KZ-Außenlager Gunskirchen, Wels I und Wels II
Hier sind noch weitere Forschungen seitens der Mauthausener Organisationen notwendig.
Die damaligen Erkenntnisse aus 2010 wurden nun aktualisiert, nachfolgend der letzte Stand der Forschungen:
KZ-Außenlager Gunskirchen
Gründung des Konzentrationslagers
Der Lageraufbau im sogenannten „Forst Hochholz“ begann ab Dezember 1944 durch KZ-Häftlinge aus dem KZ-Außenlager Wels I. Als Gründungsdatum haben Historiker den 12. März 1945 festgelegt. Mit dem 28. März 1945 wurde Gunskirchen als eigenständiges KZ-Außenlager geführt.
Lokalisierung
Für das Lagergelände wurde ein ganzes Waldstück gerodet, welches sich zwischen den Gemeindegrenzen Gunskirchen und Edt bei Lambach befand. Das Holz der gefällten Bäume wurde zum Bau der Baracken verwendet. Heute erinnert ein Gedenkstein an der Straße, die in Richtung des Ortsteils Saag führt, an die Befreiung des Lagers. Das KZ-Außenlager Gunskirchen bestand im Endausbau aus 11 Baracken (Luftaufnahme der US-Aufklärung vom 20. April 1945), eine davon war die Unterkunft der SS. In Hinblick auf die Barackengröße kann davon ausgegangen werden, dass das Lager für maximal 4.500 Personen ausgelegt war, interniert waren aber zeitweise dreifach so viele Menschen.
Informationen über die Häftlinge
Die zum Aufbau des Lagers ab Ende 1944 eingesetzten Häftlinge (ca. 400) waren polnischer, französischer, belgischer und russischer Herkunft und wurden in der örtlichen Volksschule untergebracht. Der Kommandant des Konzentrationslagers Mauthausen beschloss am 14. April 1945, dass die Häftlinge, die im Zeltlager in Mauthausen interniert waren, nach Gunskirchen überstellt werden sollten. Diese Transporte können durch Aufzeichnungen der Gendarmerie-Dienststellen sowie aus Berichten von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen der Lokalbevölkerung nachgewiesen werden. Viele der Häftlinge wurden nicht mehr namentlich registriert, die genaue Zahl ist unbekannt. Schätzungen zufolge waren bis zu 20.000 Häftlinge im Konzentrationslager Gunskirchen interniert. Neben den vielen unregistrierten Häftlingen aus dem Zeltlager wurden auch registrierte jüdische Häftlinge aus dem Frauenkonzentrationslager Mauthausen ins Außenlager Gunskirchen verlegt. Überwiegend waren es ungarische Juden vom „Süd-Ost-Wall“, die im Außenlager Gunskirchen interniert waren. Eine nicht bekannte Zahl von Häftlingen der Todesmärsche wurden nicht nach Mauthausen beordert, sondern wurden schon ab der Abzweigung in der Nähe von St. Florian direkt nach Gunskirchen getrieben. Viele der Häftlinge starben bereits während der Todesmärsche, nach der Ankunft in Gunskirchen starben pro Tag bis zu 200 Häftlinge. Ursachen dafür waren unter anderem die beabsichtigte mangelhafte Verpflegung, eine ausgebrochene Typhusepidemie und die Misshandlungen durch die SS.
Zwangsarbeit
Die KZ-Häftlinge wurden nicht mehr zur Zwangsarbeit geführt, sondern bei minimaler Versorgung und unter katastrophalen sanitären Bedingungen mehr oder weniger sich selbst überlassen. Sie wurden somit, abgesehen von der Lageraufbauzeit, zu keinen Arbeiten eingesetzt.
Bewachung
SS‐Hauptsturmführer Karl Schulz war der letzte SS‐Kommandant des KZ-Außenlagers Gunskirchen. Ab Dezember 1944 war der stellvertretende Kommandoführer Heinrich Häger. Die Wachmannschaften stammten zum größten Teil aus Oberösterreich. Lagerarzt war der SS-Obersturmbannführer Dr. Hermann Richter. Laut Zeugenaussagen wurde bereits am 3. Mai 1945 bekannt, dass das KZ-Außenlager den Amerikanern übergeben wird. Ein Großteil der Bewacher setzte sich daraufhin in Zivilkleidung ab.
Befreiung
Wenige Tage vor der Befreiung wurden noch KZ-Häftlinge ins KZ-Gunskirchen überstellt, mit dem Auftrag, die Leichen notdürftig zu bestatten. Trotzdem war das Konzentrationslager bei der Befreiung übersät mit toten Häftlingen. Die 71. US‐Infanteriedivision besetzte am 4. Mai 1945 den Ort Gunskirchen, einen Tag später befreiten mehr als 1.300 US‐Soldaten das dortige Häftlingskommando. Das KZ-Außenlager im Wald wurde erst in diesen Tagen entdeckt. Bei der Befreiung wurden von den US‐Soldaten 5.419 Überlebende registriert. Ca. 3.000 Überlebende hatten das KZ vor Ankunft der US‐Truppen verlassen. Zwischen 2.700 und 5.000 Häftlinge haben im KZ-Außenlager Gunskirchen ihr Leben verloren. Viele, die die Befreiung überlebten, kamen danach an den Folgen der katastrophalen Zustände im KZ Gunskirchen um.
Gedenken und Erinnern
Heute erinnern ein Denkmal an der Straße, die in Richtung des Ortsteils Saag führt, sowie ein Gedenkstein mit Gedenktafel am ehemaligen Lagergelände an das grausame Konzentrationslager. Das
Mauthausen Komitee Österreich veranstaltet jährlich in Kooperation mit den lokalen Initiativen eine Befreiungsfeier zum Gedenken an die Opfer. Der „Walk of Solidarity“ findet seit 2017 vor der Befreiungsfeier zum Ort des ehemaligen KZ Gunskirchen statt. Zum Gedenken an die Opfer und zur Befreiung des KZ-Außenlagers begehen seitdem jedes Jahr KZ-Überlebende mit ihren Anverwandten und Nachkommen, Jugendliche, Mitglieder des Comité International de Mauthausen, der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen sowie des Mauthausen Komitees Österreich das Gelände des ehemaligen KZ Gunskrichen. Die Terminvorschau ist unter
Programm der Gedenk- und Befreiungsfeiern verfügbar.
Quelle und weitere Infos: KZ-Außenlager Gunskirchen | Mauthausen Guides - Mauthausen Komitee Österreich
KZ-Außenlager Wels I
Gründung des Konzentrationslagers
Über die Gründung des KZ-Außenlagers Wels I geben die Quellen unterschiedliche Auskünfte: Laut dem Historiker Szita kamen die rund 400 Häftlinge bereits im November 1944 nach Gunskirchen; Die beiden Historiker Perz und Maršálek nennen den 27. Dezember 1944. Das Lager wird mit verschiedenen Namen angegeben: „Wels I“, „Waldwerke bzw. Waldlager I“, „Notbehelfsheimbau“ oder „SS‐Arbeitslager Gunskirchen“.
Lokalisierung
Forschungen der Autoren und Univ. Professoren Dr. Bertrand Perz und Dr. Szabolcs Szita besagen, dass die Unterbringung von Dezember 1944 bis März 1945 in einer Volksschule in Gunskirchen erfolgte. Die exakte Lokalisierung des Außenlagers Wels ist jedoch heute nicht möglich - auch eine Folge der z. T. gleichen Tarnbezeichnungen und Begriffsverwirrungen. Das Memorial für die KZ-Außenlager in Wels befindet sich in der Traunstraße, im Welser Stadtteil Noitzmühle.
Informationen über die Häftlinge
Die Häftlinge in Wels I waren rund 400 Männer, laut dem Historiker Szita hauptsächlich aus Polen und der Sowjetunion. Ein Todesfall wurde gemeldet („auf der Flucht erschossen“).
Zwangsarbeit
Die Häftlinge arbeiteten am Aufbau eines Konzentrationslagers im Wald an der Gemeindegrenze von Gunskirchen und Edt bei Lambach: dem ab April 1945 genutzten Konzentrationslager Gunskirchen. Der Auftrag, zehn Baracken zu errichten, kam von Bürgermeister Franz Hochhuber bzw. der Verwaltungsführung Oberdonau. Geplant war, das Lager später als Produktionsstätte für die Rüstungsindustrie zu verwenden. Dazu kam es jedoch nicht. Die Häftlinge mussten Bäume fällen, deren Holz zur Errichtung der Notbehelfsbaracken diente.
Hans Maršálek, Lagerschreiber des KZ-Mauthausen und Verfasser des
Buches „Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen“ gibt zwar u. a. als Arbeitseinsatz für Wels I „Reparaturen von Flugzeugen und Kraftfahrzeugen“ an, dem widersprechen jedoch Perz und Szita.
Bewachung
Über die SS‐Kommandantur und die Wachmannschaft gibt es wenig Information. Sie waren in Dorfhäusern untergebracht. Lagerarzt war SS‐Obersturmführer Dr. Hermann Richter.
Schließung
Ende März/Anfang April 1945 wurde das KZ-Außenlager Wels I aufgelöst. Die ursprünglich dort untergebrachten Häftlinge wurden vermutlich ins KZ-Außenlager Ebensee deportiert bzw. im offiziell ab dem 12. März 1945 errichteten Konzentrationslager Gunskirchen, in das bis Kriegsende bis zu 20.000 ungarischen Jüdinnen und Juden gebracht wurden, interniert.
Gedenken und Erinnern
Im Jahr 1982 wurde vom Bundesministerium für Inneres ein Denkmal zur Erinnerung an das KZ Gunskirchen gesetzt. An der Stelle, an der die 71. Infanteriedivision der 3. US-Armee auf das Konzentrationslager Gunskirchen gestoßen ist, errichteten die Veteranen jener Einheit ein Denkmal. Die lokale Initiative des Mauthausen Komitees Österreich setzt sich seit Jahrzehnten für die Denkmalserrichtung ein.
Quelle und weitere Infos: https://www.mauthausen-guides.at/aussenlager/kz-aussenlager-wels-i
KZ-Außenlager Wels II
Gründung des Konzentrationslagers
Das KZ-Außenlager Wels II, ein Sub‐Kommando des KZ-Außenlagers Ebensee, bestand ab dem 24. März 1945.
Lokalisierung
Die genaue Situierung des Lagers wird in einer Halle im Welser Stadtteil Noitzmühle vermutet. Die Halle war nicht umzäunt und es gab weder Sanitäranlagen noch eine Küche oder Betten. Die Häftlinge mussten auf Stroh schlafen, welches auf den nackten Boden gestreut war.
Informationen über die Häftlinge
Das KZ-Außenlager Wels II umfasste rund 1.500 Häftlinge. Die Gefangenen waren zum Großteil ausgebildete Metallfacharbeiter. Dies lässt vermuten, dass es möglicherweise geplant war, sie bei den Flugzeug- und Metallbauwerken Wels einzusetzen.
Zwangsarbeit
Die Häftlinge wurden zu Aufräumarbeiten von durch Bombardements verursachten Schäden herangezogen. Dabei wurden sie in Tag- und Nachtschichten eingeteilt. Die Haftbedingungen waren sehr hart. Nach nur zwei Wochen tauschte die SS 400 arbeitsunfähige Gefangene gegen andere Häftlinge aus dem KZ Ebensee aus. Die Zahl der Toten in diesem Lager ist nicht bekannt.
Bewachung
Über den Lagerführer gibt es keine Informationen, aber man geht davon aus, das SS-Angehörige und Einheiten des „Volkssturms“ die Häftlinge bewachen.
Schließung
Das KZ-Außenlager Wels II bestand bis zum 13. April 1945. Die Häftlinge wurden in einem Todesmarsch in das KZ-Außenlager Ebensee getrieben. Dieser dürfte zahlreiche Tote gefordert haben. Der SS-Lagerarzt in Ebensee meldete am 12. April 1945 bereits 19 Tote unter den Welser Häftlingen und weitere 35 am 13. April 1945.
Gedenken und Erinnern
Im Welser Stadtzentrum wurde 1949 von der Stadt Wels ein Denkmal für die KZ-Opfer errichtet. Die im Pollheimerpark installierte Keramikskulptur wurde vom Linzer Bildhauer Josef Scheiblhofer gestaltet. Jedes Jahr findet eine Gedenkveranstaltung statt, die von der
Welser Initiative gegen Faschismus gemeinsam mit dem Mauthausen Komitee Österreich organisiert wird. Genaue Informationen stehen im
Programm der Gedenk- und Befreiungsfeiern.
Quelle und weitere Infos: https://www.mauthausen-guides.at/aussenlager/kz-aussenlager-wels-ii