Konflikt zwischen Bundesdenkmalamt und Wohnbaugesellschaft wegen Südtiroler-Siedlung in Oberwart

josef

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Streit über Sanierung der Südtiroler Siedlung
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Im Zweiten Weltkrieg wurden für deutschsprachige Auswanderer aus Südtirol Siedlungen gebaut, fast alle davon in den westlichen Bundesländern. Im Burgenland gibt es nur eine einzige in Oberwart. Die Sanierungspläne für die Siedlung stoßen nun auf Gegenwind im Bundesdenkmalamt.
Online seit heute, 6.15 Uhr
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Die Südtiroler Siedlung an der Wiener Straße in Oberwart ist eine 8.400 Quadratmeter große, schwer sanierungsbedürftige Wohnanlage, die heute weitgehend leer steht. Gebaut wurde sie vor rund 85 Jahren als Wohnraum für Auswanderer aus Südtirol.

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Südtiroler Siedlung in Oberwart
ORF/Norbert Lehner
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Südtiroler Siedlung in Oberwart
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Südtiroler Siedlung in Oberwart

Im Zweiten Weltkrieg waren deutschsprachige Südtiroler vor die Wahl gestellt worden, entweder „heim ins Reich“ zu kommen oder in Südtirol zu bleiben, die Volkszugehörigkeit aufzugeben und zu Italienern zu werden. Rund 75.000 optierten für das damalige Deutsche Reich. Für sie musste Wohnraum geschaffen werden. Die meisten Siedlungen wurden in Westösterreich gebaut und eine – niemand weiß mehr, warum – in Oberwart.

Eigentümer OSG will sanieren und umbauen
Tatsächlich wohnten in der Oberwarter Siedlung aber nie Menschen aus Südtirol, sondern hauptsächlich Beamte mit ihren Familien. 2016 kaufte die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG) das denkmalgeschützte Gebäude. Sie will es sanieren und umbauen. Im Erdgeschoss sollen Gewerbeflächen entstehen, in den Obergeschossen Wohnungen. An der Straßenseite solle nichts verändert werden, aber im Hofbereiche wolle man die Dachseite für Maisonette- und Dachterrassenwohnungen aufreißen, sagte OSG-Vorstandsobmann Alfred Kollar. Denn man sei der Meinung, dass sich hier am Erscheinungsbild des Gebäudes nicht wirklich erkennbar etwas ändere.

Bundesdenkmalamt: OSG-Pläne zu großer Eingriff
Das Bundesdenkmalamt sieht das anders und hat die Pläne der OSG zurückgewiesen. Diese würden einen zu großen Eingriff in die Substanz und das Erscheinungsbild des Gebäudes bedeuten. Von der OSG hieß es, dass das Bundesdenkmalamt von Anfang an in die Entwicklung der Umbaupläne eingebunden gewesen sei. Daher sei man vom Standpunkt des Bundesdenkmalamtes mehr als überrascht gewesen, so Kollar. Es gebe vergleichbare Häuser wie zum Beispiel in Bregenz, wo ohne Auflagen des Denkmalschutzes sehr großzügig in die Gebäudesubstanz eingegriffen werde und ein Teil davon sogar abgetragen werde.

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Walmdach der Südtiroler Siedlung in Oberwart

Das könne man nicht vergleichen, konterte das Denkmalamt. Die Siedlung in Oberwart sei so besonders, weil sie eben die einzige ihrer Art im Burgenland ist und weil regionaltypische Elemente wie etwa das Walmdach eingeflossen seien.

OSG hofft auf Kompromiss
Ein Problem aus Sicht der OSG ist die Größe der Wohnungen. Jede hat mehr als 100 Quadratmeter. Solche Wohnungen seien zu teuer und daher kaum zu vermarkten, sagt die OSG und will die Flächen verkleinern.

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Die OSG möchte Wohnungen verkleinern

Die OSG will nun die Verantwortlichen im Bundesdenkmalamt nach Oberwart einladen und hofft auf einen Kompromiss. Das Denkmalamt signalisiert Gesprächsbereitschaft. Das Gebäude weiter verfallen zu lassen und am Ende abzureißen, ist für keine Seite eine Option.
05.04.2024, red, burgenland.ORF.at
Streit über Sanierung der Südtiroler Siedlung

Siehe auch „Südtiroler Siedlungen“ in Vorarlberg
 
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