Hat rautenförmiges Muster auf Fichtenstamm im Waldviertel keltischen Ursprung?

josef

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#1
Rätsel um „gemusterte“ Fichte im Waldviertel
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Einen besonderen Fund hat Gerhard Blabensteiner in Schönbach (Bezirk Zwettl) gemacht. Beim Entrinden einer Fichte ist ein rautenförmiges, gleichmäßiges Muster aufgetaucht, wie auch die „Krone“ berichtet. Der Forstwirtschaftsmeister sucht nun eine Erklärung dafür.
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Gerhard Blabensteiner hat schon viel Zeit mit Holzarbeit verbracht – unter anderem 16 Jahre in einem Sägewerk – aber das hat auch er noch nie gesehen: Ein Muster auf einem Baumstamm, dass erst beim Entrinden der Fichte zum Vorschein gekommen ist. Rautenförmige, gleichmäßige Linien ziehen sich über das Holz.
„Das kenne ich nicht von Bäumen und ich habe schon Millionen von Baumstämmen gesehen. Das ist einzigartig“, meint Blabensteiner im Gespräch mit noe.ORF.at. Aus forstlicher Sicht könne er dieses Phänomen nicht begründen.

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Gabriele Moser
Gerhard Blabensteiner hat den besonderen Stamm entdeckt

Gabriele Moser
Eine Erklärung für die Musterung gibt es jedoch noch nicht

Förster sucht Erklärung
Wenn es aktuell (noch) keine naturwissenschaftliche Erklärung gibt, kursieren zumindest Spekulationen rund um einen möglichen keltischen Hintergrund. Zuletzt habe Blabensteiner mehrere Bäume von verschiedenen Orten entnommen, unter anderem auch von einem naheliegenden Druidenplatz. Ob besagter Baum auch tatsächlich von dort stammt, kann der Forstwirtschaftsmeister jedoch nicht sicher bestätigen. Er hofft auf eine Erklärung aus der Bevölkerung oder der Wissenschaft.
12.04.2024, red, noe.ORF.at

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Rätsel um „gemusterte“ Fichte im Waldviertel
 
#2
Ich glaub das ist garnicht keltisch oder misteriös, denn darüber stand mal was im "Spektrum der Wissenschaft". Genau diese Muster entstehen bei Überlastungen des Stammes, die der Baum dann selbst heilt und verstärkt. Es waren viele Bildbeispiele drin. Gerade im Alpenraum gibts das scheinbar relatitv oft, durch Schnee und Sturm. Ich schau mal ob ich das Heft noch finde.
Gruß
Albert
 
#4
@Blechhaferl Bravo!!
Albert entzaubert mit Hintergrundinformation Wissenschaft und überrascht Forstwirtschaftsmeister!!

Zerstört allerdings das junge Pflänzchen vom zukunftsträchtigen Kelten-Tourismus mit Druiden und Schamanen :):)
 
#5
Ja, blöd, aber ich bin halt nicht so der Druiden/kelten/schamanist, bin kein Freund von Mittelaltershows und -märkten, und mit Tourismus hab ichs jetzt auch nicht so. Und schon zweimal nicht mit der Kronenzeitungo_O. Und wie man als Forstmeister bei einem Fichtenstamm diesen Durchmessers auf Keltenzeit kommen kann, ist mit außerdem ein absolutes Rätsel. Ich hab mal als Kind bei einer frisch gefällten Fichte wirklich mächtigen Durchmessers die Ringe gezählt, und bin auf grad mal 120 gekommen. Zurückgerechnet war das ca. 1850, ich glaub da warn die Kelten schon zu 100% assimiliert...;)
Edit: Grad gelesen: Die Keltenspekulation stammt angeblich von Bürgern, nicht vom Förster.
Gruß
Albert
 
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josef

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#7
Rätsel um Rautenmuster auf Fichte geklärt
Bei dem ominösen Rautenmuster auf einer Fichte aus dem Waldviertel handelt es sich laut einem Experten um Faserverletzungen des Holzes. Das Phänomen namens Wulstholz gilt als sehr selten und kommt nur bei Nadelbäumen in besonders exponierter Lage vor.
Online seit heute, 5.28 Uhr
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Als Förster Gerhard Blabensteiner aus Schönbach (Bezirk Zwettl) vergangene Woche eine Fichte entrindete, staunte er nicht schlecht: Unter der Rinde fand er ein gleichmäßiges, rautenförmiges Muster.

Rasch wurden im Waldviertel Vermutungen über einen übernatürlichen Ursprung angestellt, gar Spekulationen über einen keltischen Hintergrund gab es. Alles Unsinn, sagt Holztechnologe Rupert Wimmer vom Standort der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Tulln, es handle sich um das seltene Vorkommen von sogenanntem Wulstholz.

Wülste geben zusätzliche Stabilität
Wulstholz könne bei Nadelbäumen in sehr wind- und wetterexponierter Lage gebildet werden, sagt Wimmer. Häufig wechselnde Windrichtungen oder besonders hohe Schneelast setzten den Hölzern zu und behinderten das Wachstum, erklärt Wimmer: „Die Holzfasern werden durch die hohen Spannungen gestaucht.“

Der Baum versuche die Spannungen auszugleichen, in dem er zusätzliche Zellen in Wulstform bilde. „Das ist ein elastisches Holz, das die Biegsamkeit erhöht“, erklärt Wimmer. Die Wülste funktionierten wie elastische Scharniere, die den Baum mit einer höheren Biegsamkeit und Stabilität ausstatten.

Rautenform verläuft an Spannungslinie
Das Rautenmuster entsteht dabei als Laune der Natur. „Setzt man einen Baum unter Spannung und misst diese, sieht man, dass die Spannungslinie rautenförmig um den Baum verläuft“, erklärt Wimmer. Die Waldviertler Fichte hat die Wülste also genau dort gebildet, wo die Spannung am stärksten war. Von außen sieht man sie übrigens kaum, erst wenn der Baum entrindet ist, wird das Wulstholz sichtbar.
Wissenschaftlich beschrieben wurde Wulstholz bereits in den 1940er Jahren, das Phänomen kommt allerdings nur selten vor. Für die Verarbeitung hat das Holz in der Regel wenig Wert, meint Wimmer, da durch die wechselnden Spannungen das Wachstum ungleichmäßig verlief.
17.04.2024, Tobias Mayr, noe.ORF.at
Rätsel um Rautenmuster auf Fichte geklärt
 
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