Ehemalige geheime Spionagetunnels unter dem Stadtgebiet von London sollen als Tourismusattraktion geöffnet werden

josef

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TOURISMUSMAGNET
Londoner Spionagetunnel soll aktiviert werden
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London will um einen Touristenmagneten reicher werden. Die Spionagetunnel unter der Stadt, für die lange die Geheimhaltung galt, sollen nun wieder aktiviert werden, wie nun bekanntwurde. Rund 220 Millionen Pfund (253 Mio. Euro) soll die Revitalisierung kosten und Einblicke in die Spionagegeschichte des Zweiten Weltkrieges gegen die Nazis und des Kalten Krieges gegen die Sowjetunion geben – eine Spionageerlebniswelt quasi vom Kriegspremier Winston Churchill zu James Bond.
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Das unterirdische Museum soll das Riesenrad London Eye in den Schatten stellen, so britische Medien. Das Netzwerk an versteckten und geheimen Tunneln wurde als Hauptquartier von Churchills Secret Army (Geheimarmee), also von Spionen und Spioninnen, benutzt, wie die „Daily Mail“ zu Wochenbeginn schrieb.

Die kilometerlangen unterirdischen Wege, bekannt als Kingsway Exchange, liegen unterhalb von High Holborn und wurden gebaut, um der Bevölkerung während der Bombardements durch Nazi-Deutschland, bezeichnet als The Blitz, Schutz zu bieten. Insgesamt hätten zehn derartige Tunnelsysteme zum Schutze der Bevölkerung gebaut werden sollen, acht wurden verwirklicht, so der „Independent“. Die unterirdischen Labyrinthe waren bzw. sind auch mit U-Bahn-Stationen verbunden, um einen raschen Zugang zu verschaffen, so die Zeitung weiter.

Reuters/Toby Melville
Ein alter Generator im Kingsway-Tunnel unter London

Jahrzehntelang per Gesetz ein Geheimnis
Der Kingsway Exchange besteht aus rund 8.000 Quadratmetern, so der „Evening Standard“. Die Tunnel liegen rund 40 Meter unter der Erde, wie der „Independent“ schreibt. Insgesamt waren rund 1.000 Männer und Frauen im Zweiten Weltkrieg in den unterirdischen Anlagen beschäftigt, um den Widerstand in von den Nationalsozialisten besetzten europäischen Ländern zu unterstützen bzw. mit aufzubauen.

AP
Winston Churchill (mit Zigarre) 1941 bei einem hochrangigen Treffen mit der polnischen Exilregierung

Im Jahr 1944 wurde das Netzwerk zwar als „London Civil Defence Regional and Ministry of Works“ bekannt. Doch war das nur eine Verschleierung eines auf Forschung und Entwicklung angelegten Ablegers des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6. Die unterirdische Anlage, die 70 Jahre lang nach dem britischen Official Secrets Act geheimgehalten wurde, gilt als Inspiration für die „Q Branch“ in den James-Bond-Romanen und nicht zuletzt -Filmen. Durch „Q“ bezieht Bond immer seine Geheimwaffen und schnittigen Autos. Bond-Autor Ian Flemming war während des Zweiten Weltkriegs selbst Spion.

Hotline zwischen Weißem Haus und Kreml
Auf einen Durchmesser von rund drei Londoner Bussen oder knapp 7,5 Meter wurde das Hauptquartier in den Tunneln zu Beginn des Kalten Krieges in den 1950er Jahren dann erweitert, so die „Daily Mail“. Hier verlief laut der Zeitung auch das weltweit erste transatlantische Telefonkabel. Es wurde auch als Hotline zwischen dem Weißen Haus und dem Kreml verwendet.

Reuters/Toby Melville
Ein altes Drehscheibentelefon in einer der Telefonzentralen in den Tunneln unter London

Zuletzt waren die Tunnel im Besitz des multinationalen Telekommunikationskonzerns BT Group. BT stimmte nun laut britischen Medien zu, den Kingsway Exchange an das Konsortium The London Tunnels Ltd zu verkaufen, das das unterirdische Gelände nun eben in eine Spionageerlebniswelt umbauen will. BT übernahm das Tunnelsystem bereits in den 1980ern.

Auch Gerüche sollen für die Stimmung helfen
2008 schrieb sie die unterirdische Immobilie bereits zum Kauf aus, allerdings ohne Erfolg. Es soll sich damals auch an möglichen behördlichen Erlaubnissen für Umbauten gespießt haben. Wie viel der Käufer jetzt bezahlen musste, darüber herrscht laut „Evening Standard“ Schweigen. Auch ob man bereits alle Genehmigungen für Umbauten hat, wurde nicht bekannt. Die Stadtverwaltung des Londoner „Bezirks“ Camden muss laut britischen Medien noch zustimmen. Vonseiten der Betreibergesellschaft London Tunnels gibt man sich selbstbewusst.

Geht es nach den Plänen der Gestalter und Gestalterinnen, soll mit Hilfe „modernster Technologie“ die Stimmung der Spionagezentrale etwa „durch Geräusche und Gerüche“ nachgezeichnet werden. So sollen allerdings auch „riesige, gebogene Bildschirme, interaktive Strukturen, neueste Dufttechnologie und Hunderte von akustischen Punktlautsprechern dafür eingesetzt werden“, so britische Medien.
Von der geplanten 220 Mio.-Pfund-Investition sollen 140 Mio. (161 Mio. Euro) in die Restaurierung der Anlage wandern, die restlichen 80 Mio. (92 Mio. Euro) sind für die interaktive Ausstellung verplant. Bis zu zwei Millionen Besucher und Besucherinnen erhofft man sich nach der geplanten Fertigstellung 2027.
01.10.2023, baue, ORF.at

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