Waldbauernmuseum Gutenstein - Berufe und Gewerbe rund ums Holz...

josef

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#22
Kalkbrenner - bäuerliche Kalköfen (1. Teil)

Das Gestein der Kalkalpen und das reichlich vorhandene Holz der Region bildeten den Grundstock für ein weiteres Nebeneinkommen der Waldbauern. In zylinderförmigen aus Steinen oder Ziegeln errichteten 2 - 3 m hohen Öfen wurde Kalk gebrannt. Die Kalksteine wurden darin so geschlichtet, dass sie ein durch das "Feuerloch" zugängliches Gewölbe bildeten. Dieses diente als "Heizraum" für das Holzfeuer und musste die darüber liegende Kalksteinfüllung tragen. Oben wurde der Ofen mit einer Lehmschicht und Reisig abgedeckt. Das Holz im Feuerloch wurde traditionsgemäß am Sonntag Abend angezündet und bis Donnerstag früh durchgeheizt. Für die durchschnittliche 10 Tonnen schwere Ofenfüllung mit Kalkgestein wurden in diesem Zeitraum ca. 24 - 30 Raummeter Holz verbrannt. Bei diesem Brennvorgang verwandelte sich der rohe Kalkstein (CaCO3) in gebrannten Kalk (CaO).

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Bildtafel im Museum Gutenstein

Der fertige Branntkalk wurde mit Truhenwagen, die durch Abdeckung gut vor Nässe geschützt waren, in die Orte der Ebene im Raum Wiener Neustadt - Baden bzw. direkt nach Wien gebracht. In Wien gab es früher jeden Freitag "Kalkmärkte", so z.B. am "Lerchenfelder-Gürtel" oder beim "Theater an der Wien".

Durch den Bau von großen und leistungsfähigen Brennöfen durch Gewerbe und Industrie wurden die kleinen bäuerlichen Kalköfen unwirtschaftlich und verschwanden...
(Textbasis gekürzt zusammengestellt aus der Broschüre „Arbeit mit Holz“ v. Hiltraud Ast, „Gesellschaft der Freunde Gutensteins“)
 
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josef

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#23
Kalkbrenner - bäuerliche Kalköfen (2. Teil)

1. Info-Schild im Museum
2. Modell eines bäuerlichen Kalkofens aus der Gegend um Gutenstein
3. - 4. Schnittmodel des Ofens (geschlossen und geöffnet)
5. Diverses Werkzeug der Kalkbrenner
 

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josef

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#24
Wiederentdeckung des Einsatzes von Pferden bei der Holzbringung (-> Rückearbeiten) im Forst:

Der nachfolgende ORF-NÖ. Artikel hat zwar nur indirekt Bezug zum Museum Gutenstein, ist aber meines Erachtens eine gute Beschreibung zur schonenden Bearbeitung der Waldflächen, -Böden...

Forstwirtschaft mit gezügelter Pferdestärke
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Die Technologisierung hat auch vor der Forst- und Landwirtschaft nicht Halt gemacht. Damit verschwanden auch Pferde aus dem Arbeitseinsatz. Den modernen Holzknecht samt Ross und schwerem Gerät gibt es gelegentlich aber doch noch.
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Manuel Willstorfer ist einer der letzten Holzknechte Österreichs und seine beiden Noriker „Gandi“ und „Vincent Diamant“ sind zwei der wenigen Arbeitspferde, die in der gewerblichen Forstarbeit eingesetzt werden. Im Jahr 2019 kann aber auch Willstorfer auf moderne Technik und schweres Gerät nicht verzichten – seine Pferde sieht er als perfekte Ergänzung für die vielfältigen Tätigkeiten, die im Wald anfallen: „Am Ende des Arbeitstages sieht man den riesigen Holzberg, den wir gemeinsam gerückt haben. Oft kommen Forstleute vorbei und fragen, wie wir solche Mengen in so kurzer Zeit geschafft haben. Mit Maschinen allein erreicht man das einfach nicht – nur mit Pferden allerdings auch nicht“, erzählt der 33-Jährige.

Manuel Willstorfer hat selbst keine Wurzeln in der Land- oder Forstwirtschaft. Die Begeisterung für Pferde begleitete ihn seit Kindheitstagen, zum Beruf machte er seine Leidenschaft aber erst 2016. Heute wendet er sein seither im Selbststudium erworbenes Wissen mit seinem zwei Pferdestärken starken Team gewerblich an und hält bereits Vorträge für andere interessierte Forstwirte. Über mangelnde Aufträge kann er sich nicht beklagen: „Das Interesse an unserer Arbeit ist unglaublich. Mittlerweile sind wir Sommer wie Winter beschäftigt“, erzählt er.

Pferd hat Vorteile in dichten Wäldern
Einen unschlagbaren Vorteil sieht Willstorfer vor allem in der Wendigkeit von Pferden. „Außerdem verletzen wir den Boden überhaupt nicht während unserer Arbeit und sind im Vergleich zu Maschinen im Bestand selbst wahnsinnig schnell unterwegs.“ Während kettengetriebene Forstmaschinen teilweise tiefe, nur schwer heilende Wunden im Waldboden hinterlassen, erledigen die Pferde ihre Arbeit deutlich sanfter. Damit werde einer Verdichtung des Bodens vorgebeugt, sodass er weiterhin Wasser aufnehmen und in tiefere Erdschichten weiterleiten könne, erklärt Willstorfer.
In der Praxis arbeitet das Trio gemeinsam mit anderen Fachkräften. Sobald die Stämme gefällt und entastet sind, kommen die Pferde zum Einsatz und rücken sie bis zum Sortierplatz, wo moderne Maschinen übernehmen und die Stämme sortieren und ablegen bzw. abtransportieren. „Das heißt, dass wir den Bestand eigentlich nicht verlassen müssen“, so Willstorfer. „Sobald wir an der Forststraße sind, übernimmt der Traktor mit Rückewagen – das ist optimale Arbeitsteilung.“

ORF/Berger
Manuel Willstorfer ist einer der wenigen gewerblich in der Forstwirtschaft Tätigen Österreichs

„Noriker mögen die Arbeit im Wald“
In der Zusammenarbeit mit Mensch und Maschine müssen die Kaltblutpferde nicht nur stark sein, sondern dürfen vor allem nicht schreckhaft sein, wenn unmittelbar neben ihnen Motorsägen aufheulen, Bäume fallen und Traktoren rangieren. „Damit ein Pferd im Wald zum Einsatz kommen kann, müssen sie bereits als ganz junge Tiere an ihre Aufgaben gewöhnt werden. Etwas hinter sich herzuziehen, das auch noch Lärm macht, muss für ein Fluchttier wie ein Pferd erst gelernt sein“, erklärt Willstorfer. Weil er bei der Arbeit im Wald gelegentlich zehn bis 15 Meter von seinen Pferden entfernt steht, muss die Zusammenarbeit auf Zuruf funktionieren. „Gandi“ und „Vincent“ kennen seine Kommandos – ob links, rechts, Halt oder Marsch, langsamer oder schneller.
Ihr Besitzer ist davon überzeugt, dass den Pferden die Arbeit Spaß macht. „Der Noriker ist die typische österreichische Arbeitspferderasse. Ich denke, dass sie die tägliche Arbeit brauchen und man merkt, dass sie das auch wirklich mit vollem Einsatz und Eifer erledigen, weil es ihrem Naturell entspricht“, so Willstorfer mit Blick auf die beiden Riesen, die mehr als 700 Kilogramm auf die Waage bringen und noch weiter Muskelmasse auf bis zu 900 Kilogramm aufbauen werden. „Auf kurze Distanzen können sie ihr eineinhalbfaches Körpergewicht bewegen. Im Normalfall arbeiten sie mit Stämmen bis zu 40 Zentimeter Durchmesser, die auf circa vier Meter lange Teilstücke zugeschnitten werden.“

Bis 1930-er waren Pferde erste Wahl im Forst
Jahrhundertelang war das Pferd aus der Forst- und Landwirtschaft nicht wegzudenken und fixer Bestandteil bäuerlicher Betriebe. Mitte des 20. Jahrhunderts verloren Rösser langsam ihren Stellenwert, schwerer Geräte und Maschinen verdrängten sie ab den 1930er-Jahren beinahe zur Gänze als Arbeitstiere. Rückungen per Pferd im Forsteinsatz wurden zur absoluten Seltenheit.
Ganz verschwunden ist die Tradition der Land- und Forstwirtschaft mit Mensch-Pferde-Teams nicht. Die Anzahl der gewerblich mit Pferden arbeitenden Forstwirte ist heute aber überschaubar. Laut Auskunft der Österreichischen Interessensgemeinschaft Pferdekraft (ÖIPK) sind österreichweit zwischen 15 und 20 Menschen mit Pferden im Arbeitseinsatz, ein nicht genau zu beziffernder Teil davon ist – wie Manuel Willstorfer aus Wilhelmsburg – auch gewerblich tätig.

Bestand mancher Nutztierrassen mittlerweile bedroht
Die eingebrochene Nachfrage nach Arbeitspferden machte sich auch in den Züchtungsstatistiken bemerkbar. Die in Österreich am häufigsten eingesetzte Pferderasse für die Land- und Forstwirtschaft sind Noriker. Der Bestand der mittelschweren, trittsicheren und wenig schreckhaften Gebirgskaltblutpferde war bereits so stark zurückgegangen, dass sie auch heute noch im österreichischen Agrarumweltprogramm als „gefährdet“ eingestuft sind.

Mittlerweile gibt es eigene Vereine, die sich dem Erhalt der Arbeitspferderassen verschrieben haben. Dem Handbuch der ARCHE Austria, einem Verein zur Erhaltung seltener Nutztierrassen, ist allerdings zu entnehmen, dass der Bestand nur aufrecht zu erhalten sei, wenn etwa 25 Prozent der Norikerfohlen der Fleischvermarktung zugeführt werden. „Ohne diese Absatzmöglichkeit wäre die Rasse wahrscheinlich in weit geringerer Zahl erhalten geblieben“, ist dort nachzulesen.

Die Vorzüge der Noriker im Bewusstsein zu erhalten, ist das erklärte Ziel der Österreichischen Interessensgemeinschaft Pferdekraft (ÖIPK). „Diese Pferde können, was vor allem die kleinstrukturierte Landwirtschaft Österreichs braucht. Dafür wurden sie eigens gezüchtet. Was aber teils verloren gegangen ist, ist das dafür nötige Wissen“, sagt Wolfgang Ehmeier, der selbst als Landwirt mit Pferden arbeitet. Um dem Arbeitspferd wieder seinen verdienten Platz im Wald und am Feld einzuräumen, bietet die ÖIPK beispielsweise Fortbildungen an und entwickelt Arbeitsgeräte, die in der heutigen Land- und Forstwirtschaft mit Pferden gebraucht werden.

pixabay/nanseaj
Pferde beim Rücken im Wald sind zum seltenen Anblick geworden

Pferdeeinsatz erlebt sanfte Renaissance
Die Bemühungen zum Erhalt des Pferdeeinsatzes in Land- und Forstwirtschaft machen sich laut Ehmeier bereits bemerkbar. Neuerdings erleben Kaltblutpferde in Österreich ein sanftes Revival. Zuletzt verzeichnen die Züchter und Interessensgemeinschaft ein steigendes Interesse an der Arbeit mit Pferden, vor allem beim vielseitig einsetzbaren Noriker: „Der Noriker ist das einzige Pferd, das in seiner Rassebeschreibung das Zugpferd sogar noch vor der Reiteignung führt. Aber auch als Hobby- und Freizeitpferd erfährt diese Rasse neue Beliebtheit, was gut für die Bestände ist.“ Die Rösser für gewerbliche Arbeit zu nützen, bleibt zwar nach wie vor die Ausnahme, die Hoffnung der Vereinsmitglieder ist aber, dass die Maschinen aber schon bald wieder vermehrte Verstärkung durch „echte Pferdestärken“ bekommen könnten, so Ehmeier.

Forstwirtschaftsschüler erlernen alte Tradition
Damit die Tradition des Rückens nicht in Vergessenheit gerät, werden auch an der Landwirtschaftlichen Fachschule Edelhof bei Zwettl die Schülerinnen und Schüler des Forstschwerpunktes mithilfe eines schuleigenen Pferdes im Wald ausgebildet. „Und ist wichtig, dass die Jugendlichen nicht nur die Arbeit mit schweren Maschinen lernen. Aber natürlich muss man realistisch genug sein, um zu wissen, dass die Waldbewirtschaftung heute vor allem wirtschaftlich sein muss. Da wird das Pferd vermutlich nie wieder jenen Stellenwert bekommen, den es vor hundert Jahren noch gehabt hat.“

Dennoch wolle sie den Schülerinnen und Schülern nahelegen, dass der Einsatz von Pferden große Vorteile habe – "vor allem in sehr dichten Wäldern oder dort, wo das Gelände keinen schweren Maschinen erlaubt. Aber auch bei kleinen Waldbeständen zahlt sich das Pferd im Gegensatz zu Maschinen eher aus, erklärt Bauer. Angewandt wird die Tradition dennoch in den seltensten Fällen. „Professionisten, die das auch gewerblich nutzen, kenne ich im Waldviertel nicht“, so die Direktorin. Aber auch sie sieht die Zukunft der modernen Forstwirtschaft in einer sinnvollen Ergänzung von Mensch, Tier und Maschine.
16.12.2019, Veronika Berger, noe.ORF.at

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Forstwirtschaft mit gezügelter Pferdestärke
 
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