St.Pölten-Spratzern - "Kopal-Kaserne"
1938 - Errichtung als Barackenkaserne
1945 - 1955 Sowjetische Besatzungstruppen
1956 - Lager für ungarische Flüchtlinge
1957 - Instandsetzung und Belegung durch ÖBH
2006 - Auflassung, Abzug des ÖBH
2012 - Verkauf
Geschichte:
Das Gelände der späteren Kaserne Spratzern ist 1888 als Exerzier- und Übungsplatz für die Truppen der Garnison St. Pölten angekauft worden. Nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland war 1938 die Aufnahmekapazität der Stadtkasernen nicht ausreichend, um die vorgesehenen Truppenteile der deutschen Wehrmacht unterzubringen, weshalb innerhalb weniger Monate ein Barackenlager errichtet wurde. Es war für die Aufnahme von zwei Bataillonen ausgelegt. Da der Übungsplatz nun verbaut war, wurde der nur wenige Kilometer entfernte Garnisonsübungsplatz Völtendorf geschaffen.
Vor Beginn des Zweiten Weltkriegs diente das Barackenlager dem Kavallerie-Schützen-Regiment 10 und der Panzerabteilung 33 der 4. Leichten Division als Unterkunft, während des Krieges befanden sich mit der Panzerersatz- und Ausbildungsabteilung 33 und den Kraftfahrerersatz- und Ausbildungsabteilungen 17 und 45 mehrere Ausbildungstruppenteile am Standort.
Fast unbeschadet übernahm die sowjetische Besatzungsmacht 1945 das Lager und stationierte dort bis zum Abzug im Jahr 1955 infolge des Staatsvertrages ein Panzerregiment.
Nach dem Ungarischen Volksaufstand im Jahr 1956 diente es als Durchgangslager für ungarische Flüchtlinge.
1957 stand das Lager leer und war in einem schlechten Erhaltungszustand. Trotzdem wurde die Brigade-Artillerie-Abteilung 2 des Bundesheeres im September des Jahres hierher verlegt und blieb bis zu ihrer Rückverlegung im März 1962 in Spratzern stationiert. Schon Ende 1959 begann man erste gemauerte Unterkünfte zu bauen, bis 1962 waren drei Mannschaftsgebäude fertiggestellt.
Schon 1960 begann die Umrüstung des hier stationierten Infanteriebataillons 10 zum Panzerbataillon 10, was eine wesentliche Erweiterung des Lagers notwendig machte. Die Panzerhallen wurden saniert und innen feuerhemmend mit einer Ziegelmauer ausgekleidet, eine Tankstelle und eine Panzerwerkstätte wurden eingerichtet. Nach einigen weiteren Erweiterungen war der Umbau Mitte 1965 abgeschlossen. Spratzern wurde mit der Werkstattkompanie 3 die zentrale Instandhaltungseinrichtung aller gepanzerten Fahrzeuge der 3. Panzergrenadierbrigade.
Namensgeber für die ursprünglich als "Kaserne Spratzern" bezeichnete Anlage war Karl von Kopal.
1971 wurde im Westteil der Kaserne ein Sportplatz errichtet. Er umfasste ein Fußballfeld, eine 333,3- und eine 100-Meter Laufbahn, Hoch- und Weitsprunganlagen sowie Tennisplätze. Ein von der Wehrmacht angelegter Löschwasserteich wurde zum Freibad umfunktioniert. 1978 wurde ein Simulatorhaus errichtet, welches drei Schießsimulatoren für Panzer beherbergte.
Im Zuge der 2005 beschlossenen „Heeresreform 2010“ wurde das Panzerbataillon 10 und mit ihm die Kopalkaserne aufgelassen. Am 12. Juni 2006 verließ der letzte Panzer die Kaserne. Diese wurden auf die Panzerbataillone 33 und 14 sowie die Panzertruppenschule in Zwölfaxing aufgeteilt.
Der Verkauf der Kaserne wurde Anfang 2007 ausgeschrieben. Der Mindestpreis wurde auf 17,8 Millionen Euro festgesetzt.
Obwohl bis Anfang 2010 kein Käufer gefunden wurde, sollte der Preis laut Immobilienverwertungs-Gesellschaft SIVBEG auf dem Mindestverkaufspreis bleiben und nicht reduziert werden. Im Jahr 2011 wurde er doch reduziert und im August 2011 um rund 12,9 Mio. Euro an den Architekten Julius Eberhardt verkauft, der aber im März 2012 starb. Im Juni 2012 wurde das 33 Hektar große Gelände an die Stiftung rund um die XXXLutz-Gruppe verkauft.
Aktuell betreibt man die Verwertung als "Gewerbepark Kopal".
Auszüge aus Kopal-Kaserne – Wikipedia
US-Lubi vom Bombenangriff auf den damaligen Bhf. St.Pölten-Süd (-> Spratzern) am 23.03.1945: Rechts der Mitte ist das Barackenlager der Kaserne Spratzern zu erkennen, darunter die Baustelle der Reichsautobahn - Anschlussstelle St. Pölten (-> Mariazellerstraße, heute B20). Rechts unten erkennt man die Explosionswolken der Bomben im Bereich des ehemaligen
Verschiebebahnhofes St.Pölten-Süd in Spratzern.
Bildquelle:
Official Home of the 450th Bomb Group Memorial Association
Nachkriegszeit:
Eine der vielen desolaten Baracken in Spratzern bei der Übernahme der Kaserne durch das ÖBH 1957
Bildquelle: Broschüre "3. Panzergrenadierbrigade-Kdo. - Städte-Garnisonen-Truppe", Kdo.3.PzGrB Mautern 1988
Die Baracken wurden durch Neubauten ersetzt... Baustelle Unterkunftsgebäude 1959
Bildquelle: Broschüre "3. Panzergrenadierbrigade-Kdo. - Städte-Garnisonen-Truppe", Kdo.3.PzGrB Mautern 1988
Bildquelle: Broschüre "3. Panzergrenadierbrigade-Kdo. - Städte-Garnisonen-Truppe", Kdo.3.PzGrB Mautern 1988
1959 kamen die ersten
Kampfpanzer T34/85 aus Beständen der Sowjet-Armee nach Spratzern und bildeten den Grundstock für das spätere PzB 10. Diese wurden bald von den US-Typen
mKPz M47 abgelöst, denen ab 1965 wiederum der
Kampfpanzer M60A1 folgte (später Modernisierung bzw. Nachrüstung auf M60A3Ö). Zuletzt war das PzB10 mit dem
KPz "Leopard" 2A4 ausgerüstet...
Bildquelle: NÖN
2 Fotos aus der Zeit vor dem Jahr 2000
12. Juni 2006: Letzter Kampfpanzer verlässt Kopal-Kaserne
Spratzern: Der 12. Juni 2006 ist für das Panzerbataillon 10 in Spratzern bei St. Pölten ein denkwürdiger Tag. Die letzen der insgesamt 37 Leopard-Kampfpanzer wurden durch die verbleibenden Panzerbataillone übernommen und gemeinsam mit dem Personal des Panzerbataillons 10 auf die Eisenbahn verladen.
Spalier aus Soldaten
Um 10.15 Uhr gab Ausbildungsleiter Hauptmann Martin Asböck das Zeichen zum Anrollen. Die auf der Lagerstraße bereitgestellte Kolonne setzte sich in Marsch. Alle Soldaten des Bataillons hatten sich beim Kasernentor eingefunden, um ihr bewährtes Arbeitsgerät zu verabschieden. Durch ein Spalier, gebildet aus den Soldaten der Stabskompanie und der Panzerkompanien, rollten die Kampfpanzer schließlich aus der Kaserne.
Das Ende einer Ära
45 Jahre lang beheimatete die Kopal-Kaserne mehrere Generationen von österreichischen Panzersoldaten. Weil das Panzerbataillon 10 im Zuge der Bundesheerreform aufgelöst wird, endet diese Ära nun. Die Kampfpanzer kommen zu den Panzerbataillonen 33 und 14 sowie an die Panzertruppenschule in Zwölfaxing.
Foto Bundesheer Letzter Kampfpanzer verlässt Kopal-Kaserne Ein Bericht der Redaktion Kommando Schnelle Einsätze
GE - Bilder:
1. GE - Bild 2003
2. GE - Bild 2017
3. GE - Bild 2017 - Übersicht St.Pölten Süd