Ein Blick in "die Altstadt" von Waidhofen an der Ybbs

Bunker Ratte

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#1
Einer meiner Ziele in dieser Gegend war die Altstadt in Waidhofen an der Ybbs, bei meiner Reise in die Eisenstrasse. Den einen oder anderen Einblick in die Geschichte der Stadt konnte ich erfahren und einige Blickfänge festhalten.

Zu Beginn das Schloss Rothschild:
ein kleiner Auszug aus Wiki

Das Rothschildschloss oder Schloss Waidhofen liegt in der Stadt Waidhofen an der Ybbs im südwestlichen Niederösterreich. Die ursprünglich mittelalterliche Burg mit Baukern aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts war jahrhundertelang Sitz der freisingischen Pfleger. Der berühmteste Besitzer des Schlosses war Albert Salomon Anselm von Rothschild (1844–1911), der es ab 1875 zum Sitz der Verwaltung seiner ausgedehnten Güter machte. Auf seine Veranlassung hin fand unter Mitwirkung des Wiener Dombaumeisters Friedrich von Schmidt (1825–1891) ein tiefgreifender neugotischer Umbau statt. Heute im Besitz der Stadt, wurde das Gebäude bis 2007 einer grundlegenden Renovierung unterzogen, im Rahmen derer durch den Architekten Hans Hollein neue architektonische Akzente gesetzt wurden. Im Jahr 2007 war es neben dem Schloss Sankt Peter in der Au Schauplatz der niederösterreichischen Landesausstellung. Heute beherbergt es neben verschiedenen anderen Einrichtungen der Stadt Waidhofen das, sich der Geschichte der Stadt widmende „5e-Museum“.

Schloss Waidhofen liegt auf einem Konglomeratfelsen über dem Fluss Ybbs, im Mündungszwickel zwischen Ybbs und Schwarzbach. Es bildet die Spitze eines spitzwinkeligen Dreiecks, dessen Fläche der historischen, ehemals befestigten Innenstadt von Waidhofen an der Ybbs entspricht. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das noch heute durch Mauern und den Turm des ehemaligen Zeughauses befestigte Areal der Stadtpfarrkirche. Diese Gebäude bilden gemeinsam, vor allem wenn man mit der Bahn oder dem PKW von Amstetten kommt, das beeindruckendste Ensemble der Stadt.

Der auffälligste Teil des Gebäudes ist der 9-stöckige, 33 m hohe, aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammende Bergfried mit auffallendem Umgang im Bereich der Wehrplattform. Aufgesetzt auf das zinnenbekrönte oberste Stockwerk ist ein 2006 errichteter, 9 Meter hoher, verjüngter, quaderförmiger Glasaufbau, der effektvoll beleuchtet werden kann.

Alle Gebäude des Schlosses gruppieren sich um einen pittoresken Innenhof: Am auffälligsten präsentiert sich hofseitig das ehemalige mittelalterliche herrschaftliche Wohngebäude, das mit seinen zwölf Fensterachsen größte Bauwerk des Schlosses. Seine Schaufassade wird durch die vorgelagerten neugotischen Arkaden gebildet, die eigentümlicherweise im Erdgeschoss spitzbogig und im Obergeschoss rundbogig ausgeführt sind. Die Brüstungen des Obergeschosses weisen zierliches neugotisches Maßwerk auf.

Einen starken Kontrapunkt setzt das gegenüberliegende, zwar wesentlich kleinere, durch seine historisierenden Details aber nicht weniger auffällige neugotische Stöckelgebäude mit angebautem Turm, dessen höchste Spitze von vier kleineren Ecktürmen umgeben ist. Die beiden im 19. Jahrhundert im Stil der Neugotik errichteten Toranlagen des Schlosses führen Richtung Innenstadt bzw. gegenüberliegend mittels steinener Brücke über den Schwarzbach aus dem ehemals befestigten Stadtareal hinaus.
Der gewaltige Baukörper des Hauptgebäudes lässt sich am besten vom anderen Ybbsufer aus betrachten, wohin ein Steg führt, der das gegenüberliegende Zeller Schloss (heute Hotel Schloss an der Eisenstraße) mit der Innenstadt verbindet. Da die Außenmauer des Hauptgebäudes bis fast zum Fuße des Felsens hinab reicht, ergibt sich eine Höhe von 5 Stockwerken. Dahinter verbergen sich aber im untersten Geschoss nur sehr schmale Kellerräume, die dem Felsen vorgelagert sind. Deutlich sichtbar, ungefähr im Zentrum der Wand des Hauptgebäudes, ist eine hellere Stelle, an der sich ursprünglich die im 19. Jahrhundert abgestürzte gotische, erkerartig aus der Wand vorkragende Apsis der Schlosskapelle befand. Ybbsseitig springt noch der neugotische Söller ins Auge. Er ist ebenfalls seit 2007 mit einem Glasaufbau versehen, außerdem wurde 2006/2007 eine auffällige, weit über die Ybbs hinausragende, begehbare Verlängerung geschaffen.
Der älteste erhaltene Mauerteil der Burg, aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammend, befindet sich unterhalb der Oberkante des zweiten Kellergeschosses im Fundament des schmalen nordostseitigen Eckturms (Ecke Richtung Ybbs und Innenstadt) und auf gleicher Höhe im Mauerwerk der Ostfassade nebenan. Das Dach des mittelalterlichen Eckturms ist nun ebenfalls als auffällige, pyramidenförmige Stahl-Glas-Konstruktion gestaltet. An der innenstadtwärts gelegenen Stirnseite des ehemaligen Palasgebäudes wurde, wiederum aus Stahl und Glas, ein moderner Touristeneingang geschaffen.

Ein wenig zur Geschichte:
Die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, wohl wegen der stetig wachsenden Ansiedlung, steigende Bedeutung der Burg Waidhofen lässt sich an den oftmaligen Besuchen der Freisinger Bischöfe ablesen. Sie stellten hier 1264, 1277, 1279, 1283, 1296, 1310 und 1312 Urkunden aus. Für die Burg Konradsheim gibt es solche Belege nicht.
Interessante Einblicke in die Ausstattung einer mittelalterlichen Burg geben zwei Inventarlisten aus 1313 und 1316, wo sich unter anderem finden:
Armbrüste, Pfeile, Lanzen, Brustpanzer, Helme, Eisenhandschuhe, ein Pulversieb, Bärenspieße, Angelhaken, Falkenhauben, Sättel und Zäume für Kriegspferde, 6 eiserne Schüsseln, 46 Kannen, 4 Bratpfannen, 4 kupferne Becken, Flaschen aus Eisen, Kupfer und Zinn, ein eisener Leuchter, ein zusammenlegbarer Tisch, ein bischöflicher Armsessel, drei Tischtücher, 18 Handtücher, Pölster, Bettsack, Federkissen, 2 Nachttöpfe, Tischlerwerkzeug, Schnitzwerkzeug, Stricke, Amboss, eisener Knüppel, eisene Nägel, zwei Pfauenwedel, einen großen und einen kleinen Würfel, der Stuhl des Laurin, zwei Waagen: eine mit Wiener, eine mit Kölner Gewichten.
Aus demselben Jahrzehnt gibt es Verzeichnisse, die darüber Auskunft geben, dass sich in der Burg beträchtliche Geldsummen und mehr als hundert Urkunden und Privilegien der Bischöfe befanden.
Auch über die Burgbesatzung des 14. Jahrhunderts sind wir durch einen erhaltenen Rechenschaftsbericht des Burgverwalters informiert: So lebten auf der Burg die Familie des Pflegers, der die Amtsgeschäfte der Herrschaft zu führen hatte, die Familie des Kastners, der die Abgaben der Bevölkerung einhob, ein Jäger, ein Türmer, ein Torwärter und zwei Wächter.
Über Größe und Aussehen der Burg lässt sich aufgrund der geringen Reste aus dem 13. Jahrhundert nichts Sicheres sagen. Der damalige Palas lag jedenfalls im Bereich der stadtseitigen (östlichen) Hälfte des heutigen Hauptgebäudes. Für den Beginn des 14. Jahrhunderts sind kleinere Umbauten mittels Bauabrechnungen belegt. Zum großen Ausbau der Burg kam es in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, vermutlich weil ab 1365 der Amtssitz der Herrschaft Freising auch offiziell in die Burg Waidhofen verlegt wurde. Anlass war die Zerstörung der Burg Konradsheim im Rahmen eines Konfliktes mit dem Landesherrn Herzog Rudolf IV. Es bestand sogar die Erlaubnis diese wiederaufzubauen, was aber bezeichnenderweise nie geschah. Die Baumaßnahmen in der Burg Waidhofen umfassten die Errichtung des Bergfriedes und die Verlängerung des Palasgebäudes bis zum Bergfried (die Grenze zwischen den beiden verschieden alten Gebäudeteilen des Palas ist noch heute durch den Treppengiebel, der das Dach überragt, leicht erkennbar). Die Errichtung der gotischen Burgkapelle mit ihren kunsthistorisch wertvollen Fresken fällt ebenfalls in diesen Zeitraum. Eine erste Kapelle ist aber schon 1316 erwähnt.
Die freisingische Bischofschronik nennt den berühmten Freisinger Bischof Berthold von Wehingen (Bischof von 1381 bis 1410) als Erbauer des Bergfrieds und Vergrößerer des Schlosses, der durch seine gleichzeitige Tätigkeit als Kanzler der österreichischen Herzöge die freisingischen Besitzungen in Niederösterreich entscheidend fördern konnte. Ob der gesamte Ausbau der Anlage tatsächlich ihm zuzuschreiben ist, erscheint aber fraglich, belegt jedoch sind mindestens drei Aufenthalte im Schloss.

Der große Stadtbrand des Jahres 1515 zerstörte neben der Burg auch die Kirche und die gesamte Obere Stadt. Am Karsamstag 1571 löste der bischöfliche Fischer mit einem Schuss auf Dohlen einen Brand aus, der ebenfalls die Burg und große Teile der Stadt in Schutt und Asche legte. So kam es in dieser Zeit zu umfangreichen Renovierungen und einigen Veränderungen an den Schlossgebäuden. Ab dem 15. Jahrhundert wurde die Burg Waidhofen als „Schloss“ bezeichnet.

Nun die ersten Impressionen meiner Begegnung:
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Bunker Ratte

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#4
Die Bürgerspitalskirche am rande der Altstadt:
Hl.Katharina zweischiffiger, spätgot. Bau, Ende des 15.Jhd. (rhombisches Netzrippengewölbe) ehem. Spitalsgebäude (18.Jhd.), direkt angebaut Spitalsgründung 1274.

1274
Eine Notiz des 19. Jahrhunderts nennt dieses Jahr der Errichtung des Bügerspitals durch den Bürger Hugo Eberhard. Es könnte sich dabei aber auch um das Siechenspital handeln.
1389
Stiftung einer Frühmesse im Spital durch Friedrich Flusshart, die vom Pfarrklerus zu persolvieren ist
1430
Um diese Zeit wird mit dem Neubau der Kirche und des Spitals begonnen. Es hatte 9 Zimmer.
1500
wird die Kirche mit dem Seitenschiff in etwa fertiggestellt sein. Einrichtung der Kirche und Ausstattung mit Flügelaltar und Fresken
1570
findet durch längere Zeit hindurch der protestantische Gottesdienst in der Bürgerspitalkirche statt
1629
Renovierung und Neuausstattung der Kirche für den katholischen Gottesdienst. Zugleich wird auch das Spitalgebäude grundlegend saniert.
1634
Mit der Aufstellung der Seitenaltäre dürfte die Renovierung abgeschlossen sein.
1635
Neues Urbar (Einkommensverzeichnis) des Spitals wird angelegt und eine Instruktion für den Spitalmeister (Verwalter)ausgearbeitet..
1639
Maria Wacholt stiftet im Hinblick auf die Anstellung eines eigenen Priesters.
1643
Orgelreperatur
1644
Kapuziner zelebrieren bis zur Fertigstellung ihres neuen Klosters in der Bürgerspitalkirche.
1729
Hundertjahrfeier der Wiedereinführung des katholischen Gottesdienstes
1730
Armen-Seelen-Liebes-Versammlung an der Kirche
1735
Bestätigung der Armen-Seelen-Liebesversammlung durch die Bischöfe von Freising und Passau und Kreierung der Messeleserstelle
1736
Orgelneubau in dessen Zuge die Kirche „kalkweiss&"; ausgemalt wird. Damals wurden wahrscheinlich auch die Fresken übertüncht
1764
Stiftbriefe über das Bürger- und Siechspital auf Geheiss der Nö Landesregierung
1776
Abtragung des Dachreiters und Bau eines neuen Turmes bis 1777
1844
Liquidierung der Landwirtschaft des Spitals
1848
Umbau des Bürgerspitals und Aufschüttung des Kirchenbodens Im Bürgerspital leben ca. 30 „Pfründner&";.
1853
Innenrenovierung der Kirche (bis 1859)
1864
Neueindeckung des Turmes
1872
Abriss des Spitaltores
1885
Drei Jahre dauernde Renovierung des Flügelaltars
1902
Renovierung der Kirche. Neue Kirchenfenster
1906
Freilegung der Steinkanzel
1915
Neufassung der Satzungen der Armen-Seelen-Liebesversammlung, wodurch sie zum öffentlich rechtlichen Armen-Seelen-Liebesverein an der Bürgerspitalkirche Waidhofen an der Ybbs&"; wird. Die ausdrücklich religiös-sozial ausgerichtete Linie des Vereins bewahrt ihn auch vor der drohenden Auflösung im 3. Reich.
Die Stadtgemeinde übernimmt das Haus des Vereins und verpflichtet sich als Ersatz dem Missar in Zukunft eine miet- und betriebskostenfreie Wohnung im Bürgerspital oder in dessen Nähe zu bieten.
1947
Die Stadt betreibt beim Land Nö die Auflösung des Armen-Seelen-Liebes-Vereins. Das Land Nö rät zur freiwilligen Selbstauflösung des Vereins.
1948
Tatsächliche freiwillige Selbstauflösung des Vereins. Damit erlischt das Präsentationsrecht des Stadtpfarrers und des Ernennung des Missars.
1974
Renovierung der Kirche zum 900 Jahrjubiläum
2004
Verkauf des Bürgerspitalgebäudes an die Rosenberg-Holding und Renovierung der Kirche
Interkonfessionelle Einigung über die Mitbenützung der Kirche durch die evangelische Pfarre Amstetten-Waidhofen.
Quelle: Die Bürgerspitalkirche


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Bunker Ratte

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#6
Der historische Stadtturm in der Altstadt:
ein kleiner Blick in die Geschichte
Im September 1532 lagerten Akindschi – irreguläre Reitertruppen der Osmanen – mehrmals vor Waidhofen a. d. Ybbs, doch den Einwohnern der Stadt gelang es, sie zu vertreiben. Den Erlös aus der Beute verwendeten sie für die Aufstockung des Stadtturms, der vor allem am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Mittelpunkt patriotischer Gedenkveranstaltungen stand.

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Bunker Ratte

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#7
Die Stadtpfarrkirche zur Hl. Magdalena:
Das Gebiet der Pfarre Waidhofen gehörte einst zur Mutterpfarre Aschbach. Kaiser Karl der Gr. übergab das Gebiet der Urpfarre Aschbach dem Bischof von Passau zur Kultivierung und Organisation der Seelsorge. Freilich wird damals noch nicht von „ Pfarre“ gesprochen, denn diese setzt ja eine Entwicklung voraus. 1109 verleiht Bischof Ulrich von Passau den Zehent und die Kirche von Aschbach dem neugegründeten Chorherrenkloster in Seitenstetten ( St. Veit in der Au) und nachdem dieses aufgehoben war, gab er die Pfarre Aschbach 1116 dem Benediktinerstift Seitenstetten. Bei diesem Rechtsakt wird erstmals von der Pfarre Aschbach gesprochen und auch in etwa ihr Gebiet umschrieben: Aschbach mit Allhartsberg, Biberbach und Krenstetten und alles, was noch entlang der Ybbs bis zur „ Karinthscheide“ (also bis zur nieder – ,oberösterreichischen , steirischen Grenze ) gerodet würde. Durch diese Angabe ist Waidhofen als Teil der Großpfarre Aschbach anzusehen und war dadurch mit dem Stift Seitenstetten eng verbunden.
Der innere Ausbau der Pfarre Aschbach schritt durch die zügige Besiedlung des Ybbstales bis hinein ins Gebirge voran. In Waidhofen wird 1162 ein Wichpoto erwähnt. Die Errichtung einer Burg im benachbarten Konradsheim durch Konrad I. von Peilstein ( + 1168) spricht ebenfalls für eine ansehnliche Ansiedlung in diesem Gebiet. Neben den Streuhöfen der Neusiedler war auf dem Sporn zwischen Schwarzbach und Ybbs an strategisch günstiger Stelle ein geschlossenes Siedlungsgebiet mit einem Wehrbau, später Burg, und der „Capella“ entstanden.
Mit der Errichtung von Gotteshäusern begann aber auch die Entwicklung zu neuen eigenen Pfarrgemeinden. In einer Papsturkunde vom 30. Aug. 1186 über die Besitzungen des Stiftes Seitenstetten wird auch in Waidhofen eine Seelsorgstelle als „ Capella“ in der Pfarre Aschbach erstmals erwähnt.
Über die Zeit der selbstverständlichen Zugehörigkeit zum Stift Seitenstetten schweigen die Quellen. 1158 kam es zu einer ersten Unstimmigkeit zwischen Seitenstetten und Freising um Zehentrechte in der Pfarre Aschbach. Hundert Jahre später,1258 bis 1267, zog sich ein langwieriger Prozess um die Zehentrechte in Aschbach, Waidhofen und Hollenstein hin, der damit endete, dass dem Hochstift Freising als Grundherrn in der Pfarre Waidhofen das Recht zugesprochen wird, den Pfarrer dem zuständigen Bischof in Passau zur Ernennung vorzuschlagen, und dass dem Stift Seitenstetten weiterhin der Zehent gehören solle, wie es seit alten Zeiten üblich war. Weil Waidhofen in der Schenkungsurkunde der Pfarre Aschbach an das Stift Seitenstetten (1116) noch nicht erwähnt war, wurde offensichtlich im Zuge der fortschreitenden Verselbständigung der Pfarre so entschieden. 1267 wird für Waidhofen ein Magister Heinrich, ein Freisinger Chorherr, als Pfarrer genannt, während der drei Jahre früher erwähnte Eberhard als Kirchenrektor bezeichnet wird. Seine Einsetzung (vermutlich schon durch Freising) war rechtlich noch umstritten. Man kann also annehmen, dass die Pfarre Waidhofen um 1264 entstanden ist, sicher aber 1267 bestand. Die Pfarrkirche, 1168 noch als Kapelle bezeichnet, wird ungefähr zu dieser Zeit entstanden sein. Den ersten Kirchenpatron St. Lambert hat Seitenstetten wahrscheinlich in Reverenz gegen seinen zweiten Stifter, Wichmann von Magdeburg, der 1185 sein Stiftergedächtnis auf den Tag des hl. Lambert bestimmt hat, ausgewählt. Die zweite Kirchenpatronin könnte eine Dokumentation der neuen Zugehörigkeit zu Freising sein und anlässlich einer Erweiterung oder Weihe der neuen Pfarrkirche vom Freisinger Bischof eingesetzt worden sein.

Quelle: Ein kleiner Auszug der Pfarrgeschichte aus Pfarre Waidhofen an der Ybbs

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Bunker Ratte

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#9
"Der Bammer - Hammer" letzter Sensenhammer Waidhofens:
Auf diesem Hammer wurde im Mai 1954 die letzte der berühmten Sensen Waidhofens geschlagen. Der Hammer ist eine Spende von Franz Forster sen. und wurde auf Anregung von Kustos Otto Hierhammer mit der finanziellen Unterstützung von Bäckermeister Karl piaty sen. erstmals im Jahre 1960 renoviert und an diesem Platze aufgestellt.
Quelle: Auszug aus Bildtafel Bild121


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josef

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#12
Hallo Michi:
Besten Dank für deine super Berichte!

Ergänzung zu Beitrag #6 - Stadtturm
"Gegabelter Stock" bzw. "Stock im Eisen"
- 3. großes Foto:

Der Text auf der Tafel daneben lautet:

Ein gegabelter Stock vor dem Haus
hatte z.B. den Sinn
böse Geister abzuwehren.
"Der Stock im Eisen"
ein mit einer Eisenspange
umschlossener und befestigter Stock.
Drei solcher Stöcke sind bekannt:
einer in Wien, einer in Preßburg und
einer in Waidhofen an der Ybbs,
der 1842 von mehreren Hausbesitzern
gesetzt worden ist.
Der Waidhofner ist eine Nachbildung
des Wiener Stocks.
Die Stöcke waren ursprünglich unbenagelt.
Erst später (in Waidhofen nach 1844)
entwickelte sich der Brauch,
daß Handwerksburschen
besondere Nägel in den Stock schlugen.


1555674746872.png 1555674897904.png
(Aufnahmen vom 18.10.2014)
 

josef

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#13
Und noch einige "Waidhofen-Bilder" aus 2012 und 2014:
 

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josef

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#19
Zum großen Ausbau der Burg Waidhofen kam es in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, vermutlich weil ab 1365 der Amtssitz der Herrschaft Freising auch offiziell in die Burg Waidhofen verlegt wurde. Anlass war die Zerstörung der Burg Konradsheim im Rahmen eines Konfliktes mit dem Landesherrn Herzog Rudolf IV. Es bestand sogar die Erlaubnis diese wiederaufzubauen, was aber bezeichnenderweise nie geschah.
Interaktiv durchs Mittelalter: Die verschwundene Burg Konradsheim
Mit wissenschaftlichen 3D-Visualisierungen wird die verschwundene Burg am Samstag 05.06.2021 für alle wieder erlebbar gemacht
Denkt man an das Mittelalter, so kommen sie einem zweifellos in den Sinn: mächtige Burgen, gebaut aus Stein, auf markanten Geländeformationen. Doch auch in der Ebene sind Hausberge oder Motten noch als Erdwerke in der Landschaft erkennbar. Die noch sichtbaren Überreste beflügeln die Fantasie der Menschen seit jeher und machen dieses Zeitalter für Jung und Alt greifbar. Fehlen diese oberflächlich erkennbaren Strukturen, verschwindet mit ihnen auch häufig das Bewusstsein in der Bevölkerung. Ein solches Schicksal erfuhr die Burg Konradsheim, die nach ihrer Zerstörung im Jahr 1360 Stück für Stück abgetragen wurde und heute der regionalen Bevölkerung meist nur durch einzelne Mythen und Sagen bekannt ist.


Neues Fundmaterial wurde eingemessen, fotografiert und beim Bundesdenkmalamt gemeldet.
Foto: G. Raab 2019

Eine jahrelange Spurensuche
Der aus Waidhofen stammende Archäologe und 3D-Techniker Gerald Raab war schon in jungen Jahren von dieser Burg fasziniert, von der heute so gut wie keine für Laien sichtbaren Überreste erhalten sind. Bei Begehungen vor Ort wurden immer wieder durch Erosion freigelegte Keramikfragmente im Nahbereich der Kirche aufgesammelt, es folgten zahlreiche Gespräche mit Anrainern über mögliche Baustrukturen oder überlieferte Fundkonzentrationen. Im Rahmen seines Studiums der Urgeschichte und historischen Archäologie veröffentlichte Raab 2010 erste Ergebnisse in einer Bachelorarbeit. Der gebürtige Konradsheimer und Theologe Nikolaus Farfeleder recherchierte für das Projekt weitere Hinweise in Urkunden und historischen Dokumenten. Aus alten Schul- und Pfarrchroniken sowie aus Reiseberichten konnten weitere, bis ins 19. Jahrhundert bestehende Mauern und Tore lokalisiert werden. Burgspezifische Flurnamen wie Hausstein, Schießkogel, Rossweide, Innermayerhof, Außermayerhof oder Knappenlehen wiesen ebenfalls auf den möglichen Standort der Burg hin. In den folgenden Jahren wurden Altgrabungen aus dem frühen 20. Jahrhundert lokalisiert und bekannte Sammlungen von Funden aus Konradsheim ausgewertet. Dadurch konnten klar abgegrenzte Fundzonen erstellt werden. Neues Fundmaterial wurde eingemessen, fotografiert und beim Bundesdenkmalamt gemeldet. Auffällig ist, dass in älteren bestehenden Gebäuden der Umgebung Steinmaterial der Anlage verbaut wurde. Exakte bauhistorische Untersuchungen stehen hierzu allerdings noch aus.


In einer interaktiven Kartierung kann man die gesammelten Ergebnisse aller bisher bekannten Befunde und Funde der mittelalterlichen Burganlage selbst entdecken.
Foto: G. Raab 2019; G. Raab, R. Skomorowski/Crazy Eye 2019

Bei mehrjährigen Befliegungen mittels Quadrocopter (UAV) wurden nicht nur Luftbilder ausgewertet, sondern auch ein hochauflösendes dreidimensionales Modell der Landschaft erstellt. Mit dem Bauamt Waidhofen und Archäologen der Abteilung Angewandte Geophysik der ZAMG ("Archeo Prospections") konnten 2019 kleine Bereiche mit Georadar gemessen werden. Direkt nördlich der Kirche wurden in ungefähr einem Meter Tiefe bisher unbekannte Mauern entdeckt. Die gesammelten Ergebnisse aller bisher bekannten Befunde und Funde der mittelalterlichen Burganlage kann man in einer interaktiven Kartierung selbst entdecken.

Die Visualisierung: Ein vorläufiges Ergebnis
Alle Recherchen und Arbeiten mündeten in einem fundierten, digitalen 3D-Modell der Burg Konradsheim, das auch in der lokalen Bevölkerung ein stärkeres Bewusstsein für ihr kulturelles Erbe schafft. Eine Visualisierung bedeutet immer auch ein kritisches Abwägen zwischen wissenschaftlicher Vertretbarkeit und künstlerischer Vision – die dargestellte Architektur sollte möglichst auf vorhandenen Quellen basieren. Diese werden nach dem Schema von Franzmeier und Hagenauer (2019) in ein Dreistufensystem gegliedert, in dem beispielsweise Grabungen und Ergebnisse der Geophysik auf Stufe eins, Fundzonen und Kartierungen auf Stufe zwei und eher spekulative Überlieferungen auf Stufe drei einzuordnen sind. Nach der Gewichtung und Einteilung der Quellen in dieses Schema beginnt man mit der eigentlichen Modellierung. Eine rekonstruktive Visualisierung stellt immer nur einen Zwischenstand einer aktuellen Interpretation der Erkenntnisse dar. Das Modell kann und soll diskutiert und durch zukünftige Forschungen ergänzt und adaptiert werden. Als Leitfaden zur Erstellung von computergestützten Visualisierungen von kulturellem Erbe dient beispielsweise die London Charta.

Für die Burg Konradsheim existieren momentan ein wissenschaftliches Weißmodell sowie eine eher interpretative Version in Farbe.
Foto: G. Raab/Crazy Eye 2020/2021; Kapelle: W. Rechberger 2020/2021

Auch die umgebende Landschaft wurde nach den bisherigen Ergebnissen modifiziert, um moderne Veränderungen virtuell rückgängig zu machen. Die Modelle erlauben einen differenzierten Blick auf ein mögliches Aussehen der hoch- bis spätmittelalterlichen Burganlage. Der Mittelalterarchäologe und Burgenexperte Thomas Kühtreiber war für die Visualisierung und Interpretation der Burg Konradsheim ein wichtiger Partner.

Ein Erlebnistag für Jung und Alt
Doch wie erreicht man mit diesen Ergebnissen ein breites Publikum? Gemeinsam mit dem Erlebnisgestalter und Mediendesigner Wolfgang Rechberger wurde dazu ein umfassendes Konzept entwickelt, das nun in Zusammenarbeit mit dem Musealverein Waidhofen und der Gemeinde realisiert wurde. Im Rahmen des Viertelfestivals NÖ Mostviertel 2021 mit dem Thema "Bodenkontakt" wird am kommenden Samstag in Konradsheim die verschwundene Burg für alle wieder erlebbar gemacht.


Am kommenden Samstag wird in Konradsheim die verschwundene Burg für alle wieder erlebbar gemacht.
Foto: W. Rechberger/erlebnisgestalter.at 2021)

Ein Programmpunkt ist dabei eine Outdoor-Führung mit Gerald Raab, bei der mittels Virtual-Reality-Web-App ausgewählte Burgbereiche besichtigt werden. Ein weiteres Highlight ist der Erlebnisraum im Veranstaltungsgebäude Haus Konradsheim, der das Thema mittelalterliche Burg analog und digital in Szene setzt. Zusätzlich wurde ein frei zugänglicher Schauraum in der Pfarrkirche Konradsheim eingerichtet, in dem Originalfunde und historische Informationen vom Neolithikum bis in die Neuzeit präsentiert werden. Die große Unterstützung durch die Pfarre Konradsheim, die Anwohner, den Musealverein Waidhofen und das Fünf-Elemente-Museum sowie weitere Helferinnen und Helfer motivierten das Team während der gesamten Entwicklung und Umsetzung. Sie zeigt auch das wachsende Interesse am Erhalt des für die Region wichtigen Kulturguts.
(Gerald Raab, Wolfgang Rechberger, Aenna Linzbauer, 3.6.2021)

Gerald Raab stammt ursprünglich aus Waidhofen an der Ybbs, ist Archäologe, 3D-Techniker und Mitbegründer der Crazy Eye OG – 3D-Studio und verantwortlich für den Bereich Multimedia. Er beschäftigte sich in seiner Masterarbeit mit dem Thema 3D-Dokumentation und Visualiserungen in der Archäologie und konnte die oben erwähnten Techniken an der Burganlage von Konradsheim weiter vertiefen.
Wolfgang Rechberger ist Mediendesigner, Erlebnisgestalter und kennt das Projekt seit den Anfängen. Er stammt ebenfalls aus Waidhofen an der Ybbs und war sofort vom spannenden Thema begeistert. Er ist außerdem Geschäftsführer der Waidhofner Agentur P&R und gestaltet und entwickelt unter der Marke erlebnisgestalter.at Ausstellungen, Themenwege und digitale Vermittlungsformen.
Aenna Linzbauer ist Archäologin und Multimediadesignerin, arbeitet für die Crazy Eye OG in den Bereichen digitale Archäologie und Multimedia und betreibt nebenbei das Projekt "ArchaeoBits". In ihrer Masterarbeit hat sie sich mit multimedialer Inszenierung von Archäologie in Ausstellungen auseinandergesetzt.


Links:
Interaktiv durchs Mittelalter: Die verschwundene Burg Konradsheim
 
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