1991 - Zerfall Jugoslawiens - Kriegshandlungen an der österr. Grenze

josef

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#21
Berichte aus dem Burgenland

Im Südosten des Landes grenzt auch das Burgenland an Slowenien bzw. seinerzeit an Jugoslawien. Dazu ein Bericht aus dem Raum Bonisdorf - Kuzma:
Schüsse vor 25 Jahren

Heute ist Slowenien ein einigermaßen etabliertes Mitglied der Europäischen Union. Der Beitritt erfolgte 2004. Der zweifellos schwerwiegendste Einschnitt war der bewaffnete Konflikt mit der jugoslawischen Volksarmee nach der Unabhängigkeitserklärung Juni 1991.

Der endgültige Zerfall des Vielvölkerstaates Jugoslawien begann am 25 Juni 1991. Die Parlamente der bisherigen Teilrepubliken Kroatien und Slowenien erklärten ihre Unabhängigkeit. An den Grenzübergängen wurde die Nationalflagge gehisst. Gleichzeitig entfernten die Slowenen den Schriftzug Jugoslawien und ersetzen ihnen durch die Aufschrift Slowenien.

Zwei Tage später versuchte die von Serbien geführte Jugoslawische Volksarmee diese Unabhängigkeit Sloweniens rückgängig zu machen. Die Soldaten sollten die Staatsgrenzen Jugoslawiens schützen, sowohl an Grenzübergängen als auch in Regionen, die im Grenzgebiet liegen.

Grenzübergang blockiert
Damit rückte auch die 15 Kilometer lange Grenze zwischen dem Burgenland und Slowenien in den Mittelpunkt dieses Konfliktes. Die slowenische Polizei und die Streitkräfte der slowenischen Territorialverteidigung, unterstützt von der Bevölkerung - übernahmen die Kontrolle an den Grenzübergängen. Wenige Kilometer hinter dem Grenzübergang bei Bonisdorf/Kuzma blockierten Lastautos die Straße.

Die Blockierer - slowenische Zivilisten aus den umliegenden Dörfern - wollten mit dieser Aktion ein Vorrücken von bewaffneten Einheiten der jugoslawische Volksarmee verhindern. „Die Slowenen sind keine Menschen die schießen und erschießen. Wir werden unser Land mit allen legalen Mitteln verteidigen, aber ohne militärische Gewalt“, sagte Hermann Kiselag, Slowenischer Abgeordneter 1991.

Bundesheer an Grenze
Auf burgenländischer Seite wurden Soldaten des Österreichischen Bundesheeres in das Grenzgebiet verlegt. Sie sicherten nicht nur die Grenzübergänge sondern auch die grüne Grenze. In diesen Tagen der Angst und Spannung flüchteten zahlreiche Slowenen nach Österreich. Sie wollten bei uns die weitere Entwicklung abwarten. Nach zehn Tagen, der bewaffneten Auseinandersetzung wurde am 7. Juli 1991 ein Waffenstillstand zwischen den Konfliktparteien vereinbart.
Text u. Bilder:
http://burgenland.orf.at/news/stories/2782519/

1. Der Grenzübergang Bonisdorf nach Kuzma
2. Wenige Kilometer hinter dem Grenzübergang bei Bonisdorf/Kuzma blockierten Lastautos die Straße
3. Auf burgenländischer Seite wurden Soldaten des Bundesheeres in das Grenzgebiet verlegt
 

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josef

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#23
Österreich-Bild: Krieg an der Grenze - Der Sicherungseinsatz 1991

Ein ORF-Österreich Bild vom 24.07.2016:
Vor 25 Jahren ist unser Nachbarstaat Jugoslawien zerbrochen: am 25. Juni 1991 hatten sich Slowenien und Kroatien für unabhängig erklärt, unmittelbar danach hat der "Krieg an der Grenze" begonnen. Die Staatsführung in Belgrad hat die jugoslawische Volksarmee in Marsch gesetzt, an der Grenze zu Österreich kam es zu erbitterten Kämpfen. Fast 10.000 Soldaten des Österreichischen Bundesheeres wurden zum Sicherungseinsatz an die Grenze beordert. In der Dokumentation werden die dramatischen Entwicklungen und Ereignisse Ende Juni/Anfang Juli 1991 aufgerollt.
 

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#24
Vor 30 Jahren...

Panzer an Grenze:
Als Jugoslawiens Zerfall zum Krieg wurde
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Am 25. Juni 1991 haben Slowenien und Kroatien ihren Ausstieg aus dem Staatsverband Jugoslawien verkündet und ihre Unabhängigkeit erklärt. Die Jugoslawische Armee ließ unmittelbar darauf Panzer an der Grenze auffahren, worauf auch das österreichische Bundesheer mit Truppenverlegungen reagierte. Während Belgrad Slowenien nur wenige Tage später in die Unabhängigkeit entließ, wurden Kroatien und weitere Teile des im Zerfall befindlichen Vielvölkerstaates für Jahre zum Schauplatz eines verheerenden Krieges.
Online seit heute, 6.06 Uhr
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Zerfallserscheinungen gab es in der Sozialistischen Föderativen Republik (SFR) schon lange zuvor. Sei es die durch die Auflösung der Sowjetunion verloren gegangene Funktion als Pufferstaat zwischen den Machtblöcken oder die komplexe Vermischung von ethnischen, religiösen und ökonomischen Problemen, mit der das Land nach dem Tod des langjährigen Staatsoberhauptes Josip Broz Tito (1980) konfrontiert war – Ursachen hinter dem Ende Jugoslawiens gibt es aus Expertensicht viele.

„In den letzten Jahren seines Bestehens hat sich Jugoslawien in einer tiefen Krise befunden, die sich in der Perspektivlosigkeit und in einer Reihe von ökonomischen, politischen und ideologischen Konflikten widerspiegelte“, sagte dazu zum 30. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung Sloweniens erstes Staatsoberhaupt Milan Kucan. In Slowenien habe sich die Idee vom selbstständigen Staat bereits Mitte der 1980er Jahre durchzusetzen begonnen. Viel früher als in der offiziellen Politik habe Kucan zufolge die slowenische Zivilgesellschaft über Alternativen nachgedacht, und diese seien dann auch von der slowenischen politischen Führung angenommen worden.

Wahl, Referendum, Unabhängigkeit
Ungeachtet massiver Drohungen aus Belgrad führte Slowenien im April 1990 erstmals demokratische Wahlen durch. Dann ging es Schlag auf Schlag: Nach gescheiterten Reformbemühungen und damit dem vergeblichen Versuch einer Annäherung an die jugoslawische Staatsführung stimmten bei einem am 23. Dezember abgehaltenen Referendum über 88 Prozent der wahlberechtigten slowenischen Bevölkerung für die Unabhängigkeit.

AP/Gepa
Nach Beginn der Kampfhandlungen schickte auch Österreich Panzer zur Grenze

Nach der nahezu zeitgleich mit Kroatien am 25. Juni 1991 ausgerufenen Eigenstaatlichkeit übernahm die slowenische Territorialverteidigung unter anderem die Kontrolle an den Grenzübergängen zu Italien, Österreich und Ungarn. Jugoslawiens Ministerpräsident Ante Markovic setzte beim Versuch der Wiederherstellung des jugoslawischen Staatsgebietes dann auf die Jugoslawische Volksarmee und schickte Panzer und Kampfflugzeuge an die Staatsgrenzen.

Luftangriff nahe Grenzübergang Spielfeld
Kurz darauf spielten sich an der Grenze zur Steiermark und zu Kärnten dramatische Szenen ab. Ein Luftangriff auf einen Lkw-Konvoi beim Grenzübergang Spielfeld, der zerschossene Kirchturm von Oberradkersburg (Gornja Radgona) und heftige Gefechte mit zwei Toten am Grenzübergang Bleiburg verursachten Unruhe in Österreich.

„Grenznahe Garnisonen“ des Bundesheers wurden noch am 25. Juni 1991 in „Bereitschaftsdienst“ gesetzt, zwei Tage später ordnete der damalige Verteidigungsminister Werner Fasslabend schließlich einen Sicherungseinsatz an der kärntnerischen und steirischen Grenze an. In den nächsten Wochen wurden insgesamt 7.500 Soldaten in die Region verlegt. „Unser schlimmstes Szenario war ein Übergreifen der Kampfhandlungen auf österreichisches Gebiet, wenn etwa die Jugoslawen eine slowenische Kaserne von Österreich aus hätten einnehmen wollen“, erinnerte sich später der damals für die Einsatzplanung zuständige Oberst Robert Brieger.

Waffenstillstand und blutiger Bürgerkrieg
Am 7. Juli 1991 wurde auf der Adria-Insel Brioni unter Vermittlung der Europäischen Gemeinschaft (EG) ein Waffenstillstand erreicht. Im Hintergrund liefen nach Angaben des damaligen slowenischen Außenministers Dimitrij Rupel bereits Gespräche über den Abzug der jugoslawischen Armee aus Slowenien.

Die Kampf um Sloweniens Unabhängigkeit ging als Zehntagekrieg in die Geschichte ein – in Kroatien eskalierten indes die Auseinandersetzungen zwischen der kroatischen und serbischen Armee, so wie wenig später auch die Unabhängigkeitsbestrebungen im angrenzenden Bosnien-Herzegowina zu einem blutigen und erst durch das „Abkommen von Dayton“ (1995) beendeten Bürgerkrieg. Eine weitere kriegerische Auseinandersetzung auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens folgte Jahre später im Kosovo.
Der in allen jugoslawischen Landesteilen um sich greifende Nationalismus resultierte in einer extremen Politisierung „ethnischer Gegensätze“, heißt es dazu bei der deutschen Bundeszentrale für politische Bildung (BPB). Bei den blutigsten kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg waren gezielte Angriffe auf Zivilisten sowie umfassende „ethnische Säuberungen“ Teil der Kriegsstrategie.

„Dieser Krieg war unnötig“
Der Zerfall Jugoslawiens war unausweichlich, wäre aber ohne die Politik des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic „ohne Zweifel“ anders verlaufen, so Rupel, der zum 30. Jahrestag von einem unnötigen, absurden und wahnsinnigen Krieg sprach. „Der Zerfall Jugoslawiens hatte natürlich seine nationalen und ethnischen Komponenten, dennoch kam es wegen der Forderung nach Demokratie dazu.“

Auch wenn Österreich formell Slowenien und Kroatien erst am 15. Jänner 1992 anerkannte, galt es dennoch neben Deutschland als vehementer Verfechter der Eigenständigkeit dieser Länder. Schon bald nach der Proklamation der Unabhängigkeit wurden der deutsche Außenminister Hans Dietrich Genscher und sein österreichischer Kollege Alois Mock mit den höchsten slowenischen Orden ausgezeichnet.
„Man hätte schon viel früher anerkennen müssen“, bekräftigte Mock seine Position noch Jahre später. Dass mit mehr Zurückhaltung ein Blutvergießen hätte vermieden werden können, glaubt Mock nicht. Kroatien habe sich zu Recht gegen den serbischen Aggressor zur Wehr gesetzt, auch wenn Krieg immer Unrecht mit sich bringe.
25.06.2021, pepr, ORF.at/Agenturen

Links:
Panzer an Grenze: Als Jugoslawiens Zerfall zum Krieg wurde
 

josef

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#25
Kärnten: Augenzeuge erinnert sich an Zehn-Tage-Krieg
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Vor 30 Jahren hat an Kärntens Südgrenze der Zehn-Tage-Krieg begonnen, als Folge der Unabhängigkeitserklärung Sloweniens von Jugoslawien. Stefan Moser war Bezirksgendarmerie-Kommandant von Völkermarkt und erlebte die dramatischsten Tage seiner 38 Dienstjahre.
Online seit heute, 12.42 Uhr
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Die Freude am 25. Juni 1991 währte in Laibach nur kurz: Während Präsident Milan Kucan und die erste gewählte Regierung mit Lojze Peterle an der Spitze die Unabhängigkeit feierten, schickte Belgrad Kampfflugzeuge und Panzer. Belgrad wollte die Abspaltung Sloweniens nicht zur Kenntnis nehmen und versuchte, sie mit Waffengewalt zu verhindern. Die Kampfhandlungen vor der Grenze Kärntens versetzten damals die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Das österreichische Bundesheer wurde zum Schutz der Grenzen nach Südkärnten abkommandiert.
ORF
Brennender Grenzposten in Grablach

Schäferhund als erster Flüchtling
Am Grenzübergang Grablach bei Bleiburg kam es zu Kämpfen zwischen der slowenischen Miliz und der serbischen Volksarmee. Es gab Tote auf beiden Seiten. Stefan Moser war damals Bezirksgendarmerie-Kommandant von Völkermarkt. Er erinnert sich, als plötzlich eine Granate einschlug und das Polizeigebäude auf der slowenischen Seite traf. „Es ging in die Luft. Ein scharfer Schäferhund lief dann über die Straße zu uns. Wir nahmen ihn als ersten Flüchtling auf, weil sein Besitzer tödlich getroffen worden war.“
ORF
Dieser Hund gilt als der erste Flüchtling im Zehn-Tage-Krieg

Grenzbeamte damals absolut ungeschützt
Beim Besuch der heutigen Grenzkontrollen wird ihm bewusst, dass er mit seinen Kollegen damals nicht ausreichend ausgerüstet war, um die Grenze zu schützen. Die Beamten trugen Bluse oder Hemd, aber keine schusssichere Weste. „Sie waren also absolut ungeschützt.“
ORF
Stefan Moser

7.500 Soldaten im Grenzeinsatz
Für das Bundesheer war der damalige Grenzeinsatz, der erste und bislang einzige Ernstfall in der Zweiten Republik. 7.500 Soldaten standen im Einsatz, der größte Teil davon an Kärntens Südgrenze. Der ORF berichtete damals umfangreich in Radio und TV. Für die Menschen in Kärnten in einer Zeit ohne Internet und Handy war es die einzige Möglichkeit, Live-Informationen über die Gefahrenlage zu erhalten.
ORF
Bundesheer 1991 im Grenzeinsatz

Waffenstillstand mit EU-Hilfe erwirkt
Die heftigen Kämpfe an der Grenze waren der Startschuss für das jahrelange Blutvergießen im Balkankrieg. Der kurze, aber heftige Krieg um die Grenzstationen endete am 8. Juni mit dem Waffenstillstand, vermittelt durch die EG, heute EU. Die junge Republik Slowenien konnte sich von den Kämpfen – auch wirtschaftlich – rasch erholen. 2004 trat Slowenien der EU bei, in der Folge fielen dann auch die Grenzkontrollen weg. Nach der Flüchtlingskrise 2015 holte erst die Pandemie die Bundesheersoldaten dann wieder zurück an die Grenze.
25.06.2021, red, kaernten.ORF.at
Augenzeuge erinnert sich an Zehn-Tage-Krieg
 

josef

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#26
Burgenland vor 30 Jahren: Kämpfe an der Grenze
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Vor 30 Jahren hat Slowenien seine Unabhängigkeit erklärt. Es folgte ein zehntägiger Krieg. Der Konflikt drohte auch auf das Grenzgebiet im Bezirk Jennersdorf überzugreifen. Gendarmerie und Bundesheer waren in Alarmbereitschaft.

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Die Kämpfe zwischen der slowenischen Territorialverteidigung und der jugoslawischen Volksarmee begannen nach der Unabhängigkeitserklärung Sloweniens – zuerst im Landesinneren, dann aber auch an der burgenländischen Grenze bei Kuzma unmittelbar neben dem Grenzübergang Bonisdorf (Bezirk Jennersdorf). In Kuzma wurde der Kasernenkommandant erschossen.

Bundesheer bezog Stellung
Das österreichische Bundesheer bezog Stellung, um ein Übergreifen des Konflikts auf burgenländisches Gebiet zu verhindern. Der junge Fähnrich Arnold Gradwohl aus Lindgraben hatte damals seine Ausbildung gerade abgeschlossen. Es sei schon ein etwas unangenehmes Gefühl gewesen, erzählte er über den Einsatz. Die Platzpatronen seien eingesammelt worden und man habe scharfe Munition bekommen. „Das war, wie man einen Schalter umlegt“, so Gradwohl. Die Soldaten unter seiner Befehlsaufsicht seien auf einmal mit vollem Engagement dabei gewesen.

Fotostrecke mit 4 Bildern
ORF
Grenzübergang Bonisdorf 1991
ORF
Bundesheersoldaten an der Grenze
ORF
Auch ORF-Redakteur Gerald Groß berichtete von der Grenze
ORF
Der Krieg in Slowenien dauerte zehn Tage

Angst vor Bomben-Angriff
ORF-Burgenland-Reporter Kurt Krenn berichtete vor 30 Jahren über die dramatischen Tage in Bonisdorf. Er wurde unmittelbar nach Kriegsbeginn an die Grenze geschickt. Bei seiner Ankunft seien die Grenzposten auf beiden Seiten der Grenze verwaist gewesen. „Plötzlich hat da jemand aus dem Wald gerufen ‚Wegfahren, wegfahren, Fliegeralarm ist‘“, erzählte Krenn. Er sei dann mit dem Auto zurück in den Wald gefahren und dann habe man ihm erzählt, dass vorher in Slowenien die Sirenen geheult hätten und dass es die Information gebe, dass jugoslawische Kampfjets unterwegs seien, um den Grenzübergang auf Kuzma-Seite zu bombardieren. Das habe sich letztlich aber als falsche Information herausgestellt.
ORF
Das österreichische Bundesheer war vor 30 Jahren in Alarmbereitschaft

Günther Pock war damals Gendarmeriepostenkommandant in Neuhaus am Klausenbach (Bezirk Jennersdorf). Ihm kam zugute, dass er mit den jugoslawischen Beamten befreundet war und diese ihn mit Informationen versorgten. Wirklich kritisch sei es an der Grenze nur einmal gewesen, als man von den Jugoslawen verständigt worden sei, dass diese einen Funkspruch über die beabsichtigte Bombardierung des Grenzgebiets, Zollamts aufgefangen hätten, so Pock. Da sei der Adrenalinspiegel schon ein bisschen gestiegen. Man habe auf dem Flachdach rot-weiß-rote Fahnen aufgelegt, um zu signalisieren, dass es schon österreichisches Gebiet sei.

Anfang vom Balkankrieg
Zehn Tage lang dauerte der Konflikt in Slowenien. 62 Menschen wurden bei den Auseinandersetzungen getötet. Der Unabhängigkeitskampf in Slowenien war aber leider der Anfang von kriegerischen Auseinandersetzungen auf dem Balkan, der noch viele Jahre dauern sollte.
26.06.2021, red, burgenland.orf.at
Vor 30 Jahren: Kämpfe an der Grenze
 
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josef

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#27
Unabhängigkeit Slowenien: Erinnerungen der Soldaten
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Vor 30 Jahren hat Slowenien seine Unabhängigkeit erklärt. Angesichts der heftigen Kämpfe entschloss sich Österreich, das Bundesheer an die steirisch-slowenische Grenze zu schicken. Mit insgesamt 7.700 Soldaten war das der größte militärische Einsatz des Bundesheeres.
Online seit heute, 14.55 Uhr
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Am 25. Juni 1991 haben Slowenien und Kroatien ihren Ausstieg aus dem Staatsverband Jugoslawien verkündet und ihre Unabhängigkeit erklärt. Bereits am Nachmittag desselben Tages wurde die jugoslawische Volksarmee in Marsch gesetzt, um die Grenzübergänge zu Italien und Österreich zu besetzen. Damit sollte der Welt demonstriert werden, dass Slowenien keine Chance habe, sich von Jugoslawien abzuspalten.
In der Steiermark bildet seit dem Ersten Weltkrieg die Mur die Grenze zwischen den Städten Bad Radkersburg und Gornja Radgona. Am 28. Juni 1991 besetzten jugoslawische Truppen den Grenzübergang auf der slowenischen Seite der Brücke. In der Stadt kam es zu heftigen Kämpfen. Auf der österreichischen Seite liegt die Kaserne in Radkersburg nicht weit von der Grenze entfernt.

Nur „Systemerhalter“ in Kaserne
Martin Weber war zu dieser Zeit dort Wachkommandant und erzählt, wie er den Kriegsbeginn miterlebte: „Mein Torposten fängt draußen zum Hupfen und Springen an und deutet mit den Händen und Füßen und ich mache das Fenster auf und schreie, ‚stehe gerade!‘ und er sagt: ‚Nein, ich höre Kanonenschüsse.‘ Dann habe ich natürlich sofort Alarm gegeben.“ Eine besondere Stresssituation, erinnert sich Weber: „Wir waren gefühlt nur acht Systemerhalter in der Kaserne: Koch, Maler, drei Wachsoldaten, wie direkt an der Grenze der Krieg losgegangen ist. Die Präsenzdiener hatten wir kurz zuvor abrüsten lassen.“

Direkt an der Murbrücke und damit an der vordersten Linie kommandierte Vizeleutnant Gustav Beyer einen Zug gut ausgebildeter Einjährig-Freiwilliger. Der Einsatz begann am 29. Juni als die Kämpfe in Gornja Radgona schon voll im Gange waren. Die Reaktionen der Bewohner von Bad Radkersburg schildert Beyer so: „Ich habe sehr viele Zivilisten hier gekannt, weil ich ja sieben Jahre hier stationiert war. Und sie haben gefragt warum wir erst heute kommen. Und ich habe gesagt, wenn sie uns nicht früher schicken, können wir ja nichts dafür.“

„Unsere stärkste Waffe war das Glück“
Der damalige Oberstleutnant Josef Paul Puntigam führte bis zu 1.600 Soldaten an der 130 Kilometer langen steirisch-slowenischen Grenze. Dabei galt es brenzlige Situationen zu meistern. Nach einer Schießerei wichen etwa jugoslawische und slowenische Soldaten auf österreichisches Territorium aus. Das Bundesheer hatte die Kombattanten zu trennen und die Grenzen zu sichern, schildert Puntigam: „Ich glaube bei den Jugoslawen war es eine Schützengruppe von fünf bis sechs Leuten und bei den Slowenen waren es auch drei bis fünf Leute. Also wenig Leute, aber genug, um sich gegenseitig umzubringen.“

Schließlich meisterte das Bundesheer den Einsatz ohne Verluste, so Puntigam: „Unsere stärkste Waffe war das Glück. Wir hatten unzählige Male einfach Glück. Natürlich waren die Leute exzellent, der Kader exzellent ausgebildet. Natürlich wurde sehr klug durch die militärische Führung immer entschieden. Aber auf Dauer hatte der Tüchtige Glück. Und hätten wir dieses Glück nicht gehabt, ich getraue mich nicht zu sagen, wie der Einsatz wirklich dann abgelaufen wäre.“
26.06.2021, red, steiermark.ORF.at
Unabhängigkeit Slowenien: Erinnerungen der Soldaten
 

josef

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#28
Feier an slowenischer Grenze

In Bleiburg hat am Dienstag eine militärische Gedenkveranstaltung aus Anlass der Gründung Sloweniens und des darauf folgenden Zehntagekrieges zwischen Slowenien und Jugoslawien vor genau 30 Jahren stattgefunden. Es war ein Bekenntnis zu Frieden und Demokratie.
Online seit heute, 13.11 Uhr
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In Grablach bei Bleiburg lieferten einander die serbisch dominierte Volksarmee und die slowenische Territorialarmee ein blutiges Gefecht. Das österreichische Bundesheer sicherte damals die Grenze. Der Sinn des österreichischen Bundesheeres wurde damals nicht mehr in Frage gestellt, sagte der Militärkommandant Walter Gitschthaler.

Nach Lob kamen Einsparungen
Gunther Spath, heute Brigadier in Ruhe, erinnert sich, wie froh die Bevölkerung über den Einsatz des Bundesheeres war. Man habe ihnen auf die Schulter geklopft, es habe Dank und Anerkennung gegeben, doch dann sei weitergemacht worden wie bisher. Die nächste Reform habe wieder Einsparungen in materieller und personeller Hinsicht gegeben.

An die Beteiligung der Bevölkerung erinnerte sich Oberst Klaus Heitz. Als die Panzer in Lavamünd in Stellung gingen, sei ein Mann aus einem Haus gekommen. Er habe den Kommandanten des Jagdpanzerzugs aufgehalten, ihm einen beträchtlichen Schillingbetrag in die Hand gedrückt und gesagt, sie sollen feiern gehen, wenn sie wieder daheim seien.

Zerbrechliche friedliche Gesellschaft
Der damalige Landeshauptmann-Stellvertreter, Peter Ambrozy (SPÖ), war kurz vor Kriegsbeginn als Ehrengast bei der Ausrufung der Republik in Laibach. Über die Festgäste flogen damals plötzlich Mig-Jagdflieger. In der Zeit sei ihm bewusst geworden, wie zerbrechlich die friedliche, demokratische Gesellschaft sei, sagte Ambrozy: „Meine Lehre aus der Zeit war, alles zu tun, um diesen Geist des friedlich-demokratischen Zusammenlebens aufrecht zu erhalten.“

Die Demokratie sei in Slowenien mühevoll erkämpft worden, sagte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). Für viele sei ein Lebenstraum erfüllt worden: „Demokratie, Freiheit und 13 Jahre später der Eintritt in die EU, die größte Friedensgemeinschaft.“

Tanner sagte danke
Es gelte, den damals so einsatzbereiten Soldaten danke zu sagen, sagte die Ministerin für Verteidigung, Claudia Tanner (ÖVP) und derer zu gedenken, die ihr Leben ließen. Tanner sagte, aus der Vergangenheit müsse gelernt werden, daher werde auch in das Bundesheer investiert. Und die Ministerin erwähnte auch die für Villach geplante neue Kaserne.
29.06.2021, red, kaernten.ORF.at

Link:
Feier an slowenischer Grenze
 

schurli

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#29
Das blieb mir damals erspart da ich noch rechtzeitig Mai 1991 abgerüstet habe. Gerüchte über Verlängerung des Präsenzdiensts waren aber schon im Umlauf.

Ein Freund war im Juni 1991 direkt vor Ort in der Steiermark an der Grenze. Soll nicht so lustig gewesen sein.

Aber dafür durfte ich im Jänner/Februar 91 sechs Wochen lang im Burgenland Österreich vor was auch immer schützen. :)

 
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Berni8

Well-Known Member
#30
War echt nicht so lustig!
Vorher hatten wir kaum mal eine Scharfe Patrone zu gesicht bekommen, beim Einsatz haben wir dann "auf Handgranatenkisten geschlafen".
Kurios war auch das wir (scharfe) Panzerminen verlegt haben, die Zünder wurden aber wieder entfernt, da sie Angst hatten das die einheimische Bevölkerung mal beim "sightseeing" irrtümlich drüber fahren könnte.;)
 
#31
Ich hoffe, das passt hier rein, es hängt ja mit dem Krieg zusammen.

Ich habe irgendwo eine Geschichte von 3 (slowenischen?) Soldaten der JNA gehört, die wohl keine Lust darauf hatten, in den Krieg zu ziehen. Sie nahmen sich den Panzer (gehört habe ichs mit einem T-34), der vor der Kaserne als Denkmal stand und flohen damit nach Österreich. Ich hatte den Wurzenpass in Erinnerung, es kann aber auch woanders gewesen sein. Der T-34, der am Wurzenpass steht, gehört ja zum Museum und wurde erst später aufgestellt. Leider finde ich absolut nichts mehr dazu. Kann mir jemand weiterhelfen?
 

Berni8

Well-Known Member
#32
Wurzenpass definitiv nicht.
Wo soll den der Panzer gestanden haben? In der Nähe ist mir keine Kaserne bekannt die so einen "Torwächter" hatte.
Alleine die Anfahrt für so ein altes Gerät (auch von slowenischer Seite) auf den Wurzenpass hats in sich.
Kann mich auch nicht erinnern davon irgendwas gehört zu haben.
Das wäre sicher genauso publik geworden wie die Flucht der MIg-21 - stell dir vor so ein Panzer rückt auf die Grenze vor (hoffentlich mit weißer Fahne):oops:
Damals waren am Wurzenpass JPz Kürrasier in Stellung gegangen, die FAn wurde nicht aktiviert!!!
 
#33
Ja, das ists eben. Ich bezweifle das mit dem T-34, denke wenn, dann war es etwas Aktuelleres. Ich habe das von mehreren Seiten gehört, komme allerdings nicht mehr darauf von wo genau... Deswegen dachte ich, ich frage hier mal nach, vielleicht erinnert sich ja jemand daran. Vielleicht war die Geschichte auch anders, ich würde mich bspw. nicht wundern, wenn man den Panzer noch in Slowenien abgestellt und zu Fuß über die Grenze geflüchtet wäre.
 

josef

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#34
Doku über Krieg an der Grenze
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Vor 31 Jahren hat Slowenien im Zehn-Tages-Krieg um seine Unabhängigkeit gekämpft. Kärntens Grenze bei Grablach-Holmec war damals Brennpunkt und Schauplatz. Ein Dokumentarfilm beleuchtet die damaligen Begebenheiten aus unterschiedlichen Perspektiven.
Online seit heute, 6.58 Uhr
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„The other side of wrong – Battle for Holmec“ lautet der Titel des Films. Im Mittelpunkt steht, was damals am Grenzübergang Holmec-Grablach passierte, als Polizisten auf Mitglieder der jugoslawischen JLA-Volksarmee trafen.

Martina Steiner war damals für den ORF Kärnten vor Ort. Sie erinnert sich noch gut an die Geschehnisse entlang der Grenze und daran, dass sie versucht habe, möglichst intuitiv vorzugehen: „Ich habe mir überlegt, wo könnte als nächstes etwas passieren? Was passiert überhaupt? Wie viele Informationen kann ich überhaupt erhalten und wie kann ich das technisch drüberbringen? Wir waren ja im Team mit einem Kameramann und einem Cutter unterwegs und arbeiteten uns von Halbtag zu Halbtag vorwärts. Wir schauen, wo etwas passiert und versuchten so schnell wie möglich alles auf Sendung zu bringen.“

ORF
Martina Steiner 1991

Zeugenaussagen entkräften Vorwurf des Kriegsverbrechens
Die Bilder, die Kameramann Ivan Klaric einfing, wurden zum zentralen Element der weltweiten Berichterstattung über die Geschehnisse in Holmec. Sie zeigen, wie das Grenzgebäude in Flammen stand.

Er nahm auch eine Szene auf, die eine Gruppe von drei JLA-Soldaten zeigt, die weiße Laken als Zeichen der Kapitulation schwenkten, dann fallen Schüsse, man sieht wie sich die Soldaten niederwerfen. Diese Aufnahme löste später eine politische Affäre darüber aus, ob hier ein angebliches Kriegsverbrechen stattgefunden hatte, wie dies der jugoslawische Staatspräsident Slobodan Milosevic behauptet hatte. Der Film widerlegt das mit Zeugenaussagen ehemaliger Gegner.

ORF
Brennende Grenzstation von Holmec

Perdula: Keiner wusste, was passiert
Monatelang recherchierten Regisseur Boštjan Slatenšek und Produzent Viktor Perdula und arbeiteten gemeinsam an dem Film, der unlängst in Slovenj Gradec-Windischgrätz den Protagonisten vorgeführt wurde. Auch wenn er selbst 1991 noch sehr jung war machten ihn die Ereignisse schon damals betroffen, sagte Perdula: „Mein Vater war 1945 elf Jahre alt. Er erzählte viel vom Krieg und welche Spuren er – psychisch, physisch, emotional und geschichtlich hinterlässt.“ Es sei damals eine „spannende Zeit“ gewesen, so der Produzent: „Scheinbar friedliches Ende des Ostblocks und dann fahren plötzlich Panzer auf die österreichische Grenze zu. Keiner wusste, was passiert.“

ORF
Regisseur Boštjan Slatenšek und Produzent Viktor Perdula

Friedliches Zusammentreffen ehemaliger Gegner
Auch aus heutiger Sicht sei der Stoff relevant, sagt der Produzent. Ihn habe er angesprochen, auch um ein Zeichen zu setzen und der jüngeren Generation zu zeigen, was passieren könne, wenn Konflikte entstehen.

ORF
Schlussszene aus dem Film „The other side of wrong – Battle for Holmec“

31 Jahre später gibt es ein „Happy End“, das auch im Film zu sehen ist: die ehemaligen Gegner treffen einander an der Grenze, trinken Kaffee und erinnern sich gemeinsam an das, was einst beide Nationen in Angst und Schrecken versetzte. Sie sind wohl froh darüber, dass diese Zeiten längst vorbei sind und ein friedvolles Miteinander im Mittelpunkt steht.
30.07.2022, red, kaernten.ORF.at

Link:
Doku über Krieg an der Grenze
 
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