Hallo @Ösi43:
Ich lasse mich gerne mit realistischen Fakten (Dokumenten, Plänen, Fotos, glaubwürdigen Zeitzeugen, noch vorhandenen Bauobjekten usw. ) überzeugen! Im Fall „Dioptas“ in der „Viehdorfer Leitn“
(für unsere Freunde im Norden: Leitn => Volksmund für „Leiten“ = österr./süddeutscher Raum für Hang, höhere Böschung…) gibt es für mich bisher folgende Fakten:
- Bau von LS-Stollen in den Hang bei Viehdorf, ca. 1,5 km vom Mittel des Werksgeländes entfernt.
- Diese wurden 1944 zur Aufnahme diverser Teilefertigungen (siehe Beitrag # 49 ) auf eine Produktionsfläche von 2.500 m² ausgebaut.
- Zwischen dem Werksgelände (Bereich Halle V) und der Stollenanlage wurde eine Gleisverbindung hergestellt. Lt. einem Foto, welches einen Stolleneingang mit Gleis zeigt, war es der Spurweite nach nur ein Feldbahnanschluss.
- Erzählt wurde mir von der Räumung/Demontage der U-Anlage durch die Russen, wird auch im Buch von Michael Winninger erwähnt. Ebenso von der anschließenden Sprengung - Versprengen von Eingängen. Anzahl der dadurch verschlossenen Portale nicht genau bekannt, angeblich 3 von ehemals 4 Stollenportalen.
- Sicherung des verbliebenen Einganges, lt. meinem Informanten angeblich durch die damaligen Eigentümer der U-Anlage => Steyr-Daimler-Puch AG. Liegt jedenfalls auf Privatgrund mit ALLEN Konsequenzen!
Im Vorjahr schreibst Du unter:
http://www.unterirdisch-forum.de/forum/showthread.php?p=45080#post45080
Es soll eine,fast fertige, unterirdische Fertigungsstraße vom Werk nach Viehdorf gegeben haben.Kann mich noch an die Sprengungen der Russen auf der Viehdorfer Leite erinnern.
Im obigen Bericht dann:
Mein Vater erzählte mir von unterirdischen Produktionsanlagen.
Zitat, soweit ich mich erinnere : im Ni-Werk hätten sie mit der Produktion angfangt (begonnen für deutsche Leser) und auf der Viehdorfer Leitn wären sie rausgefahren.
Zitat eines Schulfreundes, der jahrelang im Werk war: das ist alles noch da unten, steht aber unter Wasser.
Wenn ich Deine „Erinnerung“ richtig verstehe, soll das bedeuten:
- Die Produktion der Panzerkomponenten begann am Werksgelände des Ni-Werkes
- auf einer unterirdischen Montagestraße zwischen Werksgelände und den Stollen im Hang der Viehdorfer Leitn wurde mit dem Zusammenbau der zugelieferten Teile (Wannen, Kanonen, Motore usw.) und den vom Ni-Werk selbst erzeugten Teilen begonnen…
- in der Stollenanlage dann die Finalisierung vorgenommen und bei einem Stollenportal kamen die fertigen Panzer raus…
Kann sein, dass so etwas angedacht wurde, für eine tatsächliche Ausführung sprechen für mich einige Dinge dagegen:
1. So ein Großbauvorhaben müsste fast zeitgleich mit der Errichtung des Werkes .begonnen worden sein, um, sagen wir ab 1944 zu funktionieren. Ein Baustart nach Beginn der ersten Bombardierung am 20.08.1944 wäre alleine wegen der Vorlaufzeiten der Planung nicht mehr zielführend gewesen…
2. Die geologischen Verhältnisse zwischen Werk und Hang wären sicher nicht besonders für eine derartige unterirdische Fertigungshalle mit einer Länge von über 1 km ideal gewesen. Soweit ich die Bodenbeschaffenheit dort kenne, befindet sich unter der nicht tragfähigen dünnen Humusdecke eine Schotterschicht. Durch dieses nicht verfestigtes Material wäre ein bergmännischer Vortrieb sicher sehr schwer gewesen. Man hätte, wie bei den Infrastrukturkanälen (-Ringkanälen) im Werksgelände, das Vorhaben in offener Bauweise (ausheben der Baugruben, Schalung, Betonierung und Wiederverfüllung) bis zum Übergang in den durch die Überlagerung tragfähigeren Hangbereich durchführen müssen.
3. Eine solche Riesenbaustelle müsste auf Aufklärungsfotos in irgend einer Form erkennbar gewesen sein.
4. Der Arbeitskräftebedarf wäre mit Sicherheit weit höher gewesen.
5. Vom Stollenportal – „Ausfahrt aus dem Berg“ – zum Einfahrgelände im Nordwesten des Werksgelände müsste eine „Panzerstraße“ existiert haben.
6. Fotos aus den Hallen v. Jänner und Februar 1945 zeigen noch intakte Montagestraßen! Der für das Ende der Serienproduktion des Werkes entscheidende Luftangriff erfolgte erst am 23.03.1945. Anzumerken ist, dass es noch bis in die letzten Kriegstage zu einzelnen Fertigstellungen und Lieferungen von Kampffahrzeugen an die bereits nahe herangerückte Front kam.
Die Liste könnte man sicher noch weiter fortsetzen…
Lg
josef