In den ständigen Schattenflächen des Mondes könnte es Eisflächen und dadurch Wasser geben

josef

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#1
Neue Anzeichen für Wasser auf dem Mond gefunden
Laut neuer Studie liegen 40.000 Quadratkilometer der Mondoberfläche in ständigem Schatten – dort könnte sich Eis halten


Der 21 Kilometer große Einschlagskrater Shackleton könnte in seinem Inneren einen Schatz bergen: Wasser.
Foto: NASA's Scientific Visualization Studio

Im Fachjournal "Nature Astronomy" sind zwei neue Studien erschienen, denen zufolge es noch mehr Wasservorkommen auf dem Mond geben könnte als gedacht: zum einen in molekularer Form, zum anderen als Eis in sogenannten Kältefallen. Nutzbare Wasservorkommen auf dem Erdtrabanten würden künftige Mondmissionen und insbesondere den Aufbau und Betrieb eines dauerhaften Stützpunktes begünstigen.


Die lange Suche nach Wasser
Anzeichen dafür, dass der Mond nicht wie früher vermutet durch und durch trocken ist, gibt es seit den 1990er Jahren. Eine Reihe von Missionen untersuchte in der Folge den Mond mit verschiedenen Methoden, der Durchbruch gelang der indischen Raumsonde Chandrayaan-1 im Jahr 2008 durch die Analyse der Infrarotspektren der Mondoberfläche. Eine weitere Auswertung ihrer Daten zehn Jahre später bestätigte die Hoffnungen: An einigen Stellen der lunaren Oberfläche gibt es Wasser in Form von Eis.
Da Eis auf dem praktisch atmosphärelosen Mond bei Erwärmung sofort sublimieren würde, kann es sich nur in sogenannten Kältefallen halten: Stellen, die nie vom Sonnenlicht erreicht werden, etwa am Grund von Einschlagskratern. Und laut der ersten der beiden neuen Studien dürfte es weit mehr solcher Stellen geben als gedacht.

Überall Schatten
Ein Team um Paul Hayne von der University of Colorado in Boulder suchte gezielt nach Kratern, Spalten und kleinen Flächen, in denen Wassereis vorkommen könnte. Aus Daten der NASA-Sonde Lunar Reconnaissance Orbiter leiteten die Forscher Modelle ab, denen zufolge auf dem Mond eine Gesamtfläche von 40.000 Quadratkilometern in ständigem Schatten liegen könnte – verteilt auf unzählige Mikro-Kältefallen. Das ist etwa doppelt so viel wie in früheren Studien angenommen. Die meisten dieser Regionen liegen den Forschern zufolge in den Polregionen des Mondes, 60 Prozent der Fläche verorten sie auf seiner Südhalbkugel.


Die Südpolregion des Mondes auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2009. Einschlagskrater haben dort einige extrem kalte Regionen geschaffen, in denen sich Wassereis halten könnte.
Foto: AP photo/NASA

"Wenn man sich vorstellt, auf der Mondoberfläche nahe einem der Pole zu stehen, würde man überall Schatten sehen", sagt Hayne. "Viele dieser kleinen Schatten könnten voller Eis sein." Als Beispiel für größere Zonen mit Wassereis nennen die Forscher den Shackleton-Krater am Südpol, der mehr als vier Kilometer tief ist. Große Teile des Kraterinneren liegen in ewigem Schatten.

Die zweite Form
In der zweiten Studie analysierten Forscher um Casey Honniball von der University of Hawaii in Honolulu Daten des Stratosphären-Observatoriums für Infrarot-Astronomie (SOFIA), einer von der NASA und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zum fliegenden Teleskop umgebauten Boeing 747.

Bei der Untersuchung des Clavius-Kraters im Süden des Erdtrabanten fanden sie Hinweise auf Wassermoleküle. Diese könnten überwiegend in Glaskügelchen oder in Spalten zwischen Geröll auf der Oberfläche konserviert sein, vermuten sie. Generell gehen sie davon aus, dass Wassermoleküle in polnahen Gegenden eher vorkommen als in anderen Regionen, die näher am Mondäquator liegen.
Um von künftigen Mondkolonisten genutzt werden zu können, müssen die lunaren Wasserressourcen aber nicht nur ausreichend groß, sondern auch erreichbar sein. Vor einem Jahr kündigte die NASA an, dass sie einen neuen Rover namens Viper ("Volatiles Investigating Polar Exploration Rover") zum Mond schicken will. Er soll die besonders aussichtsreichen Eisvorkommen nahe dem lunaren Südpol für ihre Verwertbarkeit in Augenschein nehmen. Sein Start ist nach aktuellem Stand für November 2023 geplant.
(red, 26. 10. 2020)

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Neue Anzeichen für Wasser auf dem Mond gefunden - derStandard.at
 

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GOOD NEWS FÜR MONDMISSIONEN
Auf dem Mond könnte es bis zu 270 Milliarden Tonnen Wasser geben
Analysen von Mondmaterial, das von der Mission Chang'e-5 zur Erde zurückgebracht wurde, bestätigen bisherige Annahmen: Der Mondboden enthält, sehr fein verteilt, Wasser
war einer der wenigen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts daran glaubten, dass es auf dem Mond Wasser geben könnte. Und zwar sehr viel. Der erfolgreiche Ingenieur und Vater der Schauspieler Attila und Paul begründete 1912 die pseudowissenschaftliche Welteislehre, die unter anderem auf seiner "Eingebung" beruhte, dass die Mondoberfläche vollständig aus Wassereis bestehe.


Der Mond im Dezember 2022 gemeinsam mit der Nasa-Sonde Artemis 1.
Foto: IMAGO/UPI Photo

Vom "wissenschaftlichen Mainstream" – wie man heute in bestimmten Gruppen sagen würde – wurden die krausen Theorien völlig zu Recht als Humbug abgetan. Dennoch hatte der Österreicher nicht wenige Anhänger, später auch unter den Nazis. Und so war es nur konsequent, dass ein Mondkrater, der nach ihm benannt worden war, wieder umbenannt wurde.

Doch nicht ganz trocken
Im Laufe des 20. Jahrhunderts herrschte in der Wissenschaft lange die Überzeugung vor, dass die Mondoberfläche staubtrocken ist – und dass früher womöglich vorhandenes Wasser längst verschwunden sei. Doch seit gut 20 Jahren sieht die Sache wieder etwas anders aus, ohne dass Hörbiger selbstverständlich Recht bekommen würde.

In den 1990er-Jahren fand der Nasa-Orbiter Clementine Hinweise auf gefrorenes Wasser in tiefen, steilwandigen Kratern nahe der Mondpole. Und im Jahr 2009 entdeckte die indische Raumsonde Chandrayaan-1 etwas, das eine dünne Schicht Wasser zu sein schien, die in der Oberflächenschicht des Mondstaubs gebunden war. Diese Beobachtungen haben sich in den letzten Jahren erhärtet und zugleich präzisiert.


Das Wasser auf dem Mond ist in feinen Glaskügelchen auf der Mondoberfläche gespeichert.
Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Chinesische Mondbodenproben
Die aktuellsten Erkenntnisse liefert ein chinesisches Forscherteam, das feine Glaskügelchen aus Mondbodenproben analysierte, die im Dezember 2020 von der chinesischen Mission Chang'e-5 zur Erde zurückgebracht worden waren. Die weniger als einen Millimeter großen Kügelchen entstehen, wenn Meteoroiden (das sind kleine Asteroiden) auf dem Mond einschlagen und Schauer geschmolzener Tröpfchen aufsteigen lassen. Diese verfestigen sich dann und vermischen sich mit dem Mondstaub.

Tests an den Glaspartikeln ergaben nun, dass sie zusammengenommen erhebliche Mengen Wasser enthalten, die sich auf der gesamten Mondoberfläche auf bis zu 270 Milliarden Tonnen belaufen könnten. Zum Vergleich: Der Bodensee enthält 48 Milliarden Tonnen Wasser.

Erleichterung für Menschen auf dem Mond
Insbesondere die Anhänger von Mondmissionen mit Menschenbeteiligung sind von den neuen Erkenntnissen, die im Fachblatt "Nature Geoscience" erschienen, begeistert: Im Gegensatz zu gefrorenem Wasser, das in ständig beschatteten Kratern lauert, dürfte dieses Wasser für Menschen oder Roboter, die auf dem Mond arbeiten, viel leichter zu gewinnen sein. Es gibt nämlich laut der neuen Studie Anzeichen dafür, dass dieses Wasser bei über 100 Grad Celsius aus den Glaskügelchen austritt.

Das Wasser scheint sich zu bilden, wenn hochenergetische Teilchen, die von der Sonne kommen (der sogenannte Sonnenwind), auf die geschmolzenen Tröpfchen treffen. Der Sonnenwind enthält Wasserstoffkerne, die sich mit dem Sauerstoff in den Tröpfchen zu Wasser oder Hydroxyl-Ionen verbinden. Das Wasser wird dann in den Perlen eingeschlossen, kann aber durch Erhitzen des Materials wieder freigesetzt werden.

Ein Achtelliter pro Kubikmeter
Weitere Tests mit dem Material zeigten, dass das Wasser im Lauf einiger Jahre in die Perlen hinein- und wieder herausdiffundiert, was auf einen aktiven Wasserkreislauf auf dem Mond hindeutet. Wie einfach und effizient sich Wasser aus den Glaskügelchen gewinnen lassen wird, ist freilich umstritten: Die dort gespeicherten Wasservorräte sind ziemlich gut verteilt. Die Wissenschafter gehen davon aus, dass diese Menge pro Kubikmeter Mondoberfläche höchstens einen Achtelliter beträgt.
(Klaus Taschwer, 1.4.2023)

Originalartikel:
Nature Geoscience: "A solar wind-derived water reservoir on the Moon hosted by impact glass beads"

Weiterlesen:

Auf dem Mond könnte es bis zu 270 Milliarden Tonnen Wasser geben
 
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