ME 109 als tieffliegender Bomber

E

egmar

Nicht mehr aktiv
#1
Hallo

wer weiß mehr über den folgenden Sachverhalt:

zumindestens von 1939 bis 41 gab es eine Einheit, die unter anderem in Norwegen eingesetzt war, dann in Italien (wozu? war ein befreundetes Land) und in Rumänien / Bessarabien oder Nachbarschaft.

Sie hatten die ME 109 und flogen meist zwischen 500 und 1000 m hoch (zum Vergleich: normale Bombenangriffe dieser Zeit mit 2mots erfolgten um die 4000 m).

Ausgerüstet waren - zumindestens beim Südosteuropaeinsatz - die ME 109 mit Vielfachbomben-Abwurfträgern als Außenlast unter den Flächen: es soll sich um je 2 gegeneinander verschiebbare Holzroste gehandelt haben, die gleichzeitig eine größere Anzahl von 1 kg-Minibomben abwarfen.

Die Dinger hatte die Eigenart, daß bei Fluggeschwindigkeit immer ein paar hängenblieben, erst beim langsamen Landen rausfielen, und dann vom Bodenpersonal des Platzes aufgesammelt werden mußten.

Was Ähnliches kam später mit 2 kg-Bomben in der JU 88 zum Einsatz, war dort innenbords. und führte dazu, daß die Hängengebliebenen bim Landeanflug in der Maschine detonierten und zum Gesamtverlust führt.

Mich würde insbesonders interessieren, welche Einheiten diese Einsätze flogen, gegen welche Art von Zielen, Zielorte und Einsatzflugplätze.

Dank und Gruß

Egmar
 

Joe

Fehlerkramrumschlager a. D. :)
Mitarbeiter
#3
Bist du dir sicher, dass du den Jäger ME 109 meinst?
Gruß
Joe

Nachtrag: Italien war Stützpunkt für die Angriffe auf Malta.... Sollte doch einem Wissenden sofort einfallen, oder?
 
H

Hans

Nicht mehr aktiv
#4
Me 109 als Schlachtflieger

Vom 31.01.1945 bis 16.04. habe ich als 16-jähriger K1 (Richtkanonier) an der 1937-er 3,7 cm Flak auf dem Fliegerhorst Alteno bei Luckau, Niederlausitz, Dienst getan. Dort war zunächst eine Schlachtflieger-Gruppe Me 109, die später durch Maschinen des Typs FW 190 abgelöst wurde, stationiert, die täglich nach Schlesien zum Fronteinsatz flogen. Die FW 190 waren mit Schüttbomben ausgerüstet, die mit den erwähnten Minibomben munitioniert waren. Wenn ich mich richtig erinnere, 48 Stück in einem Behälter. Wir unterhielten uns hin und wieder mit den Piloten, wenn sie vom Feindflug zurück kehrten.
Hans, DL 7 SK, Lobetal, bei Bernau.
 

Joe

Fehlerkramrumschlager a. D. :)
Mitarbeiter
#5
Ich habe auch nochmal nachgesehen:

(...)"Trotz der erdrückenden Übermacht hat die deutsche Luftwaffe schon bei diesen ersten Angriffsschlägen Verluste: durch die russische Flak und - durch eigene Bomben.
Schuld sind die kugelrunden Teufelseier, die bisher geheimgehaltenen, zum ersten Male in grossen Mengen abgeworfenen Splitterbomben vom Typ SD 2. Die nur zwei Kilo schweren kugeln mit kleinen Bremsflügeln sind eigentlich für den Einsatz von Schlachtfliegern gegen lebende Ziele entwickelt worden. Beim Aufschlag oder bei einem einstellbaren Luftsprengpunkt einige Meter über dem Boden spritzen 50 kleine und 250 winzige Splitter bis zu zwölf Meter weit auseinander. Gegen abgestellte Flugzeuge wirken sie nur bei direkten Treffern- dann aber wie ein mittleres Flakgeschoss. Und direkte Treffer sind bei den in Schauern abgeworfenen SD 2 immer dabei.
Aber die Teufelseier sind unberechenbar. Oft verklemmen sie sich in den für sie eigens konstruierten Schüttkästen der Kampfflugzeuge. Die Zünder sind dann schon scharf, und die Bombe detoniert bei der kleinsten Erschütterung- im eigenen Flugzeug! Das reißt ein Loch wie ein Flak - Volltreffer. Auch die Jäger verwünschen die SD 2. Alle Me 109 des JG 27 sind unter dem Rumpf mit Abwurfrosten für 96 Splitterbomben ausgerüstet. Durch den Luftdruck beim Flug klemmen oft die ersten Bombenreihen, ohne das es der Flugzeugführer merkt. Sie können nicht abgeworfen werden. Aber dann beim drosseln der Maschine, beim einschweben zur Landung auf dem eigenen Platz- dann fallen sie nacheinander heraus. Viele Splitterbomben lösen sich erst beim ausrollen und explodieren dicht hinter der Maschine, oder sie bleiben als heimtückische Zeitzünder liegen. Die Waffenwarte müssen immer wieder das Rollfeld absuchen und die kleinen Bomben vorsichtig zur Seite tragen - wie Seifenblasen die jeden Augenblick platzen können.(...)" Aus: Cajus Bekker, Angriffshöhe 4000, Ein Kriegstagebuch der deutschen Luftwaffe, Bechtermünz Verlag, S. 276. ISBN 3-8289-0306-1
Zum Jagdgeschwader 27 geht es hier, und dann noch ein Link zur FW190: Hier klicken

Gruß
Joe

Hallo Hans, schön von dir zu lesen. 55+73 nach Lobetal!
 
C

ChrisMAg2

Nicht mehr aktiv
#6
Vielleicht sollte man noch ergänzen, daß es neben der SD 2, auch die SD-1 (1kg) gab. Es gab auch für beide Varianten sog. Schüttbehälter (heute heißt sowas wohl "Clusterbomben" oder Sub-Munition für "Weichziele").
Gruß
Christian M. Aguilar
 
H

Hans

Nicht mehr aktiv
#7
Schlachtflieger

Das Schlachtflieger- bzw. Jagdbomber-Thema ist auch ausführlich behandelt in dem Buch von Wolfgang Fleischer: "Deutsche Abwurfmunition bis 1945" aus dem Motorbuch-Verlag mit entsprechenden Beschreibungen und Abbildungen der Bömbchen. Grüsse von Hans.
 
Oben