Karlstein an der Thaya: Funkstation

#1
Beim Studium von diversen alten LW- Kartenskizzen fand ich Karteneinträge über das "Schwere Funkfeuer 7", die auf einen Standort in der Gegend von Karlstein zutreffen könnten! Der "offizielle" Standort wird zwar weiter östlich auf CZ-Gebiet bei Mikulov (Nikolsburg) angegeben und ist auch dort auf anderen Kartenskizzen zu finden...
 
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#2
Hallo!

Hatte wegen der Erwähnung der Funktürme bei Karlstein anfangs vermutet, es könnten sich neue Erkenntnisse zum Thema "FuMG-Stellungen für Flugmelde- u. Jägerleitdienst inkl. Nacht-Jagd-Räume in Österreich" ergeben. Da sind ja noch immer einige Standorte nicht lokalisiert.
Hat da jemand nähere Infos, ob die Funktürme in Zusammenhang mit der Luftraumüberwachung während des 2. Weltkrieges standen?

LG
Woodquarter
 
#3
@SondlerW4Nord: Kannst du bitte eine Skizze, Karte, etc. einstellen, wo ungefähr die Funktürme bzw. der Flakschutz gewesen sein sollen?
Ausser die Info über die Fa. Pollmann und das Internierungslager im 1. Weltkrieg konnte ich bisher über Karlstein nichts finden.

LG
Woodquarter
 

josef

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#5
Habe mir erlaubt, aus 1. Beitrag die Passage betreffend "Funktürme" aus den "Sondlergeschichten" herauszulösen um einen neuen Thread zu eröffnen! Auch die weiteren Beiträge/Antworten zu den Funkantennen wurden hierher verschoben...
Beim Studium von diversen alten LW- Kartenskizzen fand ich Karteneinträge über das "Schwere Funkfeuer 7", die auf einen Standort in der Gegend von Karlstein zutreffen könnten! Der "offizielle" Standort wird zwar weiter östlich auf CZ-Gebiet bei Mikulov (Nikolsburg) angegeben und ist auch dort auf anderen Kartenskizzen zu finden...
Bitte die Angelegenheit vorerst als "reine Spekulation" zu betrachten!
- Es kann sich um abweichende (fehlerhafte) Standorteintragungen auf den Skizzen, oder auch um verschiedenartige (mehrere...) Ln-Einrichtungen wie RV-Relaisstation, Funksendezentrale, Funkfeuer handeln usw.!
- Oder doch nur ein "Fake" sein...

Jedenfalls wird es meinerseits noch etwas dauern, da ich noch einige Berichte, entsprechende Literatur (-> Hoffman, Geschichte der Ln-Truppe...) usw. durchforsten muss...
 
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#7
Ob da ein Zusammenhang mit dem "Schweren Funkfeuer 7" besteht ist fraglich, sind ja doch immerhin ca. 100 km Entfernung zwischen Karlstein und Nikolsburg:confused:, aber ich hätte früher auch nicht gedacht, dass der Deckname "Kleiber" (gleich neben Horn!) sich auf Krems als Namensgeber bezieht!
Habe eine Karte von 1943 mit dem damaligen Grenzverlauf gescannt und ein paar Ausschnitte eingestellt. Vielleicht hilft das weiter.
 

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josef

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#8
So, nun einmal eine grobe Übersicht mit Skizzen/Karten zum Vergleich der beiden Standorte:

1. Ausschnitt aus Kartenskizze mit Darstellung der letzten Ln-Einrichtungen nördlich der Donau, Basis 09.02.45, berichtigt mit April 45 (gestrichene Anlagen sind bereits aufgegeben...). Darauf ist das "sFF 7" im Umfeld von Nikolsburg eingezeichnet.
Quelle: Beginn und Aufbau der Luftraumüberwachung auf österr. Staatsgebiet 1938-45 (Karte BAM-RL 2 V19K/5)

2. Ausschnitt einer Kartenskizze Ln-Einrichtungen in den Alpen- u. Donaugauen 1944/45: Darauf ist das "Schwere Funkfeuer 7" tatsächlich ca. 90 - 100 km westlich Nikolsburg angeführt! Die Lage dürfte mit dem Raum Karlstein übereinstimmen! (Blau -> Raum Nikolsburg).
Quelle: L.Banny; Krieg im Burgenland - Warten auf den Feuersturm S. 125, Kartenbasis K.O. Hoffmann, Geschichte der Ln-Truppe (Karte BAM-RL 2 V19)

3. Legende zu Karte 2.

4. Kartenausschnitt "Schwere Funkfeuer" August 1944 -> Standort "sFF 7" ebenfalls Raum Karlstein!
Quelle: Hoffm. Gesch d. Ln-Tr. - Skizze "sFF"

5. Gesamtkarte zu 4. mit Jägerleitstellungen, schweren Funkfeuern und Draht- (Y) Verbindungen


Nach diesen Eintragungen auf den Kartenskizzen gibt es 2 verschiedene Standorte für das "Schwere Funkfeuer 7"!
Nun ist zu klären, was stimmt...
 

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josef

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#9
Weitere gegensätzliche Darstellungen:

1. Textauszug aus
Karl Otto Hoffmann; Die Geschichte der Luftnachrichten-Truppe; Band 2 - Teil II, Seite 650:
Standort "Schweres Funkfeuer 7" (Anmerkg.: sFF 7) -> Maydenburg
Unter meinen Aufzeichnungen fand ich "Maydenberg-Pollauer Berge" bei Nikolsburg! Nach weiterer Sucharbeit fand ich nun heraus, dass sich am Hang des "Maydenberges" bei Unterwisternitz (Dolní Věstonice ) in den Pollauer Bergen nahe Nikolsburg die Ruine "Maydenburg" befindet...,
und der "Maidenberg" (nun mit i statt y) ist mit 554 m die höchste Erhebung...



2. Ausschnitt aus der "Nachtjagd-Karte 1944" der LW: Darauf ist das "sFF 7" im Meldefeld AntonMartha eingetragen! Dieses befindet sich oberhalb (nördlich) der FuMG-Stellung Kleiber (Meldefeld BM)! Ist zwar nicht exakt Karlstein, müsste im Grenzbereich AL liegen, aber weit entfernt vom östlich gelegenen Raum Nikolsburg (Maidenberg), der sich am linken Rand von AO befindet! Da bei oberflächlicher Überprüfung der dargestellten Kartenobjekte keine allzu großen Abweichungen zum Istzustand festzustellen sind, bleibt der Raum Karlstein "weiter im Rennen"...
 

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#10
Hallo Josef!

Du hast am 12.09.2014 zum Thema "Schweres Funkfeuer Markgraf - Haunoldstein NÖ", eine Liste veröffentlicht, die ebenfalls einen Standort für das "schwere Funkfeuer 7" aufweist: Maydenburg - zu Wien Seyring!
War diese Anlage eventuell "mobil" ???


Anhang von Josef - Auszug aus "Hoffmann, Bd.II - Teil 2, S. 650:
 

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josef

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#12
Wieder etwas gefunden:

Die Anlagen der deutschen Luftwaffe auf den Pollauer Bergen

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Kirche von Unterwisternitz, im Hintergrund der Maidenberg mit der Richtfunkanlage der Luftwaffe. (Zeichnung von Eduard Fischer, um 1940)
Im Jahre 1938/39 wurde am höchsten Punkt
, dem 550 m hohen Maidenberg, neben dem Holzkreuz ein Stahlmast für die Richtfunkanlage errichtet. In unmittelbarer Nähe befand sich ein Flugmeldeposten, ähnliche Posten gab es entlang der ganzen Ostgrenze. Unterhalb des Bergkammes lagen die Funk- und Mannschaftsbaracken.

Einmal konnte ich die Baracken betreten, es war im Frühjahr 1942, als die Dienststelle meines Vaters, die Heeresstandortverwaltung Nikolsburg, die Versorgung der Mannschaft übernahm. So wurde für meinen Vater ein Besuch notwendig. Der Leiter der Anlage, ein Wiener Oberfeldwebel, führte uns durch die Mannschaftsbaracke zu seinem Dienstzimmer, den Funkraum durften wir nicht betreten.

Auf dem Anninger (675 m) in der Nähe von Wien befand sich eine ähnliche Station. Mit diesem Wissen begann ich die Suche im Internet. Dabei stieß ich immer wieder auf das Buch von Karl Otto Hoffmann „Die Geschichte der Luftnachrichtentruppe”. Ich suchte mir das Buch in der Wiener Nationalbibliothek und begann das zweibändige Werk zu studieren. Im Vorwort schreibt Hoffmann:
... Völliges Neuland betrat das Referat Funk (...) mit der Erschließung der Dezimeterwelle für das Nachrichtenverbindungswesen. (...). Die Richtverbindungen versprachen die Vorteile der Drahtnachrichtenverbindungen mit denen der Funkverbindung zu koppeln (...)

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Und Hoffmann schreibt nicht ohne Stolz ... Die Luftnachrichtentruppe hatte mit dieser neuen Nachrichten-Verbindung, noch vor der Heeresnachrichtentruppe und allen anderen Fernmeldetruppen der Welt, die Bedeutung der Richtverbindung erkannt und schon bis zum Beginn des Krieges beträchtliche Erfahrungen gesammelt (...).
Für den technisch Interessierten noch einige Angaben aus dem Vorwort: ... Technisch hatten diese Verbindungen den Nachteil, dass sie nur in eine bestimmte Richtung hergestellt werden konnten, da die Dezimeterwellen sich nur gebündelt fast geradlinig ausbreiten(...). Die Reichweite der Dezimeterwellen war von der Erdkrümmung und den Bodenerhebungen abhängig. Zwischen den Dezimeterstationen sollte optische Sicht bestehen (...).


So befand sich im Süden die nächste Station am 675 m hohen Anninger bei Wien, im Norden am 586 m hohen Marsgebirge. Nach Aussage eines ehemaligen Angehörigen der Nachrichtentruppe, begann die Kette von Stationen in Athen und endete in Ostpreußen.

Darüber hinaus hatten die Funker am Maidenberg noch andere Aufgaben:
Zu einem der damals größten Fliegerhorste in der Umgebung Wiens zählte der Fliegerhorst in Wien-Seyring. Diesem Horst unterstellt war das „schweres Funkfeuer 7” und die „Funksendezentrale” auf dem Maidenberg. Ein Funkfeuer gab dem Piloten die Richtung für eine bestimmte Route, bei Verlassen des Kurses erfolgte eine Warnung des Piloten durch bestimmte Signale.
Eingangs erwähnte ich den Flugmeldeposten, diese bestanden meist aus 2 Mann, meist ältere Jahrgänge aus der Umgebung. Ein Pollauer und ein Weißstettner versahen den Dienst am Maidenberg. Die Kette von Flugwachen entlang der March gehörten zur Luftnachrichtenkompanie 8/17. Die Ausrüstung bestand aus Ferngläser und ein Fernglas mit extremer Vergrößerung auf einem Dreibein montiert. Zur Erkennung von Feindmaschinen waren die Soldaten auf die Silhouetten von 50 Flugzeugtypen geschult, per Funk oder Telefon standen sie mit den Leitzentralen in Verbindung.


Die Flugwachen bleiben auf dem Höhepunkt des Luftkriegs neben den technisch perfekteren Funkmeßsystem (Radar) weiterhin bestehen und bewährten sich hauptsächlich bei der Erkennung von feindlichen Störflugzeugen, die vom Radar nicht immer erfasst und geortet werden konnten. (Doschek F. W.)

Wenn wir bei unseren Streifzügen durch die Pollauer Berge bei der Flugwache vorbeikamen, borgten uns die Soldaten gerne ihre Ferngläser und plauderten mit uns, denn viel Abwechslung hatten sie dort oben bei ihrem Dienst nicht. Als ab Herbst 1944 auch Südmähren von Tieffliegerangriffen bedroht wurde, sprengten die Soldaten unterhalb des Kammes einen Unterstand in die Felsen, da ihre Baracken schutzlos den Angriffen ausgesetzt gewesen wären. Um Ostern 1945 wurden die Anlagen von den abziehenden deutschen Truppen gesprengt.

Zur Zeit des „Kalten Krieges” errichteten die Tschechen wieder eine Station die militärischen Zwecken diente. Bei unseren ersten Wanderungen nach der Wende waren noch Soldaten mit Wachhunden dort oben stationiert.
Heinrich Fischer


Quellen:
FISCHER, Heinrich: Aussendung „Oberwisternitz 2016“
HOFFMANN, Karl Otto: Die Geschichte der Luftnachrichtentruppe. 2 Bände: Bd. 1. Die Anfänge von 1935-1939. Bd. 2. Der Weltkrieg, Teil 2: Drahtnachrichtenverbindungen, Richtfunkverbindungen. 1939-1945. Verlag: Kurt Vowinckel Verlag Neckargemünd 1965-1973. DOSCHEK, Franz Wilhelm: Beiträge zur Geschichte der Luftraumüberwachung an der nö. Ostgrenze in den Jahren 1939-1945. (Histor. Schriftenreihe Bd. 11, zeitgeschichtliches Dokumentationszentrum Asparn a.d. Zaya, 1993)
INTERNET: Geheimprojekte.at


Bilder:
Kirche von Unterwisternitz. Zeichnung von Eduard Fischer (Onkel von Heinrich Fischer), um 1940.
Richtfunkverbindungen, Deutschland 1939. Karte gezeichnet von K.O. Hoffmann, bearbeitet von Dieter Friedl.
Richtfunkverbindungs-Netz (RV-Netz) April/Mai 1945. Karte gezeichnet von K.O. Hoffmann, bearbeitet von Dieter Friedl. Funksendezentrale 331/Funkrelaisstation Nikolsburg/Maidenberg. „FuSZ z.b.V. Nikolsburg/Maydenberg“ … Funksendezentrale zur besonderen Verwendung; Bild von Heinrich Fischer.
Siehe auch: Heinrich Fischer - Geschichte der Kleindenkmäler von Oberwisternitz

Quelle: http://friedl.heimat.eu/Wanderwege/Beitraege/2016-03c_Fischer_DtLuftwaffe-PollauerBerge.pdf

Aus diesem Bericht bzw. den Bildern geht eindeutig hervor, dass sich auf dem Maidenberg eine Richtfunk-Relaisstation mit T-förmigen Antennenträger wie z.B. am Gaisberg bei Salzburg befand. Weiters sind (hölzerne...?) Antennenmaste zu erkennen, die der "Funksendezentrale" zuzuordnen sind. Auch auf das "Schwere Funkfeuer 7" wird hingewiesen, welches wie die Funksendezentrale ebenfalls dem Fliegerhorst Wien-Seyring unterstellt war.

Im geheimen Verzeichnis der Baulichkeiten des Luftgaukommandos XVII ist unter J 6 (Seite 12) beim Maydenberg kein Hinweis auf das "sFF 7" zu finden! Dort ist nur die Relaisstation und die FUSZ ausgewiesen! Es ist aber auch kein Hinweis auf ein Funkfeuer mit der Nr. 7 zu finden! Da auf dem mir zur Verfügung stehenden Exemplar leider Datumsangaben fehlen, gibt es wieder mehrere Möglichkeiten:
- das Funkfeuer ist eventuell erst später auf der Liste hinzugefügt worden...
- ...und war tatsächlich am Mai(y)denberg situiert
- war zwar dem Flh. Seyring unterstellt, aber bei Karlstein disloziert..
- und, und, und... bis zur Tatsache, dass die Einträge auf den Kartenskizzen im Raum Karlstein nicht stimmen...


Somit bleibt das Rätsel (vorläufig ?) weiterhin ungelöst!

Screenshot aus S. 12 - Bauliche Anlagen Luftgau-Kdo. XVII:
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#14
FuMG-Stellung "Nebelhorn"

Dobrý den. Přikládám několik snímků radaru Wurzburg Riese z kóty Vysoká Hole v České Republice, poblíž vrcholu Praděd.
 

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josef

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#15
Hallo Kamil,
ein herzliches Willkommen im Forum und besten Dank für die Bilder!

Der übersetzte Text:
Guten Tag.
Ich füge einige Bilder des Würzburger Riese-Radars von der Anhöhe Vysoká Hole in der Tschechischen Republik, nahe dem Gipfel des Praděd, bei.
 

josef

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#16
Es handelt sich dabei um die FuMG-Stellung mit Decknamen "Nebelhorn":


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1710333332405.png
In den Jahren von 1943 bis 1944 baute die Organisation Todt eine Radarbasis vom Typ Würzburg mit dem Codenamen Nebelhorn auf dem Berg. Das Radar hatte eine Reichweite von 75 km und war eine große Bedrohung für die US-Bomber. Der einzige Überrest der Anlage ist einer der Betonsockel für das Radar.
Vysoká hole (Hohe Heide)
und
Vysoká hole Hohe Heide (-> Quelle für 2 SW-Fotos von Kamil)
 
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