„Von heute an wird die Donau, die seit Jahrhunderten die beiden Schwesterstädte Klosterneuburg und Korneuburg nicht trennte, sondern verband, wieder Menschen, Fuhrwerke und Erzeugnisse aller Art, Waren und Lebensmittel von einem Ufer zum anderen tragen“ – mit den feierlichen Worten von Klosterneuburgs Bürgermeister Franz Eselböck und vielen Festgästen an Bord überquerte die Rollfähre am 12. September 1935 zum ersten Mal die Donau. Geprägt durch die gemeinsame Geschichte waren von nun an die Schwesterstädte durch ein neues Transportmittel vereint.
Das war auch schon früher der Fall, im Stadtarchiv Klosterneuburg ist die (Vor-)Geschichte der Fähre genau dokumentiert: Seit 1893 gab es die sogenannte „Fliegende Brücke“ für den Personen- und Gütertransport. Die Vorgängerin der damals hochmodernen Donaufähre wurde 1929 durch einen massiven Eisstoß beschädigt, eine Reparatur war nicht mehr möglich. In den folgenden Jahren konnten Personen nur mittels Motorboot die Donau queren.
Güteraustausch und Fremdenverkehr
Vertreter beider Schwesternstädte setzten sich für die Errichtung einer Fähre ein. „In der angespannten Finanz- und Wirtschaftslage der frühen 30er Jahre war dieses Vorhaben überdies eine willkommene Maßnahme, die hohe Arbeitslosigkeit zu bekämpfen“, schreibt Stadtarchivar Wolfgang Bäck, „außerdem erhoffte man sich nicht nur regeren Güteraustausch, sondern auch eine Belebung des Fremdenverkehrs“. Die projektierte Anlage umfasste unter anderem zwei 22 Meter hohe Seiltürme auf den jeweiligen Donauufern, ein Tragseil von 47,5 mm Durchmesser und einer Gesamtlänge von 570 Metern (bis zu den Verankerungen) sowie das in der Korneuburger Werft konstruierte Fährschiff mit einer Plattform von 10x11 Metern und einer Höchstbelastung von 35 Tonnen oder 350 Personen.
Die Historiker des Stadtarchivs blicken zurück: „Das Seil wurde am 10. Juli 1935 von den Klosterneuburger Pionieren aufgelegt und gespannt. Eine Neuerung stellte die auf Schienen gelagerte Landungsrampe auf Klosterneuburger Seite dar, die in Höhe und Länge dem jeweiligen Wasserstand der Donau angepasst werden konnte und so jederzeit eine bequeme und sichere Landung ermöglichte.“
Für damalige Standards war die Rollfähre ein hochmodernes Projekt. Und so tourt sie bereits seit 85 Jahren zwischen den Schwesterstädten. Oder, wie Bürgermeister Eselböck damals sagte: „Und nun, frohe Fahrt, heute und immerdar!“