Südostwall-Verlauf
Hallo Freunde,
wie angekündigt, nun der 1. Teil eines Berichtes über den Südostwall (SOW). Versuche hier einen groben Überblick über den Verlauf der Verteidigungsstellung zu bringen. Fakten sind aus diversen Publikationen zusammengestellt und ich ersuche um Nachsicht, wenn irgendwelche Ortsbezeichnungen falsch geschrieben oder Angaben zu unpräzise sind...
Hoffe auf die nötige Freizeit für die Fortsetzung mit Angaben zum Bau bzw. Ausstattung der Stellungen, Einsatz und Leid der eingesetzten Arbeitskräfte (=> OT, HJ, Volkssturm, Zwangsarbeiter, ungarische Juden usw.) und weitere Planungen berichten zu können.
Eines vorweg, der SOW war bei Annäherung der Sowjettruppen fast gar nicht besetzt und spielte dadurch militärisch gesehen fast keine Rolle! Der Stellungsbau selbst und die darauffolgenden Evakuierungsmärsche der Zwangsarbeiter und ungarischen Juden forderte tausende Opfer...
Nun zum Bericht über den Stellungsverlauf:
Angesichts der prekären Lage an der Ostfront intensivierte man ab März 1944 Planungen für ein Verteidigungssystem, welches an den von der Kurischen Nehrung bis in den schlesischen Raum führenden Ostwall anschließen sollte. Unter der Bezeichnung „Südostwall“, manchmal auch als „Reichsschutzstellung“ tituliert, plante man eine Verteidigungslinie entlang der slowakischen Kleinen Karpaten über Pressburg (Bratislava), weiter entlang der burgenländischen und steirischen Grenze (Reichsgrenze Deutsches Reich-Ungarn) dann über die damalige Untersteiermark und Oberkrain (heute Slowenien bzw. Grenze Slowenien Kroatien) zur Adria.
Einige Entwürfe wurden wieder verworfen, so auch eine Variante der Linie von Trencin – Holic - entlang der March bis Wien – Baden – Gutenstein – Schneeberg - Semmering-Wechselgebiet - burgenländische Grenze... Diese Linienführung hätte zwar die Geländegegebenheiten des Wienerwaldes und der Voralpen optimal genutzt, aber wesentliche Teile von Niederösterreich, Burgenland und der Steiermark wären ungeschützt geblieben. Ebenso wäre Wien als damals zweitgrößte Stadt des Reiches ohne ausreichendes Vorfeld direkt an der Verteidigungsstellung gelegen. Eine weitere Idee war, die Donau bei Hainburg aufzustauen um im Ernstfall durch Ablassen der Wassermassen die oberungarische Tiefebene durch Überschwemmung weitgehend unpassierbar zu machen.
Ab Mitte September 1944 begannen die Bauarbeiten am SOW (Reichsschutzstellung) nach dem man sich auf folgenden Verlauf von Norden nach Süden einigte:
In der Slowakei nördlich Trencin beginnend führte die Linie des SOW über Nove Mesto (Neustadt a.d. Waag) – Dolne Oresany – Modra – Svaty Jur - als Vorderhangstellung entlang der Osthänge der Kleinen Karpaten bis zur Donau bei Preßburg (Bratislava). Preßburg war mit der südlich, am rechten Donauufer gelegenen Vorstadt Engerau (Petrzalka) als Festung mit massiven Artilleriestützpunkten vorgesehen.
Vorgelagert und nicht so ausgebaut war die „Susanne-Stellung“, die in der Slowakei bei Banovce beginnend, über östlich Piestany nach Neutra (Nitra) – Neuhäusel zur slowakisch-ungarischen Grenze und in Ungarn weiter über Györ bis Sarvar verlief. Sie war als erste Auffangstellung gedacht.
Westlich davon begann man mit dem Ausbau von Stellungen zur Schaffung von Festungsgürtel um die Städte Olmütz und Brünn. Auch am Unterlauf der Thaya, im Raum Lundenburg (Breclav) bis zur Mündung in die March in der nähe von Hohenau, wurden Stellungen gebaut => “Thayalinie“. Die anschließende Reichsgrenze entlang der March bis zu deren Mündung in die Donau sollte auch befestigt werden, aber außer einigen Stellungen bei Grub-Stillfried und Angern konnte bis Kriegsende nichts mehr verwirklicht werden.
Südlich der Donau begannen dann die Stellungen entlang des Grenzraumes Deutsches Reich (heute Österreich mit den betroffenen Bundesländern Niederösterreich, Burgenland und Steiermark) und Ungarn (=> daher auch die Bezeichnung „Reichsschutzstellung“). Das Burgenland wurde während der deutschen Besetzung Österreichs auf die Länder Niederdonau (Niederösterreich) und die Steiermark aufgeteilt.
Vom Brückenkopf Engerau/Petrzalka aus, wo auch aus der Vorkriegszeit stammende tschechische Bunkeranlagen in den SOW integriert wurden, verliefen abschnittsweise 2 Verteidigungslinien => A- und B-Linie Richtung Süden.
Die A - Linie führte an den Osthängen der Hundsheimer Berge über Berg – Edelstal - Prellenkirchen – Potzneusiedl – Neudorf - Parndorf – östlich Neusiedl vorbei - zum nördlichen Ende des Neusiedlersees bei Weiden. Obwohl der Neusiedlersee in der Sperr-Richtung N – S verläuft, wurde im wegen der geringen Wassertiefe von 1 bis max. 2 m kein wesentlicher Sperrcharakter beigemessen. Daher wurde entlang des Westufers ein lockeres, weitmaschiges Stellungssystem über Winden – Donnerskirchen – Schützen – Oggau – Rust -bis Mörbisch am Osthang des Ruster Hügellandes angelegt.
Nach Mörbisch wechselte die A-Linie bei Kroisbach (Fertörakos) auf ungarisches Gebiet und ging weiter östlich Ödenburg (Sopron) – Balf – Groß Zinkendorf (Nagycenk) – Klein Andrä (Hidegseg) – Kohlnhof (Kophaza) um von hier wieder bei Deutschkreutz auf österreichisches Gebiet zu gelangen. Von Deutschkreutz ging es über Nikitsch – Kroatisch Geresdorf etwa entlang der Reichsgrenze bis Lutzmannsburg um dann wieder nach Ungarn zu wechseln.
Am Ostabfall des Günser-Gebirges (Geschriebenstein 823 m) ging es über Repcevis – Bleigraben (Olmod) – östlich Güns (Köszeg) – Czak – Köszegszerdahely – Poschendorf (Bozsok) und bei Schachendorf wieder nach Österreich. Weiter ging es über Burg – Eisenberg – Höll – Edlitz – Winten – Eberau – Gaas – Heiligenbrunn –Groß Mürbisch – über das Hochegg nach Heiligenkreuz – Neumarkt a.d. Raab – St. Martin –Windisch Minihof –Minihof Liebau zum Rotterberg bei Kalch, am Südende des heutigen Burgenlandes. Dieser Abschnitt ab Geschriebenstein war nicht mehr so intensiv ausgebaut wie die nördlichen Abschnitte.
Weiter nach Süden führte der SOW ein kurzes Stück durch die Steiermark, entlang der heutigen Grenze zu Slowenien über St. Anna – Klöch – in den Raum Bad Radkersburg zur Mur. Auf heute slowenischen Staatsgebiet (damals Untersteiermark) verlief die Linie weiter über Luttenberg (Ljutomer) – östlich Pettau (Ptuj) zur Drau – dann in Richtung SW entlang der heutigen slowenisch- kroatischen Grenze bis zur Sava und dann nach einem Rechtsknick entlang des linken Sava-Ufers nach Westen bis in den Raum Steinbrück. Die geplante Fortsetzung weiter zur Adria in den Großraum Triest/Koper wurde nicht mehr verwirklicht. Der letztbeschriebene Abschnitt durch Slowenien bis zur Sava lag im Operationsgebiet der Partisanen und wurde nur stützpunktartig ausgebaut.
Hinter dem vorhin beschriebenen Verlauf der A – Linie lag im Abstand von einigen hundert Metern bis zu mehreren Kilometern entfernt, die jeweiligen Geländegegebenheiten ausnutzend, die B – Linie. Diese Linie wurde in manchen Abschnitten in einer Tiefenstaffelung bis zu 10 Km ausgebaut.
Diese B – Linie verlief, wieder im Nord – Süd Verlauf beginnend an der Brucker-Pforte bei Bruck a.d. Leitha – westlich Neusiedl nach Jois, eine Sehnenstellung von Bruck – Sommerein – in den Raum Mannersdorf.
Eine weitere Linie führte von Schützen – Oslip – St. Margarethen – Siegendorf – Schattendorf (Sperrung der Ödenburger-Pforte).
Weiter südlich ging die B-Linie vom Galgenberg bei Neckenmarkt nach Kroatisch Geresdorf – Großmutschen – Unterpullendorf – Oberloisdorf – Mannersdorf a.d. Rabnitz – Klostermarienberg – Rattersdorf-Liebing. Dann ging es in aufgelockerter Form über das Günser Gebirge nach Rechnitz, um bei Schachendorf wieder auf die von ungarischem Gebiet kommende A-Linie zu treffen.
Fortsetzung folgt...
lg
josef
Hallo Freunde,
wie angekündigt, nun der 1. Teil eines Berichtes über den Südostwall (SOW). Versuche hier einen groben Überblick über den Verlauf der Verteidigungsstellung zu bringen. Fakten sind aus diversen Publikationen zusammengestellt und ich ersuche um Nachsicht, wenn irgendwelche Ortsbezeichnungen falsch geschrieben oder Angaben zu unpräzise sind...
Hoffe auf die nötige Freizeit für die Fortsetzung mit Angaben zum Bau bzw. Ausstattung der Stellungen, Einsatz und Leid der eingesetzten Arbeitskräfte (=> OT, HJ, Volkssturm, Zwangsarbeiter, ungarische Juden usw.) und weitere Planungen berichten zu können.
Eines vorweg, der SOW war bei Annäherung der Sowjettruppen fast gar nicht besetzt und spielte dadurch militärisch gesehen fast keine Rolle! Der Stellungsbau selbst und die darauffolgenden Evakuierungsmärsche der Zwangsarbeiter und ungarischen Juden forderte tausende Opfer...
Nun zum Bericht über den Stellungsverlauf:
Angesichts der prekären Lage an der Ostfront intensivierte man ab März 1944 Planungen für ein Verteidigungssystem, welches an den von der Kurischen Nehrung bis in den schlesischen Raum führenden Ostwall anschließen sollte. Unter der Bezeichnung „Südostwall“, manchmal auch als „Reichsschutzstellung“ tituliert, plante man eine Verteidigungslinie entlang der slowakischen Kleinen Karpaten über Pressburg (Bratislava), weiter entlang der burgenländischen und steirischen Grenze (Reichsgrenze Deutsches Reich-Ungarn) dann über die damalige Untersteiermark und Oberkrain (heute Slowenien bzw. Grenze Slowenien Kroatien) zur Adria.
Einige Entwürfe wurden wieder verworfen, so auch eine Variante der Linie von Trencin – Holic - entlang der March bis Wien – Baden – Gutenstein – Schneeberg - Semmering-Wechselgebiet - burgenländische Grenze... Diese Linienführung hätte zwar die Geländegegebenheiten des Wienerwaldes und der Voralpen optimal genutzt, aber wesentliche Teile von Niederösterreich, Burgenland und der Steiermark wären ungeschützt geblieben. Ebenso wäre Wien als damals zweitgrößte Stadt des Reiches ohne ausreichendes Vorfeld direkt an der Verteidigungsstellung gelegen. Eine weitere Idee war, die Donau bei Hainburg aufzustauen um im Ernstfall durch Ablassen der Wassermassen die oberungarische Tiefebene durch Überschwemmung weitgehend unpassierbar zu machen.
Ab Mitte September 1944 begannen die Bauarbeiten am SOW (Reichsschutzstellung) nach dem man sich auf folgenden Verlauf von Norden nach Süden einigte:
In der Slowakei nördlich Trencin beginnend führte die Linie des SOW über Nove Mesto (Neustadt a.d. Waag) – Dolne Oresany – Modra – Svaty Jur - als Vorderhangstellung entlang der Osthänge der Kleinen Karpaten bis zur Donau bei Preßburg (Bratislava). Preßburg war mit der südlich, am rechten Donauufer gelegenen Vorstadt Engerau (Petrzalka) als Festung mit massiven Artilleriestützpunkten vorgesehen.
Vorgelagert und nicht so ausgebaut war die „Susanne-Stellung“, die in der Slowakei bei Banovce beginnend, über östlich Piestany nach Neutra (Nitra) – Neuhäusel zur slowakisch-ungarischen Grenze und in Ungarn weiter über Györ bis Sarvar verlief. Sie war als erste Auffangstellung gedacht.
Westlich davon begann man mit dem Ausbau von Stellungen zur Schaffung von Festungsgürtel um die Städte Olmütz und Brünn. Auch am Unterlauf der Thaya, im Raum Lundenburg (Breclav) bis zur Mündung in die March in der nähe von Hohenau, wurden Stellungen gebaut => “Thayalinie“. Die anschließende Reichsgrenze entlang der March bis zu deren Mündung in die Donau sollte auch befestigt werden, aber außer einigen Stellungen bei Grub-Stillfried und Angern konnte bis Kriegsende nichts mehr verwirklicht werden.
Südlich der Donau begannen dann die Stellungen entlang des Grenzraumes Deutsches Reich (heute Österreich mit den betroffenen Bundesländern Niederösterreich, Burgenland und Steiermark) und Ungarn (=> daher auch die Bezeichnung „Reichsschutzstellung“). Das Burgenland wurde während der deutschen Besetzung Österreichs auf die Länder Niederdonau (Niederösterreich) und die Steiermark aufgeteilt.
Vom Brückenkopf Engerau/Petrzalka aus, wo auch aus der Vorkriegszeit stammende tschechische Bunkeranlagen in den SOW integriert wurden, verliefen abschnittsweise 2 Verteidigungslinien => A- und B-Linie Richtung Süden.
Die A - Linie führte an den Osthängen der Hundsheimer Berge über Berg – Edelstal - Prellenkirchen – Potzneusiedl – Neudorf - Parndorf – östlich Neusiedl vorbei - zum nördlichen Ende des Neusiedlersees bei Weiden. Obwohl der Neusiedlersee in der Sperr-Richtung N – S verläuft, wurde im wegen der geringen Wassertiefe von 1 bis max. 2 m kein wesentlicher Sperrcharakter beigemessen. Daher wurde entlang des Westufers ein lockeres, weitmaschiges Stellungssystem über Winden – Donnerskirchen – Schützen – Oggau – Rust -bis Mörbisch am Osthang des Ruster Hügellandes angelegt.
Nach Mörbisch wechselte die A-Linie bei Kroisbach (Fertörakos) auf ungarisches Gebiet und ging weiter östlich Ödenburg (Sopron) – Balf – Groß Zinkendorf (Nagycenk) – Klein Andrä (Hidegseg) – Kohlnhof (Kophaza) um von hier wieder bei Deutschkreutz auf österreichisches Gebiet zu gelangen. Von Deutschkreutz ging es über Nikitsch – Kroatisch Geresdorf etwa entlang der Reichsgrenze bis Lutzmannsburg um dann wieder nach Ungarn zu wechseln.
Am Ostabfall des Günser-Gebirges (Geschriebenstein 823 m) ging es über Repcevis – Bleigraben (Olmod) – östlich Güns (Köszeg) – Czak – Köszegszerdahely – Poschendorf (Bozsok) und bei Schachendorf wieder nach Österreich. Weiter ging es über Burg – Eisenberg – Höll – Edlitz – Winten – Eberau – Gaas – Heiligenbrunn –Groß Mürbisch – über das Hochegg nach Heiligenkreuz – Neumarkt a.d. Raab – St. Martin –Windisch Minihof –Minihof Liebau zum Rotterberg bei Kalch, am Südende des heutigen Burgenlandes. Dieser Abschnitt ab Geschriebenstein war nicht mehr so intensiv ausgebaut wie die nördlichen Abschnitte.
Weiter nach Süden führte der SOW ein kurzes Stück durch die Steiermark, entlang der heutigen Grenze zu Slowenien über St. Anna – Klöch – in den Raum Bad Radkersburg zur Mur. Auf heute slowenischen Staatsgebiet (damals Untersteiermark) verlief die Linie weiter über Luttenberg (Ljutomer) – östlich Pettau (Ptuj) zur Drau – dann in Richtung SW entlang der heutigen slowenisch- kroatischen Grenze bis zur Sava und dann nach einem Rechtsknick entlang des linken Sava-Ufers nach Westen bis in den Raum Steinbrück. Die geplante Fortsetzung weiter zur Adria in den Großraum Triest/Koper wurde nicht mehr verwirklicht. Der letztbeschriebene Abschnitt durch Slowenien bis zur Sava lag im Operationsgebiet der Partisanen und wurde nur stützpunktartig ausgebaut.
Hinter dem vorhin beschriebenen Verlauf der A – Linie lag im Abstand von einigen hundert Metern bis zu mehreren Kilometern entfernt, die jeweiligen Geländegegebenheiten ausnutzend, die B – Linie. Diese Linie wurde in manchen Abschnitten in einer Tiefenstaffelung bis zu 10 Km ausgebaut.
Diese B – Linie verlief, wieder im Nord – Süd Verlauf beginnend an der Brucker-Pforte bei Bruck a.d. Leitha – westlich Neusiedl nach Jois, eine Sehnenstellung von Bruck – Sommerein – in den Raum Mannersdorf.
Eine weitere Linie führte von Schützen – Oslip – St. Margarethen – Siegendorf – Schattendorf (Sperrung der Ödenburger-Pforte).
Weiter südlich ging die B-Linie vom Galgenberg bei Neckenmarkt nach Kroatisch Geresdorf – Großmutschen – Unterpullendorf – Oberloisdorf – Mannersdorf a.d. Rabnitz – Klostermarienberg – Rattersdorf-Liebing. Dann ging es in aufgelockerter Form über das Günser Gebirge nach Rechnitz, um bei Schachendorf wieder auf die von ungarischem Gebiet kommende A-Linie zu treffen.
Fortsetzung folgt...
lg
josef