Das Bernsteinzimmer in Wuppertal?

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hebbel

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#41
Sicher gab es auf einem Flugplatz wie diesem verbunkerte Räume.
Möchte man meinen. Eigentlich denke ich auch so, aber schau´ Dir mal dieses komische "Luftschutzregime" an:

"In the morning of 29th of June, class was interrupted because of an air raid alarm. It was a so called carpet bomb alarm, ”bombenteppichalarm”, which was given when a big enemy formation was approaching the base. Everyone had to leave the base by foot (to a distance of 2 - 3 km away), or by car (5 - 7 km away)."

Jeder sollte sich also zu Fuß oder mit einem Fahrzeug in einige Entfernung vom Flugplatzgelände begeben. (Wenn es so stimmt.)
Die Gruppe von 20 Finnen war vom 15.06.1944 bis 21.07.1944 in Nobitz stationiert. Darunter waren 17 Offiziere. 14 Tage nach ihrem Eintreffen hatten sie auch schon ihren ersten Alarm. Man lässt doch die Offiziere einer befreundeten Luftwaffe nicht vor der (Bunker) Tür stehen.

Quelle: http://www.sci.fi/~fta/nightftr.htm

LG
Dieter
 
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hebbel

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#42
Da Kuschel, als auch Scheler die Geschichte mit ihren Büchern ja öffentlich gemacht haben, kann es hier gezeigt und beschrieben werden. (Denke ich mal ...)

Er fügte einen Kartenausschnitt mit der Kiesgrube ein, in den er händisch einen U-förmigen Stollen einzeichnete. der Scheitelpunkt des "U" endet ungefähr dort, wo sich auf dem von mir angefügten Kartenausschnitt, bergmännisch interpretiert, das Pingenzeichen befindet. Nach seinen Angaben gibt es in diesem Scheitelpunkt eine Stahltür, hinter der ein begonnener Stollen unbekannter Länge weiterführt. Er führt weiter aus, daß genau an dieser Stelle auch das MfS, nach Hinweisen aus der Bevölkerung, mit einem Bagger ca. 15 Meter tief gegraben und die Stahltür gefunden und mit der Baggerschaufel aufgerissen hat. Entgegen der in der Kartenlegende gemachten Angabe, daß dieser Stollen eine unbekannte Länge hat, behauptet er im Text, daß dieser Stollen zum ca. 300 Meter entfernt liegenden Hohlraum unter dem Jagen 31 führt.

Als Quelle für die Existenz des U-förmigen Stollens nennt er die Erinnerungen von Klaus Scheler, verarbeitet in dem Buch "Sinnsuche im Narrenparadies".
Diese kann man in "Sammlung" unter "Deserteure" (etwa in der Mitte der Seite) hier nachlesen.

Je nachdem, wie man die Mundlöcher ansetzt, beträgt die Entfernung bis zur "Pinge" ca. 110/120 Meter.

[Erst einmal kein Kommentar :D]

Quelle: Thomas Kuschel, Bernsteinzimmer, Das letzte Kapitel im Leinawald, E. Reinhold Verlag, ISBN 978-3-937940-85-4
Copyright für die Kartenausschnitte: TLVermGEO

LG
Dieter
 

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hebbel

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#43
@Kracher
Ach übrigens, den omnipotenten Tonfall kenne ich. Dieser Supermensch ("J.") könnte aber auch ein armes Würstchen sein das froh ist, wenn man ihm mal ein Essen bezahlt.

Ich habe da mal Leute kennengelernt ... :lol1: Stichwort "Red mercury". (Da lief es aber als Tarnkappenanstrich.)

Übrigens: Viel Erfolg mit Deiner Seite. :D

LG
Dieter
 
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hebbel

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#44
Später im "Rechercheteil" nimmt er das Thema "MfS-Grabung" nochmals auf. Über einen Umweg (Meldung bei einer Zeitung auf Grund eines Artikels über das BS) erhält Paul Enke Kenntnis von den Angaben eines Herrn Anders, der nach seinen Angaben Arbeiter im Steinbruch war. Enke organisiert für den Sommer 1964 eine Grabung. Da Anders nur die Stollen im Steinbruch kennt, verweist Anders auf die beiden Mundlöcher des U-förmigen Stollens im Steinbruch. Anders weiß nichts vom großen Objekt, welches von der Flugplatzseite in den Steilhang aufgefahren wurde.

[Was jetzt an Ausführungen zu den Mundlöchern in der Kiesgrube folgt, kann man versuchen zu begreifen. Man kann es auch lassen.]

Man findet ohne Schwierigkeiten das versprengte Mundloch und das Mundloch, welches für Fundmunition offen gehalten wurde. [Nachbruch, oder was?] Trotz Einsatz schweren Gerätes gelingt es nicht, den versetzten Stollen von der Kiesgrubensohle her aufzuwältigen. Anders kennt, wie Klaus Scheler auch, die U-Form des Stollens und verweist auf den Scheitelpunkt. Hier beginnt der Bagger vom Schachtbau Nordhausen die Grabung und arbeitet sich an zwei Tagen auf einer Rampe in die Tiefe. Hier gibt Kuschel jetzt die Teufe mit etwa 18 Metern an. Das Loch hat einen Durchmesser von ca. 40 Metern. Man stößt auf die Eisentür und öffnet am nächsten Tag diese mit Gewalt (Bagger), da sie sich herkömmlichen Öffnungsversuchen widersetzte. Es tritt sofort ein stinkendes Gas aus und der Grabungsleiter läßt den dahinter liegenden Hohlraum für mehr als eine Stunde ausgasen. [Offenbar kein Bergbaukundiger weit und breit?]

Danach begibt er sich mit dem damaligen Revierförster Kreller in den Schacht [? Man ist aber einige Betonstufen herunter gegangen.] und sieht Stapelmunition an den Wänden. Danach hat man auf Wunsch des Grabungsleiters den Schacht wieder verlassen. Die Eisentür wurde verschlossen und das ausgehobene Material wieder im Loch verfüllt.

[Kreller erzählt die Geschichte seinem Stellvertreter Paritzsch, auf den sich Kuschel nach persönlicher Mitteilung Paritzschs beruft. Kuschel sinniert dann noch darüber, ob Enke persönlich der Grabungsleiter war, was nach seiner Meinung nach wahrscheinlich ist. Die Gründe für den plötzlichen Abbruch der
Erkundung sieht er darin, daß dem Grabungsleiter (Enke) klar wurde, daß er sich auf GSSD-Gebiet zubewegt ("Noch ein paar Schritte...").]

-------------------

Zu den geophysikalischen Erkundungen

Für den 03.04.2006 war die erste geoelektrische Messungen mit einer Meßbahn von 250 Metern Gesamtlänge und einer beauftragten Meßtiefe von 40 Metern angesetzt. Die GUB führte die Messung und soweit ersichtlich auch die Auswertung durch. Die Auswertung deutet auf ein untertägiges Objekt mit der Ausdehnung 150 m x 70 m, welches in einer Tiefe von 20 m bis 30 m liegt, hin.
Die Auswertung der GUB berücksichtigt die Vorkenntnisse zur Geologie und den zu erwarteten Schichtverhältnissen und legt sich nach einer vorsichtigen
Annäherung fest: "Die Meßergebnisse weisen nach gutachterlicher Erfahrung auf die Existenz eines nichtgeologischen, künstlichen Objekts im Untergrund hin." [Das wird auch mit der Abbildung der Kurzstellungnahme der GUB belegt.] Es wird ein Suchbohrung empfohlen. [Die bisher nicht genehmigt wurde.]

Am 21.11.2011 und am 06.01.2012 wurde dann durch die GLB streifenweise ein Gebiet von 200 x 100 Metern geoelektrisch mit insgesamt 1.125 Meßpunkten erkundet. Dabei wurde ein Hohlraum in NS-Ausrichtung von 70 m Länge und in OW-Ausrichtung von 30 bis 40 m Breite festgestellt. [Das dieser homogen sei, behauptet Kuschel ausdrücklich nicht.] Zur Darstellung der Meßergebnisse wurden diesmal Horizontalschnitte in 7 m, 10 m, 13m Tiefe von GOK gewählt.
Die Auswertung durch die GLB bekundet, daß besonders in einer Tiefe von 10 Metern ("z.T mit scharfen Begrenzungen...") [Das ist nicht unbedingt falsch, aber, und das erlaube ich mir als Laie sogar zu sagen, Humbug, denn da sieht man nur Quark, wenn man die tieferen Schnitte nicht kennt.] Ab 13 m kommt tatsächlich eine gewisse Struktur zum Vorschein, die sich auf 13 m u GOK entwickelt und auf 17 m u GOk klar begrenzt hervortritt.

{Dazu erlaube ich mir als Laie selbst mal meine Meinung. zu sagen.]

Gute Verrichtung :D
Dieter
 
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hebbel

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#46
In mehrfacher Hinsicht. Deshalb ja auch die Betontreppe :D

Wenn man mal annimmt, daß die alte Steinbruchsohle der neuen in Höhe von ca. 190 m entsprach und man diesen U-förmigen Stollen waagerecht söhlig zur Steinbruchsohle aufgefahren hat, dann kommt man ganz schön in Schwulitäten, wenn man auf gleicher Sohlenhöhe unbedingt weiter ins Jagen 31, so wie Kuschel, will.
Das Gelände fällt in Richtung Jagen 31 zunächst ab. Je nachdem, wo man an dem heutigen kleinen Teich östlich "vorbeizirkelt", befindet man sich auf Höhen zwischen 195 m und 200 m. Dann muß man noch die Tiefe von 5 Metern des dort 18 m breiten, kleinen "Grabens" abziehen. Da steht man im Falle des 195 m Höhenbereichs hübsch im Freien. Auf 200 m Höhe sieht es auch nicht rosig aus, wenn man zudem noch die Firsthöhe einberechnet.

[So bekommt man nicht nur anschaulich den Begriff "tagesnah" erläutert, sondern en passant auch noch die zwingend notwendige Existenz der Treppe bewiesen. :D Kann es sein, daß ich mich verplappert habe? :D]

Und wenn man die in der Schilderung der MfS-Grabung genannte Teufe von 18 m in Ansatz bringt? Tja, wir befinden uns dort auf ca. 202,5 m Höhe. Dann sieht es mit der Überdeckung schon komfortabler aus, aber unter den oben genannten Eingangsbedingungen müsste die damalige Steinbruchsohle ca. 5,5 m tiefer gelegen haben. [Die erreichte Teufe mag aber auch nur eine grobe Schätzung gewesen sein.]

LG
Dieter
 
M

Maehler

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#47
so, nachdem hier auch etwas von Höhen gesprochen / geschrieben wurde, nur noch eine kleine Anmerkung aus der Entfernung und ohne Ortskenntnis:

Bei Luftschutzanlagen in U-Form ist mindestens bei einem Zugang der tiefste Punkt der Anlage. UND - alle LS-Anlagen haben ein Gefälle - entweder bergbaulich (1:400 oder 1:250), manchmal auch nichtbergbaulich geländeangepasst - bis hin zum Treppenaufgang.
Hieße, daß der vom Eingang entfernte Bereich höher liegt, folglich wie in diesem Fall "einige cm" weniger Überdeckung anstehen würden.
 

SuR

... wie immer keine Zeit ...
Mitarbeiter
#48
Moin Maehler,

vielen Dank für die Erläuterung.
Warum ist das denn so? Gasschutz, Entwässerung, ...???

WasLernenwollend, Sur
 

Varga

Mann aus den Bergen
Mitarbeiter
#49
Warum ist das denn so? Gasschutz, Entwässerung, ...???
WasLernenwollend, Sur
Das ist auch bei fast allen Festungs- und Untertageanlagen in der Schweiz so. Wasser wie auch CO2 sind für die etwas höher gelegenen Räme schwerer erreichbar.

Gruss
Varga
 
H

hebbel

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#50
Florian, ich bin zwar nicht @Maehler, aber natürlich ergibt sich bergbautechnisch das Problem der "Entwässerung", was Du jetzt auch immer denken magst. Isso. Kein Schwein würde sowas, wie ich beschrieben habe, bauen. War aber nur ein Rechenbeispiel zugunsten der Protagonisten. @Maehler hat aber Erfahrungen, daß dies nicht immer so gewesen sein muß.

[Und deshalb geht eben ein Stollen im geringfügigen Fallen, auch wenn man es Schrägschacht nennen möchte, schon gar nicht.]

LG
Dieter
 
M

Maehler

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#51
Danke Varga!

Co² fällt, weil schwerer als Luft - und deshalb sind Stollen, die in Hänge getrieben wurden, immer lufttechnisch soweit OK, wenn das am tiefsten gelegene Mundloch / Eingang offen sind. Dadurch sind hier keine CO² Seen zu erwarten.

In Stollen, die einzig über Treppenhäuser oder nach unten führende Rampen erreichbar sind, besteht eher die CO² Gefahr.

Die meisten Hang - Luftschutzstollen hatten aus diesem Grund ein höher und ein tieferliegendes Mundloch, ersatzweise sogar manchmal Kernbohrungen vom höchsten Punkt zur GOK.

Oder - stark klüftiges Gebirge

Damit wurde erreicht, daß eine natürliche Bewetterung, ob stark oder schwach, eintreten konnte.

Bestes Beispiel: Stollen Henrichshütte (Museum), mit starker natürlicher Bewetterung und bestehender Kaminwirkung

Was im Bergbau in Sachen Wasser funktionierte, war ebenfalls im Luftschutz gang und gäbe. Auch hier wurde das Gefälle auch geschaffen, um das Wasser abführen zu können.

Stollen in Ebenen, also nur über nach unten führende Zugänge erreichbar, hatten jeweils am tiefsten Punkt des Stollengefälles einen Pumpensumpf, der von manchen Abenteuerlustigen, die solche Anlagen meist illegal heimsuchen, gerne praktisch wahrgenommen werden. Diese Pumpensümpfe werden zu gerne übersehen, weil nicht erwartet, und so mancher bekam hier nicht nur nasse Füße, sondern es gab auch schon ettliche blaue Flecken und gebrochene Haksen. Größere Stollen mit mehreren Zugängen haben entsprechend mehrere Wassersammelbecken, wenn nicht, ein höheres Gefälle und zusätzliche Drainageleitungen. Letztere werden auch gelegentlich unterschätzt, und wenn diese Wasserführenden Leitungen diverser Revisionsschächte bedurften und deren Abdeckungen durchrostet oder nicht mehr vorhanden sind, hat man auch hier gute Chancen zu verunfallen.

Aber auch im Altbergbau ist es normal, wegen dem Wasser und dem CO², daß das Mundloch am tiefsten liegt, das wußten schon die alten Römer ...
Ganz zu schweigen von Erbstollen, deren Gefällrichtung auf der Hand liegt :D
 
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hebbel

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#53
OT
Na, wenn wir schon beim Thema sind ein Hinweis, da ich mich mit sowas mal auskennen musste und es da immer wieder falsche Vorstellungen gibt:
Jungs, ihr geht mir noch ex, wenn ihr so weiter macht :D Natürlich gilt es logischerweise die Ansammlung von Kohlendioxid, Stichwort "CO² See", zu vermeiden. Da, wo kein Atemluftgemisch ist, erstickt man. Das ist aber nicht der eigentliche physiologische Wirkmechanismus einer Kohlendioxidintoxikation. Es gilt auch, den Kohlendioxidgehalt der eingeatmeten Luft außerhalb einer massiven CO²-Ansammlung gering zu halten. Wir produzieren es ja selber. (Ca. 4% CO² in der ausgeatmeten Luft.) Im verlängerten Rückenmark wird der Atmungsreflex durch Messung des Kohlendioxidgehaltes im Blut gesteuert. Kommt es zu einer geringfügigen und kurzfristigen Erhöhung des Kohlendioxidgehaltes, wird mit einer Erhöhung der Atemtiefe und Atemfrequenz reagiert. Ist der Kohlendioxidgehalt höher und längerfristiger, tritt das Gegenteil ein. Es kommt zur Atemdepression, was insofern tückisch ist, da diese den Kohlendioxidgehalt des Blutes logischerweise noch weiter erhöht. Die Folge ist Atemstillstand.

Wenn die Atemdepression eingetreten ist, könnte man theoretisch den Betroffenen an frischer Luft und mit Zwangsbeatmung "zurückholen", aber man kennt auch viele tote Helfer. Bei Kohlenmonoxid, da ist der Wirkmechanismus ein anderer, reicht das nicht. Man müsste auch noch schnell große Mengen Blut austauschen. Tja. Die Bewußtseinstrübungen sind da leider gut dokumentiert.

Hoffend, daß ich was zum Lerneffekt beitragen konnte. :lesen::D
Dieter
 
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hebbel

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#54
Zurück zu den "Recherchen" des Autors.

Die Luftwaffe erweiterte nach seinen Angaben ihr Territorium im Leinawald in Richtung der Jagen 31 und 32. Hierzu beantragte sie 1936 die Eintragung ins Grundbuch, welche sich aber bis 1944 verzögerte. [Er reibt sich dann daran, daß die Luftwaffe dieses Gebiet bereits als das ihrige betrachtet.] Als Beleg dient ihm ein Lageplan, in dem eine "neue Grenze" eingezeichnet ist. Die Legende zur Abbildung wird vom Autor wie folgt gewählt: "Ohne im Besitz des Territoriums zu sein, markiert die Luftwaffe bereits eine neue Grenze (Hervorhebungen: Autor)"

[Wieder so eine Behauptung, die er im Plan dann auch mit der Hervorhebung "illegal ausgedehnter Flugplatz" zu stützen sucht. Was weist der Lageplan selbst als Legende aus? Es ist ein Plan des Thüringer Katasteramtes Altenburg vom 1.10.1941, der auch das Dienstsiegel des Katasteramtes trägt. Darin ist eine "neue Grenze" eingezeichnet. Die Kiesgrube ist auch abgebildet. Diese ist zur davorliegenden Schneise geöffnet. Höhenmäßig kann man aber keine weiteren Schlüsse ziehen. Interessanterweise ist da mit einer Doppellinie eine Strecke eingezeichnet, die die, wenn ich nicht irre, Bezeichnung "Seilbahn" trägt. Keine Belege für die angestrebte Änderung der Besitzverhältnisse im Sinne der Eintragung in das Grundbuch.]

Es wird weiter ausgeführt, daß die Luftwaffe 1936 das Anschlußgleis von Klausa hin zum Flugplatz mietete und 1941 der Reichsfiskus Luftfahrt dieses vom Staatsfiskus Thüringen kaufte. In seinen Anmerkungen reibt sich Kuschel daran, daß dieser Vertrag geheim war, während alle anderen Angelegenheiten, zumindest auf einer bestimmten Ebene, offen gehandhabt wurden.

[Hinsichtlich des Kaufvertrages belegt er endlich mal was stimmig, auch wenn kein Datum erkennbar ist. Aber wieder wird dies für Rhetorik im Sinne seiner Zielsetzung benutzt. Was heißt hier alle? Das kann der Leser eben nicht nachvollziehen, weil der Autor nur ein weiteres Dokument zur Problematik, nämlich das bereits erwähnte Schreiben des Luftamtes Dresden beigebracht hat. Das trägt zumindest den Vermerk "Vertraulich". Der Lageplan des Katasteramtes trägt keinen Vermerk. Hier ist aber auch nicht klar, ob er vollständig abgebildet ist.]

Er resümiert dann, daß die Luftwaffe, nachdem der letzte Pächter der Kies/Sandgrube 1942 verstorben war und die Luftwaffe diese in Eigenverwaltung übernommen hatte, jetzt endlich von allen Seiten an die Jagen 31 und 32 herankommt. Dies sei auch der Startschuß für den Vortrieb des U-förmigen Stollens in der Kies/Sandgrube gewesen.

Quelle: Thomas Kuschel, Bernsteinzimmer, Das letzte Kapitel im Leinawald, E. Reinhold Verlag, ISBN 978-3-937940-85-4

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Es ist ja nicht so, daß man nicht mit Stories aufwarten könnte, die die Bedeutung des Objektes hervorheben können, könnten, sollen, müssen ...
Was da "dran" ist, muß jeder für sich entscheiden :D

LG
Dieter
 
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#55
Die Lebensborngeschichte

[Diese Geschichte entwickelt der Autor ärgerlicherweise in der Leseabfolge aus der eigentlichen Prosageschichte. Später, im "Rechercheteil", wird die Geschichte, die ein besonders perfides Verbrechen schildern will, dann wahr.]

Die zentrale Figur der Erzählung, ein Untersturmführer Horst Aßmann, der quasi als Vorauskommando die Einlagerung des Bernsteinzimmers im UT-Objekt des Altenburger Flugplatzes vorbereiten und die Räumlichkeit aussuchen sollte, befindet sich kurz vor der geplanten Sprengung des Zuganges zum Objekt noch in diesem. Der Verantwortliche für das Objekt, ein Major, war ebenfalls im Objekt, brüllte Aßmann in dem Sinne an, daß gleich gesprengt wird und beide verließen fluchtartig das Objekt.
Als sie die Plattform vor dem Objektzugang [Das ist hier die Flugplatzseite, nicht die Kiesgrube.] erreichten bot sich Aßmann folgendes Bild:
Er sah zehn schwerbewaffnete SS-Männer unter Führung eines Obersturmführers, sowie eine Menschentraube, fast alles Frauen und viele Kinder, keines über 5 Jahre alt. In der Folge gab der Obersturmführer ggü. dem Major bekannt, daß er vom Reichsführer den Befehl habe, die Frauen und Kinder zu schützen und diese deshalb in das UT-Objekt verbracht werden sollen. Der Major verweigerte das mit dem Hinweis auf die bevorstehende Sprengung kategorisch, worauf ihn der Obersturmführer erschoß. Die Männer des Obersturmführers wurden zum Sprengmeister geschickt und Aßmann sah, wie binnen 20 Minuten das Gros der Frauen (darunter auch Schwangere) und Kinder im Objekt verschwanden. Einige wenige Frauen waren verblieben, wobei eine ein kleines Bündel trug, was sie und die anderen verbliebenen Frauen vor der SS zu verbergen suchten. Der Obersturmführer diskutierte noch mit der von Aßmann angenommenen Vorgesetzten der Frauen. Diese Frauen verschwanden dann im Wald und Aßmann verließ ebenfalls die Örtlichkeit. Nach 5 Minuten vernimmt er hinter sich eine dumpfe Detonation. [Soweit der Prosateil hierzu.]

Der Autor stellt in den Raum, daß die Furcht vor der Entdeckung "der Züchtungsbeweise für eine arische Herrenrasse" sehr groß gewesen sein müssen, wenn diese in die Hände der Alliierten fallen und führt hierzu mit Quellenzitaten die Ermittlungen des Kindersuchdienstes des ITS (International Tracing Service) an, aus denen hervorgeht, daß im Laufe des Krieges ca. 200 bis 250 norwegische Kinder in 5 Lufttransporten in drei Heime, darunter auch Kohren-Salis, verbracht wurden. Der Bericht des ITS betont auch, daß beim Zurückweichen der deutschen Armeen diese Heime dem Gegner nicht übergeben wurden, sodaß die Pflege und Versorgung der werdenden Mütter und der Kleinkinder aufrecht erhalten werden konnte, sondern ihnen die Strapazen und Gefahren einer überstürzten Flucht zugemutet wurden. Man hat sich selbst in den letzten Kriegswochen diesbezüglich verweigert und glaubte bis zum Schluß an den rassenpolitischen Auftrag. [Soweit der Bericht des ITS, der auszugsweise zitiert wird. Kohren-Salis liegt nur ca. 8 km LL von der vermuteten UT-Anlage entfernt.]

Kuschel legt dann dar, daß das SS-Kommando von Kohren-Salis die Anlage im Leinawald offenbar kennt. Die Mütter und Kinder werden in den Berg verbracht und die Zugänge werden gesprengt. Das eine der Helferinnen ein Kind gerettet hatte, blieb zunächst unbemerkt und auch später, in der DDR, hat sich diese Frau nicht offenbart, da alle Angst hatten. Erst als sie im Sterben lag, vertraute sie sich einer Freundin und Nachbarin an. Als Quelle führt er an: "G.M., pers. Mitteilung"

Quelle: Thomas Kuschel, Bernsteinzimmer, Das letzte Kapitel im Leinawald, E. Reinhold Verlag, ISBN 978-3-937940-85-4

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So, jetzt kommen wir mal zu einer bevorzugten "Beweisführungs- bzw. Belegtechnik" des Autors. Diese gebraucht er mehrmals.

Er legt den Beleg- bzw. Quellenverweis, wie im vorliegenden Fall der Retterin bzw. deren Vertrauten, nämlich gern an das Ende des Textflusses im Absatz. Der Leser kann nicht wirklich unterscheiden, ob das Geschriebene zum Beleg- bzw. Quellenverweis insgesamt, oder ein Teil schon zu den Ausführungen/Schlußfolgerungen des Autors gehört. Zudem vermeidet er, Augen- und Ohrenzeugen in wörtlicher Rede zu zitieren. Der Leser kann also wie im obigen Beispiel nicht wirklich wissen, ob diese Frau ein Kind unter den oben angeführten Umständen rettete, ob sie Augenzeuge der Verbringung von Frauen und Kindern in eine UT-Anlage oder Augen- und/oder Ohrenzeuge einer nachfolgenden Sprengung war.

So wird das nix. Konnte man die bisherige "Beweisführung" mittels Dokumenten aus den Archiven und Augenzeugenberichten zum Nachweis der UT-Anlage, die Bernsteinzimmerstory ist da wohl nur ein "Aufhänger", als belanglosen und ungelenken Versuch abtun, wird es jetzt aber haarig.

Man kann die Vermutung anstellen, daß dies zum Sinn und Zweck des Büchleins gehört: Aufmerksamkeit erregen und die Behörden zum Einlenken in der Frage der Genehmigung einer Bohrung, in wie auch immer erhoffter Weise, zu bewegen.

Nee, nicht wirklich ... :lol1:

LG
Dieter
 
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hebbel

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#56
Ähm.
Und wenn jetzt jemand fragt: "Wann ist er denn nun endlich damit fertig, den Autor zu "erwürgen"?" Gemach, noch nicht ganz. Zudem ist die Sache eindeutig. In dem von mir beleuchteten Themenkomplex erkenne ich ganz klar auf Suizid und nicht auf Tod durch fremde Hand. :D :lol1:

LG
Dieter
 
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#59
Die Geschichte der Bombardierung der flugplatzseitigen Hangkante durch zwei deutsche Strahlflugzeuge

Der Autor erwähnt mit Hinweis auf den "After Action Report der 6th Armored Division der Dritten Armee" die kampflose Übergabe Altenburgs am 15. April 1945. Er führt auch aus, daß die Amerikaner auf dem Flugplatz einen Transport- und Versorgungsverkehr für ihre Truppen organisieren. Der Nachschub erfolgt über die Inbetriebnahme des Flugverkehrs. [Das wird noch wichtig werden.] Die Kasernenanlagen sind durch sie noch nicht bezogen, da diese erst vorbereitet werden müssen. Deshalb sind die Soldaten in Wohnungen der ortsansässigen Bevölkerung untergebracht.

Am 22. April 1945 steht ein damals zwöfjähriger Zeitzeuge im ersten Stock seines Elernhauses in Nobitz am Fenster, als zwei Flugzeuge mit ohrenbetäubendem Lärm von Südosten kommend, vorbeifliegen. Er erkennt, daß die Flugzeuge, die am Seitenleitwerk das Hakenkreuz tragen, keine[n] Propeller haben, es sich also um Strahlflugzeuge handeln muß. Der einquartierte Sergeant, der namentlich benannt wird, stürzt auch herbei. Nach einiger Zeit, so als hätten sie eine Runde um den Leinawald gedreht, erscheinen die Flugzeuge wieder aus gleicher Richtung kommend und bombardieren die Hangkante am östlichen [?] Ende des Flugplatzes. Der Junge zählt zwölf Detonationen.

[Hier folgt der Quellenverweis sofort. Der Autor hat mit dem Zeitzeugen persönlich gesprochen.]

Die folgenden Ausführungen beinhalten, daß man sich noch Tage und Wochen mit Verwunderung im Dorf erzählte, daß die Flugzeuge nicht die Amerikaner und deren herumstehendes Gerät, sondern die bereits zugesprengte Hangkante [die die Amerikaner nicht interessiert hat] nochmals verwüstet haben. ["Sicherheitshalber?"] Lediglich das Anschlußgleis von Klausa hat einen Treffer in Höhe der Schneise 5 abbekommen.

[In der Folge reitet er auf diesem Bombentreffer herum, behauptet, daß dies auf der Grundlage eines Beleges nicht der Phantasie des Zwölfjährigen entsprungen sein kann und der Treffer zur Zeit der amerikanischen Besetzung des Flugplatzes und vor dem Waffenstillstand erfolgt sein muß. Wie sieht nun dieses Dokument aus, daß er mit der Legende "Wenn der Schaden eines Bombentreffers repariert wird, hat es den Treffer auch gegeben." versieht?
Es ist ein Schreiben des Bauamtes des Landratamtes Altenburg vom 15.10.1945 mit der Thematik Flugplatz Leina, Anschlußgleis. Darin wird ausgeführt, das die Amerikaner das durch einen Bombentreffer beschädigte Gleis, da sie es benötigten, selbst repariert haben. Der Bauunternehmer Erbe erklärt sich bereit, weiterhin für den Unterhalt des Gleises zu sorgen.
Tja, es gab einen belegbaren Bombentreffer. Kann es das Dokument auch leisten, einen ursächlichen oder zeitlichen Zusammenhang zu dieser ominösen Bombardierung herzustellen? Nein. Es weist nämlich keine Bezugnahme aus. Es kann sich um jeden anderen Treffer bei einem Angriff auf den Flugplatz gehandelt haben.]

Der Zeitzeuge hört die Gespräche der Erwachsenen im Dorf. Die Amerikaner kümmern sich nicht weiter darum, da sie schon manche Merkwürdigkeit in Deutschland erlebt haben. Die Deutschen flüstern sich zu: "Es muß schon etwas Besonderes sein, dort im Berg, daß die deutsche Luftwaffe noch acht Tage nach der Besetzung Flugzeuge schickt, und die Eingänge zubombt." [Hier führt er wiederum den damals Zwölfjährigen als Zeugen in persönlicher Mitteilung an.]

[Die Geschichte hat ja, in dieser Anmerkung nicht wertend in Richtung des Autors oder des Zeitzeugen gemeint, ihren eigenen "Charme". Sie ist so "phantastisch", daß man nicht glauben mag, sie sei frei erfunden.]

[Mag man dem damals Zwölfjährigen noch glauben, daß er die Flugzeuge gesehen und die Detonationen gehört hat, so stellt sich dem Leser jedoch die Frage, ob er den Ort der Einschläge auch sehen konnte, ob er selbst die Einschlagstellen in Augenschein genommen, oder ob er dies den Gesprächen der Erwachsenen entnommen hat. Wiederum arbeitet der Autor nicht mit wörtlicher Rede, die dem Leser offenbart, was der Zeuge tatsächlich selbst unmittelbar (und darauf kommt es an) an Sinneseindrücken vernommen hat. Da macht er nicht nur den Leser mißtrauisch, sondern diskreditiert auch die Zeitzeugen, die nicht wirklich zu Wort kommen und der Schreibe des Autors ausgeliefert sind. Aber er macht ja noch etwas anderes. Indem er auch noch um´s Verrecken (Das muß mal so gesagt werden.) unbedingt das Gerede der Dorfbewohner in seiner "Beweisführung" mitverwursten will oder muß, macht er den Zeitzeugen auch noch zum "Zeugen des Geredes". Das mag der Zeitzeuge dem Autor ja auch aus freien Stücken erzählt haben, aber Zeuge des Geredes geht gar nicht. Auf Sinn und Zweck der "Aktion" gehe ich nicht ein. Das ist mir jetzt doch zu deppert. Es dürfte wohl klar sein, in welche Richtung der Autor argumentiert. Ja, ja. Sie haben es nochmals "zugebombt", also "zuzugebombt". :D Interessant wäre auch die Frage, wo die Zeitzeugen im Dorf abgeblieben sind, die die erste, angebliche Versprengung gehört haben müssen, da der Autor, die zweite Versprengung durch Bombardierung mitgerechnet, von 20 bis 30 Metern Hangtiefe spricht, die zerstört wurde.]

Auch hübsch: Da der Grabungsleiter bei der MfS-Grabung aufgab, hat Enke nach Ausführungen des Autors die Sache in die Planung des nächsten Jahres aufnehmen lassen. Hierfür kann er auch die Abbildung eines Dokument beibringen. Was zeigt es? Ein Planungsdokument des Chefs der Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei Dresden, also des MdI, vom 17.3.1965. Es trägt die Überschrift "Aufstellung über munitionsverseuchte Geländeteile im Bezirk Leipzig". Da werden auch der Leinwald, die Sandgrube und das Beton- und Kieswerk Nobitz genannt. Es geht um Fliegerbomben, einen unterirdischen Bunker in 20 m Tiefe, Flugplatz und Luftschutzbunker.

[Da haben wohl die Leipziger die Dresdener informiert. Wie das MfS Aufgaben in das MdI einsteuern konnte? Theoretisch möglich, aber ich glaube nicht, daß der Autor einen Gedanken daran verschwendet hat. Ihm war wohl die Erwähnung des in 20 m Tiefe gelegenen Bunkers wichtiger. Ob Tatsache oder Gerücht ist leider nicht ersichtlich. Der Luftschutzbunker ist interessant. Es könnte sich um das 40 m lange und 25 m breite Bauwerk handeln, welches der Autor am Rande des heutigen kleinen Teiches gelegen beschreibt und dessen Verwendungszweck ihm nicht klar ersichtlich ist. Ihm fällt dazu u.a. "Ablenkungsbaustelle" ein. Das ist ja fast so gut, wie Obergruppenführer der SS-Zeitreisedivision "Hans Kammler" :D]

Quelle: Thomas Kuschel, Bernsteinzimmer, Das letzte Kapitel im Leinawald, E. Reinhold Verlag, ISBN 978-3-937940-85-4

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So. Das soll es erst einmal gewesen sein. Wenn es Fragen gibt, weil man sich das Buch nicht antun möchte, dann her damit.

LG
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Maehler

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#60
"zubomben"

@ hebbel - so wie du das angehst, kritisch eine Lektüre zu zerlegen, gefällt mir. Plausibilitäts- und Kausalitätsprüfungen kennt der "Autor" offenbar nicht.
Ich habe mal die Möglichkeit des "Zubombens" einem Spezie zu Ohren gebracht, der sich damit auskennt - und wir kamen grinsenderweise auf den gleichen Nenner.

"zubomben" im Sinne von verschließen klingt seltsam, weil - Bomben machen eigentlich nur Löcher und etwas kaputt.

Problemstellung:
Von Fliegern aus Bomben in einem Hang so zu plazieren, daß der Aufschlag - und Eindringpunktpunkt in einem Hang passend über dem "zuzubombenden" Objekt liegt ist eine Sache.

Die weit Schwerwiegendere ist, daß wenn Bomben in einen Hang einschlagen, Erdreich und Steine nicht passend einfach herunter fallen, sondern wild durch die Gegend geschleudert werden. In einem Steinbruch per Bombe einen Rutsch zu erzeugen, dürfte da weitaus schwieriger werden, und Einschlagkrater incl. Abplatzungen lägen eher im Bereich von einem bis zwei Meter - somit um die 2 m² Gesteinsbewegung

Zudem käme, ob solch ein Maßnahme überhaupt nennenswerte Massen bewegen würde. hierzu nur mal Näherungswerte: Erzielter Bombentrichter in weichem Untergrund (Lehm) 8 m Durchmesser , ca. 5m tief, ergäbe ein bewegtes Volumen von ca. 83 m³, die über eine Fläche von bis zu 30 - 50 m im Umkreis verteilt würde. Da bleibt nicht viel für eine Zubombardierung.
Daß ganze Hänge nur wegen einer Bombe ins rutschen geraten, gibt es nur in schlechten Filmen.
Und so bleibt dann noch eine Frage zu stellen: Wär man damals so unüberlegt daran gegangen, einen Stollen in einem sensiblen, und auch gefährdeten Bereich dergestalt aufzufahren, daß er ohne weiteres zugesprengt werden kann?

War nur mal so, ohne das Buch zu kennen und ohne Ortskenntnis und nur wegen dem Begriff zubomben
 
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