Neues Buch über "Lost places in Kärnten und seinen Nachbarregionen"

josef

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#1

Styria Verlag
Verfallen und Vergessen, 208 Seiten, ISBN 978-3-222-13551-4, 22,90 Euro

Lost places in neuem Buch wiederentdeckt
Abenteuerlust, historisches Interesse und Forschergeist verbinden die beiden Kärntner Georg Lux und Helmuth Weichselbraun. In ihrem aktuellen Buch besuchen sie Plätze in Kärnten und den Nachbarregionen, die vergessen scheinen: Lost Places.

Gerade wenn man in seiner Heimat unterwegs ist, glaubt man, die Umgebung und ihre geschichtlichen oder landschaftlichen Besonderheiten bestens zu kennen. Das stimme nur bedingt, sagt Journalist Georg Lux, der gemeinsam mit dem Fotografem Helmuth Weichselbraun auf Entdeckungsreise ging.

„Viele ‚Lost Places‘ sind längst Teil unseres Alltags geworden - und zwar so sehr, dass man sie gar nicht mehr beachtet. Der Schrotturm zwischen Wörthersee und Südautobahn an der Westeinfahrt von Klagenfurt ist so ein Beispiel. An ihm fahren täglich tausende Kärntner vorbei, ohne von den verlassenen Mauern Notiz zu nehmen. Dementsprechend unbekannt ist die Geschichte des Bauwerks“, so Lux.


Helmuth Weichselbraun
Georg Lux und Helmuth Weichselbraun


Aus Aussichtslokal wurde Ruine

Im Zuge der Recherchen fanden die beiden heraus, dass der 67 Meter hohe Turm früher zu einer Fabrik gehörte, wo Schrotkugeln erzeugt wurden. Darauf ist auch der Name des 1814 errichtetn Bauwerks zurückzuführen. Stillgelegt wurde er unmittelbar nach dem Erwerb durch die BBU 1893 oder 1898. 1927 kaufte der nachmalige Bürgermeister Adolf Wolf die Liegenschaft. Er ließ den Turm zum Aussichtsturm umbauen und richtete darunter ein Ausflugslokal ein, für das er die Bezeichnung Schrottenburg einführte.

Auch wenn man sich heutzutage mit der Vorstellung schwertut - Besucher schwärmten der Überlieferung nach vom „schönsten Ausblick am Wörther See mit Riviera-Feeling“. Obdachlose nutzen das leerstehende Gebäude als Zufluchtsort, mehrfach kam es zu Bränden. Seit Jahren suchen die Besitzer, die Familie Unzeitig, nun schon nach einem Käufer für den Turm, bisher vergebens.


ORF
Schrotturm


Die Geschichte vom Schrotturm ist nur eine, die Georg Lux und Fotograf Helmuth Weichselbraun besonders faszinierte. Andererseits versuchten die beiden Hobby-Historiker und -Höhlenforscher auch, in ihrem Buch wirklich versteckte Orte für die Leser zu erkunden und ihre Eindrücke zu Papier zu bringen.


Gute zwei Jahre dauerte es, bis das Werk vollendet war, immerhin beschränkten sich die beiden nicht nur auf Kärnten, sondern besuchten auch auf zahlreiche „verlassene Orte“ im gesamten Alpen-Adria-Raum - mehr dazu in „Lost places“ im Alpen-Adria-Raum.

Bei Höhlenprojekt mit „Forschervirus“ angesteckt
Einige Orte waren ihnen schon durch die Arbeit an ihren vorigen Buchprojekten (wie zum Beispiel „Kärntens geheimnisvolle Unterwelt“ oder „Gold in Österreich“, Anm. d. Red.) bekannt. „Wir sind in das Thema vor vielen Jahren durch eine Reportage im stillgelegten Bergwerk in Bad Bleiberg im wahrsten Sinn des Wortes ‚hineingerutscht‘. Mittlerweile verfügen wir über die entsprechende Ausrüstung für solche Expeditionen und durfen viele Experten wie Mitglieder der Höhlenrettung und ehemaligen Bergmänner kennenlernen, die uns auf diesen Touren begleiten“, erzählt Lux. „Oberirdische“ Hilfe leisten Historiker und viele engagierten Hobbyforscher, „die es in Kärnten - zum Glück - gibt“, sagt Lux.


Helmuth Weichselbraun
Überreste eines Stausees


Einschlägige Hinweise erhielten sie auch durch sogenannte „Geocaches“. Dabei handelt es sich um eine moderne Schnitzeljagd in einem bestimmten Gebiet, bei der technische Hilfsmittel, wie ein GPS-System, herangezogen werden dürfen.


Große historische Bandbreite
Besonders spannend an den Recherchen in der Heimat fanden die beiden die Frage: „Dürfen wir da hinein?“, denn nicht jeder der von ihnen auserkorenen ‚Lost Places‘ entpuppte sich als frei zugänglich oder gar besucherfreundlich, gibt Lux zu: "Ein leerstehendes Gebäude ist nicht immer leer.

Nur weil es gerade unbewohnt ist, heißt das nicht, dass nicht gerade jemand drinnen ist, der irgendwelchen – möglicherweise nicht ganz legalen – Geschäften nachgeht. Solche Begegnungen gab es nur in Ruinen in Italien. Die betroffenen Besitzer hier sind uns aber immer entgegengekommen."

„Auch im Kleinen liegt das Besondere“
Inhaltlich spannend sei das „Neuentdecken“ der jeweiligen Geschichte(n) gewesen. Aus historischer Sicht decken die von ihnen präsentierten ‚Lost Places‘ eine große Bandbreite ab: Vom römischen Steinbruch im Lavanttal bis zur Therme in Bad Bleiberg, die bis 2014 in Betrieb war.

„Wir haben versucht, von Natur-lost places bis hin zu Gebäuden alles zu machen. Wir haben architektonisch einzigartige Überbleibsel gefunden - woanders sind es natürlich die kleinen Sachen, die eine Geschichte erzählen und die gegen das Vergessen da sind“, schildert Fotograf Helmutz Weichselbraun. Er hielt die Entdeckungstouren mit seiner Kamera bildlich fest. Wie schafft er es, an einem Ort, der verlassen und auf den ersten Blick nur voller Müll ist, dennoch etwas „Besonderes“ herauszufiltern, auf das er in seinen Bildern die Aufmerksamkeit legt?

Für ihn erscheint die Antwortt ganz einfach. Er lässt zunächst die Eindrücke vor Ort auf sich wirken, bevor er auf den Auslöser klickt: „Es gibt ’lost places‘, die sind einfach verlassen und die Sachen sind einfach zurückgelassen worden. Das heißt, wir haben immer wieder Unterlagen gefunden oder zum Beispiel alte Speisekarten. Das erzählt alles eine Geschichte. Auch wenn der Raum richtig zugemüllt ist, steckt trotzdem eine Geschichte dahinter. Das ist das Spannende an diesen Orten.“


Helmuth Weichselbraun
Aufgelassene Therme Bad Bleiberg


Dass es die eine oder andere Gänsehaut-Situation für sie gab räumt das risikofreudige Entdecker-Duo ein: „Wir sind einmal über den hochgiftigen Riesen-Bärenklau ‚gestolpert‘, haben die Pflanze aber erkannt und um sie einen großen Bogen gemacht.“


„Genauer hinsehen lohnt sich“
Apropos: die beiden Abenteuerer möchten ihren Lesern noch einen „lebenswichtigen“ Hinweis mit auf den Weg geben: „Nicht alle unserer Aktionen sind gefahrlos nachzumachen. Den genauen Ort verraten wir im Buch nur von jenen Orten, wo eine Besichtigung problemlos möglich ist.“ So haben sie im Buch auch einige Warnhinweise aufgelistet. Ingesamt entstanden 14 Kapitel, in denen verlassene Orte in Kärnten vorgestellt werden. Im Anschluss an die jeweiligen Texte werden auch verlassene Locations am Rade des jeweiligen Haupt-Lost-Places präsentiert.

Georg Lux und Helmuth Weichselbraun sind der Meinung: „Genauer hinzusehen lohnt sich in jedem Fall. Hinter allen lost places steckt eine spannende Geschichte, ein kleines oder manchmal sogar großes Stück Abenteuer oder Heimatkunde.“

Publiziert am 27.05.2017
http://kaernten.orf.at/news/stories/2845302/
 
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