rätselhafter Waldboden in Brandenburg

#1
Möchte mich mit einer Frage an die interessierte und auf vielen Gebieten erfahrene Gemeinschaft wenden. Seit einigen Jahren beschäftigt mich eine rätselhafte Bodenformation in der Mark Brandenburg, drauf gekommen bin ich zufällig durch ein Luftbild von 1953, dass ich in einem ganz anderen Zusammenhang besorgte.

Das ganz linke Bild zeigt das Gebiet am 12.Mai 1944 auf einer Luftaufnahme der Alliierten im Maßstab von ca. 1:55.000 (gescannt mit 1200 DPI) - da ist nichts auffälliges zu sehen.

Das 2.Bild ist am 22.Mai 1953 aufgenommen, etwa Maßstab 1:22.000 und stammt von einer sowjetischen Überfliegung.

Bild 3 und 4 sind aktuelle Bilder aus dem Brandenburg-Viewer und sind ca. 2010 aufgenommen worden (in Google Earth ist etwa das selbe zu sehen - bischen schlechter)

Das ganz rechte Bild ist im Mai 2010 aufgenommen und stammt von mir, es zeigt eines der Quadrate wie es in Natur aussieht. Im wesentlichen ein weicher Moosboden mit auffällig abgestorbenen Birken.

Die Bilder sind in etwa eingenordet, es besteht ein Gefälle von Ost nach West und der Waldboden geht ca. 100m Meter westlich dieser Formation in eine sumpfähnliche Struktur über. Das gesamte Gebilde ist in der N/S Achse ca. 200m lang und 100m breit. Die einzelnen 16 Quadrate messen in etwa 20 x 20m. Weitere 1100m westlich trifft das Waldgebiet auf ein breiteres fließendes Gewässer.

Auf dem 1944'ger Luftbild ist aus meiner Sicht nichts erkennbar - 1953 aber schon sehr deutlich. Das ganze liegt in einem Gebiet wo sich zu Ende des Krieges deutsche Truppen erbitterte Gefechte um Leben und Tod mit den Russen lieferten (ob ein Zusammenhang besteht weiß ich nicht).

Als ich vor Ort war hatte ich einen etwa 30cm langen Schraubenzieher dabei um nach unten fühlen zu können, nur Sand, kein Hinweis auf Betonierungen etc. bis 30cm.

Mein erster Gedanke war - Bunkeranlagen, dafür fand ich aber keinen Hinweis. Mein zweiter Gedanke, Massengräber, aber auch das dürfte ausgeschlossen sein da viel zu groß und keinerlei Einsackungen wie sonst üblich, alles ganz eben.

Hat jemand eine Idee???

Möchte die Stelle vorerst nicht bekannt machen da ich es mir mit dem Revierförster und der Oberförsterei nicht verderben möchte. Wenn die Sondler Wind bekommen von der Stelle befürchte ich eine Invasion und ich habe noch mehr Interessen in dem Gebiet die noch Zeit und Ruhe brauchen (ohne Sonde aber mit der Kamera).

Also meine Frage, da ja hier doch öfter mal sehr interessierte, intelligente und fachkundige Leute vorbeischauen - was könnte das sein, hat jemand schon einmal ähnliches auf Luftbildern gesehen? Vielleicht ist es ja was ganz banales aber es ist seit rund 60 Jahren deutlich erkennbar.

Gruß Eulengebirge
 

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#2
Im Bild 2, rechts (östlich) der Formation die hellen Punkte und Ovale sind Sanddünungen die aus dem Waldboden hervorstechen und sich als Kuppen von der Umgebung erheben - heute ein mittelhoher Kiefernwald.

Eule...
 

SuR

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#3
In der Tat seltsam. Habe auf die Schnelle auch keine gescheite Idee.


Im Rahmen der Jonastalgeschichten gab es auch mal eine seltsam Sache auf einem Luftbild: ein Stückchen östlich von Luisenthal waren mehrere "kreisrunde Flecken" im Wald zu sehen.
Wenn mich nicht alles täuscht, hatten wir uns damals nach langer Diskussion auf Meiler eines Köhlers geeinigt.
 
#4
Hallo SuR, der Gedanke mit der Köhlerei ist ein interessanter Ansatz! Da zu der Stelle diverse Fahrzeugspuren zu führen scheinen, dachte ich auch schon mal an Holzstapel - dann erschienen mir diese aber zu groß zu sein. In dem Kampfgebiet gab es natürlich durch Splitterwirkung eine Menge von Bäumen die als Nutzholz nicht mehr zu gebrauchen waren, vielleicht hat man aus der Not eine Tugend gemacht und sie zu Holzkohle verarbeitet.

Aus der Zeit vor etwa 1850 sind aus der Gegend auch zahlreiche Pechhütten bekannt in deren Nähe dann später die ersten Forsthäuser gebaut wurden, aber Wagenschmiere wurde um 1945 vermutlich dann doch nicht mehr aus Holz gewonnen. Obwohl, die deutschen Chemiewerke waren ja weitestgehend zerstört...

Werde wohl mal mit den Luftbildern und der Fragestellung zur Oberförsterei und zum Bürgermeister der naheliegenden Gemeinde gehen und gegebenenfalls berichten, ich bleibe dran am Thema.

Gruß,
Eulengebirge
 
#5
Das komische ist das die Birken alle abgestorben sind. Die Birke ist eigentlich ein Unkraut die sofort auf Ödflächen Fuß fasst. Allerdings benötigt sie eine Menge Wasser.
Auf dem ersten BIld ist die betreffende Fläche bewaldet, auf dem zweiten kahl geschlagen und später wieder bewaldet, sogar stärker als vorher.

Meiler sind etwa rund, da das HOlz im Kreis um die Feuertonne geschichtet wird.
 

SuR

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#6
Ich könnte mir auch vorstellen, dass dort große Mengen geschlagenes Holz gelagert gewesen sein könnten. Dadurch wäre eine starke Bodenverdichtung erklärlich, weswegen dort nichts mehr wächst....
 
#7
SuR's These mit den Holzstapeln kann ich sehr gut folgen da ja das westlich angrenzende Waldtück abgeholzt wurde. Habe mal so genau wie möglich gemessen wie groß die Quadrate sind - Ergebnis ca. 13 x 13m +/- 0,5m. Auf dem Luftbild glaube ich einen Schattenwurf dieser quadratischen Formationen zu erkennen - zu erahnen, ein gewisser plastischer Eindruck ist zumindest wahrnehmbar. Ob der Druck eines solchen Holzstapels ausreicht den Waldboden auf lange Jahre so unfruchtbar zu machen weiß ich nicht?

Jetzt wäre es natürlich sehr aufschlußreich, eine weitere Luftaufnahme von 5 oder 10 Jahren später auswerten zu können. Falls das wirklich nicht verwendbares, splitterverseuchtes Holz war, hat man es vielleicht für lange Zeit dort liegen gelassen bis es verrottet war und event. sind dann Schimmelpilze/ Toxine für die sterbenden Birken verantwortlich. Wasser hätte es jedenfalls genug da sich westlich angrenzend gleich ein sumpfiges Gebiet befindet.

Ich hatte in der Zwischenzeit einen angeregten Mailwechsel mit dem Bürgermeister der Anliegergemeinde, er ist gleichzeitig Heimathistoriker der auch die Ortschronik verfasst hat und sehr gut über die Gegend informiert ist - durch Ortsfeuerwehr etc.. Er hiel auch ein Zeltlager des in der Nähe befindlichen Landschulheimes für möglich, oder ein Zeltlager kasernierter Volkspolizei die (allerdings ohne das es Unterlagen darüber gäbe) zu dieser Zeit in den Waldgebieten zugange gewesen sein sollen um Standorte für die neu aufzubauenden NVA-Objekte zu sondieren - die es dort zahlreich gibt.

Im März oder April bin ich wieder oben, dann frage ich noch in der Oberförsterei direkt nach, wäre doch gelacht wenn sich das nicht lösen ließe.

Eulengebirge
 

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#9
Ein Zeltlager wäre eine Möglichkeit.
Einen Polterplatz halte ich für ausgeschlosen, da diese sich fast immer an Wegen befinden.
Zu dem zerfällt Holz in seine organischen Bestandteile d.h. selbst kurzzeitiger Schimmel macht ein Bodenstück nicht unfruchtbar im Gegenteil,nach der verrotung ist dieser Teil mit Humus angereichert.
 
#10
Ja, die Holzlagerplätze kenne ich auch nur direkt am Weg und wenn Holz verrottet dann sollte es eigentlich den sonst mageren Sandboden düngen. Ich kenne einen Besitzer großer Waldungen etwas westlich dieses Ortes der genau diese Strategie verfolgt, Äste und Reste von Auslichtungen bleiben liegen (sehr zum Leidwesen der Sondler).

Bin heute bei Erkundungen mit dem Brandenburg-Viewer auf ein weiteres interessantes Gebilde gestoßen was zum nachdenken anregt. Zu sehen sind sehr exakte, konzentrische Kreise deren Außendurchmesser rund 950m beträgt. Ganz in der Nähe (südwestlich des Zentrum liegt das Forsthaus Schlepzig, am östlichen Rande des Unterspreewald. Von Klein Köris ist eine germanische Siedlung bekannt und über Schlepzig schreiben die Experten von bronzezeitlichen Wallanlagen, Fliehburgen, Ringwällen, eine Oppide (keltische Siedlung) wird auch erwähnt. schaut mal hier so richtig läßt es sich mit neuzeitlichen Ackerbaumethoden nicht erklären - es sei denn die Haunebus treiben im Spreewald ihr Unwesen :D. Ich war schon in der Gegend, der Boden dürfte sehr naß sein weil Spreewaldnähe, weshalb ich nicht an eine Bewässerungsanlage glaube die man im Kreis herumzieht. Die Bilder des Brandenburg-Viewers stammen mit großer Wahrscheinlichkeit vom zeitigen Frühjahr 2010, rechts neben der Straße dürfte ein abgedecktes Spargelfeld zu sehen sein.

Im 1:25.000 Meßtischblatt Nr.3949 von 1903, mit letzten Nachträgen von 1923, ist nichts eingetragen was auf prähistorisches oder ein Naturdenkmal schließen ließe. Das ist nun nichts wirklich unterirdisch relevantes, ich fand es aber gerade spannend als das so über den Bildschirm schwebte :).

Eulengebirge
 

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#11
Oder doch Bewässerung? - bin eben nochmal ins Detail gegangen und bilde mir ein sprühendes Wasser zu sehen, irre. Naja, vielleicht hilft das ja mal bei einer ähnlichen Fragestellung zu einer Erklärung.
 

josef

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#13
Oder doch Bewässerung? - bin eben nochmal ins Detail gegangen und bilde mir ein sprühendes Wasser zu sehen, irre. Naja, vielleicht hilft das ja mal bei einer ähnlichen Fragestellung zu einer Erklärung.
Ist mit Sicherheit eine Bewässerungsanlage! Die "Fahrspuren" der Tragekonstruktion hören exakt vor Erreichung des Wäldchens oben und unten auf. Genau dieser durch die Anlage nicht "bestrichene" Sektor ist auch durch einen farblichen Unterschied zur "bewässerten" Vegetationsfläche erkennbar.

lg
josef
 
#15
Es ist schon wieder über ein Jahr vergangen seit #1, habe nun vermutlich die Lösung für die quadratischen Formationen gefunden. Eine sehr kundige Person berichtete, dass ca. 500m nördlich ein Sprengplatz für Fundmunition gewesen sei, damit liegt die Vermutung nahe, dass es sich dort um (preussisch korrekt) aufgestapelte Panzergranaten etc. handelt die zur Sprengung vorbereitet wurden. Die Fundmunition bewegte sich (laut amtlichen Aufzeichnungen) im Bereich von 100.000 (Infanteriemunition) aufwärts. In dem eng umgrenzten Gebiet seien Unmengen von dem Zeug gefunden worden und dort auch gesprengt worden. Da die Quadrate keinen Schattenwurf aufweisen wie die Häuser der nächsten Ortschaft, gehe ich davon aus, dass es sich um relativ großflächig (15 x 15m Quadrate) ausgelegte Fundmunition handelt die auf dem Luftbild von 1953 zu sehen ist (Irrtum vorbehalten).

Da an der Stelle ein sehr karger und wasserarmer Boden vorliegt, hatte die Vegetation auch 60 Jahre später keine Chance, nicht einmal die Birken.

Eule...
 

kallepirna

Well-Known Member
#17
Bloß irgendwie ist das seltsam, das SPREEWERK ist gleich in der Nähe die Recyceln doch Munition.Warum dann Sprengen na gut ist billiger! Ich habe auch mal irgendwo gelesen, das vom MFS in der Umgebung von Schlepzig eine Bunkeranlage angefangen hat zu bauen. Das ist aber bestimmt nicht gemeint. Leider komme ich nur noch selten in die Ecke. Mfg.kallepirna
 

kallepirna

Well-Known Member
#20
Hallo Edgar!
Ich bin nicht weit von da geboren daher kenne ich die Gegend noch ein bisschen. Fahre da öfter lang wenn ich dort zu Besuch bin. Dein erster Link bezieht sich aufs Spree Werk das wurde aber erst zu DDR Zeiten gebaut soviel ich weiß. Die Muna war bei Krugau das ist aber nicht weit davon weg.http://de.wikipedia.org/wiki/Lübben_(Spreewald). Görings Forschungs Amt hatte auch eine Dienststelle dort. Mfg.kallepirna
 
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