Besuch im Naturhistorischen Museum Wien und nun auch virtueller Zugriff auf mehr als 1.000 digital aufbereitete Objekte samt Informationen möglich

josef

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#1
Virtueller Besuch im Naturhistorischen Museum

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Besucher des Naturhistorischen Museums Wien können nun auch online einen Rundgang durch die Schausäle machen. Das macht eine Kooperation zwischen Museum und dem US-amerikanischen Unternehmen Google möglich.

Während man derzeit noch nicht virtuell durch Wiens Straßen gehen kann, ist das im Naturhistorischen Museum (NHM) Wien ab sofort möglich. Mittels Google-Street-View-Technologie kann man das NHM online rund um die Uhr kostenlos besuchen. In Kooperation mit dem Projekt „Google Arts & Culture“ wird ein virtueller Rundgang durch das Haus geboten. Zudem gibt es virtuelle Ausstellungen über die „Venus von Willendorf“, über die „Top-100-Objekte“ des Hauses und über das Artensterben.

Rundumsicht der 39 Schausäle
„Wir möchten möglichst vielen Menschen die Schätze, die im NHM Wien vorhanden sind, präsentieren und sie damit zu einem Museumsbesuch animieren“, sagte NHM-Generaldirektor Christian Köberl in einer Aussendung. Das Motto dafür lautet: „Hundert erzählte Geschichten laden ein, Tausende weitere zu entdecken.“


Für den Onlinegang durch eines der bedeutendsten Naturkundemuseen der Welt wurde das Haus mit einer 360-Grad-Spezialfotokamera fotografiert. Dadurch ist eine virtuelle Rundumansicht der 39 Schausäle möglich.

Bisher bieten in Österreich unter anderem das Schloss Schönbrunn, die Staatsoper, das Kunsthistorische Museum Wien, die Albertina, die Nationalbibliothek und das Belvedere über „Google Arts & Culture“ virtuelle Rundgänge bzw. machen ausgewählte Werke hochauflösend zugänglich.
Virtueller Besuch im Naturhistorischen Museum

Link:

Virtueller Rundgang durch das NHM
 

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#2
Privater Sammler schenkte NHM Fossilien
Das Naturhistorische Museum Wien hat eine wertvolle Ammoniten-Sammlung bekommen. Aus dem Nachlass eines privaten Sammlers erhielt das Museum rund 1.200 Fossilien, deren Schätzwert im sechsstelligen Euro-Bereich liegt.

Zufällig habe man von der Sammlung erfahren und sie kurz vor der Räumung der Wohnung des 2016 verstorbenen Sammlers Christian Pröglhöfer besichtigen können, berichtete NHM-Experte Alexander Lukeneder. „Die ganze Wohnung war wie eine Ausstellung“, zeigte er sich über die „hervorragende Qualität“ der Stücke begeistert.

Über Jahrzehnte gesammelt
Pröglhöf, der bei der OMV gearbeitet habe, sei über Jahrzehnte ein enthusiastischer Sammler von Ammoniten und Trilobiten aus dem Mesozoikum und dem Paläozoikum von allen Kontinenten gewesen. Er habe nicht selbst gesucht, sondern die Stücke aus Katalogen und dem Internet gekauft.


NHM Wien, Alexander Lukeneder

„Ammoniten zählen zu den bekanntesten und schönsten fossilen Meerestieren,“ sagte Lukeneder. Sie entstanden vor 400 Millionen Jahren und erlebten ihre Blüte im Erdmittelalter zwischen 250 bis 66 Millionen Jahren vor heute mit einer erstaunliche Formenvielfalt. Die größten Ammoniten können einen Durchmesser von bis zu 2,5 Metern haben.

„Exzellente“ Qualität der Stücke
Sie starben gemeinsam mit zahlreichen anderen Arten wie den Dinosauriern - denen sie auch als Futter dienten - bei dem Meteoriteneinschlag an der Wende von Kreidezeit zu Erdneuzeit vor rund 66 Millionen Jahren aus.

Die Stücke seien „von exzellenter Ausstellungsqualität“ und werden derzeit in die Sammlungen des NHM integriert. Einzelne Stücke sind bereits in der Schausammlung zu sehen, etwa in der neuen Ausstellung „Die Evolution der Minerale“.


Links:
Publiziert am 11.04.2017
http://wien.orf.at/news/stories/2836567/
 

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#3
Naturhistorisches Museum jetzt auch digital
Wer einen Einblick in das Naturhistorische Museum Wien haben möchte, kann das nun ganz bequem von zu Hause erledigen. Eine Auswahl an Objekten ist nun online gegangen, wie das Museum mitteilte.
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Das Naturhistorische Museum Wien digitalisiert seine Sammlungen und macht diese der Wissenschaft und der Öffentlichkeit zugänglich. Insgesamt verfügt das Haus über rund 30 Millionen Sammlungsobjekte, seit 2016 werden diese nach und nach digitalisiert. Eine Auswahl an Objekten, die einen Einblick in die Vielfalt des Museums gibt, ist nun online gegangen.

Im Rahmen eines geförderten Projekts wurden seit 2016 die Sammlungsbestände systematisch digitalisiert. Das ermöglicht es, auch jene Objekte, die in den Depots und Sammlungsräumen abseits der Schausammlung aufbewahrt und erforscht werden, zugänglich zu machen. Insgesamt waren von 2016 bis 2019 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Projekt beteiligt, die Digitalisierung umfasste zweidimensionale Objekte wie Schriften oder Bilder und dreidimensionalen Objekte wie Insekten oder Skelette.

700.000 Datensätze
So sind auf der NHM-Webseite mehr als 1.000 digital aufbereitete Objekte mit vertiefenden Informationen zu finden. Wissenschafter des Naturhistorischen Museums haben gemeinsam diese Stücke ausgewählt, um ein ausgewogenes und abwechslungsreiches Bild der Objektvielfalt und der wissenschaftlichen Arbeitsmethoden am Museum für das Publikum zu schaffen.

Darüber hinaus gibt es ein nach wissenschaftlichen Kriterien zusammengestelltes „Science Portal“, für das mehr als 700.000 Datensätze und 130.000 Bilder aufbereitet wurden. Die Arbeiten an diesem für Forschungsvorhaben gedachten Portal sind noch nicht abgeschlossen.
19.01.2020, red, wien.ORF.at/Agenturen

Link zu den mehr als 1000 digitalisiert aufbereiteten Objekten:

Webseite des NHM



Naturhistorisches Museum jetzt auch digital
 

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#4
NHM macht Objekte in 3D online verfügbar
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Das Naturhistorische Museum Wien (NHM) macht viele seiner Museumsobjekte online als 3D-Modelle verfügbar. Ab sofort können die ersten 20 Modelle auf der Plattform „Sketchfab“ von allen Seiten betrachtet werden.

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Bei den ersten Modellen handelt es sich um Ausstellungsstücke der „Top 100“-Objekte – darunter etwa ein Säbelzahntiger sowie der Schädel eines Tyrannosaurus Rex. Die Modelle werden mit kompakten und von Hand geführten 3D-Scannern von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Museums aufgenommen.

„Die 3D-Scans erlauben es, die im Museum ausgestellten Objekte aus ganz neuen Perspektiven zu betrachten, welche in den Vitrinen verborgen bleiben“, so der mit dem Projekt betraute Leiter Andreas Kroh in einer Aussendung.

NHM Wien
Die Objekte wurden mit Handscannern digitalisiert

Modelle für 3D-Drucke herunterladbar
Viele der online verfügbaren Modelle könnten auch heruntergeladen werden, um damit beispielsweise 3D-Drucke anzufertigen, erklärte Viola Winkler, Visualisierungsexpertin am NHM Wien.

Die Anzahl der online gestellten Objekte soll noch wachsen. Ziel sei, zunächst die „Top 100“-Objekte zu vervollständigen und in weiterer Folge auch Scans aus aktuellen Forschungsobjekten und aus den wissenschaftlichen Sammlungen des Museums anzufertigen. Dadurch könne man die Sammlungen für die Wissenschaft und zum „Wohl der Menschen“ öffnen, heißt es in der Aussendung.
21.04.2021, red, wien.ORF.at/Agenturen
Link:
NHM macht Objekte in 3D online verfügbar
 

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#5
HINTER DEM FINNWAL, NACH DEN SCHÄDELN
Ein Ausflug auf das Dach des Naturhistorischen Museums
Von Dino, Dodo und den Meteoriten: ein Besuch quer durch die Sammlungen und Zeitalter bietet ungewohnte Ein- und Ausblicke

Gegenüber liegt der Museumszwilling, das Kunsthistorische. Konkurrenz zwischen den Museen gibt es nicht.
Foto: Regine Hendrich

Wie kommt man aufs Dach vom Naturhistorischen? Man beginnt in der Prunk-Kuppelhalle des Baus von Gottfried Semper und Carl von Hasenauer (Fertigstellung 1881), vorbei am Porträt von Kaiser Franz Stephan I. von Lothringen – Sie wissen schon, der Mann von Maria Theresia. Er erwarb seinerzeit die Naturaliensammlung von Johann Ritter von Baillou, sie wurde zum Grundstock des "Hof-Naturalien-Cabinets" in der Hofburg, dem Vorläufer des jetzigen Museums. Unter dem Porträt wartet links ein ausgestopftes kaiserliches Schoßhündchen, immer noch seidig und freundlich, der Zwergspaniel, und wenn er nicht selbst auf dem Arm der Kaiserin saß, dann zumindest ein naher Verwandter, daneben jene Präparate der Sammlung, die auch auf dem Bild verewigt sind, ein Einstieg in die Metaebene des Museums, auch wenn der Begriff "Museum eines Museums" hier nicht so gern gehört wird.

Eine kleine Tür führt in die obere Kuppelhalle, hier fesselt auch bei größter Höhenangst der legendäre Darwin-Fries von Johannes Benk, links ein Affe, der Darwins Buch von der Abstammung des Menschen in den Pfoten hält und bestimmt darauf verweist, in der Mitte ein Menschenkind, rechts von ihm ein weiteres Äffchen, das ihm einen Spiegel vorhält, das Menschlein hält sich erschüttert von der Erkenntnis die Augen zu.


Wer auf das Dach will, muss durch den Schädelgang.
Foto: Regine Hendrich

Vorbei am Oberkiefer eines Finnwals (schräge Ortsangaben macht man hier) führt rechts eine Tür ins Depot, in den Schädelgang. Fein säuberlich beschriftet stapeln sich hier Schädel bis zur Decke. Noch ein paar Schritte weiter, noch mehr Depotschränke mit für Uneingeweihte unverständlichen Beschriftungen, "Franzhausen Becken, Geschenk Dr. Deiml, Schädel & Knochen ohne Nr.", die Treppen werden kleiner, kein Prunk mehr hier, nur Forschungsarbeit, vorbei an wuchernden Topfpflanzen und an der Teeküche, dann heißt es "Achtung, Kopf", diese Tür ist die kleinste von allen, und natürlich haut man sich trotz Warnung den Schädel beinahe an, und dann steht man tatsächlich auf dem Dach des Naturhistorischen Museums. Gegenüber liegt der omnipräsente Museumszwilling des Naturhistorischen, aber nein, es gibt keine Konkurrenz, sagt man mir.

Achtung, Kopf!
Aber zurück aufs Dach: Urania, Gaia, Luft und Erde, Hephaistos und Poseidon, Wasser und Feuer, blicken allegorisch sinnend über Wien. Am Ring stehen an der Brüstung Figuren von diversen Forschern und Entdeckern. Der Blick öffnet sich aufs Rathaus, im Hintergrund die sanften Wellen des Kahlenbergs, gegenüber die Rosen des Burggartens und der Blick auf den Volksgarten-Pavillon samt seinem eleganten Mid-Century-Party-Stil, er ist dem Ende des Kaiserreichs zu verdanken, er könnte hier nicht stehen, wäre die Neue Burg so fertiggebaut worden, wie ursprünglich geplant.


Was für ein Blick! Die allegorischen Figuren von Urania, Gaia, Hephaistos und Poseidon schauen vom Naturhistorischen Museum auf Wien.
Foto: Regine Hendrich

Noch ein "Achtung, Kopf!", und es geht zurück in die spektakuläre Sammlung. Alle suchen und finden hier etwas anderes: Kleine Kinder schätzen kreischend den wohligen Schauer beim periodisch schnaubenden künstlichen Dino. Der geheime Hit bei den Kids: der versteinerte Dinokot. Internationale Gäste besuchen die Venus von Willendorf, immerhin 29.000 Jahre alt, entdeckt seinerzeit beim Bahnbau, auch 2016 wurden Mammutstoßzähne unter der zukünftigen Nordautobahn entdeckt.

Es sind jedenfalls nicht nur die prächtigen ausgestopften Raubkatzen, Haie, Affen, Bären, Schlangen und Vögel, die die Menschen anlocken, die Säle voller schillernder Käfer und Schmetterlinge. Die älteste Meteoritensammlung der Welt gibt es ebenfalls hier, es sammelt sich eben grundsätzlich leichter, wenn man Kaiser ist, auch das Budget ist größer. Heutzutage gibt es unter Museen immerhin eine rege Tauschpolitik. Es wird auch zurückgegeben, sprich, restituiert: aktuell eine Kiste mit Conchylien, Teil der Molluskensammlung, die 1941 dem Stift Göttweig von seiner NS-Zwangsverwaltung abgenommen wurde. Einer ganz anderen im Naturhistorischen Museum Wien aufgetauchten Kiste widmet sich die Ausstellung "Der kalte Blick. Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto von Tarnów" in der Hofburg, basierend auf den Fotos zweier Anthropologinnen, die 1942 "typische Ostjuden" fotografierten.

Arsen und Präparatoren
Wer schaut, ordnet ein, sammelt was oder wen, interpretiert, beherrscht? Auch darum geht es immer.


Foto: Regine Hendrich

So ist das Naturhistorische Museum natürlich auch ein Museum von Forschungs- und Sammlungspolitiken. Rückwirkend fast bizarr wirkt etwa die ab 1817 ganze 18 Jahre lang andauernde österreichische Brasilien-Expedition, die unfassbare Mengen an Säugetieren, Vögeln, Insekten und anderes Getier lieferte, die Auseinandersetzung mit den ethnografischen Objekten des Zoologen Johann Natterer, die sich vorrangig im Weltmuseum befinden, ist auf vielen Ebenen noch nicht abgeschlossen. Auch bei Fahrten der Marine wurden Wunschlisten mitgegeben oder gar Forscher mitgeschickt. Viele Tiere wurden bereits auf den Expeditionen präpariert. Bis zu acht Präparatoren arbeiten heute hier, ein Lehrberuf, immer noch. Die alten Präparate sind oft giftig, Arsen nützte man als Schutz vor Schädlingen, größter Feind des Museumsbetriebs sind auch heute noch Museumskäfer und Motten. Natürlich gibt es eine eigene Tischlerei sowie Menschen, die an Lebendrekonstruktionen von ausgestorbenen Tieren arbeiten, und ja, der Wiener Dodo ist schöner als der in London.
Was für Menschen arbeiten hier? "Enthusiasten", erklärt man mir, das muss man auch sein, wenn man beispielsweise in neun Jahren 500 Wanzentypen belegt hat oder experimentelle Archäologie betreibt. Etwas gar zu enthusiastisch war man früher gelegentlich, weil man den eigenen Nachnamen so gern in lateinischen Gattungsnamen sehen wollte, das führte später oft zu Revisionen.

Es geht wieder aufs Dach


Das Café im Kuppelsaal
Foto: Regine Hendrich

Es ist jedenfalls unmöglich, diesem Gebäude mit einem einzigen Besuch gerecht zu werden, schließlich gibt es da noch die Urgeschichte und die Römer und die Blaschka-Glasmodelle von Meerestieren und Pflanzen, das Bergwerk Hallstatt spuckt seit über 100 Jahren seine im Berg konservierten Schätze aus. Die größte fossile Schildkröte der Welt wartet. Neuere Ausstellungen widmeten sich dem Artenschutz (was beim Zoll bei Kontrollen noch lebt, landet in Schönbrunn, der Rest hier), aktuell feiert der "Meteorit von Hraschina" hier sein 270. Fall-Jubiläum (Happy Birthday!), und die Ausstellung "Ablaufdatum" stellt sich die Frage, wie aus Lebensmitteln Müll wird. Ab Oktober darf man laut jetzigem Stand der Dinge wieder mit Führung aufs Dach (und abends im Museum Muscheln essen) und die großartige Aussicht nicht nur auf die Jahrmillionen, sondern auch auf die Stadt genießen.
(Julia Pühringer, 8.6.2021)
Ein Ausflug auf das Dach des Naturhistorischen Museums
 

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#6
NHM lockt mit neuem Plateosaurusskelett
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Nach rund 15.000 Arbeitsstunden kann das Naturhistorische Museum (NHM) Wien mit einem neuen Dinosaurier-Skelett aufwarten. Am Ende der aufwendigen Restaurierung werden die Überreste eines 210 Millionen Jahre alten Plateosauriers bald ausgestellt.
Online seit heute, 12.17 Uhr
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Der Plateosaurier, den man vom Sauriermuseum Frick (Schweiz) quasi als Eigenbausatz erhalten hat, wird ab 20. Oktober im Rahmen der Sonderschau „KinoSaurier“ zu sehen sein. Rund 40 Prozent der Knochen kommen aus dem 3D-Druck – was sich mit freiem Auge aber nicht offenbart.

Bis zu acht Meter langer Pflanzenfresser
Plateosaurus trossingensis war ein bis zu acht Meter langer Pflanzenfresser, der während der Trias-Zeit lebte. Er gilt als Vorläufer der riesigen Sauropoden, den größten Landtieren, die jemals die Erde besiedelten. Mit seinem Auftreten vor rund 235 Millionen Jahren ist er einer der frühesten Vertreter der Dinosaurier. Knochen wurden bereits im 19. Jahrhundert in der Schweiz und Deutschland gefunden.

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APA/Herbert Neubauer
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Auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Frick im Schweizer Kanton Aargau liegt eine der bedeutendsten Fundstellen von Sauriern aus der Trias-Zeit in Europa. Das NHM konnte sich vor rund drei Jahren über die Dauerleihgabe der Überreste eines rund 210 Millionen Jahre alten Vertreters der Plateosaurier freuen. Die Wissenschaftler erhielten sogar die Überreste von zwei Individuen, um das Fehlen von Knochen ausgleichen zu können.

Gesteinspakete aus der Schweiz
Letztlich setzte man nun ein fast sechs Meter langes Tier zusammen, das aus 310 einzelnen Knochen besteht, und das am Mittwoch präsentiert wurde. Aus der Schweiz bekam man 2018 viele Gesteinspakete, in denen sich die Überbleibsel der beiden Tiere befanden. „Am Anfang war es durchaus nicht absehbar, ob wir das Skelett so schön aufbauen können“, erklärte der Leiter der Geologisch-Paläontologischen Abteilung am NHM, Mathias Harzhauser.

Das Gros der nun bald öffentlich zugänglichen Gebeine stammt von einem Tier, nur acht Knochen borgte man sich vom zweiten einstigen Pflanzenfresser aus. Immerhin 39 Prozent der Überreste waren allerdings zum Beispiel derart verformt, dass man sie nicht ins neu präparierte Skelett einfügen konnte oder sie fehlten gänzlich. Sie wurden daher mit 3D-Drucktechnologie gezielt hergestellt und dann so bemalt, dass sie von den echten Knochen kaum zu unterscheiden sind.

61 Prozent Originalknochen „ist wirklich sehr gut“
In der Ausstellung wird jedoch auf einem Panel gezeigt, welche Überreste authentisch sind und welche aus dem 21. Jahrhundert stammen. 61 Prozent Originalknochen „ist wirklich sehr gut für ein ganzes Dinosaurierskelett. Da sind wir schon ziemlich in der Spitze drinnen“, so Harzhauser. Der gesamte Prozess wurde wissenschaftlich in Form mehrerer Arbeiten begleitet, die noch der Publikation harren.
Man nimmt nach neueren Erkenntnissen an, dass die Plateosaurier großteils auf den Hinterbeinen unterwegs waren, und sich nach Blättern streckten. Sie konnten aber auch auf vier Beinen gehen, so Harzhauser: „Der lange Schwanz diente als Balancestange.“

Vermutlich im Schlamm steckengeblieben
Das Tier dürfte vor unvorstellbarer langer Zeit im Schlamm steckengeblieben sein. Die unteren Dinoteile sind daher besser erhalten als die oberen Bereiche. Den Kopf haben dann vermutlich kleine Raubsaurier verschleppt. Dass sich andere Tiere am nunmehr Wiener Dino zu schaffen gemacht haben, lässt sich an einem 17 Millimeter großen, ausgebrochenen Zahn eines Räubers nachvollziehen. Der Schädelersatz ist daher ein Abguss eines Exemplars aus einem Stuttgarter Museum.

Man wisse zwar nicht, ob es sich bei dem Dino um ein Weibchen oder Männchen gehandelt hat. „Wir wissen aber, dass er um die 20 Jahre alt war, dass er ungefähr 1,5 Tonnen gewogen hat und 5,8 Meter lang war“, so der Paläontologe. Der Aufbau gestaltete sich alles andere als einfach, denn für jeden einzelnen Knochen musste eine Halterung angefertigt werden. „Diese Knochen dürfen nicht hängen. Sie müssen gestützt werden, sonst würden sie zerbrechen“, sagte Harzhauser.

„Popkulturellen Darstellungen gegenübergestellt“
Letztlich handle es sich aufgrund des hohen Aufwandes um ein „teures Geschenk“ aus der Schweiz, dafür aber „unterm Strich um eine Sensation“. Ab 20. Oktober fungiert der neue Plateosaurier als einer der Höhepunkte der Sonderausstellung „KinoSaurier. Fantasie und Forschung“ (bis 18. April 2022). In Kooperation mit dem Landesmuseum Hannover zeigt man hier, wie die ausgestorbenen Riesenechsen in Film und Fernsehen dargestellt werden.

Für die Generaldirektorin des NHM, Katrin Vohland, ist es, „wunderbar, dass wir tatsächlich ein Original aus Europa haben. Originale sind einfach noch etwas ganz anderes als Plastikdinosaurier oder 3D-Ausdrucke.“ In der neuen Ausstellung werde man den Plateosaurier daher popkulturellen Darstellungen gegenüberstellen.

Später in die Dauerausstellung
Nach der Sonderschau rückt der Plateosaurier dann selbst in den Dinosauriersaal (Saal acht) in die Dauerausstellung. Dafür muss allerdings ein großer Skelettabguss aus Gips weichen, der laut Harzhauser „nicht sehr ansehnlich ist. Ich werde mich sehr leicht davon trennen können“, sagte der Wissenschaftler.
06.10.2021, red, wien.ORF.at/Agenturen

NHM lockt mit neuem Plateosaurusskelett
 

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#7
Mehr Details zum "Dino-Skelett" im DERSTANDARD:

Schweizer Dino in Wien eingezogen
Nach jahrelanger Präparationsarbeit ist das Skelett eines sechs Meter langen Plateosaurus nun bereit für seinen großen Auftritt im Naturhistorischen Museum

Foto: NHM Wien, Christina Rittmannsperger

Im Februar 2019 präsentierte das Naturhistorische Museum in Wien (NHM) einen spektakulären Neuzugang: ein Skelett eines Plateosaurus trossingensis aus der Trias. Die Dauerleihgabe der Gemeinde Frick im Schweizer Kanton Aargau hatte allerdings einen kleinen, doch nicht unbedeutenden Haken: Die Knochen des rund 210 Millionen Jahre alten Dinosauriers wurden in dutzenden Kisten angeliefert und mussten erst von ihrer steinernen Matrix befreit werden.

Rund zweieinhalb Jahre später ist der Knochenjob nun endlich beendet, und das sechs Meter lange Skelett ist als neues Prunkstück des NHM aufgebaut. In 15.000 Arbeitsstunden legte das Präparatorenteam des Museums hunderte Knochen und Knochenfragmente aus den Gesteinsblöcken frei. Diese waren von den Schweizer Paläontologen zum Glück bereits vorsortiert und detailliert dokumentiert worden, damit hatten die Präparatoren eine gewisse Orientierung, womit in den einzelnen Brocken zu rechnen ist.


310 Knochen bilden das Skelett des Plateosauriers. In der noch im Aufbau befindlichen Sonderausstellung "KinoSaurier" ist er das Highlight.
Foto: NHM / Alice Schumacher

Dinosaurierpuzzle
Das fertige Skelett besteht nun aus 310 Einzelteilen – für jeden musste eine eigene Halterung individuell angepasst und geschweißt werden. Nicht alle der aufgebauten Knochen sind jedoch original: Bei immerhin 61 Prozent handelt es sich um echte Fossilien, die restlichen 39 Prozent stammen aus dem 3D-Drucker. Zwar ist das Tier zu rund 80 Prozent erhalten, und dem NHM stand außerdem ein zweites, weniger umfangreiches Exemplar für Ersatzteile zur Verfügung, das letztlich acht Knochen beisteuerte. Viele der Fossilien sind jedoch nach Jahrmillionen unter Gesteinsschichten nur verdrückt erhalten geblieben.


Für jeden Knochen musste die Halterung individuell angepasst werden.
Foto: NHM Wien / Alice Schumacher

3D-Scan und Druck
Mit der bloßen Präparation war es also nicht getan: Die Knochen wurden mithilfe eines 3D-Strukturlichtscanners digitalisiert, entzerrt, ausgedruckt und eingefärbt. Andere fehlende Stücke wie zum Beispiel Teile der Gliedmaßen konnten vom jeweiligen Gegenstück gespiegelt werden.


Foto: NHM Wien / Alice Schumacher

Dass die ausgedruckten Knochen farblich so angepasst wurden, dass sie bei einem schnellen Blick nicht von den fossilen Vorbildern zu unterscheiden sind, hat einen einfachen Grund, sagt der Leiter der paläontologischen Abteilung des NHM, Mathias Harzhauser: Es geht um den Gesamteindruck, denn die Teile "schauen in Weiß einfach nicht gut aus". Damit keine falschen Tatsachen vorgespiegelt werden, ist dem Skelett eine Grafik beigestellt, in der die originalen Fossilien ausgewiesen sind.


Das Präparatorenteam (von links nach rechts Iris Feichtinger, Anton Fürst und Anton Englert) bei der Montage des Skeletts.
Foto: NHM Wien / Alice Schumacher

Kopfloser Dinosaurier
Ein nicht unwesentliches Detail des Skeletts konnte mithilfe des vorhandenen Materials aber nicht reproduziert werden: Dem Dinosaurier fehlt der Kopf. Abhilfe kam in diesem Fall aus Stuttgart, woher eine Kopie eines passenden Exemplars bezogen wurde.


Der Kopf des Plateosaurus ist eine Kopie eines Schädels aus Stuttgart.
Foto: NHM Wien, Christina Rittmannsperger

Dass ausgerechnet der Schädel verloren ging, dürfte an der Art und Weise liegen, wie der Plateosaurus ums Leben kam: Einiges spricht dafür, dass das tonnenschwere, rund zwanzig Jahre alte Tier in sumpfigem Gelände einsank und sich nicht mehr befreien konnte. Raubsaurier – deren Anwesenheit durch den Fund eines Theropodenzahns bei der Präparation belegt wurde – bedienten sich am Kadaver und verschleppten dabei wohl den Kopf.

Luxusproblem: Zu viele Dinos
In der Tongrube Gruhalde in Frick wurde in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder mehr oder weniger komplette Plateosaurier gefunden – so viele, dass das kleine örtliche Museum sich um gute Plätze für die Tiere umsehen kann. Die beiden Individuen, die dem NHM zur Verfügung gestellt wurden, wurden in den Jahren 2009 und 2015 geborgen. Es handelt sich tatsächlich um einen richtigen Dinosaurierfriedhof.


Krallen eines Plateosauriers an der Fundstelle in der Tongrube Gruhalde in Frick.
Foto: Sauriermuseum Frick

Doch auch an vielen anderen Orten in Mitteleuropa wurden schon Plateosaurier entdeckt. Die Gattung gehört damit zu den am besten dokumentierten Dinosauriern überhaupt. Schon 1837 wurde der zu den Sauropodomorpha, also den sogenannten Langhalssauriern, gehörende Plateosaurus erstmals beschrieben – als fünfter Dinosaurier überhaupt. Plateosaurus dürfte im Gegensatz zu seinen späteren gigantischen Verwandten vor allem auf den Hinterbeinen gelaufen sein, auch wenn er sich wohl ebenso vierbeinig bewegen konnte.


Ausgrabungen in Frick.
Foto: Sauriermuseum Frick

Ab 20. Oktober ist der Plateosaurus als Highlight der neuen Sonderausstellung KinoSaurier. Fantasie und Forschung zu sehen. Das NHM widmet sich dabei dem Blockbuster-Thema Dinosaurier aus einer popkulturellen und kinematografischen Perspektive. Das Augenmerk richtet sich auf den durch immer neue Forschungsergebnisse bedingten Wandel in der Darstellung der erdmittelalterlichen Riesen. Nach dem Ende der Schau im April 2022 soll der Plateosaurus dann in den Mesozoikumsaal der Dauerausstellung an seinen endgültigen Platz übersiedeln.
(Michael Vosatka, 6.10.2021)


Ab 20. Oktober sind im NHM die Dinos los.
Foto: NHM Wien, Günter Nikodim

Nachlese
Der Dino aus dem Schweizer Überraschungsei
Das NHM Wien bekommt einen sechs Meter langen Plateosaurus. Dieser muss erst aus seinem steinernen Grab befreit werden.
Das Dino-Puzzle aus dem 3D-Drucker
Das Naturhistorische Museum präpariert das Skelett eines sechs Meter langen Plateosaurus. Manche Knochen müssen künstlich nachgebaut werden
Schweizer Dino in Wien eingezogen
 

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#8
Dynamischer Planet Erde im NHM - Kaisersaal neu gestaltet
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Das Naturhistorische Museum (NHM) hat den Kaisersaal neu gestaltet. Gezeigt wird jetzt darin „Die Erde. Ein dynamischer Planet“. Wie dynamisch, kann man selbst erfahren, etwa indem man Stalagmiten wachsen lässt.
Online seit heute, 15.25 Uhr
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Statt Gesteine in Vitrinen aneinanderzureihen, widmet sich die neue Dauerausstellung dem Aufbau der Erde, vielfältigen Bezügen zwischen Litho- und Biosphäre, dem Menschen als geologische Kraft, Ressourcen der Zukunft und der Revolution des Lebens. Zur Vermittlung bedient man sich dabei nicht nur der Kunst, sondern auch interaktiver Stationen.

NHM-Generaldirektorin Katrin Vohland hofft, dass es gelinge, „mit dem Verständnis für die großen geologischen Zusammenhänge den Planeten Erde in seiner Schönheit als Heimat zu erhalten“, wie sie am Dienstag bei der Präsentation der neuen Schau in einem der „schönsten und imposantesten Säle“ des Museums erklärte. Das Architekturbüro Schuberth und Schuberth hat den Eckraum zwischen Meteoriten- und Paläontologiesälen hell und luftig gestaltet, eine große Sitzgarnitur im Zentrum lädt zum Ausruhen und Sinnieren ein.

Was wäre, wenn „Gabonionta“ überlebt hätten?
Zum Nachdenken bietet die neue Schau durchaus Anregungen, etwa „dass alles auch ganz anders hätte kommen können“, wie Mathias Harzhauser, Leiter der Geologisch-Paläontologischen Abteilung des NHM, erklärte. Das sollen drei exklusive Leihgaben von Originalfossilien aus Gabun zeigen, „die sonst nirgendwo zu sehen sind“. Bei diesen sogenannten „Gabonionta“ handelt es sich um die frühesten Zeugen mehrzelligen Lebens auf der Erde.

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APA/HANS KLAUS TECHT
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Doch die 2,1 Mrd. Jahre alten Mehrzeller starben bald wieder aus. Erst eine Milliarde Jahre später erreichte das Leben wieder einen ähnlichen Komplexitätsgrad. Was passiert wäre, wenn die „Gabonionta“ überlebt und den Evolutionsvorsprung von einer Milliarde Jahre genutzt hätten – diesem Gedankenexperiment widmeten sich Studenten der Universität für Angewandte Kunst. Ein Teil ihrer Ideen wird in der Ausstellung gezeigt.

Weltmusik und fliegende Steine
Es ist nicht das einzige Crossover von Naturwissenschaft und Kunst in der neuen Ausstellung: Eine audiovisuelle Installation will mit der von Rupert Huber komponierten „Weltmusik“ jene astronomischen Rhythmen erfahrbar machen, die die Erde prägen. Dazu zählen etwa Schwankungen der Umlaufbahn der Erde oder ihrer Erdachse. Ein Blickfang sind die „Fliegenden Steine“ des Vorarlberger Künstlers Hannes Ludescher, die von der Saaldecke hängend dem schweren Thema „Stein“ Leichtigkeit verleihen.

Beim Blick nach oben sollte man auch der prachtvollen Ausstattung des ehemaligen „Kaisersaals“ Aufmerksamkeit schenken, die durch eine neue Lichtarchitektur besser zur Geltung kommt. Dazu zählen nicht nur die Karyatiden, sondern auch Ölgemälde von Orten, die nach dem Kaiser benannt sind – vom „Kaiser Franz Josef Land“ bis zur „Franz Josefhöhe mit der Pasterze“.

Kontinentalplatten händisch verschieben
Unter den „Fliegenden Steinen“ finden sich verschiedene „echte“ Vertreter von Gesteinen, die ob ihrer Größe extra für die neugestaltete Schau angeschafft werden mussten – „weil kein Museum Steine in dieser Größe sammelt“, so Harzhauser. Dafür kann man sie auch haptisch erfahren – so wie die rund eine Million Euro teure Neugestaltung des Saals vielfältige weitere Hands-On-Möglichkeiten bietet.

APA/HANS KLAUS TECHT
Dazu zählen bereits bekannte, um verschiedene Aspekte erweiterte und aktualisierte Exponate wie die Vulkan-Pumpe oder die große halbkugelförmige Projektion „Gaia-Sphäre“. Aber auch neue Stationen bieten etwa die Möglichkeit, mit der Kraft der Hände Kontinentalplatten aufeinanderprallen und Gebirge wachsen zu lassen, oder das Wachstum eines Stalagmiten durch unterschiedliche Wasserzufuhr und Temperatur zu beeinflussen.

Hühnerknochen typisch für Zeitalter des Menschen
Was dabei nur simuliert wird, findet in der Realität durchaus statt: Der Mensch beeinflusst mit seinen Aktivitäten die Erde so, dass er als geologische Kraft gilt und mit dem „Anthropozän“ ein Erdzeitalter nach ihm benannt werden könnte. Das zeigt auch ein Bohrkern von einer Geothermie-Bohrung aus einem Innenhof des NHM, an dem sich deutlich der Beginn des menschlichen Einflusses abzeichnet.

Und die Ausstellungsgestalter stellen auch die Frage, was denn das Leitfossil des Anthropozäns sein könnte. Ihre Antwort: Hühnerknochen, die alljährlich in Milliardenzahl anfallen – in der Schau symbolisiert durch ein Hühnerskelett umringt von Küken.
21.02.2023, red, wien.ORF.at/Agenturen

Link:
Dynamischer Planet Erde im NHM
 
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