SuR

... wie immer keine Zeit ...
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#42
Also wenn Du mich so fragst... :D :D

Ich hab´ noch nie eine vernünftige Darstellung einer Ofen-Anlage gesehen.

Wie die grundsätzliche Funktionsweise ist, kann man ja an Deiner Darstellung weiter oben schön erkennen.

Aber wenn Ihr mal ganz viel Zeit habt ;), könntet Ihr ja eine prinzipielle Lageskizze basteln. Ich weiß zum Beispiel noch nicht, wo diese halbrunden Betonhalterungen hingehören. Sowas scheint wohl nur noch bei euch zu existieren...
 
#43
SuR hat geschrieben:
Also wenn Du mich so fragst... :D :D
Ich hab's befürchtet ;)
Im Ernst - ich werde etwas Zeit dafür brauchen - das ist Hardcore - Chemieanlagenbau...

SuR hat geschrieben:
Ich weiß zum Beispiel noch nicht, wo diese halbrunden Betonhalterungen hingehören. Sowas scheint wohl nur noch bei euch zu existieren...
Nichts leichter als das! Das sind die Fundamente für die Diesel- und Benzin-Fertigprodukttanks...

Liebe Grüße,
Markus
 

SuR

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#44
:D

Ist denn von der Vorgartenanlage in Türnitz noch mehr erhalten?
Dann könnte die ja prima Modell stehen...
 

SuR

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#46
:)

Warum hat man die Dinger eigentlich mit Vorliebe in Steinbrüche gestellt?
Weil man scharf auf einen Bergschlag war? Oder um die Schornsteine zu tarnen? Wegen der meist vorhandenen Bahnanbindung? Oder wegen etwas ganz anderem?
 

josef

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#47
@SuR + @Otto :danke für die interessanten Links!
Ist denn von der Vorgartenanlage in Türnitz noch mehr erhalten?
Jedenfalls mehr Objekte als bei allen anderen Ofenanlagen in Österreich. 4 Stahlbetontanks, die Fundamente für liegende Tanks im Vorgartl, Mauer- und div. Fundamentreste in den Gärten und 2 Splitterschutzzellen (Einmannbunker). Aber kein Gebäuderest mit Loch ;)
Warum hat man die Dinger eigentlich mit Vorliebe in Steinbrüche gestellt?
Dürfte schon irgendwie mit Deinen angedachten Gründen zusammenhängen! Soweit aus Bautagebüchern ersichtlich, waren die Werkl'n alle mit Tarnnetzen überspannt. Lt. Überlieferung mussten z.B. Frauen aus der Umgebung des Ofens Statzendorf die Blätter, welche die Maiskolben (in Österreich "Kukuruz") umschließen, sammeln, trocknen, der Jahreszeit entsprechend einfärben und in bereitgestellte Tarnnetze einflechten. Die Netze wurden dann über Holzgestelle und mit Seilen verbundenen Holzmasten über die Gebäude und auch die Gleisanlage gespannt. Weiters hatten alle Anlagen Bahnanschluss, für die an der Donau gelegenen Öfen Spitz und Weitenegg waren auch Entlade- u. Füllanlagen für Tankkähne vorgesehen, diese dürften aber nicht mehr in Betrieb gegangen sein.

lg
josef
 

SuR

... wie immer keine Zeit ...
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#48
josef hat geschrieben:
Aber kein Gebäuderest mit Loch ;)
Sorry, ich sehe gerade, dass das betreffende Foto ja aus Hauskirchen stammt.

Die von dir beschriebene Tarnung gab es auch im Jonastal. Auf den im Buchenwald-Archiv liegenden Fotos sind auch einige dieser Tarnungen mit drauf.
 
#49
Hallo,

Diese Kuckuck - Anlage ist übrigens weit umfangreicher als ich bisher angenommen habe...

Dass es sich dabei "nur" um eine DHD - Anlage handelte ist (leicht zu erkennen) völlig falsch. Aber was da alles noch gebaut werden sollte ist für mich sehr erstaunlich. Ist eher eine Großraffinerie als eine reine Benzinveredelung...

LG,
Markus
 

otto

... nicht mehr im Dienst.
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#50
Die ganzen Innereien für Kuckuck-I stellten allerdings keine Neuware dar.
Großgerätschaften, Motore, Pumpen ja selbst die Rohrleitungen wurden im ganzen Reich irgendwo befehlsmäßig abgerödelt und nach NSW umgelagert um anschließend unterhalb der Schnabelsburg in die Höhenzüge östl. des A-Stollens ins Kohnsteinmassiv eingebaut zu werden.
Ähnlich verhält es sich mit der Linde-Anlage (Sauerstoffwerk) nördl. an Ku-I angrenzend. Da sieht es allerdings mit Dokumentationen mau aus.

Gruß
Gerd
 

josef

Administrator
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#52
Steinbruch Spitz

Fand noch ein Foto aus Mitte Februar 2007 vom Südufer (Heuriger bei Oberarnsdorf) mit einem Überblick des Steinbruches Spitz. Die Gebäudereste der Ofen-Anlage befinden sich im stabilen rechten Teil des Bruches.
 

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Rittermann

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#53
Verzeihung: aber bitte alles mit Genauigkeit lesen: selbst bei Geheimprojekte.at steht, dass es sich um eine adaptierte ÄLTERE Anlage handeln muss.

Es ist leider nicht so, dass es sich bei der - aktuell einfachsten - um die tatsächlich historisch richtige Antwort handelt. (Beispiel: eine ägyptische Mumie mit einem kreisrunden Loch im Kopf wurde vermutlich NICHT erschossen.)
Wer sich die Bauten von Spitz ein bisserl ansieht und in Bildnerische Erziehung nicht geschlafen hat, erkennt, dass es sich bei diesem Gemäuer wohl nur um eines aus dem 19. Jhdt. handeln kann. Fensterbögen aus Backstein haben während der Nazis nur mehr wilde Romantiker gebaut. Und nur vollkommen Geistlose wären auf die Idee gekommen, ihre Gebäude an der Basis in Mischmauerwerk errichten zu lassen.

Also bitte: nicht jedes Gebäude, dass in die Nazi-Zeit fällt, wurde von Zwangsarbeitern errichtet. Tatsächlich ist das Gegenteil die Wahrheit - und genau DAS ist das Bedenkliche.

Es ist leider ziemlich traurig, dass wir Tausende dilletierende Historiker haben, die sich in "political correctness" üben wollen, ohne das entsprechende Handwerk - die "historical correctness" - erlernt zu haben. Und wahrscheinlich gäbe es nur wenige Foren, wenn die Schulpflicht die Erlernung der Beantwortung einer einzigen Frage beinhalten würde: Was sind Deine Quellen?
 
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Räppold

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#54
Rittermann hat geschrieben:
Wer sich die Bauten von Spitz ein bisserl ansieht und in Bildnerische Erziehung nicht geschlafen hat, erkennt, dass es sich bei diesem Gemäuer wohl nur um eines aus dem 19. Jhdt. handeln kann. Fensterbögen aus Backstein haben während der Nazis nur mehr wilde Romantiker gebaut. Und nur vollkommen Geistlose wären auf die Idee gekommen, ihre Gebäude an der Basis in Mischmauerwerk errichten zu lassen.
:cool:
@ Rittermann:
Ganz abzulehnen ist Deine Begründung zwar nicht, aber vielleicht hast Du doch etwas "zu kurz" gedacht.
Sicher wurden zu dieser Zeit und auch schon länger vor dem Krieg Beton-stürze eingebaut, nachdem der französische Gärtner Monier zufällig den Eisenbeton (so hieß es früher, heute Stahlbeton) ge- bzw. erfunden hat. Unbewehrter Beton kann wie alle anderen Gesteine nur Druckspannungen und keine Zugspannungen übernehmen. Wie schon aus dem Wort "Eisenbeton" ersichtlich, mußten Eisen (Betonstahl) eingebaut werden. Diese Bewehrung wird als "Korb" mit teilweisen Schrägeisen (hängt mit dem statischen Moment zusammen), Längseisen und sog. Bügel hergestellt.
Du siehst hieraus, dass neben dem äußerst knappen Rohstoff - Stahl - auch ein momentan höherer Einsatz von Facharbeitern (Eisenflechter) erfoderlich ist, während beim Bau von Korbbögen, scheitrechten Bögen usw. kein Stahl verbraucht wird. Die Mehrarbeit infolge des Baues von Lehrgerüsten kann vernachlässigt werden, da diese einmal von Zimmerleuten vorgerichtet wurden und später von Hilfsarbeitern in den nächsten Fensteröffnungen eingebaut werden konnten.
Zum Zement: Zement wäre auch zum Bau von Betonstürzen erforderlich geworden; man hätte aber auch das Mauerwerk mit hochhydraulischem Kalk (wie bei den alten Burgen und Schlössern) erstellen können. Zum anderen stand Kalkstein (auch ein Hauptbestandteil des Zements) in wirklich ausreichender Menge zur Verfügung - und brennen musste man ebenfalls beides.
Zum Mischmauerwerk:
Sicher, dies ist ein etwas befremdlicher Baustil. Aber wenn ich so zurückdenke, haben wir in den 1950er Jahren bei Streifenfundamenten nicht den gesamten Fundamentgraben mit Beton ausgefüllt, sondern haben auch hier größere Kalksteinbrocken mit eingabaut (als Sparmaßnahme).
Gruß Jürgen
 
R

Rittermann

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#55
Vielen Dank für die Reminiszenz hinsichtlich "Baugeschichte" - oder besser Geschichte des Bauens. Leider habe ich die Tätigkeit eines Chefredakteures eines der führenden Baufachzeitschriften schon vor längerer Zeit zurückgelegt, sodass ich diese Hinweise leider nicht publizistisch verwerten kann. Ich könnte sie zwar noch ergänzen, aber...

Leider hilft uns der Ausflug in die Geschichte des Hochbaus nicht - mit der hier aufgeführten Argumentation kann ich vom Stephansdom über das Weinviertler Keltengrab bis zum Klagenfurter Lindwurm alles zum Werk von Zwangsarbeitern erklären.
Die Beweisführungsmethode der Verschwörungstheoretiker hat bislang nur die Geister- nicht jedoch die Geisteswissenschaften erobert. Bislang zählt nur eines - und das sollte eigentlich essentieller Bestandteil des Pflichtschulunterrichtes sein - die Quelle. Und daher eine einzige Frage: Welche Quellen können Sie dafür nennen, dass hier Zwangsarbeiter eingesetzt wurden bzw. dass hier während der Regierung der Nationalsozialisten eine neue Anlage, wie sie sich in ihren Überresten derzeit darstellt, errichtet wurde?
 

josef

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#56
@Rittermann schreibt:
Und daher eine einzige Frage: Welche Quellen können Sie dafür nennen, dass hier Zwangsarbeiter eingesetzt wurden bzw. dass hier während der Regierung der Nationalsozialisten eine neue Anlage, wie sie sich in ihren Überresten derzeit darstellt, errichtet wurde?
Der Einsatz von Zwangsarbeitern bei Ofenprojekten ist in "Baufortschrittsberichten" der örtlichen Bauleitungen an die vorgesetzte Dienststelle (=> in Pöchlarn) belegt. Kann momentan nicht sagen, ob ich auch für die Anlage Spitz Unterlagen darüber habe. Jedenfalls wird in Berichten zur Anlage Statzendorf über den Einsatz von Italienern berichtet. Weiters ist darin angeführt, dass 40 Fremdarbeiter (Nationalität ?) wegen mangelhafter bzw. fehlender Winterkleidung nicht eingesetzt werden können (Jänner od. Februar 1945). ...

lg
josef
 

josef

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#57
Einsatz von Fremd- bzw. Zwangsarbeitern auf Ofen-Baustellen

Zu Ofenanlage Spitz:
Auszug aus Baustellenbericht 15.März 1945 der örtlichen DBHG-Bauleitung (Deutsche Bergwerks- und Hüttenbau Gesellschaft m.b.H.) an die DBHG-Geschäftsstelle in Pöchlarn, Durchschlag an DBHG, Knesebeckstr. 99, Berlin-Charlottenburg:

In der letzten Woche sind die von der O.T. Bauleitung Moosbierbaum zugesagten 50 Italiener eingetroffen. 10 Mann davon werden als Montagehilfsarbeiter abgezweigt. ...

Zu Ofenanlage Statzendorf:

Kopien v.
Auszug aus Bautagesbericht v. 1.2.1945 und Arbeitseinsatzmeldung mit Personalstand vom 30.1.1945 => siehe Spalten "Deutsche" und "Ausländer"!
 

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Rittermann

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#59
@Markus: Nirgends

Sorry, aber aus dem Mauerwerk eines Gebäudes den Schluss zu ziehen, dass dort Zwangsarbeiter eingesetzt wurden, ist leider keine wissenschaftliche Methode. Mit diesem Verfahren hat man sich schon bei den Pyramiden geirrt.

@Josef: Gibt es in Deinen Quellen auch Hinweise darauf, ob und welche Gebäude hier bereits standen? Danke
 
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