Zu Gast bei der ArGe Schlier ( Zipf )

S

Silko

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#21
Auf einem der Kott-Fotos von der Baustelle im Jonastal (aufgenommen im Hochsommer 1945) taucht unterhalb von Stollen 23 ein Tafelwagen mit heruntergeklappten Seitenplanken auf, auf dem eine kabeltrommel liegt. Auf den herunter geklappten Seitenplanken ist ein Schriftzug zu lesen, der m.E. irgendetwas mit "Schlier" zu tun hat. Meine persönliche Meinung "Schlierzeche". Gab es einen solchen Ausdruck im Zusammenhang mit dem Schlierwerk?

Einigenorts in den virtuellen Weiten war auch zu lesen, dass Redl-Zipf organisatorisch dem Lager Mittelbau-Dora unterstand und auch mit dem SS-Stab Kammler in Verbindung gebracht werden muss.

Meine Frage nun, wer hierzu genaueres weiß. Gibt es eine mögliche Verbindung zum Jonastal? Ist es möglich, dass dieser Tafelwagen aus dem Schlier-Werk stammt oder sich eine andere Verbindung zu einem anderen KZ im Zusammenhang mit dem Bau von UT-Anlagen ergibt?
 

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A

ARGE SCHLIER

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#22
Schlier (zeche?)

Hallo Silko,

vielen dank für die interessante Anfrage. Wirklich spannend, der Begriff Schlierzeche o. Ähnliches ist uns jedoch bisher noch nicht untergekommen.

Eines unserer Mitglieder hat jedoch eine Idee und wird in demnächst, sobald er dazu kommt eine Antwort dazu schreiben. Bzw. seine Vermutung worum es sich dabei handeln könnte.

Schlier war ein sg. Vorwerk von Mittelbau Dora und es gab im Zusammenhang mit Schlier auch ein eigenes SS-Baustabs-Büro mit einigen Personen vor Ort.

Herzliche Grüße

Hannes Koch
Für die ARGE Schlier
 
W

wolfgang

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#23
...derzeit schaut es so aus, als ob es ende August die nächste Führung geben wird. (letzter Samstag im August) Leider wird es vorraussichtlich dieses Jahr nur eine Führung für ca. 220-250 Personen geben. Wir haben jedoch schon über 450 Anmeldungen. Die Brauerei Zipf bzw. die Brauunion haben anscheinend zu den Zielen der ARGE Schlier Vorbehalte. Sobald wir näheres wissen, werden wir die angemeldeten Personen verständigen. Leider ist der Termin noch nicht fix zu Bestätigen.

lg

ARGE SCHLIER
Danke.Dann halte ich das schon mal fest
 
S

Silko

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#24
Eines unserer Mitglieder hat jedoch eine Idee und wird in demnächst, sobald er dazu kommt eine Antwort dazu schreiben. Bzw. seine Vermutung worum es sich dabei handeln könnte.
Das hört sich verdammt spannend an. Ich danke schon einmal im Voraus. Ich muss allerdings zugeben, dass selbst im Jonastal-Forum www.gtgj.de des Entzifferung des Schriftzuges einige Zeit und Anläufe gedauert hat und auch jetzt noch umstritten ist. Insbesondere, weil aus der Bildqualität nicht mehr herauszuholen ist und der Schriftzug wegen der herunter geklappten Planken zu seiner Lesbarkeit um 180° gedreht werden muss. Bei Betrachtung in unveränderter Lage ergibt sich auch eine Interpretationsmöglichkeit in Richtung "Kyrillisch".
Allein die UT-Aktivitäten, Dora und Kammler haben meine Annahme "Schlierze...." verstärkt.

Nochmals Danke!
 
W

Willy

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#25
Schlier Mittelwerke und Kammler

Hallo Silko!
Zu dem Foto "Schlierze" kann ich dir leider nichts sagen.

Zum Zusammenhang Betrieb Schlier und Mittelwerk und Kammler gibt es folgenden Zusammenhang:

Juli 43 wurde der Arbeitsstab Dr Breuer gegründet, dem
die Planung der V2 Produktion in Wiener Neustadt übertragen wurde.
(Photos von Lichtenwörth sind im Forum, bzw unter geheimprojekte.at zu
finden)
Nach der Bombardierung der Raxwerke wurde der bereits begonnene Bau des Testfeldes eingestellt. Der Arbeitsstab Breuer übersiedelte nach Zipf,
um hier die Sauerstoffproduktion und die Bunkeranlagen zu errichten.
Bis zum Jahreswechsel 43 / 44 erfolgte die Lieferung von Material (z.B. Holz) an den Arbeitsstab Breuer. Ab dem Jänner 44 wird als Lieferadresse die Steinbruchsverwertungsgesellschaft Betrieb Schlier genannt.
In einem Vertrag zwischen der Brauerei und der Steinbruchsverwertungsges. von Anfang April 44 ist Dr. Rickhey und das Mittelwerk als Vertragspartner seitens des Betriebs Schlier genannt. Im Buch "Produktion des Todes"
wird aber ein Schreiben von Speer vom 12. Mai 44 genannt, bei dem es um die Übername der Betriebe Lehesten und Schlier ins Mittelwerk geht.

Der Planer der Anlage in Zipf (und auch schon bei den Raxwerken) war Karl E. Fiebinger, der auch die Stollen in Ebensee plante. Fiebinger kam über diese Bauten mit Kammler in Kontakt. Kammler dürfte auch einmal in Zipf gewesen sein. In Ebensee ist Kammler ( lt. Fiebinger) 5 Mal gewesen. Der SS Baustab in Zipf war u.a. durch einen Untersturmführer Eckermann Werner, Butterwegge August und einen Untersturmführer Künast aus dem Zuständigkeitsbereich Kammler vertreten.
 
S

Silko

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#27
@Williy. Sehr interessant und vielen dank erst mal. Also stand neben einer schlichten Vertragspartnerschaft möglicherweise sogar der Aufgang von Schlier im Mittelwerk zur Disposition.
 
H

hebbel

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#28
In "Produktion des Todes" von Jens-Christian Wagner, Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora steht es so:
"Ursprünglich war vorgesehen, daß die als "Vorwerk Mitte" oder "Lee" bezeichneten Anlagen in Lehesten als Zweigwerk der DEMAG betrieben werden sollten.[1] Bereits im November 1943 entschied man jedoch im Rüstungsministerium, die Prüfstände zumindest vorübergehend der Mittelwerk GmbH zu unterstellen.[2] Im Januar 1944 kamen Vertreter des Mittelwerks und des HWA schließlich überein, aus Tarnungsgründen die Vorwerke Lehesten und "Schlier" nicht direkt dem Mittelwerk einzugliedern, sondern der Steinbruch-Verwertungs-Gesellschaft mbH, deren Gesellschafteranteile die Mittelwerk GmbH übernehmen sollte.[3]"

[1] Vgl. Protokoll der MW-Gründungsversammlung im Rüstungsministerium am 21.11.1943, BAL, R121/405
[2] Vgl. Sonderausschuß A4, Protokoll der Lagebesprechung am 1.11.1943, BA/MA, RH 8/v.1966, sowie Protokoll der MW-Beiratssizung am 10.12.1943, BAL, R121/405. Danach sollten nicht nur das Vorwerk Mitte dem Mittelwerk eingegliedert werden, sondern auch die teils erst geplanten, teils bereits fertiggestellten Prüfstände in Redl-Zipf, Oberraderach und Peenemünde.
[3] Vgl. HWA (Oberregierungsrat Poenicke), Aktenvermerk über eine Besprechung im Mittelwerk am 14.1.1944, BAL, NS 4, Anh. 32, Bl.25...Wann das Mittelwerk tatsächlich die Mehrheit der Geschäftsanteile der Steinbruch-Verwertungsgesellschaft übernommen hat, ist unklar. Bis Mai 1944 war dies jedoch noch nicht geschehen, denn Speer ordnete am 12.5.1944 die Übernahme der Vorwerke Lehesten und Schlier durch das Mittelwerk an; vgl. Schreiben Speer an Leeb, Kammler, Degenkolb und Rickhey, 12.5.1944, BAL, R 121/404. In einem Organisationsplan der Mittelwerk GmbH vom März 1945 wird die Steinbruch-Verwertungs-GmbH als Abteilung des Mittelwerks aufgeführt; vgl. Organisationsplan MW, 7.3.1945, NAW, M-1079, Roll 1, Bl. 325.

Gruß
Dieter
 
W

Willy

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#29
Schlier und Mittelwerke sowie Breuer

@Hebbel
Danke für die Ausführungen. Haben sie Zugang zu den zitierten
Dokumenten?

@SUR zu Dr Breuer:
Leider ist der Informationstand sehr dünn.

Er wurde im April 44 in Zipf verhaftet und wahrscheinlich Ende September 44 vor ein Kriegsgericht gestellt. Dieses Verfahren wurde im Braugasthof in Zipf abgewickelt und Breuer vermutlich zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt

Im Mai 45 taucht Breuer dann wieder in Zipf und Umgebung auf, möglicherwiese ist er auf Arbeitssuche.

In den 1950ern arbeitet Breuer in der Nähe von Mönchen-Gladbach.

Wenn jemand eine Idee hat, wo sich die Kriegsgerichtsakten befinden könnten, wäre das eine große Hilfe.



willy
 

SuR

... wie immer keine Zeit ...
Mitarbeiter
#30
Servus Willy,

vielen Dank, das sind zumindest erste Anhaltspunkte. :)

Ohne den Namen der Gerichtsbarkeit (Wehrmacht, SS, ... ???) wird eine Suche nach den Originalunterlagen wohl nicht möglich sein. Und selbst dann ist die Wahrscheinlicheit, etwas zu finden, vermutlich nur sehr gering.

Wenn man hingegen wüsste, an welchem Ort dieser Dr Breuer nach dem Krieg gewohnt hat, könnte man dort nach dessen sicher vorhandenen Spruchkammerakten aus den Nachkriegsjahren recherchieren.
Da die Angeklagten dort i.d.R. bestebt waren, möglichst viel Distanz zwischen sich und das ehemalige Regime zu bringen, wäre eine Verurteilung in den Kriegsjahren sicherlich als "Beweis" für die Nicht-Regimetreue angeführt worden.

Hilft dir das weiter?
 

SuR

... wie immer keine Zeit ...
Mitarbeiter
#32
Hallo Willy,

leider bekomme ich das pdf nicht auf.
Kannst Du es bitte als jpg einstellen?

Hast Du vielleicht den Wohnort zu Kriegsbeginn?
 
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