Vom Bunker auf den Schrottplatz
Das Bundesheer hat am Dienstag in Stangersdorf den letzten befestigten Geschützturm in der Steiermark abgebaut. Die Bunker sind zu haben.
Der Kalte Krieg, der gar nicht so kalte Konflikt zwischen Ost- und Westmächten, ist zwar schon seit 1990 Geschichte. Seine Auswirkungen sind aber bis heute noch quer durch Europa spür- und vor allem sichtbar. Zumindest in der Steiermark gibt es seit Dienstag ein Übrigbleibsel aus dieser Zeit weniger. In Stangersdorf in der Gemeinde Lang, unweit der A9, wurde nämlich das letzte verbunkerte Panzergeschütz von Bundesheer-Pionieren abgebaut.
Gegen die Panzerarmeen. "In der Hochblüte des Kalten Krieges gab es in ganz Österreich rund 600 dieser festen Anlagen, davon 45 in der Steiermark", erklärt Gerhard Schweiger vom Militärkommando Steiermark. Sie wurden ab 1973 überall in der Nähe von neuralgischen Verkehrswegen positioniert, um das Vorrücken angreifender Panzerarmeen so lange wie möglich zu verzögern.
Gut getarnt. Befestigungen dieser Art waren gut getarnt über die ganze Steiermark verteilt. Unter anderem in Stangersdorf und Wildon, Badl bei Peggau, am Präbichl, in Wald am Schoberpass oder in Hohentauern. "Man kann davon ausgehen, dass diese Anlagen eine hohe Wirksamkeit entfaltet hätten. Das haben uns im Nachhinein auch ehemalige Warschauer Pakt-Armeen bestätigt", weiß Roman Michalus, Pionieroffizier beim Militärkommando Steiermark.
Versunkene Panzertürme. Herzstück der Anlagen waren in Betonbunkern versenkte Panzertürme, die 10,5-Zentimeter-Geschütze abfeuern konnten. "Je nach Munition hätten die Geschosse bis zu 30 Zentimeter Panzerstahl durchschlagen können. In Kombination mit vorbereiteten Steck- und Sprengsperren hätten sie dem Angreifer erhebliche Verluste zugefügt", ist Michelitsch überzeugt. Nun hat aber auch das letzte der jeweils mehr als 13 Tonnen schweren Geschütze ausgedient. Sie werden verschrottet und für die Stahlindustrie wiederverwertet.
Von der Bunkeranlage zum Partyraum. Zu haben sind hingegen die Bunkeranlagen. Mehr als die Hälfte hat das Heer schon veräußert, die Nachnutzung reicht vom Museum über den Partyraum bis hin zum Weinkeller. "Die Objekte werden versteigert. Interessenten können sich bei uns auf eine Liste setzen lassen", teilt das Militärkommando mit.
ROBERT LENHARD