Die Geschichte der Bombardierung der flugplatzseitigen Hangkante durch zwei deutsche Strahlflugzeuge
Der Autor erwähnt mit Hinweis auf den "After Action Report der 6th Armored Division der Dritten Armee" die kampflose Übergabe Altenburgs am 15. April 1945. Er führt auch aus, daß die Amerikaner auf dem Flugplatz einen Transport- und Versorgungsverkehr für ihre Truppen organisieren. Der Nachschub erfolgt über die Inbetriebnahme des Flugverkehrs. [Das wird noch wichtig werden.] Die Kasernenanlagen sind durch sie noch nicht bezogen, da diese erst vorbereitet werden müssen. Deshalb sind die Soldaten in Wohnungen der ortsansässigen Bevölkerung untergebracht.
Am 22. April 1945 steht ein damals zwöfjähriger Zeitzeuge im ersten Stock seines Elernhauses in Nobitz am Fenster, als zwei Flugzeuge mit ohrenbetäubendem Lärm von Südosten kommend, vorbeifliegen. Er erkennt, daß die Flugzeuge, die am Seitenleitwerk das Hakenkreuz tragen, keine[n] Propeller haben, es sich also um Strahlflugzeuge handeln muß. Der einquartierte Sergeant, der namentlich benannt wird, stürzt auch herbei. Nach einiger Zeit, so als hätten sie eine Runde um den Leinawald gedreht, erscheinen die Flugzeuge wieder aus gleicher Richtung kommend und bombardieren die Hangkante am östlichen [?] Ende des Flugplatzes. Der Junge zählt zwölf Detonationen.
[Hier folgt der Quellenverweis sofort. Der Autor hat mit dem Zeitzeugen persönlich gesprochen.]
Die folgenden Ausführungen beinhalten, daß man sich noch Tage und Wochen mit Verwunderung im Dorf erzählte, daß die Flugzeuge nicht die Amerikaner und deren herumstehendes Gerät, sondern die bereits zugesprengte Hangkante [die die Amerikaner nicht interessiert hat] nochmals verwüstet haben. ["Sicherheitshalber?"] Lediglich das Anschlußgleis von Klausa hat einen Treffer in Höhe der Schneise 5 abbekommen.
[In der Folge reitet er auf diesem Bombentreffer herum, behauptet, daß dies auf der Grundlage eines Beleges nicht der Phantasie des Zwölfjährigen entsprungen sein kann und der Treffer zur Zeit der amerikanischen Besetzung des Flugplatzes und vor dem Waffenstillstand erfolgt sein muß. Wie sieht nun dieses Dokument aus, daß er mit der Legende "Wenn der Schaden eines Bombentreffers repariert wird, hat es den Treffer auch gegeben." versieht?
Es ist ein Schreiben des Bauamtes des Landratamtes Altenburg vom 15.10.1945 mit der Thematik Flugplatz Leina, Anschlußgleis. Darin wird ausgeführt, das die Amerikaner das durch einen Bombentreffer beschädigte Gleis, da sie es benötigten, selbst repariert haben. Der Bauunternehmer Erbe erklärt sich bereit, weiterhin für den Unterhalt des Gleises zu sorgen.
Tja, es gab einen belegbaren Bombentreffer. Kann es das Dokument auch leisten, einen ursächlichen oder zeitlichen Zusammenhang zu dieser ominösen Bombardierung herzustellen? Nein. Es weist nämlich keine Bezugnahme aus. Es kann sich um jeden anderen Treffer bei einem Angriff auf den Flugplatz gehandelt haben.]
Der Zeitzeuge hört die Gespräche der Erwachsenen im Dorf. Die Amerikaner kümmern sich nicht weiter darum, da sie schon manche Merkwürdigkeit in Deutschland erlebt haben. Die Deutschen flüstern sich zu: "Es muß schon etwas Besonderes sein, dort im Berg, daß die deutsche Luftwaffe noch acht Tage nach der Besetzung Flugzeuge schickt, und die Eingänge zubombt." [Hier führt er wiederum den damals Zwölfjährigen als Zeugen in persönlicher Mitteilung an.]
[Die Geschichte hat ja, in dieser Anmerkung nicht wertend in Richtung des Autors oder des Zeitzeugen gemeint, ihren eigenen "Charme". Sie ist so "phantastisch", daß man nicht glauben mag, sie sei frei erfunden.]
[Mag man dem damals Zwölfjährigen noch glauben, daß er die Flugzeuge gesehen und die Detonationen gehört hat, so stellt sich dem Leser jedoch die Frage, ob er den Ort der Einschläge auch sehen konnte, ob er selbst die Einschlagstellen in Augenschein genommen, oder ob er dies den Gesprächen der Erwachsenen entnommen hat. Wiederum arbeitet der Autor nicht mit wörtlicher Rede, die dem Leser offenbart, was der Zeuge tatsächlich selbst unmittelbar (und darauf kommt es an) an Sinneseindrücken vernommen hat. Da macht er nicht nur den Leser mißtrauisch, sondern diskreditiert auch die Zeitzeugen, die nicht wirklich zu Wort kommen und der Schreibe des Autors ausgeliefert sind. Aber er macht ja noch etwas anderes. Indem er auch noch um´s Verrecken (Das muß mal so gesagt werden.) unbedingt das Gerede der Dorfbewohner in seiner "Beweisführung" mitverwursten will oder muß, macht er den Zeitzeugen auch noch zum "Zeugen des Geredes". Das mag der Zeitzeuge dem Autor ja auch aus freien Stücken erzählt haben, aber Zeuge des Geredes geht gar nicht. Auf Sinn und Zweck der "Aktion" gehe ich nicht ein. Das ist mir jetzt doch zu deppert. Es dürfte wohl klar sein, in welche Richtung der Autor argumentiert. Ja, ja. Sie haben es nochmals "zugebombt", also "zuzugebombt".
Interessant wäre auch die Frage, wo die Zeitzeugen im Dorf abgeblieben sind, die die erste, angebliche Versprengung gehört haben müssen, da der Autor, die zweite Versprengung durch Bombardierung mitgerechnet, von 20 bis 30 Metern Hangtiefe spricht, die zerstört wurde.]
Auch hübsch: Da der Grabungsleiter bei der MfS-Grabung aufgab, hat Enke nach Ausführungen des Autors die Sache in die Planung des nächsten Jahres aufnehmen lassen. Hierfür kann er auch die Abbildung eines Dokument beibringen. Was zeigt es? Ein Planungsdokument des Chefs der Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei Dresden, also des MdI, vom 17.3.1965. Es trägt die Überschrift "Aufstellung über munitionsverseuchte Geländeteile im Bezirk Leipzig". Da werden auch der Leinwald, die Sandgrube und das Beton- und Kieswerk Nobitz genannt. Es geht um Fliegerbomben, einen unterirdischen Bunker in 20 m Tiefe, Flugplatz und Luftschutzbunker.
[Da haben wohl die Leipziger die Dresdener informiert. Wie das MfS Aufgaben in das MdI einsteuern konnte? Theoretisch möglich, aber ich glaube nicht, daß der Autor einen Gedanken daran verschwendet hat. Ihm war wohl die Erwähnung des in 20 m Tiefe gelegenen Bunkers wichtiger. Ob Tatsache oder Gerücht ist leider nicht ersichtlich. Der Luftschutzbunker ist interessant. Es könnte sich um das 40 m lange und 25 m breite Bauwerk handeln, welches der Autor am Rande des heutigen kleinen Teiches gelegen beschreibt und dessen Verwendungszweck ihm nicht klar ersichtlich ist. Ihm fällt dazu u.a. "Ablenkungsbaustelle" ein. Das ist ja fast so gut, wie Obergruppenführer der SS-Zeitreisedivision "Hans Kammler"
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Quelle: Thomas Kuschel, Bernsteinzimmer, Das letzte Kapitel im Leinawald, E. Reinhold Verlag, ISBN 978-3-937940-85-4
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So. Das soll es erst einmal gewesen sein. Wenn es Fragen gibt, weil man sich das Buch nicht antun möchte, dann her damit.
LG
Dieter