Ich habe mal was einleitend zu Kuschels "Bernsteinzimmer" geschrieben.
Die nachfolgend verwendete Quelle ist: Thomas Kuschel, Bernsteinzimmer, Das letzte Kapitel im Leinawald, E. Reinhold Verlag, ISBN 978-3-937940-85-4
Vorweg:
1. Ich habe mir das Büchlein nicht gekauft, weil ich da etwas im Sinne der tatsächlichen Auffindung des Bernsteinzimmers erwartet hätte. Da waren die erschienenen Zeitungsartikel und der sonstige Rummel um das BS schon genug Warnung.
2. Nach kurzem anlesen in der Buchhandlung, einem breiten Grinsen und Zeitmangel habe ich mir gedacht: "Mal sehen, was er sonst noch für Tricks drauf hat. Das zu "studieren" könnte Spaß machen und, trotz einschlägiger Erfahrungen, "lehrreich" sein."
3. Mir ist klar, daß man in dieser Sache auch Bücher schreiben kann, die nicht im entferntesten einen geschichtswissenschaftlichen Anspruch haben. Auf dem Backcover steht u.a. "... das enthüllt diese spannungsgeladene und faszinierende Mischung aus Dokumentation und Fiktion, aus belegbaren Fakten und erzählenden Passagen. ..."
Tatsächlich enthält das Büchlein auch Prosa in Form einer Erzählung, die in den sonstigen Textteil seitenweise verschränkt eingebunden, aber typographisch getrennt wurde. Da kann der Autor seiner Phantasie freien Lauf lassen. [Oder auch nicht. 1)] Ich beschränke mich also im wesentlichen auf "Dokumentation" und "belegbare Fakten", also auf den von der Prosa getrennten, sonstigen Textteil, denn das "Werk" erhebt ja unmißverständlich den Anspruch, daß das Bernsteinzimmer gefunden wurde. (z.B.: "WIR HABEN ES!", "DORT LIEGT ES.", "... nach 67 Jahren des Rätsels Lösung!")
4. Ich kann nicht sagen, ob sich dort das Bernsteinzimmer befindet, oder nicht. Um es vorweg zu nehmen: Nach des Autors "Beweisführung" im Büchlein eher nicht.
5. Ich werde in der Darstellung des Buchinhaltes nicht den Konjunktiv benutzen, auch wenn mir das schwer fällt und vielleicht nicht immer gelingt. Es bedeutet also nicht, daß ich diese Darlegungen für Fakten halte.
1) Er benutzt auch den Prosateil für seine "Theorie" und es wird auch gleich ärgerlich und lächerlich. Er misst der Tatsache, daß der (damals) Untersturmführer Karl Hubertus Graf Schimmelmann einem Obergruppenführer gratuliert, besondere Bedeutung wegen des Dienstgradunterschiedes zu. Mehr fällt ihm dazu nicht ein.
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Zur Einstimmung:
Dieses "WIR HABEN ES!" steht am Ende des Textteils des Prologs.
Es geht auf der nächsten Seite in diesem "merkwürdigen" Stil gleich weiter. Abgebildet ist ein Ausschnitt einer farbigen Postkarte "Führer durch die Leinawaldung" [in der Anmerkung von 1918], vermtl. etwas stockfleckig, die eine einfache topographische Karte des Leinawaldes darstellt. Auf der Postkarte hat jemand in der forstwirtschaftlichen Abteilung (Jagen) 31, vermtl. mit blauer Tinte (Füllhalter?) ein Kreuz eingezeichnet. Ebenso ist die Kontur des veränderten (lt. seiner Anmerkung) Waldrandes in Richtung Flugplatz eingezeichnet. Ein hübsch gewungener Pfeil zeigt in die Abbildung der Postkarte auf das eingezeichnete Kreuz und da steht in Uppercase und Bold, man ahnt es

, "DORT LIEGT ES."
Anmerkung vom Autor: Ein Unbekannter[?] ("Derjenige ...") habe 1945 nicht willkürlich, sondern wohlüberlegt diese Einzeichnung vorgenommen. Diese und eine weitere Postkarte mit gleichem Motiv (diese ohne die Einzeichnungen), befinden sich in seinem Archiv. Keine weiteren Anmerkungen von ihm hierzu.
Danach beginnt aber nicht die Darlegung der Recherchen, die Aufstellung von Hypothesen oder der Einstieg in die Beweisführung, sondern der Prosateil, der mit seinen sonstigen Darlegungen abwechselt. Leider wird da auch was verwoben. [Dazu werde ich vielleicht noch etwas schreiben.]
Wie steigt er in das Thema ein?
Er gibt einen kurzen Abriß zur Geschichte des Flugplatzes bis zur Übernahme durch die Luftwaffe Anfang der dreißiger Jahre und dem darauffolgenden Ausbau, sinniert kurz über den Decknamen "Alpendohle", gesteht aber zu, daß dies wohl so üblich war. Auf Grund der komfortablen Ausstattung und massiven Entwicklung stellte er die Frage, ob der Flugplatz vielleicht eine "Sonderstellung" einnahm. Er stellt fest, daß in den Archiven nichts von einer "Sonderstellung" steht, was aber nichts heißen muß. [Warum er dies tut, wird in der Folge deutlich werden.]
Der Text fährt fort, indem er angibt, daß schon Mitte der Zwanzigerjahre geologische Untersuchungen im Reichsgebiet stattfanden, die Orte auffinden sollten, an denen geheime militärische F/E und Produktion untergebracht werden könnte. Er spricht von unzähligen geheimen Räumen, die gebraucht wurden.
"'Unter die Erde!", das ist die neue Devise". So haben die Experten in ZA mit der regionalen Bergbehörde sehr schnell den geologischen Sonderfall Leinawald entdeckt. [Den Fall anderer möglicher Ursachen der Entdeckung schließt er hier noch ein.]
Es folgt eine geographische und geologische Beschreibung des Leinawaldes. Er liegt höher als die ihn umgebenden Flächen und es hat nie einen Versuch gegeben, ihn abzuholzen. Nach der Humusschicht schließt sich eine Schicht aus Geschiebelehm oder Mergel an, die das Oberflächenwasser zurück hält. Darunter befindet sich eine bis zu drei Meter dicke Schicht aus einem Ton/Kaolin-Gemisch, die ebenfalls wasserundurchlässig ist. Unter der Ton/Kaolinschicht trifft man hochwertigen Quarzkies an. Er beschreibt die Oberflächenwasserableiter, die das Wasser in einen Bach und nicht ins Grundwasser ableiten [Er nennt sie Priele.] "Dieser Tatbestand ist für die Ingenieure und Geologen der Reichswehr von enormer Bedeutung. Sie erkennen sofort, daß es unter der Kaolinschicht trocken sein muß."
[Bis hierher, außer einem Verweis auf ein Bild im Tafelteil, das die geologische Schichtung im dortigen Steinbruch zeigt, keine Literaturverweise, Belege oder Belegzitate. Nichts.]
Die Leichsenringsche Hohlblocksteinfabrikation (nutzt den Kies der nahe gelegenen Kiesgrube und die Kiesgrube selbst, beide befinden sich in unmittelbarer Flugplatznähe, werden genannt und es wird dargelegt, daß dieses Nebeneinander zu einen jahrelangen Kleinkrieg führte. Hierzu zitiert er aus einem Dokument, auf das er im Tafelteil verweist (Abb. II).
[Nur leider gibt es den Text des Zitats im Dokument des Tafelteils nicht. Das Dokument besteht augenscheinlich auch nur aus dieser einen, abgebildeten Seite. Inhaltlich gibt es in einem Faktum zum Zitat des Autors mit dem abgebildeten Dokument Kongruenz, denn in beiden Fällen geht es um die Möglichkeit der Aufhebung der Leichsenringschen Nutzung, da der Grundeigentümer das Land Thüringen ist. In seinem Zitat wird eine "inzwischen als möglich vorgesehene Änderung des Zweckes des Flugplatzes ..." genannt. Darauf kommt es ihm an, wie sich in unerwarteter? Weise gleich zeigen wird.]
Er verweist dann nochmalig auf eine Veränderung des Nutzungszwecks, als er auf ein Dokument des Luftamtes Dresden vom Februar 1935 verweist, in dem dies ausgeführt ist. [Dies belegt er nicht. Soll das Bezug auf das Dokument in Abb. II haben? Das steht da aber nun gar nicht drin. Abb. II zeigt ein Schreiben des Luftamtes Dresden vom 15. Februar 1935. Er kann es auch sonst eigentlich nicht meinen, denn es ist "vertraulich" an das Thüringische Rentamt Altenburg gerichtet, während er ein "streng vertraulich" beschriftetes Schreiben mit dem Adressaten "Altenburger Landrat" anführt.]
[Die folgenden Ausführungen Kuschels, alles wieder ohne Beleg, müsste man eigentlich vollstädig zitieren, was aber leider aus rechtlichen Gründen so nicht möglich ist.]
"Diese Ankündigung ist brisant und für die Entwicklung unserer Geschichte von enormer Bedeutung." Er stellt die Frage des Zwecks der Änderung. [Und gebraucht im nachfolgenden Satz eine Technik, die er noch mehrfach anwenden wird. Er konstruiert einen Gegensatz bzw. eine Verschiebung von Bedeutungen, indem er z. B. eine lächerliche Begründung, hier "Schwimmbassin" oder "Filzpantoffelproduktion", anführt um dann seine Deutung, wie er wohl glauben mag, bedeutungsschwerer erscheinen zu lassen. Nur leider ist das primitiv. Keine andere, alternative Begründung zu suchen, soll wohl den Leser auf seine Ziele trimmen, macht ihn aber lächerlich. Er platzt dann auch gleich damit heraus:]
"Hier haben ganz offensichtlich die geologischen Erkundungen der vorangegangenen Jahre ihren richtigen Adressaten gefunden, Hermann Göring." [Warum er z.B. eine Änderung der ursprünglichen Planung als Einsatzflughafen hin zur Flugzeugführerschule nicht in Erwägung zieht, dürfte jetzt wohl klar sein. Er hat andere Ziele. Er reibt sich dann an der komfortablen Ausstattung des Flughafens. Der Marmor, der vermtl. aus dem Offizierscasino stammt wird zum Fußboden für Flugschüler. Die Amerikaner hätten in ihre Tagebücher geschrieben, daß sie in Deutschland noch nie einen so luxuriös ausgestatteten Flugplatz gesehen. Wie ich schon schrieb: Keinerlei Beleg. Er reitet noch ein bischen darauf herum und lässt dann die Katze aus dem Sack:]
"... - all das gibt Anlass zu der Vermutung, daß hier einquartierte Flugschüler ein probates Tarnnetz für andere Absichten oder Aufgaben waren." [Et voila...Da ist sie.

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Heiliger Bimbam! Er führt außer den geographischen und geologischen Gegebenheiten, auch die Nutzungsänderung und die Ausstattung von Räumlichkeiten und den Umfang der baulichen Maßnahmen (z.B. Krankenhaus) als "Beleg" für eine UT-Anlage an. Aber das ist natürlich nicht alles. Er hat noch weitere Belege dafür, daß seit 1934 dort eine UT-Anlage aufgefahren wurde.
LG
Dieter