Geist

Worte im Dunkel
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#21
In der KZ Gedenkstätte Mauthausen wurde im Zuge von haustechnischen Sondierungen und der Aufarbeitung historischer Pläne ein bislang unbekannter Luftschutzbunker entdeckt.

Bei der durch unseren Kollegen, Herrn Ing. Lorenz Tributsch, kürzlich gemachten Entdeckung dürfte es sich um den sog. „Ziereisbunker“ handeln, der zum ehemaligen Stabsgebäude der KZ-Gedenkstätte gehörte. Die bislang für den betroffenen Bunker gehaltenen unterirdischen Räumlichkeiten sind mit hoher Wahrscheinlichkeit dem ehemaligen Offizierskasino zuzuordnen.

Ausschlaggebendes Indiz für die Entdeckung war ein Stiegenabgang im Bereich der Terrasse vor dem Stabsgebäude, der in den historischen Planunterlagen erst ab 1944 auftaucht und damit mit dem Baubeginn des Luftschutzbunkers am 23.03.1944 und dessen Fertigstellung noch im selben Jahr zusammenfällt.

Namensgebend für den “Ziereisbunker” ist der von 1939 bis zur Befreiung des Lagers 1945 eingesetzte Lagerkommandant, Franz Ziereis, der kurz vor seinem Tod die unmenschlichen Gräultaten und die Ermordung tausender Häftlinge gestand.

Gemeinsam mit der Mauthausen Memorial / KZ-Gedenkstätte und dem Bundesdenkmalamt Österreich wird durch weitere Studien und Bodenradaruntersuchungen zur Erforschung des historischen Gebäudekomplexes beigetragen.

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Fotos © BHÖ
Quelle: Burghauptmannschaft Österreich
 

josef

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#22
Salzburgs NS-Mörder: Erstmals Liste publiziert
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Nun widmet sich das Salzburger Personenkomitee für Stolpersteine erstmals umfassend den Tätern des Nationalsozialismus. Freitag wurden dazu erstmals 60 Namen veröffentlicht – 59 Männer und eine Frau, die bei Polizei, Justiz, Sonder- und Kriegsgerichten, „Volksgerichtshof“ und Konzentrationslagern mörderische Arbeit leisteten.
Online seit heute, 18.23 Uhr
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Seit 2007 hat das Personenkomitee allein in der Stadt Salzburg 509 Erinnerungssteine zum Gedenken an von den Nationalsozialisten ermordete Menschen verlegen lassen. Nun liegt ein weiterer Fokus auf den Tätern von damals.

Verantwortliche für 1.500 Tote
„Wir wollten wissen, wer während der NS-Zeit für den Tod von mindestens 1.500 in Stadt und Land Salzburg lebenden Personen verantwortlich war“, sagt der Historiker Gert Kerschbaumer, der die Liste „Täterspuren“ recherchiert hat. Dabei habe man sich zunächst auf Vertreter von Polizei und Justiz beschränkt: „Das sind Männer und Frauen, ohne die der Terror nicht hätte ausgeführt werden können, auch wenn er von anderen angeordnet worden ist.“

Die Liste enthält Namen von Salzburger NS-Tätern, ihre Lebensdaten sowie kurze biografische Eckdaten samt den wichtigsten Karrierestationen in Hitlers Justiz und im damit verbundenen Unterdrückungsapparat. Ihre Opfer kamen in Folterzentren der Gestapo, Gefängnissen, Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nazis in vielen Teilen Europas ums Leben – manche auch im KZ Mauthausen im unteren Mühlviertel nordöstlich von Linz, der Lieblingsstadt des so genannten „Führers“ und gebürtigen Oberösterreichers Adolf Hitler:

Fotostrecke
Flugbild: Gerald Lehner
KZ-Gedenkstätte in Mauthausen, wo bis 1945 auch viele Salzburger litten und starben. Dieses Konzentrationslager war das einzige der Stufe 3 auf dem Gebiet von Österreich und Deutschland. Sonst fielen nur industriell organisierte Lager wie Auschwitz 1, Auschwitz-Birkenau und ähnliche Orte in diesen besonders grausamen Teil von Hitlers Maschinerie
Flugbild: Gerald Lehner
Für Wind- und Wetter sehr exponierte Lage über dem Donautal deutlich außerhalb der Gemeinde Mauthausen: KZ-Gedenkstätte und Steinbruch „Wiener Graben“ im Vordergrund. Der ganze Bereich war von den Ortschaften der Nachbarschaft kaum oder nur schwer einzusehen. Dennoch wusste die Bevölkerung genau, was hier vor sich ging
Flugbild: Gerald Lehner
Steinbruch „Wiener Graben“ bei der heutigen KZ-Gedenkstätte Mauthausen
Flugbild: Gerald Lehner
Sehr steile „Todesstiege“ beim Steinbruch „Wiener Graben“, wo die SS in direkter Nähe zum KZ Mauthausen besonders viele Häftlinge zu Tode schinden oder ermorden ließ
Flugbild: Gerald Lehner
Oben die sehr steile „Todesstiege“ beim Steinbruch „Wiener Graben“, rechts der Fußweg zum KZ Mauthausen
Flugbild: Gerald Lehner
Ehemaliger Steinbruch und Areal mit Denkmälern vieler Staaten für ihre im KZ Mauthausen ermordeten Bürger
Flugbild: Gerald Lehner
Rechts im Vordergrund das Schwimmbad für die SS-Wachmannschaften, wo sich in der Freizeit vergnügen konnten – in Sichtweite von Gaskammer, Krematorium, Foltervorrichtungen, Häftlingsbaracken und Massengräbern. Oben ganz rechts gab es ein Sonderlager, in dem sowjetische Kriegsgefangene systematisch ermordet wurden

Mörderische Juristen wollten nicht genannt werden
„Täter hinterlassen spärliche oder gar verborgene Spuren“, betont Kerschbaumer. Auf den Meldungen der Kriegsgerichte in Salzburg über vollstreckte Todesurteile nach Berlin fehlen etwa die Namen der Täter. Zugleich hätten viele Juristen gegen Kriegsende ihre Akten vernichtet, um sich ihrer Verantwortung zu entledigen.
„Von den 24 Juristen, die in den Kriegsjahren im Justizgebäude Salzburg als Kriegsrichter fungierten, lassen sich bis jetzt bloß vier Österreicher namhaft machen, die Todesurteile gefällt haben“, sagt der Historiker Kerschbaumer.

Nach dem Krieg machten viele weiter Karriere
Auf der Liste fänden sich auch Täter, die in der Zweiten Republik unabhängig von ihrer Verstrickung in dokumentierte Verbrechen wieder Karriere machen konnten – ein Salzburger Magistratsdirektor, ein Präsident der Freunde der Salzburger Festspiele, Richter, Anwälte und Polizeibeamte, die nach 1945 ihr Leben und den Lebensabend unbehelligt in Salzburg verbrachten, betont Historiker Kerschbaumer.
Die nun erstmals publizierte Namensliste finden Sie hier:
NS-Täter und ihre Kurz-Biografien (PDF)


24.11.2023, APA, Gerald Lehner - salzburg.ORF.at/Agenturen

Weiterer Link:
Salzburgs NS-Mörder: Erstmals Liste publiziert
 

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#23
Gedenkfeiern 2024 in Mauthausen
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Mehrere große Gedenkveranstaltungen widmen sich in den kommenden Tagen der Befreiung des KZ Mauthausen und seiner Nebenlager vor 79 Jahren: Am Donnerstag, 2. Mai, gedenken unter anderem Mitglieder der Bundesregierung im Rahmen eines Festakts in Mauthausen.
Online seit heute, 10.20 Uhr
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Am 4. Mai folgt eine gemeinsame Feier der Gedenkstätte Mauthausen und des Gusen Gedenkdienstkomitees in Langenstein und tags darauf die traditionelle Befreiungsfeier unter der Federführung des Mauthausen Komitee.

Diese weltweit größte KZ-Befreiungsfeier findet am 5. Mai auf dem Appellplatz des ehemaligen Lagers, der heutigen Gedenkstätte, statt. Sie widmet sich heuer – ebenso wie zahlreiche Feierlichkeiten in den Außenlagern – dem Thema „Recht und Gerechtigkeit im Nationalsozialismus“.

Auch virtuelles Gedenken möglich
Zusätzlich gibt es auch wieder ein virtuelles Gedenken auf den Online-Plattformen des Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ). Jede und jeder sei eingeladen einen Beitrag einzureichen, warum eine „Ethnisierung des Rechts unbedingt zu verhindern und gegen alle derartigen Tendenzen vorzugehen“ sei, so der Aufruf.

Festakt mit Regierungsmitgliedern
Bereits am 2. Mai findet in der Gedenkstätte Mauthausen ein Festakt statt, zu dem neben Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und mehreren Ministern auch Mitglieder von Opferorganisationen und des internationalen Beirats Mauthausen, in dem 20 Holocaust-Opfernationen vertreten sind, sowie eine Jugendgruppe aus Luxemburg erwartet werden.

Die Feier steht unter der Überschrift „Die Vielfalt des Gedenkens“. Es wird ein Statement zum Thema „Was bedeutet Mauthausen für uns heute?“ verlesen, dann werden Blumen am Kenotaph, dem Denkmal zu Ehren der Opfer, niedergelegt. Im KZ Mauthausen und seinen über 40 Nebenlagern wurden zwischen 1938 und 1945 knapp 200.000 Menschen aus mehr als 40 Nationen gefangengehalten, rund 90.000 überlebten nicht.

Gedenken auch im Nebenlager Gusen
Im Nebenlager Gusen, wo 71.000 Gefangene aus fast 30 Nationen interniert waren, von denen etwa 36.000 zu Tode kamen, waren die Bedingungen besonders hart. Die Gefangenen mussten unter dem Tarnnamen „Bergkristall“ eine Stollenanlage für die Rüstungsindustrie errichten. Nach der Befreiung wurde das Lager abgetragen, Wohnhäuser wurden gebaut. Lange Zeit gab es immer wieder Kritik aus dem In- und Ausland, dass das Gedenken an diesem Schreckensort vernachlässigt werde.

Nachdem die Republik in den vergangenen Jahren schließlich Grundstücke am Areal des ehemaligen KZ Gusen in Langenstein angekauft hat und dort nun ein Prozess zur Neugestaltung der Gedenkstätte angestoßen wurde, wird – wie bereits in den zwei vorangegangenen Jahren – auch am ehemaligen Appellplatz von Gusen gedacht. Hier sind regionale Gedenkorganisationen eingebunden, aller Voraussicht nach wird Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) dabei das offizielle Österreich vertreten.

Fest der Freude am 8. Mai
Beim schon traditionellen „Fest der Freude“ am Jahrestag der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 8. Mai geht es heuer ebenfalls schwerpunktmäßig um „Recht und Gerechtigkeit im Nationalsozialismus“. Als Höhepunkt ist die Rede der Zeitzeugin Rosa Schneeberger angekündigt, die Eröffnungsworte am Wiener Heldenplatz werden Bundespräsident Alexander Van der Bellen und MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi sprechen. Bereits am 3. Mai gibt es wieder ein Gedenken im Parlament.
27.04.2024, red, ooe.ORF.at/Agenturen

Link:
KZ-Gedenkstätte Mauthausen

Gedenkfeiern in Mauthausen
 

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#24
05.05.2024 - Gedenken an Befreiung in Mauthausen
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Der 5. Mai gilt als Jahrestag für die Befreiung der Insassen des Konzentrationslagers in Mauthausen. Im früheren KZ, der heutigen Gedenkstätte in Oberösterreich, findet daher am Sonntag die jährliche Feier statt. Tausende Menschen aus alle Welt nehmen an der Feier teil, die sich heuer unter anderem dem Thema „Recht und Gerechtigkeit im Nationalsozialismus“ widmet.
Online seit heute, 6.57 Uhr
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Seit 1946 wird Anfang Mai der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen durch US-Truppen gedacht. Im KZ Mauthausen und seinen 49 Nebenlagern waren rund 200.000 Personen aus aller Welt interniert, mindestens 90.000 davon starben. Die Befreiungsfeier war in den vergangenen Jahrzehnten auch ein Tag in dem Überlebende und Zeitzeugen über ihr Leben berichteten. Mittlerweile ist dieses Treffen aber auch ein wichtiger Teil um mit der Jugend in den Dialog zu treten, so Willi Mernyi vom Mauthausen Komitee.

Diktaturen missbrauchen Rechtssystem
Laut Mernyi gehe es nicht nur um das: niemals vergessen – sondern es gehe auch immer stärker um das: niemals wieder. „Also was können wir tun, dass so etwas ähnliches nie wieder passiert?“, sagt Mernyi im Gespräch mit dem ORF OÖ.

Mit dem Thema Recht und Gerechtigkeit will das Mauthausen Komitee auch daran erinnern, dass auch heute Diktaturen das Rechtssystem missbrauchen. „Im Nationalsozialismus wurde ja auch Recht gesprochen, die Ermordung von Millionen von Menschen war ja durch ein Gesetz, die Nürnberger Rassengesetze, rechtlich abgesichert. Aber mit Gerechtigkeit hat das nichts zu tun gehabt!“, so Mernyi. Deswegen sei es wichtig so appellieren, dass überall auf der Welt unter dem Deckmantel des Rechts, Ungerechtigkeit passiert, führt Mernyi weiter aus.

Van der Bellen nimmt an Befreiungsfeier teil
Die Befreiungsfeier beginnt am Sonntag um 11 Uhr. Auch Bundespräsident Alexander van der Bellen wird in Begleitung des „offiziellen Österreich“ und gemeinsam mit internationalen Delegationen an der Befreiungsfeier teilnehmen.
05.05.2024, red, ooe.ORF.at

Link:
Mauthausen Komitee
Gedenken an Befreiung in Mauthausen
 
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