Geheimnis um die Grenzbaracke
Der einstige Grenz-Kontrollpunkt Dreilinden liegt seit 1969 brach. Wie das Grundstück künftig genutzt wird, ist nach wie vor unklar. Am Donnerstag wurde es versteigert - doch der Käufer blieb anonym.
Die Zukunft des ehemaligen Kontrollpunktes Dreilinden an der südlichen Berliner Stadtgrenze bleibt auch nach der gestrigen Versteigerung offen. Zwar ging das von den Alliierten als „Checkpoint Bravo“ geführte Areal für 45 000 Euro an einen Käufer, doch der wollte unter allen Umständen anonym bleiben. „Er hatte das Mindestangebot vorher bei uns abgegeben“, sagte der Auktionator Thomas Engel nach der Versteigerung der Deutschen Grundstücksauktionen AG. „Ausdrücklich bat er uns, keine weiteren Angaben über seine Vorstellungen und Ziele zu verbreiten.“ Engel bestätigte, dass für das 14 800 Quadratmeter große und bis 1969 von den DDR-Grenzern genutzte Gebiet keine Baugenehmigung besteht. Es sei im Flächennutzungsplan als „Grünfläche/Waldgebiet“ ausgewiesen. Grundsätzlich könne man natürlich immer eine Baugenehmigung beantragen, meinte der Auktionator. „Aber es ist fraglich, ob diese dann tatsächlich erteilt wird.“ Zur Überraschung der zahlreichen Neugierigen im Saal lag die Versteigerungssumme nicht über dem Mindestgebot von 45 000 Euro. Niemand beteiligte sich an der Auktion. Der Ersteigerer verfolgte per Telefon die Entscheidung.
Die DDR hatte die heute verfallene Kontrollstelle 1969 aufgegeben, weil die damalige Autobahn 115 etwas kurios verlaufen war. Sie führte von West-Berlin nach drei Kilometern auf DDR-Gebiet noch einmal 150 Meter in Albrechts Teerofen auf West-Berliner Gebiet. So entstand eine neue Grenzkontrollstelle („Drewitz“), auf der sich heute der Europarc Dreilinden mit den weithin sichtbaren Gebäuden des Unternehmens „ebay“ und einer Hotelkette befinden. Lediglich der unter Denkmalschutz stehende ehemalige Kommandantenturm erinnert noch an die Kontrollen der DDR-Grenzer. Der alte Kontrollpunkt Dreilinden dagegen fiel in einen Dornröschenschlaf. Nach der Wende brachten lediglich Filmleute, die auf dem einstigen Autobahnstück mehrere Actionstreifen drehten, Leben auf das Gelände.
Da über die in den Jahren 1951 und 1954 gebaute Brücke über den Teltowkanal heute der Berliner Mauerradweg verläuft, hatte sich unter anderem der bündnisgrüne Europaabgeordnete Michael Cramer gegen eine Versteigerung des Areals eingesetzt. Das Ensemble sei ein „Dokument der Zeitgeschichte“ und dürfe nicht verkauft, sondern müsse vielmehr geschützt werden.