Sägewerk Gutenbrunn
Am Ende des 19. Jahrhunderts standen in den in Habsburgischen Besitz stehenden Wäldern der Region um den Weinsberg riesige Holzmengen zur Schlägerung an. So entstanden einige Sägebetriebe, wobei das größte Sägewerk, die „Kronprinz Rudolph Dampfsäge“ 1877 am westlichen Ortsrand von Gutenbrunn in Betrieb ging. Die Besitzer, Leopold und Alexander Munk gehörten damals zu der reichsten Wiener Bürger- und Industriellenschicht.
Das Werk in Gutenbrunn war somit Teil eines großen Unternehmens, welches auch das Sägewerk Pöchlarn einschloss. Das aus den „Habsburgischen Herrschaftswäldern“ stammende Rundholz wurde in Gutenbrunn mit 6 „Gattersägen“ zu Schnitt- und Bauholzware verarbeitet. Auch eine Kistenerzeugung war dem Werk angeschlossen.
Zum Abtransport von Scheiterholz (-> Brennholz) wurden noch die vorhandenen alten Schwemmkanäle der Ysper verwendet, die Schnittware wurde mit der ab 1906 in Betrieb gegangenen Bahnlinie Martinsberg-Zwett-Schwarzenau zur Franz-Josef-Bahn abtransportiert.
Der Mitbesitzer der „Kronprinz-Rudolph-Säge“, Leopold Munk, verstarb 1919 und das Werk übernahm der Wiener Industrielle Oskar Körner – wodurch das Sägewerk als „Körner Werke“ weitergeführt wurde.
Infotafel der Kulturinitiative Weinsbergerwald
Körner gelang es, den schon in während der Monarchie durch die Gebrüder Munk aufgebauten Exportmarkt für österreichisches Holz nach den Wirren des 1. Weltkrieges wieder aufzubauen.
Bei dem nun ab 1919 als „Körnerwerke - Vereinigte Holz-, Bau- und Industrie AG“ eingetragenen Unternehmen mit den Werken in Gutenbrunn und Pöchlarn war Oskar Körner Generaldirektor.
Die Versorgung mit für den Sägebetrieb notwendigen gewaltigen Mengen an Rundholz wurde in einem sogenannten „Abstockungsvertrag“ zwischen dem Waldeigentümer, der „Habsburgischen Herrschaft“ und den „Körnerwerken“, genau geregelt.
Mit diesem Vertrag auf 20 Jahre (mit Option auf eine Verlängerung…) verpflichteten sich die Körnerwerke, jährlich 100.000 Kubikmeter Holz für die Weiterverarbeitung im Sägebetrieb zu schlägern. Auch der Holztransport „über Wasser“ (-> Schwemmkanäle) als auch über Forststraßen wurde genau geregelt. Ein weiterer wichtiger Punkt des Vertrages war die Verpflichtung der Körnerwerke zur Errichtung einer Industriebahn vom Sägewerk Gutenbrunn zum Bahnhof Martinsberg sowie dem Bau eines Waldbahnnetzes im Weinsbergerwald mit Anschluss der Säge Gutenbrunn.
Sämtliche im Vertrag festgelegten Investitionen sollten nach Vertragsende an die Herrschaft übergehen oder abgetragen werden!
Körner baute das Sägewerk gewaltig aus, das Betriebsgelände erstreckte sich vom „Hanslteich“ bis zum westlichen Ortsgebiet von Gutenbrunn. Eine mit Briketts aus Abfallholz befeuerte Dampfmaschine trieb 7 „Schnelllaufgattersägen“ an, ein eigenes Kraftwerk sicherte die Stromversorgung und für die Belegschaft wurden Wohnbaracken errichtet.
Auch an den vertraglich festgeschriebenen Bahnbauten wurde ab 1919 mit Hochdruck gearbeitet. Wegen der Versorgung der Säge mit Stammholz hatte die Waldbahn erhöhte Priorität. So wurde vorerst eine provisorische Feldbahn mit Spurweite 600 mm errichtet, welche die Anlieferung der Baumstämme aus den Wäldern sicherstellte und nebenbei als „Baubahn“ für die permanent zu errichtende Waldbahn (Spurweite 760 mm) diente. Gleichzeitig wurde die ebenfalls in Spurweite 760 mm ausgeführte „Industriebahn“ von der Säge Gutenbrunn zum Bhf. Martinsberg gebaut. (Dazu folgen noch Berichte…).
Bis 1926 liefen die zwischenzeitlich auf 8 Vollgattersägen angewachsenen maschinellen Einrichtungen im 3-Schichtbetrieb und die Körnerwerke hatten bis zu 500 Beschäftigte. Dann folgte aber durch die zunehmende Wirtschaftskrise ein ständiger Rückgang bei der Nachfrage nach Holzprodukten, was wiederum einen laufenden Personalabbau zur Folge hatte!
Der Selbstmord von Oskar Körner 1928 brachte einen weiteren Einschnitt und das Unternehmen ging an die „Niederösterreichische Holzindustrie AG“. Zum fallenden Holzpreis und der anhaltenden schlechten wirtschaftlichen Lage in der ersten Republik kam noch die vorzeitige Kündigung des „Abstockungsvertrages“ durch die „Habsburgische Herrschaftsverwaltung“. Der daraus resultierende Rechtsstreit eskalierte und die Holzlieferungen seitens der Herrschaft wurden eingestellt, was eine Betriebsschließung 1933 zur Folge hatte!
Mit dem Vertragsende wurden auch die darin enthaltenen Regeln schlagend und die seit 1919 getätigten Investitionsvorhaben wurden bis auf geringe Ausnahmen (Herrenhaus, Wohnbaracken…) abgetragen! Die durch die Stilllegung des Sägewerkes resultierende hohe Arbeitslosigkeit hatte für die Region Gutenbrunn schwerwiegende soziale Folgen…
Lageplan "Körner Werke" - Bildtafel bei ehem. Lokschuppen Gutenbrunn:
Ehemaliges Werksgelände:
Quellen: Kurzzusammenfassung von Berichten aus:
Start
Bildtafeln im "Truckerhaus" und
Manfred Hohn, Waldbahnen in Österreich, Teil 1 und 2
Nachfolgend 3 Bildberichte
Am Ende des 19. Jahrhunderts standen in den in Habsburgischen Besitz stehenden Wäldern der Region um den Weinsberg riesige Holzmengen zur Schlägerung an. So entstanden einige Sägebetriebe, wobei das größte Sägewerk, die „Kronprinz Rudolph Dampfsäge“ 1877 am westlichen Ortsrand von Gutenbrunn in Betrieb ging. Die Besitzer, Leopold und Alexander Munk gehörten damals zu der reichsten Wiener Bürger- und Industriellenschicht.
Das Werk in Gutenbrunn war somit Teil eines großen Unternehmens, welches auch das Sägewerk Pöchlarn einschloss. Das aus den „Habsburgischen Herrschaftswäldern“ stammende Rundholz wurde in Gutenbrunn mit 6 „Gattersägen“ zu Schnitt- und Bauholzware verarbeitet. Auch eine Kistenerzeugung war dem Werk angeschlossen.
Zum Abtransport von Scheiterholz (-> Brennholz) wurden noch die vorhandenen alten Schwemmkanäle der Ysper verwendet, die Schnittware wurde mit der ab 1906 in Betrieb gegangenen Bahnlinie Martinsberg-Zwett-Schwarzenau zur Franz-Josef-Bahn abtransportiert.
Der Mitbesitzer der „Kronprinz-Rudolph-Säge“, Leopold Munk, verstarb 1919 und das Werk übernahm der Wiener Industrielle Oskar Körner – wodurch das Sägewerk als „Körner Werke“ weitergeführt wurde.
Infotafel der Kulturinitiative Weinsbergerwald
Körner gelang es, den schon in während der Monarchie durch die Gebrüder Munk aufgebauten Exportmarkt für österreichisches Holz nach den Wirren des 1. Weltkrieges wieder aufzubauen.
Bei dem nun ab 1919 als „Körnerwerke - Vereinigte Holz-, Bau- und Industrie AG“ eingetragenen Unternehmen mit den Werken in Gutenbrunn und Pöchlarn war Oskar Körner Generaldirektor.
Die Versorgung mit für den Sägebetrieb notwendigen gewaltigen Mengen an Rundholz wurde in einem sogenannten „Abstockungsvertrag“ zwischen dem Waldeigentümer, der „Habsburgischen Herrschaft“ und den „Körnerwerken“, genau geregelt.
Mit diesem Vertrag auf 20 Jahre (mit Option auf eine Verlängerung…) verpflichteten sich die Körnerwerke, jährlich 100.000 Kubikmeter Holz für die Weiterverarbeitung im Sägebetrieb zu schlägern. Auch der Holztransport „über Wasser“ (-> Schwemmkanäle) als auch über Forststraßen wurde genau geregelt. Ein weiterer wichtiger Punkt des Vertrages war die Verpflichtung der Körnerwerke zur Errichtung einer Industriebahn vom Sägewerk Gutenbrunn zum Bahnhof Martinsberg sowie dem Bau eines Waldbahnnetzes im Weinsbergerwald mit Anschluss der Säge Gutenbrunn.
Sämtliche im Vertrag festgelegten Investitionen sollten nach Vertragsende an die Herrschaft übergehen oder abgetragen werden!
Körner baute das Sägewerk gewaltig aus, das Betriebsgelände erstreckte sich vom „Hanslteich“ bis zum westlichen Ortsgebiet von Gutenbrunn. Eine mit Briketts aus Abfallholz befeuerte Dampfmaschine trieb 7 „Schnelllaufgattersägen“ an, ein eigenes Kraftwerk sicherte die Stromversorgung und für die Belegschaft wurden Wohnbaracken errichtet.
Auch an den vertraglich festgeschriebenen Bahnbauten wurde ab 1919 mit Hochdruck gearbeitet. Wegen der Versorgung der Säge mit Stammholz hatte die Waldbahn erhöhte Priorität. So wurde vorerst eine provisorische Feldbahn mit Spurweite 600 mm errichtet, welche die Anlieferung der Baumstämme aus den Wäldern sicherstellte und nebenbei als „Baubahn“ für die permanent zu errichtende Waldbahn (Spurweite 760 mm) diente. Gleichzeitig wurde die ebenfalls in Spurweite 760 mm ausgeführte „Industriebahn“ von der Säge Gutenbrunn zum Bhf. Martinsberg gebaut. (Dazu folgen noch Berichte…).
Bis 1926 liefen die zwischenzeitlich auf 8 Vollgattersägen angewachsenen maschinellen Einrichtungen im 3-Schichtbetrieb und die Körnerwerke hatten bis zu 500 Beschäftigte. Dann folgte aber durch die zunehmende Wirtschaftskrise ein ständiger Rückgang bei der Nachfrage nach Holzprodukten, was wiederum einen laufenden Personalabbau zur Folge hatte!
Der Selbstmord von Oskar Körner 1928 brachte einen weiteren Einschnitt und das Unternehmen ging an die „Niederösterreichische Holzindustrie AG“. Zum fallenden Holzpreis und der anhaltenden schlechten wirtschaftlichen Lage in der ersten Republik kam noch die vorzeitige Kündigung des „Abstockungsvertrages“ durch die „Habsburgische Herrschaftsverwaltung“. Der daraus resultierende Rechtsstreit eskalierte und die Holzlieferungen seitens der Herrschaft wurden eingestellt, was eine Betriebsschließung 1933 zur Folge hatte!
Mit dem Vertragsende wurden auch die darin enthaltenen Regeln schlagend und die seit 1919 getätigten Investitionsvorhaben wurden bis auf geringe Ausnahmen (Herrenhaus, Wohnbaracken…) abgetragen! Die durch die Stilllegung des Sägewerkes resultierende hohe Arbeitslosigkeit hatte für die Region Gutenbrunn schwerwiegende soziale Folgen…
Lageplan "Körner Werke" - Bildtafel bei ehem. Lokschuppen Gutenbrunn:
Ehemaliges Werksgelände:
Quellen: Kurzzusammenfassung von Berichten aus:
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Bildtafeln im "Truckerhaus" und
Manfred Hohn, Waldbahnen in Österreich, Teil 1 und 2
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