Schmidtstahlwerke AG., Wien 10

#1
Hallo!

Waren die Schmidtstahlwerke in Wien 10, Favoritenstraße 213 an der Rüstungsproduktion beteiligt? Wenn ja, in welchem Umfang? Gab es dort Schutzräume, Bunker, oder ähnliches?

Der Betrieb hatte einen Gleisanschluß und war für damalige Verhältnisse nicht gerade klein.

Beim Googeln habe ich nur Hinweise auf das Jahr 1911 als "Gusswaren und Feilenfabrik" gefunden!

Vielen Dank für eure Mithilfe

kennyG
 

josef

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#2
Hallo @kenny,

bin in dieser Sache auch schon länger dahinter, ohne bisher konkretes zu finden! Jedenfalls waren die Schmidt-Werke in der Grundstofferzeugung (Baustahl, Gussteile...) tätig und damit ein wichtiger Zulieferer für die Rü-Industrie. In der Karte des Wiener Stadt- und Landesarchivs mit der Eintragung der Rü-Betriebe lt. Betriebskartei, Std. 43/44, ist das Werk nicht verzeichnet. Wobei anzumerken ist, dass auf dieser Karte nur die sogenannten "A"-Betriebe und nur einige wichtige "B"-Betriebe (Zulieferer, Sub-Betriebe...) zu finden sind. Ebenso fehlen auf dieser Karte U-Verlagerungsbetriebe und die Erdölraffinerien...

lg
josef
 

josef

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#3
Schmidtstahlwerke Wien 10., Luftbilder aus den frühen 1930iger Jahren:

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Bildquelle: Rechtsfreies Foto aus dem ÖNB-Projekt Österreichische Nationalbibliothek Crowdsourcing

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Bildquelle: Rechtsfreies Foto aus dem ÖNB-Projekt Österreichische Nationalbibliothek Crowdsourcing

Das Unternehmen geht auf eine 1892 in Stadlau von Hugo Rosenthal und Rudolf Schmidt gegründete Feilenfabrik zurück. Die Produktion wurde bald durch ein Stahlhammerwerk und 1905 durch eine Gußstahlhütte in Wien 10. Favoriten, erweitert. Werkzeuggußstahl wurde schließlich auch das Haupterzeugnis der Schmidtstahlwerke. Vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges erfuhr das Unternehmen eine erhebliche Expansion innerhalb der Donaumonarchie. Während des Ersten Weltkrieges wurde in Wien ein Presswerk, eine Gesenkschmiede und eine Geschossfabrik errichtet. Die Expansion auch in das Ausland wurde in der Zwischenkriegszeit fortgesetzt. Der österreichische Unternehmensteil musste allerdings im Zug der Weltwirtschaftskrise 1932 den Ausgleich einreichen der zum Verkauf der ausländischen Betriebsteile führte. 1934 wurde der Betrieb stark verkleinert und auf eine Feilenfabrik und ein Walzwerk in Wien beschränkt fortgeführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Betrieb durch Bombentreffer und Demontagen schwer geschädigt. Bald jedoch konnte die Maschinenfabrik und die Erzeugung von Spezialstählen wieder aufgenommen und 1953 auch die Walzwerkanlage aktiviert werden. Große Bedeutung erlangte die Produktion hochwertigen Betonformstahls. Zum Vertrieb des Rippen-Torstahls wurde 1968 gemeinsam mit der Alpine Montan eine eigene Gesellschaft gegründet.
Quelle: Schmidtstahlwerke – Wien Geschichte Wiki

Am Gelände der ehemaligen Werksanlagen wurden nach Betriebsstillegung in den 1990iger Jahren Wohnbauten errichtet...
 
#4
Quelle u.a.
Durch Torsion kaltverformte Bewehrungsstähle weisen eine erhöhte Festigkeit auf. Sie werden als TOR-Stahl bezeichnet und waren lange Zeit durch eine verdrillte Längsrippe aus den Walzüberständen gekennzeichnet, die sich günstig auf den Verbund mit dem Beton auswirkt. TOR-Stahl wurde vom Österreicher Rudolf Schmidt im Jahr 1936/1937 erfunden. Die Bezeichnung ist in Österreich noch gebräuchlich.

Besondere Bekanntheit erlangte Schmidt mit seiner Erfindung des TOR-Stahls, die er in den Jahren 1935 und 1936 patentieren ließ. TOR-Stahl, ein durch Torsion kaltverwundener Bewehrungsstahl für Beton, bildet seither die grundlegende Basis für den Stahlbetonbau.

Auch hier aus der Geschichte der Marienhütte Graz
1962 Ein Sublizenzvertrag mit der österreichischen Montangesellschaft und den Schmidt Stahlwerken gestattet Franz Großschädl die Herstellung von kaltverwundenem Betonbewehrungsstahl – sogenanntem „Rippentorstahl“. Das Vormaterial, gegossene 6 to-Blöcke, erzeugt er selbst in einem eigens adaptierten 6 to Lichtbogenofen. Die Stahlblöcke werden in der Annahütte in Hammerau (Bayern) zu unverwundenem Betonstahl ausgewalzt. Die Verwindung findet in Graz statt.

Aber auch hier kam eine neue Technologie:
1982 Beendigung der Verwindung und der Torstahlproduktion; Umstieg auf das Tempcore-Vergütungsverfahren (Betonbewehrungsstahl Tempcore TC 55).

Das Tempcore-Verfahren ist eine Methode zum Verbessern der Eigenschaften von Stahl. Dabei wird der Stahl direkt nach dem Walzen an der Oberfläche in einer Wasserkühlstrecke auf ca. 100 °C abgeschreckt. Auf dem Kühlbett wandert die Temperatur wieder vom Kern zum Rand. Diese Methode entspricht in etwa der des Anlassens. Dadurch entsteht ein ferritisch-perlitischer Kern und eine angelassene martensitische Randzone.
Es verbessert sich die Duktilität (Zähigkeit) und die Festigkeit des Stahls. Das Tempcore-Verfahren wird besonders bei der Herstellung von Bewehrungsstahl eingesetzt.
 
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