Rittermann hat geschrieben:
Wer sich die Bauten von Spitz ein bisserl ansieht und in Bildnerische Erziehung nicht geschlafen hat, erkennt, dass es sich bei diesem Gemäuer wohl nur um eines aus dem 19. Jhdt. handeln kann. Fensterbögen aus Backstein haben während der Nazis nur mehr wilde Romantiker gebaut. Und nur vollkommen Geistlose wären auf die Idee gekommen, ihre Gebäude an der Basis in Mischmauerwerk errichten zu lassen.
@ Rittermann:
Ganz abzulehnen ist Deine Begründung zwar nicht, aber vielleicht hast Du doch etwas "zu kurz" gedacht.
Sicher wurden zu dieser Zeit und auch schon länger vor dem Krieg Beton-stürze eingebaut, nachdem der französische Gärtner Monier zufällig den Eisenbeton (so hieß es früher, heute Stahlbeton) ge- bzw. erfunden hat. Unbewehrter Beton kann wie alle anderen Gesteine nur Druckspannungen und keine Zugspannungen übernehmen. Wie schon aus dem Wort "Eisenbeton" ersichtlich, mußten Eisen (Betonstahl) eingebaut werden. Diese Bewehrung wird als "Korb" mit teilweisen Schrägeisen (hängt mit dem statischen Moment zusammen), Längseisen und sog. Bügel hergestellt.
Du siehst hieraus, dass neben dem äußerst knappen Rohstoff - Stahl - auch ein momentan höherer Einsatz von Facharbeitern (Eisenflechter) erfoderlich ist, während beim Bau von Korbbögen, scheitrechten Bögen usw. kein Stahl verbraucht wird. Die Mehrarbeit infolge des Baues von Lehrgerüsten kann vernachlässigt werden, da diese einmal von Zimmerleuten vorgerichtet wurden und später von Hilfsarbeitern in den nächsten Fensteröffnungen eingebaut werden konnten.
Zum Zement: Zement wäre auch zum Bau von Betonstürzen erforderlich geworden; man hätte aber auch das Mauerwerk mit hochhydraulischem Kalk (wie bei den alten Burgen und Schlössern) erstellen können. Zum anderen stand Kalkstein (auch ein Hauptbestandteil des Zements) in wirklich ausreichender Menge zur Verfügung - und brennen musste man ebenfalls beides.
Zum Mischmauerwerk:
Sicher, dies ist ein etwas befremdlicher Baustil. Aber wenn ich so zurückdenke, haben wir in den 1950er Jahren bei Streifenfundamenten nicht den gesamten Fundamentgraben mit Beton ausgefüllt, sondern haben auch hier größere Kalksteinbrocken mit eingabaut (als Sparmaßnahme).
Gruß Jürgen