Was wurde aus einst unentbehrlichen aber auch unnötigen Accessoires rund ums Auto?

josef

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#1
ZUBEHÖR
Auto-Nostalgie: Was es alles (schon fast) nicht mehr gibt
Nicht nur die Mobilität befindet sich im Wandel, auch etliche technische Inhalte und einst unentbehrliche Accessoires sind passé oder verschwinden rasch. Ein nostalgischer Streifzug
Da saßen wir also eines Tages zusammen und sinnierten, was alles es heutzutage (fast) nicht mehr gibt an und in den Autos und ums Automobil herum. Guido "der Glu" Gluschitsch machte sich umgehend ans Werk und schuf eine ebenso lose wie famose Reihe von Einzelbesprechungen im Nullen-und-Einsen-Teil des Standard, online also, und wir rekapitulieren hier noch mal kurz im Gutenberg-Universum, was uns dunnemal auf die Schnelle aus den Ganglien purzelte – bevor der Beitrag ebenfalls in den vom großen Leibniz (Stichwort: Dualzahlen) erfundenen digitalen Standard-Kosmos transzendiert.
Alphabetisch sortiert wären das – Kapitel Accessoires: Hutablage, Klopapierrollenhalter, Wackeldackel, Wunderbaum. Aschenbecher. Autofriedhöfe. Kapitel Autospiegel – manuell verstellbare Außenspiegel, Rückspiegel mit Abblendwippe. Bart-Fahrzeugschlüssel. Bordwerkzeug. Bullenfänger. Cabrios mit Festdach, solche mit Textildach und Henkel ("Erdbeerkörbchen") – und Plastikheckscheiben bei Stoffverdecken. Fensterkurbeln. Halteschlaufen – und überhaupt Haltegriffe seitlich oben. Hebel-Handbremsen. Heckspoiler Marke "Bügelbrett". Hydropneumatik. Klappfenster. Kotfänger. Kühlerfiguren.


Das ganze Ding pressen und einschmelzen ist in Zeiten des Multimaterialmixmobils längst nicht mehr, seit Dekaden wird aufwendig getrennt, sortiert, rezykliert, der Nachhaltigkeitsgedanke setzte sich durch.
Foto: Getty Images

Kapitel Licht – Glühbirnen zum Wechseln, gelbe Scheinwerfer der Franzosen, Klappscheinwerfer, Zusatz-Nebelscheinwerfer. Kapitel Motoren: luftgekühlte Aggregate, Wankelmotoren, Zweitakter im Auto. Motorhaube nach vorn öffnend. Stichwort Orientierung: Straßenkarten und -atlanten, Stadtpläne. Pedale stehend. Reserveräder. Radkappen. Regenrinnen. Kapitel Reifen – Reifendimensionen unter 14 Zoll, Reserveräder, Weißwandreifen. Revolverschaltung. Starterklappe/Choke. Stoßstangen. Trommelbremsen. Viscolüfter. Wischerblätter selber wechseln.


Erdbeeren gefällig?
Foto: Volkswagen

Aus diesem Sortiment, das sich beliebig erweitern ließe, greifen wir ein paar Meldungen heraus und beginnen gleich mit dem Kapitel Accessoires. Die Fahrerin/der Fahrer mit Hut hat sich zwar sprichwörtlich erhalten und rutscht einem gerne einmal raus, wenn man ein besonders wapploid manövriertes Fahrzeug voraus ortet. Aber Hutablage hinten, wann haben Sie so was zuletzt gesehen? Noch seltener sind die gehäkelten Klopapierrollenhalter (trotz Corona-Hamsterkäufen). Und der Wackeldackel hinter der Heckscheibe hatte zwar vor ein paar Jahren eine kurze Renaissance, so wie der Wackel-Elvis, den Audi in der Werbung für seine Stufenlos-Automatik bemühte, aber da ist auch schon wieder Gras drüber gewachsen, das wohl nie mehr gemäht werden wird. Dass der olfaktorische Ausnahmezustand mittels Wunderbaum seltener wird, ist eine Wohltat – die aber zum Teil kompensiert wird durch aktive Beduftung im Auto.


Schade übrigens auch um die hübschen Weißwandreifen von einst.
Foto: Wikipedia

Dessen letzte Ruhestätte, der Autofriedhof: du meine Güte. Das ganze Ding pressen und einschmelzen ist in Zeiten des Multimaterialmixmobils längst nicht mehr, seit Dekaden wird aufwendig getrennt, sortiert, rezykliert, der Nachhaltigkeitsgedanke setzte sich durch.

Ein Auto ist doch kein Ballon
Für Beeren aus biologischem Anbau waren die "Erdbeerkörbchen" nicht gedacht, sondern zum Stabilisieren gegen den Ballon-Effekt (und Überschlagsicherheit). Sie wissen, wo wir gelandet sind: beim Cabrio mit Henkel. Am bekanntesten sind die frühen offenen Golfs, jüngstes Beispiel: Chrysler PT Cruiser Cabrio (2004). Die Sache ist aufgrund enormer Steifigkeitsfortschritte bei Dachkonstruktionen nicht mehr nötig, auch sind diese Verdecke längst ganzjahrestauglich, wasserdicht, und weil eben nicht mehr "Fetzendach", kommen hinten keine biegsamen Plastiksichtfelder mehr rein, sondern normale Heckscheiben. Dass die Festdachcabriomode vorbei ist: welche Wohltat. Was waren da für Asphaltgeschwüre dabei, Peugeot 307 CC, Renault Wind, Mitsubishi Colt CZC, Nissan Micra CC etc.


Hebel-Handbremsen werden auch immer seltener.
Foto: Stockinger

Wenn wir zu den Kühlerfiguren springen, die es auch (schon fast) nicht mehr gibt, so ist damit ein bedauerlicher Kulturverlust adressiert. Was war da in der frühen Zeit des Automobils noch an Kunst und Kunsthandwerk zugange; heute zählt nur noch Kostendruck, das sanfte Diktat der Aerodynamik und der Fußgängerschutz. Wer doch noch Figur zeigt, ist meist im Hoch- und Höchstpreis-Segment beheimatet. Die feenhafte Spirit of Ecstasy bei Rolls-Royce ist eine der letzten Nischen von Kunst und Ästhetik auf der Motorhaube, selbst der Stern obenauf verblasst immer mehr bei Mercedes. Das Flying B von Bentley, Rembrandt Bugattis tanzender Elefant auf dem Royale, der Adler von Chevrolet, der geflügelte Pfeil von Horch, der Leaper von Jaguar, der Schwan von Packard, und, und, und: Wo sind sie geblieben? Immerhin hat sich zum Thema eine veritable Sammlerszene etabliert, und wer Lust auf gute Figur hat, kann ja eine Oldtimermesse oder -veranstaltung besuchen. Sobald es so was wieder gibt.

Was war da in der frühen Zeit des Automobils noch an Kunst und Kunsthandwerk zugange.
Foto: imago

Mist, mir geht gleich der Platz aus. Was wollte ich noch kurz anreißen? Es werde Licht! Wann haben Sie zuletzt ein Birndl gewechselt bei Ihrem Auto? So was gibt es lange schon nur mehr als komplettes (und entsprechend teureres) Modul, im LED-Zeitalter erst recht. Verglüht sind aber auch ewig schon Extravaganzen wie die gelben Lichter der Franzosen – Argument: besser für die Augen –, mit der sie sich gegen die weiße Übermacht gestemmt hatten. Klappscheinwerfer, einst bei Coupés und Sportwagen sehr beliebt: ebenfalls weg. Mazdas erster MX-5 hatte noch welche, BMWs gefloppter 8er auch (beide ab 1989), Porsche 914 (1969), 924 (1976), 928 (1977) und diverse Corvetten seien stellvertretend für eine Armada von Fahrzeugen mit dem kessen Augenaufschlag angeführt. Die viele potenziell anfällige Mechanik, wiederum Aerodynamik und die Möglichkeiten, die LED eröffnen, waren der lichten Klappe Tod.


Moment, Tachos waren mal mechanisch?
(Anm. v. poll)Foto: imago

Die Navigationssysteme haben das Manövrieren in unbekannter Umgebung revolutioniert, gar keine Frage. Was war das früher für ein Gefummel mit Straßenkarten und Autoatlanten, ablenkend auch, und am Beifahrersitz befanden sich ohnehin in der Wahrnehmung der Person am Steuer meist pure Stümper(-innen). Doch das menschliche Gehirn ist gnadenlos, Kognitionsforscher stellen fest, dass sich in rapidem Maße Synapsenschaltungen in jenen Arealen rückbilden, die seit Urzeiten für Orientierung zuständig waren. Immer mehr Menschen wissen kaum noch die Himmelsrichtungen korrekt anzugeben. Was haben wir damals beim Heer geschimpft, als wir beim Orientierungsmarsch, nur mit Bussole und Marschzahl bewaffnet, uns auch entlang der Höhenlinien auf den Karten zum Ziel vorkämpfen mussten, aber es ging, ganz ohne GPS. Sag das heute einmal der Jugend, sie solle ohne Smartphone-Ortung oder Navi wohinfinden. Wenn möglich, bitte wenden ...


Was war das früher für ein Gefummel mit Straßenkarten und Autoatlanten.
Foto: Stockinger

Und huch, was nehme ich zuletzt noch? Das Reifenkapitel. An Kleinzöller, 14 und drunter, die wie verloren im Radkasten standen, erinnert man sich kaum noch, obwohl die Japaner etwa sich lange Zeit ließen, bis sie nachzogen. Inzwischen sind wir bei Mühlrädern 20 Zoll aufwärts angelangt, wohin mag das noch führen? Reserveräder gibt es auch keine mehr, laut Statistik liegt die Wahrscheinlichkeit für einen "Patschen" irgendwo bei 1:10.000 – aber hey, was, wenn du gerade die/der Zehntausendste bist? Das ganze Tirefit-Zeugs, na ja, besser, das braucht man nie, und mittlerweile verschwinden sogar die Asphaltschneider-Notreifen aus den Autos, weil die Reserveradmulde unter der Kofferraumabdeckung zunehmend für Elektrifizierungskomponenten genutzt wird. Lediglich bei Geländewagen ist der Reserve-Pneu noch en vogue. Schade übrigens auch um die hübschen Weißwandreifen von einst. Doch wie heißt es so schön? Das einzig Konstante im Leben ist der Wandel. (Andreas Stockinger, 12.2.2021)

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#2
GUTE FIGUR MACHEN
Über die untergegangene Kultur der Kühlerfiguren
Einst durften sie auf keinem noblen Fahrzeug fehlen, heute sind wenige übrig geblieben: der Spirit of Ecstasy von Rolls-Royce, der Mercedes-Stern und das Flying B von Bentley
Spirit of Ecstasy. Die immerjunge Schutzfee von Rolls-Royce feiert heuer ihren 110. Geburtstag. Ein hübscher Anlass, das Kapitel Kunst auf dem Kühler kurz Revue passieren zu lassen. Den 100er der von Charles M. Sykes entworfenen Kühler-Lady feierte die Marke mit einer Bildserie von Starfotograf Rankin – 100 an der Zahl, die nach und nach veröffentlicht wurden. Aber Sykes war nicht der Einzige, der sich an diesen Luxusschiffen verewigte. Aus der Firma des Art-déco-Künstlers René Lalique stammen atemberaubend schöne, filigrane Meisterwerke, geschaffen für Citroën, Bentley, Bugatti, Hispano-Suiza, Voisin und aber eben auch für einen Silver Wraith, 1956.

Spirit of Ecstasy, Schutzpatronin für gleichnamiges Fahrerlebnis bei Rolls-Royce.
Foto: Rolls-Royce

Ein anderer Künstler ist auch gleich zur Stelle, wenn von Art déco und Bugatti die Rede ist: Rembrandt. Nein, natürlich nicht der aus Holland, sondern der jüngere Bruder Ettore Bugattis. 1904 schuf dieser den berühmten tanzenden Elefanten, den Ettore nach seines Bruders Tod als Kühlerfigur für den legendären Type 41 "Royale" verwendete.


Mercedes-Stern, eines der bekanntesten Markenzeichen der Welt.
Foto: Daimler

Flying B von Bentley
Foto: Bentley

Und noch einmal Kunst auf dem Kühler, diesmal österreichischer Provenienz: eine 1906 von Carl Kauba offenbar für die Familie Esterházy gefertigte Skulpturengruppe Heiliger Georg als Drachentöter. Man sehe und staune: so was auf einem Automobil? Das Prachtstück wurde 2019 im Dorotheum versteigert, zum Sammlermarkt, der sich um die seltenen Kühlerfiguren entwickelt hat, später ein paar Worte.


Maybach-Logo
Foto: Daimler

Rolls-Royce-Opalglasfigur von Lalique (1956)
Foto: Wikipedia/Brian Snelson from Hoc

Zurück zur theriomorphen Gruppe, ein weiterer heimischer Beitrag: Gräf & Stift, der Rudolf Weyrs Skulpturen auf der Nussdorfer Schemerlbrücke nachempfundene Löwe. Seit 1916 Warenzeichen der Firma, nach dem Ersten Weltkrieg auf den neu entwickelten Sechszylindermodellen zu finden. Bis in unsere Tage geschafft hat es ein anderer Löwe, zumindest als Emblem: der von Peugeot. Seit 1858 eingetragenes Markenzeichen, prangte er ab 1906 und bis 1958 in unterschiedlichen Ausformungen figurativ auf den Autos.

Seit den 1940er-Jahren fand sich der ebenfalls legendäre Leaper auf den Fahrzeugen von Jaguar. Da hatte die Kühlerfigur sich aber längst vom ursprünglich funktionalen Zweck auf dem Kühlerdeckel gelöst, und in den meisten Fällen machten Sicherheitsauflagen dem Phänomen den Garaus. Übrig blieb bei Jaguar nur mehr der Growler im Wappen – wie jenes von Peugeots Leu oder Ferraris und Porsches Hengst letztlich ein Relikt aus Mittelalter und Heraldik.

Heiliger Georg als Drachentöter von Carl Kauba (1906)
Foto: Dorotheum

Hermes-Kühlerfigur für Buick (1930er-Jahre)
Foto: Wikipedia/Wolfgang Scharmer

Im Wolfsburger Zeithaus, wundervolles Automobilmuseum, landete – strandete, ist man fast versucht zu sagen – ein Bentley 3 Litre Speed, den Anthony Methley 1923 bestellt hatte und der 1940 vom Bootsbauer Austin Packard Farrar vom Schrottplatz gerettet wurde. Mit dem instand gesetzten Wagen wollte Farrar seine Boote zur Kundschaft karren, als passenderes Markenzeichen ersetzte er das Flying B durch ein filigranes, bronzenes Seepferdchen. Der "Speed" hatte übrigens 80 Seepferdchenstärken, und damit sind wir auf der letztendlichen kulturgeschichtlichen Herkunftsspur der Kühlerzier, bei der Galionsfigur.

Archetypisch
In der Christlichen Seefahrt kamen da gerne Nixen und Frauengestalten vor. Große Bekanntheit haben auch die Drachenboote der Wikinger, das archetypische Motiv an Vorder- und Hintersteven taucht aber schon in grauer Vorzeit auf, wie etwa die bronzezeitlichen Petroglyphen im schwedischen Bohuslän oder die Abbildungen der Seevölkerkriege auf dem Totentempel von Ramses III. in Medînet Hâbu (12. Jahrhundert vor Christus) belegen. Verbürgt sind ferner Schwäne, sie sind auch Apollons und Brahmas heilige Tiere, das mythische Motiv taucht neuzeitlich in Lohengrins von einem solchen gezogenem Boot auf, nie sollst du mich befragen (mein lieber Schwan, da kommt einem auch der Kranich bei Hispano-Suiza in den Sinn und der Adler bei Chevrolet, 1930er). Für Phönizier und frühe Griechen ist das Pferd figurativ verbürgt, naheliegend insofern, als Poseidon Gott des Meeres und auch der Pferde war, womit sich der Kreis zum Bentley-Seepferdchen schlösse.
Egal, unter welchem Zeichen da vorne auch immer man auslief, es sollte Schutz und Segen auf allen Wegen spenden. Dass die Kühlerfigur von Beginn an auch durch finanzielle Potenz aufgeladen war, solange das Auto noch exklusives Statussymbol war, ist natürlich ebenfalls unstrittiges Faktum.

Weitere Subgenres: Personen und Firmenzeichen. Aus Österreich erwähnt sei etwa eine ägyptische Prinzessin aus der Werkstatt Weber & Rühl. Sorgte in den 1920er-Jahren selektiv bei Steyr für frontales Wohlgefallen. Und, weiterhin Mythenwelt Land am Nil: eine Sphinx auf dem Sapphire 346 von Armstrong Siddeley (1950er). Gute Figur machten ferner, bei Buick in den 30ern, eine hermesartige Figur sowie eine sich im Wind räkelnde Frau. Selbe Zeit und ästhetischer Volltreffer: der Bogenschütze auf diversen Pierce-Arrows, auch auf dem von Nikola Tesla (Raumenergie!).


Leaper von Jaguar
Foto: Jaguar

Der Bogenschütze ohne Schütze sozusagen war kurzzeitig bei Horch zu finden: der vom Grafiker und (Auto-)Designer O. H. W. Hadank gestaltete geflügelte Pfeil, und damit abschließend zu den Firmenzeichen. Das von Maybach beispielsweise, mit dem doppelten, vom Bogendreieck gerahmten M, das bereits erwähnte Flying B von Bentley und zuletzt das bekannteste von allen: der Stern von Mercedes, Markenzeichen seit 1926. Verschwindet leider auch immer häufiger von der Haube in den Grill. Wo er noch oben ist: Nix da made in Germany, produziert wird er in der Türkei.

Zwei Löwen-Kühlerfiguren: einmal österreichisch (Gräf & Stift)...
Foto: Dorotheum

...einmal französisch (Peugeot).
Foto: Peugeot

Maskottchen

Der fliegende Pfeil zierte die Karossen von Horch nur kurz, etwas Ähnliches findet sich heute noch auf der Firmenplakette von Škoda (Federschmuck mit Pfeil).
Foto: Wikipedia/Ralf Pfeifer

Zu den größten Berühmtheiten des Genres schließlich zählt der tanzende Elefant vom Bugatti Type 41 "Royale" – von Ettores Bruder Rembrandt Bugatti.
Foto: Bugatti

Kennen Sie übrigens Louis Lejeune? Nein, nicht den deutschen Maler, sondern die gleichnamige britische Firma. Dort bekommt man alles an Automaskottchen und Kühlerfiguren, was man sich vorstellen mag oder lieber auch nicht, und damit noch rasch ein Schlenker zur Sammlerszene. Wir befragten Wolfgang Humer, Leiter der Abteilung Klassische Fahrzeuge im Dorotheum, zum Thema. Er berichtet von einer überschaubaren Szene, allzu viel an historischem Zierrat habe die Zeitläufte ja nicht überstanden. Dementsprechend heißt es bei den Preisregionen: vom zweistelligen Bereich bis "nach oben hin offen" – fast. "Ich könnte mich nicht daran erinnern, dass eine Kühlerfigur schon einmal Sechsstelligkeit erreicht hätte. Fünfstelligkeit sehr wohl." Und es habe sich zwar der Markt konsolidiert, aber "gerade bei den guten Sachen, wenn es in Richtung Jugendstil, Art déco geht, spricht das auch eine andere Sammlergruppe an: Französische Lalique-Glasfiguren kauft nicht nur der Autonarr, die kaufen auch andere Sammler".

Sammlerprofil? "In der Regel Herren fortgeschrittenen Alters. Wenn es um Art-déco-Stücke geht, rücken in der Szene aber auch schon die Jüngeren nach." In Österreich besonders begehrt seien einige Klassiker, so Humer weiter, wie die Löwen von Gräf & Stift, "und nicht einmal nur Kühlerfiguren, sondern solche, die vielleicht Briefbeschwerer waren und die Zeiten besser überstanden". Die heimischen Klassiker schlechthin seien aber die Weber & Rühl-Figuren aus Wien VII, "wo jetzt die Apollo-Garage ist. In den 1930ern hatten Weber & Rühl dort die Steyr-Vertretung, und sie haben die Autos mit ihren eigenen Figuren ausgestattet."
(Andreas Stockinger, 9.4.2021)
Über die untergegangene Kultur der Kühlerfiguren
 
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