit dem bekannten Ägyptologen Howard Carter (1874–1939) geforscht, der das Grab Tutenchamuns entdeckte.

Das britisch-französische Team forschte in Hatnub an Dutzenden Felsgravuren und -zeichnungen und entdeckte dabei nahezu zufällig die Überreste einer rund 4.500 Jahre alten Rampe – aus der Zeit der Entstehung der berühmten Pyramiden von Giseh. Die Felszeichnungen halfen, das Alter der Rampe zu bestimmen. Sie soll aus der Zeit des Pharaos Cheops, der die größte der drei Pyramiden von Giseh bauen ließ, stammen.

Rampe steiler als gedacht
Links und rechts der Rampe sind noch Stiegen mit Pfostenlöchern zu erkennen. Das Besondere daran ist, dass die Steinblöcke über eine bis zu 20-prozentige Steigung vermutlich mit Schlitten und Seilen gezogen wurden – wesentlich steiler, als man es bisher für möglich gehalten hatte. Aufgrund der entdeckten Pfostenlöcher und Stiegen gehen die Forscher davon aus, dass die Arbeiter von beiden Seiten den Steinblock bewegen konnten und nicht nur wie bisher angenommen hinter sich herzogen.

Egyptian Ministry of Antiquities
Links und rechts der freigelegten Rampe wurden Stiegen und Pfostenlöcher entdeckt.

Gleichzeitig mehr Kraft
Die Erklärung der Wissenschaftler: Die Pfosten könnten für einen Seilzug genutzt worden sein, mit dem der Stein von unten nach oben bewegt wurde. Zusätzlich konnten Arbeiter von oben ebenfalls ziehen. Dadurch konnte die Arbeit wesentlich schneller erledigt werden als bisher gedacht, so die Forscher: „Das von uns entdeckte System erlaubt mehr Menschen gleichzeitig, Kraft auszuüben, das bedeutet, dass man mehr Kraft ausüben und dadurch die Blöcke auch schneller bewegen kann“, sagte der Ägyptologe Roland Enmarch von der University of Liverpool dem „Guardian“.


APA/ORF.at
Der Alabaster aus Hatnub wurde etwa für Böden, für Särge und Statuen verwendet. Die Forscher vermuten aber, dass dieses Transportsystem auch beim Bau der Pyramiden selbst in dieser Zeit zum Einsatz kam.

Dorf aus Zeit vor den Pharaonen gefunden
Erst vor wenigen Wochen machten Archäologen eine Entdeckung aus noch früherer Zeit. Sie gruben im ägyptischen Nil-Delta eines der ältesten Dörfer aus. Dieses geht laut Ägyptens Antikenministerium auf eine Zeit vor den Pharaonen zurück. Entdeckt wurden etwa Tierknochen und Keramik. Die Funde zeigten, dass es im Delta auch schon 5.000 vor Christus sesshafte Gesellschaften gegeben habe.
sile, ORF.at/Agenturen

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#3
LOGISTISCHE MEISTERLEISTUNG
Rätsel um Bau der Pyramiden von Gizeh teilweise gelöst
Neue Forschungen bestätigen einen Verdacht, wie die altägyptischen Baumeister die gewaltigen Steinblöcke zur Baustelle transportiert haben
Die drei großen ägyptischen Pyramiden von Gizeh zählen zu den beeindruckendsten Bauwerken der Menschheitsgeschichte. Die größte unter ihnen, die Cheops-Pyramide, war nach ihrer Errichtung in der Zeit von etwa 2.620 bis 2.500 vor Christus fast 4.000 Jahre lang das höchste Bauwerk der Welt. Wie dieser Koloss und seine beiden Begleiter, Chephren und Mykerinos, aus tonnenschweren Steinblöcken errichtet werden konnten, war lange Zeit ein Rätsel.


Die Pyramiden von Gizeh sind das letzte erhaltene Weltwunder der Antike. Die Monumentalbauten beeindrucken auch nach 4.600 Jahren noch.Foto: Imago

Archäologische Funde der vergangenen Jahre zeigen, dass Rampen eingesetzt wurden, um die großteils aus Kalkstein und Granit bestehenden Quader aufeinanderzutürmen. Doch wie kamen die gewaltigen Blöcke aus nilaufwärts gelegenen Steinbrüchen überhaupt zur Baustelle, die sich auf einem heute fast zehn Kilometer vom Ufer des Nils gelegenen großen Kalksteinplateau befand? Ein internationales Forschungsteam um Hader Sheisha von der Universität Aix-Marseille liefert nun weitere Hinweise auf eine mögliche Erklärung: Günstige Klimabedingungen dürften die logistische Herausforderung erheblich erleichtert haben.

Schiffbarer Seitenarm
Demnach dürfte es zur Zeit des Pyramidenbaus einen heute ausgetrockneten Seitenarm des Nil gegeben haben, der fast an das Plateau heranreichte. Mithilfe von Kanälen und Hafenanlagen und unter Ausnutzung der jährlichen Fluten dürften die Steinblöcke auf dem Wasserweg bis direkt an die Baustelle gebracht worden sein, berichten Sheisha und sein Team im Fachblatt "PNAS".


Ein Pyramidenhafen dürfte das Heranschaffen der Baumaterialien ermöglicht haben.
Foto: AFP/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT

Tatsächlich wurden bereits in der Vergangenheit Überreste von Hafenanlagen östlich der Pyramiden gefunden. Bislang war allerdings unklar, ob der Wasserstand zur Zeit des Baus für den anspruchsvollen Schiffstransport ausreichte. Antworten auf diese Frage fand das Forschungsteam nun in Bohrkernen aus dem einstigen Nil-Seitenarm. Mithilfe von Gesteinsanalysen und Pollenspuren gelang es, die klimatischen Verhältnisse in der Region und den Verlauf des Wasserstands für einen Zeitraum von fast 8.000 Jahren zu rekonstruieren.

Blüte am Nil
Das Ergebnis passt gut zu früheren Modellen der Nil-Entwicklung. Demnach setzte etwa 3.000 v. Chr. eine trockenere Periode ein und ließ den Wasserpegel sinken. Dadurch entstand nicht nur neues fruchtbares Uferland, das besiedelt werden konnte, sondern auch eine günstige Lage für den Pyramidenbau. Trotz sinkender Pegel reichte den Forschenden zufolge der Wasserstand im Cheops-Seitenarm des Nils aber für die Schifffahrt aus.

"Von der dritten bis zur fünften Dynastie bot sich eindeutig ein günstiges Umfeld für eine Pyramidenbaustelle", schreiben die Forschenden. Durch künstliche Vertiefungen, den Bau von Anlagen sowie die Nutzung der jährlichen Überflutungen entstand demnach ein Hafen, ohne den der Bau logistisch kaum bewältigbar gewesen wäre.
Nur wenige Jahrhunderte nach der Vollendung der Pyramiden, etwa 2.200 v. Chr., änderte sich die klimatische Lage. Eine Trockenperiode, die vermutlich schwere Hungersnöte auslöste und das Ende des Alten Reichs markierte, verwandelte auch den Seitenarm des Nils in ein Rinnsal. Es folgten jahrhundertelange Schwankungen, ganz ausgetrocknet dürfte der Baustoffzubringer dann rund 1.000 v. Chr. sein.
(dare, 31. 8.2022)

Studie
PNAS: "Nile waterscapes facilitated the construction of the Giza pyramids during the 3rd millennium BCE"

Rätsel um Bau der Pyramiden von Gizeh teilweise gelöst
 

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#4
ERSTAUNLICH GROSSER RAU
Neue Kammer in der Cheopspyramide entdeckt
Endoskop gewährte erstmals Blick in eine seit 4.500 Jahren unberührte Kammer, deren Existenz bisher nur vermutet wurde

Die Cheopspyramide (im Hintergrund mit fehlender Spitze) ist das einzige noch erhaltene Weltwunder der Antike und war über 3.800 Jahre lang das höchste menschengemachte Bauwerk der Erde.
Foto: EPA/KHALED ELFIQI

Es war wohl ein kleiner Howard-Carter-Moment, als ein internationales Forschungsteam erstmals mit eigenen Augen (und Kamerahilfe) eine zwar vermutete, aber bis zuletzt unbewiesene Kammer in der Cheopspyramide von Gizeh erblickte: Die Gruppe nutze einen schmalen Spalt zwischen den Steinen, durch den ein Endoskop geschoben wurde. Dahinter tat sich ein erstaunlich großer Hohlraum auf, wie die Forschenden nun berichten.

Die Entdeckung bestätigt lange gehegte Vermutungen. Seit 2015 liefert das Projekt Scan Pyramids Hinweise auf Anomalien hinter den massiven Steinwänden des Pyramideninneren – Nahrung für Theorien über verborgene Gänge und unentdeckte Räume. Die nun erfolgte Bestätigung dieser Spekulationen ist unter anderem einem Wissenschafterteam der Technischen Universität München (TUM) zu verdanken, das seit 2019 an Scan Pyramids beteiligt ist.


Die neu entdeckte Kammer: Seit vermutlich 4.500 Jahren hat hier niemand mehr hereingeschaut.
Foto: TUM/ScanPyramids

Myonen, Radar und Ultraschall
Die Forschenden arbeiteten unter anderem mit der sogenannten Myonentomografie. Dabei macht man sich Elementarteilchen zunutze, die bei Wechselwirkung zwischen kosmischer Strahlung und der oberen Atmosphäre entstehen. Die Myonen haben den Vorteil, dass sie Gestein annähernd widerstandslos durchdringen. Von der Zahl der Myonen, die auf ihrer Bahn dennoch abgelenkt werden, kann man auf Dichteunterschiede im Aufbau der Pyramide schließen. Zur genaueren Untersuchung setzten die Wissenschafter aus München auch Methoden wie Radar und Ultraschall ein.

Obwohl die ägyptische Cheopspyramide als eines der am besten untersuchten Bauwerke der Welt gilt, ist sie offensichtlich noch immer für Überraschungen gut. Seit 4.500 Jahren thront die Große Pyramide auf dem Giseh-Plateau westlich von Kairo. Sie ist die älteste der drei Giseh-Pyramiden, das einzige noch erhaltene Weltwunder der Antike und hielt über 3.800 Jahre lang den Rekord als höchstes menschengemachtes Bauwerk der Erde.


Der Querschnitt durch die Cheopspyramide zeigt rechts die Lage der neu entdeckten Struktur oberhalb des eigentlichen Pyramideneingangs. Über der Großen Galerie lassen frühere Scans ebenfalls auf einen großen Hohlraum hoffen.
Illustr.: ScanPyramids

Bis zu neun Meter lang
Der massive Bau, für den über sechs Millionen Tonnen Gestein aufeinandergetürmt wurden, macht es Forschern bis heute schwer, sich ein vollständiges Bild vom Inneren der Cheopspyramide zu machen. Bekannt war bisher, dass die heute 138 Meter hohe Pyramide drei Hauptkammern und zahlreiche Gänge enthält. Die sogenannte Große Galerie ist eine dieser drei Kammern und stellt mit einer Länge von 46 Metern und einer Raumhöhe von über acht Metern die größte bekannte Struktur dar. Scans aus dem Jahr 2017 fanden mithilfe der Myonentomografie den Schatten eines vielleicht 30 Meter langen Raumes über der Großen Galerie – ein Hinweis auf weitere unentdeckte Räumlichkeiten

Die nun entdeckte Kammer liegt gut 20 Meter tiefer und nahe der nördlichen Außenseite oberhalb des ursprünglichen Eingangs der Pyramide, der für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Sie ist zwar deutlich kleiner als eine der Großen Kammern, überschreitet aber die ursprünglich vermutete Größe von fünf Meter Länge deutlich, sagte das Team um Christian Grosse von der TUM. Die Radar- und Ultraschallmessungen und vor allem die endoskopische Beobachtungen würden sogar auf einen neun Meter langen und über 2 Meter hohen Korridor hindeuten, wie das ägyptische Ministerium für Altertümer bei einer Pressekonferenz berichtet.


Die Illustrationen zeigen die Lage des Raumes oberhalb des ursprünglichen Zugangs zur Pyramide.
Illustr.: EPA/EGYPTIAN MINISTRY OF TOURISM AND ANTIQUITIES

Seit 4.500 Jahren ungesehen
Für die endoskopischen Blicke in die Kammer nutzte das Team einer Lücke zwischen den Steinen des Chevrons, einer massiven Steinkonstruktion innerhalb der Pyramide. Durch den Spalt konnte es ein dünnes Rohr in die Kammer führen, das den Forschenden als Führung für ihre Kameralinse diente.

Die Endoskopbilder bestätigten schließlich auch die Existenz des Raums. "Einen Hohlraum in einer Pyramide zu entdecken ist schon etwas Besonderes. Aber dass diese Kammer groß genug ist, um mehrere Menschen aufzunehmen, das macht es noch viel bedeutender", sagte Grosse.


Eine Farbaufnahme in geringerer Auflösung. Das Team vermutet, dass der Raum mehr als fünf Meter lang ist.
Foto: Reuters/THE EGYPTIAN MINISTRY OF ANTIQUITY

Was liegt dahinter?
Im Inneren des Raumes sind keine Fußspuren oder ähnliche Hinweise auf menschliche Aktivitäten zu erkennen. Die Forschungsgruppe vermutet daher, dass diesen Raum seit der Errichtung der Cheopspyramide vor 4.500 Jahren kein Mensch mehr zu Gesicht bekommen hat.

Möglicherweise handelt es sich um einen unvollendeten Korridor, der dazu diente, das Gewicht der Pyramide vom fast 7 Meter tiefer liegenden Haupteingang oder von einer anderen, noch unentdeckten Kammer fortzuleiten, vermuten die Forschenden. Ob es hinter der Rückwand des Raumes weitere Dinge zu entdecken gibt, sollen künftige Untersuchungen enträtseln.
(tberg, red, 3.2.2023)

Link
Projekt Scan Pyramids

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