In Mühldorf im Mölltal (Kärnten) wird gerade eine etwa 2.000 Jahre alte Keltensiedlung freigelegt

josef

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Jahrtausende alte Keltensiedlung freigelegt

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In Mühldorf im Mölltal wird von Archäologen gerade eine etwa 2.000 Jahre alte Keltensiedlung freigelegt. Bodenradarmessungen und Grabungen förderten bereits im Vorjahr ein römisches Wohnhaus mit Wandmalereien zu Tage. Heuer stieß man auf Fundstücke wie Fibeln und Silbermünzen, die aus der älteren Keltenzeit stammen dürften.
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Die Grabungen werden von der Gemeinde, dem Bundesdenkmalamt, vom Land und von Sponsoren finanziert. Langfristig ist geplant, ein Museum zu errichten, in dem die Fundstücke gezeigt werden. Auch die Errichtung eines Rundwanderweges zur Siedlung ist geplant.

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Mehrere Archäologen suchen nach Fundstücken auf dem historischen Boden der Haselangerwiese in Mühldorf

Erste Funde vor 130 Jahren wieder zugeschüttet
Die Haselangerwiese in Mühldorf scheint ein Paradies für Archäologen zu sein. Seit zwei Jahren arbeiten Wissenschafter der Universität Innsbruck und Salzburg daran, die Schätze aus vergangener Zeit freizulegen. Bereits 1898 wurde hier ein römisches Badehaus ausgegraben, das zeigen die Dorfchroniken. Die Fundstelle wurde aber wieder zugeschüttet und der Ort geriet in Vergessenheit, sagt der Archäologe und Ausgrabungsleiter Stefan Pircher.

Vor zwei Jahren wurden die Grabungen erneut ins Rollen gebracht, so Pircher. „Meine Lebensgefährtin hat mir den Grundriss eines römischen Badegebäudes gezeigt. Damit hat sie den Anstoß gegeben, zu eruieren, wo dieses Badehaus ursprünglich gestanden hat. Und das haben wir entdecken können. 2017 haben wir hier Bodenradarmessungen durchgeführt, 2018 gab es die erste Grabungskampagne, bei der wir zwei Schnitte angelegt haben, um die Überreste dieses Badegebäudes zu verifizieren. Und dann haben wir ein Wohngebäude entdeckt. Das beste daran waren 35 Kisten in denen wir Wandmalereien entdeckt haben.“

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Das römische Badegebäude brachte die Wissenschafter auf die Spur der Siedlung

Siedlung wurde für Silberbergbau errichtet
Die in den Kisten entdeckten Malereien ließen Schlüsse zu, dass die Gebäudemauern noch weiter zurückreichen, als ursprünglich vermutet. Inzwischen wird von einer ganzen Siedlung ausgegangen, die auf dem 2,5 Hektar großen Plateau in der Keltenzeit für den Silberbergbau erbaut wurde. 600 Quadratmeter des Areals wurden bereits frei geschaufelt untersucht.

Fundstücke bei Tag der offenen Tür zu sehen
Die Gemeinde Mühldorf plant, für die kostbarsten Fundstücke einen Ausstellungsraum zur Verfügung zu stellen, der nächstes Jahr fertig gestellt werden soll. Im Rahmen eines Tourismuskonzeptes soll dann auch ein Rundwanderweg zur Siedlung angeboten werden. Insgesamt sollen 900.000 Euro in das Projekt investiert werden. Land und Bundesdenkmalamt haben bereits Unterstützung zugesagt.

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Für das Fest wurde eine römische Palisade errichtet

Die Ergebnisse der letzten Grabungen wurden am Samstag bei einem Tag der offenen Tür vom zehnköpfigen Archäologenteam einem breiten Publikum erklärt. Für das Fest wurde sogar eine römische Palisade von der Gemeinde errichtet.
Chronik: Jahrtausende alte Keltensiedlung freigelegt
 

josef

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Bemerkenswerte Römerfunde im Mölltal
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Nach dem Fund eines 2000 Jahre alten Badehauses in Mühldorf im Mölltal sind Archäologen auf der Suche nach weiteren Spuren der Kelten und Römer. Sie betrieben mit dort abgebautem Silber auch einen intensiven Handel und lebten davon recht gut. Das zeigen Funde von Speiseresten.
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Ans Tageslicht kamen in der Haselangerwiese in Mühldorf bisher Bronzemünzen, Kleiderspangen und auch selten dokumentierte Ziegel mit dem Stempel des Firmenchefs von damals. Für Grabungsleiter Stefan Pircher vom Forschungsnetzwerk Innsbruck das Highlight bisher: „Der Ziegel trägt eine Stempelaufschrift, es ist in Spiegelschrift zu lesen ‚Marce‘, das ist die Abkürzung für Marcellus. Er war ein Ziegelhersteller in der Antike. Der Ziegel ist rund 1.800 Jahre alt.“

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1.800 Jahre alter Ziegel

Badehaus und Fußbodenheizung
Pircher ist mit seinem Team schon seit 2018 beim Graben, um der Lebensweise der Kelten auf den Grund zu gehen. Ganz besondere Bedeutung hat ein entdecktes Badehaus, in dem sich unter anderem die Bergleute, die hier vor 2000 Jahren Silber abgebaut hatten, von ihren Strapazen erholen konnten.

Die Römer, die die Gebiete von den Kelten eroberten und das Badehaus errichtet hatten, wussten, dass man eine Bodenheizung braucht, um es das ganze Jahr über warm zu haben, so Pircher: „Außerhalb des Bades hat es Feuerstellen gegeben, die Rauchgase sind unter den Fußboden geströmt. In der Ecke des Bades war ein Kamin, über den die Rauchgase abgeleitet wurden.“

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Reste des römischen Badehauses

„Konnten sich optimal versorgen“
Die Funde aus der Siedlung werden im Kulturzentrum in Mühldorf quasi in einem mobilen Labor von Experten aus der Schweiz begutachtet, um Rückschlüsse ziehen zu können, was die Kelten und Römer damals aßen. Fleisch vom Rotwild, vom Schaf und auch viel Getreide, aber auch Makrelen aus dem Mittelmeer.

Handelswege funktionierten
Ein Zeichen dafür, dass die Handelswege intensiv genutzt wurden, so Sabine Deschler-Erb von der Arbeitsgruppe Archäozoologie der Universität Basel: „Die Versorgungslage scheint gut gewesen zu sein, sie konnten sich optimal versorgen. Vermutlich eine Folge des Silberbergbaus, sie hatten Geld und konnten sich andere Lebensmittel leisten.“

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Ausgrabungen in Mühldorf
Die archäologischen Grabungsarbeiten werden auf Initiative der Nockregion finanziell unterstützt, auch mehrere Männer und Frauen die über das AMS vermittelt werden, können hier einer geregelten Tätigkeit nachgehen.
27.07.2022, red, kaernten.ORF.at

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Bemerkenswerte Römerfunde im Mölltal
 
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