Pasterze verlor Eis in Donauturm-Länge
Noch nie gab es einen größeren Gletscherschwund: Die Pasterze verlor allein im Bereich der Gletscherzunge ein Volumen von 14,7 Millionen Kubikmeter Eis, das entspricht einem Würfel mit einer Kantenlänge von 245 Meter, also ungefähr der Höhe des Donauturms in Wien.
Online seit heute, 11.22 Uhr
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Pasterze verlor Eis in Donauturm-Länge
Noch nie gab es einen größeren Gletscherschwund: Die Pasterze verlor allein im Bereich der Gletscherzunge ein Volumen von 14,7 Millionen Kubikmeter Eis, das entspricht einem Würfel mit einer Kantenlänge von 245 Meter, also ungefähr der Höhe des Donauturms in Wien.
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Ein größerer Gletscherschwund wurde in der bis 1891 zurückreichenden Geschichte des Alpenvereins-Gletschermessdienstes noch nie gemessen: Im Mittel wurden die 89 vom Alpenverein beobachteten österreichischen Gletscher um 28,7 Meter kürzer. Dieser enorme Anstieg des mittleren Rückzugs im Vergleich zum Vorjahr (elf Meter) bedeute „Alarmstufe Rot“. Das im Zerfall befindliche Schlatenkees (Tirol) wies mit -89,5 Metern den höchsten Rückzugswert in Österreich auf. Die Pasterze hat sich um 87,4 Meter Länge zurückgezogen. Den dritthöchsten Wert, nämlich Minus 84,3m, haben die Alpenvereins-Messer am Diemferner (Tirol) gemessen.
ÖAV / APA / picturedesk.com
Der Gletschermessdienst des Österreichischen Alpenvereins beobachtet bereits seit 132 Jahren die heimischen Gletscher und registriert akribisch deren Längenänderungen
Saharastaub beschleunigte Abschmelze
Spätestens ab der zweiten Julihälfte 2022 waren die meisten Gletscher zu weit mehr als der Hälfte ihrer Fläche eisfrei. Somit verfügte kein Gletscher noch über ein nennenswertes Nährgebiet, sondern die österreichischen Gletscher waren beinahe vollständig zu Zehrgebieten geworden und verloren auch in den höchsten Bereichen massiv an Eis. Wichtig für das sommerliche Abschmelzgeschehen auf den Gletschern war außerdem der Mitte März durch Strömungen aus südlicher Richtung erfolgte Eintrag von Saharastaub: Dieser blieb in der Schneedecke im Hochgebirge eingelagert und verdunkelte nach Abschmelzen der darüber liegenden Schneeschichten im Sommer die Schneedecke, was deren Abbau durch stärkere Absorption der Strahlung beschleunigte.
Gletscher spätestens 2075 verschwunden
Das letzte Jahr gehöre in Hinblick auf Witterung und Schnee – „selbst in einer Periode, in der jedes Jahr gletscherungünstig ist“ – zu den ungünstigsten in der Geschichte der Gletscherforschung, heißt es von Gerhard Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer, beide Leiter des Alpenvereins-Gletschermessdienstes: „Der heurige bei weitem höchste Rückzugswert seit Beginn der Alpenvereins-Messreihe vor 132 Jahren macht unzweifelhaft die Folgen des anthropogen massiv verstärkten Klimawandels deutlich. Der aktuell und in Zukunft wohl weiter herrschende drastische Gletscherschwund macht langfristig die österreichischen Alpen so gut wie eisfrei – ‚optimistisch‘ wird dies 2075 sein, wahrscheinlich aber deutlich früher.“
Die Gletscher zehren noch von Eisreserven der Vergangenheit und wären schon verschwunden, würden die gegenwärtigen Klimabedingungen nicht erst seit etwa 1990, sondern schon ein paar Jahrzehnte länger anhalten.“
Alpenverein gegen Ausbau der Gletscherskigebiete
Der Österreichische Alpenverein als Naturschutzorganisation setzt sich seit Jahren für den ausnahmslosen Gletscherschutz und den Schutz der umliegenden hochalpinen Regionen ein. Er spricht sich deshalb erneut vehement gegen den weiteren Ausbau von Gletscherskigebieten aus. Die touristische Neuerschließung von Gletscherflächen sei in einer Zeit, in der die Klimakrise den Gletschern ohnehin enorm zusetze, einfach nicht mehr vertretbar.
ÖAV / APA / picturedesk.com
Die Gletscher ziehen sich immer weiter zurück und in vielen Gebieten ist es inzwischen so, dass die Zugänglichkeit nicht mehr gegeben ist: Denn die Geländebedingungen werden schwieriger, wenn sich die Gletscher zurückziehen. Dann bleibt in den meisten Gebieten sehr steiles, lockeres Schuttmaterial zu¬rück oder die höheren Geländeteile sind nur über sehr schwierige Felspartien zugänglich.
Meeresspiegelanstieg, Muren und Trockenheit
Wichtig sei auch sich gegen ein Fortschreiten der Klimakrise einzusetzen: „Wir müssen uns die unangenehmen Folgen für die Menschen vor Augen führen“, so Ingrid Hayek, Vizepräsidentin des Österreichischen Alpenvereins. "Das rasche globale Abschmelzen der Gletscher trägt einen wesentlichen Anteil zum Anstieg des Meeresspiegels bei, Überschwemmungen und Vermurungen inklusive. Die fehlenden natürlichen Wasserspeicher im Gebirge führen in weiterer Folge zu regionaler Trockenheit“.
31.03.2023, red, kaernten.ORF.at
Links:
Der Gletschermessdienst des Österreichischen Alpenvereins beobachtet bereits seit 132 Jahren die heimischen Gletscher und registriert akribisch deren Längenänderungen
Saharastaub beschleunigte Abschmelze
Spätestens ab der zweiten Julihälfte 2022 waren die meisten Gletscher zu weit mehr als der Hälfte ihrer Fläche eisfrei. Somit verfügte kein Gletscher noch über ein nennenswertes Nährgebiet, sondern die österreichischen Gletscher waren beinahe vollständig zu Zehrgebieten geworden und verloren auch in den höchsten Bereichen massiv an Eis. Wichtig für das sommerliche Abschmelzgeschehen auf den Gletschern war außerdem der Mitte März durch Strömungen aus südlicher Richtung erfolgte Eintrag von Saharastaub: Dieser blieb in der Schneedecke im Hochgebirge eingelagert und verdunkelte nach Abschmelzen der darüber liegenden Schneeschichten im Sommer die Schneedecke, was deren Abbau durch stärkere Absorption der Strahlung beschleunigte.
Gletscher spätestens 2075 verschwunden
Das letzte Jahr gehöre in Hinblick auf Witterung und Schnee – „selbst in einer Periode, in der jedes Jahr gletscherungünstig ist“ – zu den ungünstigsten in der Geschichte der Gletscherforschung, heißt es von Gerhard Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer, beide Leiter des Alpenvereins-Gletschermessdienstes: „Der heurige bei weitem höchste Rückzugswert seit Beginn der Alpenvereins-Messreihe vor 132 Jahren macht unzweifelhaft die Folgen des anthropogen massiv verstärkten Klimawandels deutlich. Der aktuell und in Zukunft wohl weiter herrschende drastische Gletscherschwund macht langfristig die österreichischen Alpen so gut wie eisfrei – ‚optimistisch‘ wird dies 2075 sein, wahrscheinlich aber deutlich früher.“
Die Gletscher zehren noch von Eisreserven der Vergangenheit und wären schon verschwunden, würden die gegenwärtigen Klimabedingungen nicht erst seit etwa 1990, sondern schon ein paar Jahrzehnte länger anhalten.“
Alpenverein gegen Ausbau der Gletscherskigebiete
Der Österreichische Alpenverein als Naturschutzorganisation setzt sich seit Jahren für den ausnahmslosen Gletscherschutz und den Schutz der umliegenden hochalpinen Regionen ein. Er spricht sich deshalb erneut vehement gegen den weiteren Ausbau von Gletscherskigebieten aus. Die touristische Neuerschließung von Gletscherflächen sei in einer Zeit, in der die Klimakrise den Gletschern ohnehin enorm zusetze, einfach nicht mehr vertretbar.
Die Gletscher ziehen sich immer weiter zurück und in vielen Gebieten ist es inzwischen so, dass die Zugänglichkeit nicht mehr gegeben ist: Denn die Geländebedingungen werden schwieriger, wenn sich die Gletscher zurückziehen. Dann bleibt in den meisten Gebieten sehr steiles, lockeres Schuttmaterial zu¬rück oder die höheren Geländeteile sind nur über sehr schwierige Felspartien zugänglich.
Meeresspiegelanstieg, Muren und Trockenheit
Wichtig sei auch sich gegen ein Fortschreiten der Klimakrise einzusetzen: „Wir müssen uns die unangenehmen Folgen für die Menschen vor Augen führen“, so Ingrid Hayek, Vizepräsidentin des Österreichischen Alpenvereins. "Das rasche globale Abschmelzen der Gletscher trägt einen wesentlichen Anteil zum Anstieg des Meeresspiegels bei, Überschwemmungen und Vermurungen inklusive. Die fehlenden natürlichen Wasserspeicher im Gebirge führen in weiterer Folge zu regionaler Trockenheit“.
31.03.2023, red, kaernten.ORF.at
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