Lokalaugenschein in Trasdorf-Dürnrohr
Besuchte am 10.02.2010 den Bereich der ehemaligen Munitionssichtungsstelle, Mun-Lager und V2/A4 Heimatlager „Isabella“ in Trasdorf im Tullnerfeld. Unter Zuhilfenahme diverser Luftbilder und der Lageskizze des A.D.I.(K) Reports No. 221/1945 aus NARA-Beständen, versuchte ich das riesige Gelände zu erkunden. Zur Beschreibung verwende ich die Nummern von der Lageskizze.
Ich betrat das Gelände im Bereich der ehemaligien Trasse der Normalspurbahn. Diese führte ab den Bahnhof Sitzenberg-Reidling mehrere Kilometer parallel zur Strecke Tulln-Herzogenburg und schwenkte vor Trasdorf dann nach NO Richtung Lagergelände. Hier sind in einem einige hundert Meter langen, mit Gebüsch überwucherten Geländestreifen, die Reste der ehemals entlang der Gleistrasse situierten Lagergebäude der Munitionssichtungsstelle (=> Gruppe 34. und 35.) von den geräumten Feldern zusammengeschoben. Im teilweise dicht verwachsenen Streifen kann man einige Reste von Streifenfundamenten, Ziegelschutt und Betonabbruch erkennen. Lt. Auskunft von Einheimischen waren noch Jahre nach Kriegsende Schienen- und Schwellenreste erkennbar und es gab mindestens 2 normalspurige Nebengleise. Hier war auch eine Umladeanlage von Normal- auf schmalspurige Feldbahn. Alle Lagergebäude waren ans Feldbahnnetz angeschlossen. Die Haupttrassen führten vom Umlade- und Werkstättenbereich zuerst nach N und schwenkten dann in Bögen nach Westen (=> Lagerbereiche 8. und 9.) zu den in „Fischgrätenmuster“ angeordneten 42 Lagerschuppen für V2/A4.
Der zentrale Bereich mit der Bahnumladeanlage, Werkstätten und Lager der Mun-Sichtungsstelle (=> Bereich 36 .– 44.), westlich der schräg zur rechten unteren Ecke des Geländes führenden Straße, ist bis auf Betonreste ( => Gebäude 36. und 41. ?) durch Schotterabbau (Baggersee) verschwunden… heute eingezäunter Badesee der Gemeinde. Die östlich der Lagerstraße in Richtung der von S nach N führenden Landesstraße Trasdorf – Dürnrohr gelegenen ehemaligen Offiziers- und Mannschaftsunterkünfte ( => Objekte 45. – 47.) sind geräumt und heute Ackerfläche. Die an der vorgenannten Landesstraße liegenden ehemaligen Fundamentreste des Kriegsgefangenenlagers ( => Objekte 48. und 49.), die @Markus 2005 noch fotografieren konnte, sind mittlerweile auch geräumt und am Gelände befinden sich jetzt einige Betriebe.
Im Bereich der Gebäudegruppen für Nitroglyzerin, Dynamit und Graphit-Ruder sowie dem ehem. Lokschuppen ( => Objektgruppen 30. – 33.) war nach dem Krieg ebenfalls eine Schottergrube, heute befindet sich dort ein Altstoffsammelzentrum und eine Bauschuttdeponie. Am Deponiegleände konnte ich einige Gespräche mit Einheimischen führen. Dann ging es weiter nach Norden:
Dort befindet sich nun das Umspannwerk Dürnrohr. Der Gesamtbereich des ehemaligen V2/A4 – Lagerkomplexes (Fischgrätenmuster…) sowie das Gelände mit den Dynamitlagerhäusern inner- und außerhalb des Werkszaunes ist geräumt ( => Bereich Objekte und Gruppen von 1. - 29.). Nur in der NO-Ecke des Areals sind einige Meter Betonfelder der Lagerstraße in der Kurve ( => bei den ehem. Objekten 15. und 17.) noch vorhanden. Weiters ist dort ein im Bogen verlaufender Feldweg, der wahrscheinlich auf der äußersten Trasse der ehemaligen Feldbahn angelegt ist. Im äußeren Bogenbereich befindet sich noch ein verwachsener Schutthügel ( => könnte sich um die zusammengeschobenen Reste der Dynamitlager 13. Und 14. Handeln ?). Im inneren Bogen, in einer Gebüschgruppe knapp außerhalb des Werkszaunes , sind noch Reste eines Fundamentes ( => könnte Objekt 16. sein ?). Die ehemalige „Lagerhauptstraße“, grob von S nach N verlaufend ( => ab oberhalb ehem. Objekt 38. bis zur im Norden verlaufenden Querstraße ( => Kreuzung/Einmündung zwischen Objekten 1. und 13.) ist auch noch zur Gänze vorhanden. Die Straße trennt den Umspannwerksbereich in einen West- und Ostteil. Teilweise sind noch die alten Betonfelder vorhanden.
Ich fragte die Leute bei der Müllsammelstelle auch über die Lage ehemaliger LS-Einrichtungen, da ja der deutsche Kriegsgefangene bei der Vernehmung angab, dass „die Bedienung der handgezogenen Feuerwehrwagen einschließlich Luftschutzpersonal bei Ertönen des Alarms in tiefen Unterständen Schutz suchte“ …Ein Mann sagte, dass es im von mir als „zentraler Bereich“ bezeichneten Areal ( => Gebäude 36. und 41.) der Mun-Sichtungsstelle, einen Bunker gegeben hätte (verschwunden – Schotterabbau/Badesee). Ihm wurde dies von älteren Personen einmal erzählt…dies konnte aber von den anderen anwesenden Personen (teilweise bis zu 6 Einheimische) nicht bestätigt werden. Mehrheitlich kam aber die Aussage, dass die Bevölkerung von Trasdorf bei den oftmaligen Luftangriffen => Primärziel Raffinerie Moosbierbaum ca. 3 km Luftlinie entfernt – in den Weinkellern in den Hängen südwärts des Ortes Schutz suchte.
Die ca. 300 – 400 russischen Kriegsgefangenen des Lagers (=> Objektgruppe 48.), die in der Mun-Sichtungsstelle arbeiten mussten, wurden bei Luftalarm von den Wachmannschaften „durch den Ort (Trasdorf) getrieben“ (Originalwortlaut der Erzählungen - Überlieferung älterer Personen an meine Informanten…), um zu 30 LS-Höhlen beim „Scheuerweg“ zu gelangen. Der „Scheuerweg“ ist ein von der Landesstraße nach Hütteldorf, südlich von Trasdorf, abzweigender Hohlweg. In die Lösswände beiderseits des Weges wurden je 15 kurze Höhlen zum Schutz der Gefangenen während der Luftangriffe gegraben. Eine Abstützung/Auszimmerung der Höhlen erübrigte sich durch die hohe Standfestigkeit des Lösses. Heute kann man noch die Reste von 4 dieser kurzen Höhlen erkennen. Durch die geringe Überdeckung und das ungeschützte, voll offene Mundloch, war der Schutzfaktor natürlich sehr gering!
Meinen Dank möchte ich noch Herrn Hermann Harrauer aus Trasdorf aussprechen, den ich auch bei der Müllsammelstelle traf und der sich spontan bereit erklärte , mir einige Reste des Lagers zu zeigen und mich dann noch zum „Scheuerweg“ begleitete.
Lageplanskizze mit Objektnummern:
Basis A.D.I.(K) Report No. 221/1945 aus Beständen der NARA
Besuchte am 10.02.2010 den Bereich der ehemaligen Munitionssichtungsstelle, Mun-Lager und V2/A4 Heimatlager „Isabella“ in Trasdorf im Tullnerfeld. Unter Zuhilfenahme diverser Luftbilder und der Lageskizze des A.D.I.(K) Reports No. 221/1945 aus NARA-Beständen, versuchte ich das riesige Gelände zu erkunden. Zur Beschreibung verwende ich die Nummern von der Lageskizze.
Ich betrat das Gelände im Bereich der ehemaligien Trasse der Normalspurbahn. Diese führte ab den Bahnhof Sitzenberg-Reidling mehrere Kilometer parallel zur Strecke Tulln-Herzogenburg und schwenkte vor Trasdorf dann nach NO Richtung Lagergelände. Hier sind in einem einige hundert Meter langen, mit Gebüsch überwucherten Geländestreifen, die Reste der ehemals entlang der Gleistrasse situierten Lagergebäude der Munitionssichtungsstelle (=> Gruppe 34. und 35.) von den geräumten Feldern zusammengeschoben. Im teilweise dicht verwachsenen Streifen kann man einige Reste von Streifenfundamenten, Ziegelschutt und Betonabbruch erkennen. Lt. Auskunft von Einheimischen waren noch Jahre nach Kriegsende Schienen- und Schwellenreste erkennbar und es gab mindestens 2 normalspurige Nebengleise. Hier war auch eine Umladeanlage von Normal- auf schmalspurige Feldbahn. Alle Lagergebäude waren ans Feldbahnnetz angeschlossen. Die Haupttrassen führten vom Umlade- und Werkstättenbereich zuerst nach N und schwenkten dann in Bögen nach Westen (=> Lagerbereiche 8. und 9.) zu den in „Fischgrätenmuster“ angeordneten 42 Lagerschuppen für V2/A4.
Der zentrale Bereich mit der Bahnumladeanlage, Werkstätten und Lager der Mun-Sichtungsstelle (=> Bereich 36 .– 44.), westlich der schräg zur rechten unteren Ecke des Geländes führenden Straße, ist bis auf Betonreste ( => Gebäude 36. und 41. ?) durch Schotterabbau (Baggersee) verschwunden… heute eingezäunter Badesee der Gemeinde. Die östlich der Lagerstraße in Richtung der von S nach N führenden Landesstraße Trasdorf – Dürnrohr gelegenen ehemaligen Offiziers- und Mannschaftsunterkünfte ( => Objekte 45. – 47.) sind geräumt und heute Ackerfläche. Die an der vorgenannten Landesstraße liegenden ehemaligen Fundamentreste des Kriegsgefangenenlagers ( => Objekte 48. und 49.), die @Markus 2005 noch fotografieren konnte, sind mittlerweile auch geräumt und am Gelände befinden sich jetzt einige Betriebe.
Im Bereich der Gebäudegruppen für Nitroglyzerin, Dynamit und Graphit-Ruder sowie dem ehem. Lokschuppen ( => Objektgruppen 30. – 33.) war nach dem Krieg ebenfalls eine Schottergrube, heute befindet sich dort ein Altstoffsammelzentrum und eine Bauschuttdeponie. Am Deponiegleände konnte ich einige Gespräche mit Einheimischen führen. Dann ging es weiter nach Norden:
Dort befindet sich nun das Umspannwerk Dürnrohr. Der Gesamtbereich des ehemaligen V2/A4 – Lagerkomplexes (Fischgrätenmuster…) sowie das Gelände mit den Dynamitlagerhäusern inner- und außerhalb des Werkszaunes ist geräumt ( => Bereich Objekte und Gruppen von 1. - 29.). Nur in der NO-Ecke des Areals sind einige Meter Betonfelder der Lagerstraße in der Kurve ( => bei den ehem. Objekten 15. und 17.) noch vorhanden. Weiters ist dort ein im Bogen verlaufender Feldweg, der wahrscheinlich auf der äußersten Trasse der ehemaligen Feldbahn angelegt ist. Im äußeren Bogenbereich befindet sich noch ein verwachsener Schutthügel ( => könnte sich um die zusammengeschobenen Reste der Dynamitlager 13. Und 14. Handeln ?). Im inneren Bogen, in einer Gebüschgruppe knapp außerhalb des Werkszaunes , sind noch Reste eines Fundamentes ( => könnte Objekt 16. sein ?). Die ehemalige „Lagerhauptstraße“, grob von S nach N verlaufend ( => ab oberhalb ehem. Objekt 38. bis zur im Norden verlaufenden Querstraße ( => Kreuzung/Einmündung zwischen Objekten 1. und 13.) ist auch noch zur Gänze vorhanden. Die Straße trennt den Umspannwerksbereich in einen West- und Ostteil. Teilweise sind noch die alten Betonfelder vorhanden.
Ich fragte die Leute bei der Müllsammelstelle auch über die Lage ehemaliger LS-Einrichtungen, da ja der deutsche Kriegsgefangene bei der Vernehmung angab, dass „die Bedienung der handgezogenen Feuerwehrwagen einschließlich Luftschutzpersonal bei Ertönen des Alarms in tiefen Unterständen Schutz suchte“ …Ein Mann sagte, dass es im von mir als „zentraler Bereich“ bezeichneten Areal ( => Gebäude 36. und 41.) der Mun-Sichtungsstelle, einen Bunker gegeben hätte (verschwunden – Schotterabbau/Badesee). Ihm wurde dies von älteren Personen einmal erzählt…dies konnte aber von den anderen anwesenden Personen (teilweise bis zu 6 Einheimische) nicht bestätigt werden. Mehrheitlich kam aber die Aussage, dass die Bevölkerung von Trasdorf bei den oftmaligen Luftangriffen => Primärziel Raffinerie Moosbierbaum ca. 3 km Luftlinie entfernt – in den Weinkellern in den Hängen südwärts des Ortes Schutz suchte.
Die ca. 300 – 400 russischen Kriegsgefangenen des Lagers (=> Objektgruppe 48.), die in der Mun-Sichtungsstelle arbeiten mussten, wurden bei Luftalarm von den Wachmannschaften „durch den Ort (Trasdorf) getrieben“ (Originalwortlaut der Erzählungen - Überlieferung älterer Personen an meine Informanten…), um zu 30 LS-Höhlen beim „Scheuerweg“ zu gelangen. Der „Scheuerweg“ ist ein von der Landesstraße nach Hütteldorf, südlich von Trasdorf, abzweigender Hohlweg. In die Lösswände beiderseits des Weges wurden je 15 kurze Höhlen zum Schutz der Gefangenen während der Luftangriffe gegraben. Eine Abstützung/Auszimmerung der Höhlen erübrigte sich durch die hohe Standfestigkeit des Lösses. Heute kann man noch die Reste von 4 dieser kurzen Höhlen erkennen. Durch die geringe Überdeckung und das ungeschützte, voll offene Mundloch, war der Schutzfaktor natürlich sehr gering!
Meinen Dank möchte ich noch Herrn Hermann Harrauer aus Trasdorf aussprechen, den ich auch bei der Müllsammelstelle traf und der sich spontan bereit erklärte , mir einige Reste des Lagers zu zeigen und mich dann noch zum „Scheuerweg“ begleitete.
Lageplanskizze mit Objektnummern:
Basis A.D.I.(K) Report No. 221/1945 aus Beständen der NARA
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